Die Orgelmusik von Johann Gottfried Walther (1684 bis 1748) präsentiert Simone Stella. Der italienische Orga- nist und Cembalist hat bei Brilliant Classics bereits Werke von Johann Jakob Froberger, Dieterich Buxte- hude, Georg Böhm und Johann Adam Reincken veröffentlicht. Nun legt er auf zwölf CD in Weltersteinspielung das Gesamtwerk Walthers vor.
Den größten Anteil daran haben die – mitunter ausgesprochen umfang- reichen – Choralvorspiele. Dazu kommen einige wenige freie Orgel- werke, vor allem Präludien und Fugen, sowie Orgelbearbeitungen diverser Konzerte von Giulio Taglietti, Georg Philipp Telemann, Giuseppe Torelli, Antonio Vivaldi, Tomaso Giovanni Albinoni, dem französischen Hofkomponisten François Collin de Blamont, Giorgio Gentili, Giovanni Lorenzo Gregori, Luigi Manzia und Joseph Meck.
Johann Gottfried Walther kam in Erfurt zur Welt, und wurde dort unter anderem von Johann Bernhard Bach, einem Cousin zweiten Grades von Johann Sebastian Bach, ausgebildet. Die weitverzweigte thüringische Musikerfamilie hat auch im Stammbaum Walthers eine Spur hinterlassen: Seine Mutter Martha Dorothea Lemmerhirt war eine Halbschwester von Johann Sebastian Bachs Mutter.
Im Jahre 1702 wurde Johann Gottfried Walther, gerade 18 Jahre alt, Organist an der Erfurter Thomaskirche. Auf Reisen traf er bedeutende Musiker und Theoretiker seiner Zeit, wie Andreas Werckmeister oder Wilhelm Hieronymus Pachelbel, den ältesten Sohn von Johann Pachelbel und dessen Amtsnachfolger als Organist an St. Sebaldus in Nürnberg. 1707 erhielt Walther das Organistenamt an der Stadtkirche St. Peter und Paul in Weimar, wo er bis zu seinem Tode blieb. Dort begegnete der Musiker auch Johann Sebastian Bach, der von 1708 bis 1717 am Hofe des Herzogs Wilhelm Ernst wirkte und mit dem ihn bald eine enge Freund- schaft verband.
Walther unterrichtete etliche Schüler, unter anderem den musikalisch hochbegabten Prinzen Johann Ernst und dessen Stiefschwester, Prinzes- sin Johanna Charlotte. Möglicherweise als Unterweisung für den Prinzen schuf er die Praecepta der musicalischen Composition, datiert auf das Jahr 1708, im Druck herausgegeben erstmals 1955 von Peter Benary. Ab 1721 leitete der Organist zudem das herzogliche Hoforchester, und trug den Titel Hof-Musicus.
Das Werk Johann Gottfried Walthers lässt erkennen, dass er sich sowohl in der nord- als auch der süddeutschen Orgelschule bestens auskannte. Besonderes Vergnügen aber scheint ihm die Beschäftigung mit den Kon- zerten italienischer Meister bereitet zu haben. Sein umfassendes Wissen gab Walther nicht nur an seine Schüler weiter: Sein Musicalisches Lexicon oder Musicalische Bibliothec, erschienen 1732 in Leipzig, war das erste deutschsprachige Musiklexikon überhaupt.
Simone Stella hat die Quellen offenbar mit Sorgfalt gesichtet. Er berichtet in dem sehr informativen Beiheft zu dieser CD-Box, welche Werke erhalten sind und welche als verloren gelten müssen – insbesondere bei den Bear- beitungen von Werken anderer Komponisten für Tasteninstrumente scheint sogar der überwiegende Teil nicht erhalten geblieben zu sein.
Eingespielt hat Stella Walthers Orgelmusik 2013 an der 2006 von Fran- cesco Zanin erbauten Orgel der Chiesa di Sant'Antonio Abate in Padua. Sie verfügt über 25 Register auf zwei Manualen und Pedal, mechanische Trak- tur, ist ungleichschwebend gestimmt und folgt klanglich norddeutschen Vorbildern.
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