Montag, 17. April 2017

Caldara: Motetti a due o tre voci op. 4 (Pan Classics)

Die Motetti a due o tre voci op. 4 waren die letzten Werke von Antonio Caldara (um 1670 bis 1736), die zu seinen Lebzeiten im Druck erschie- nen sind. Sie wurden 1715 in Bologna veröffentlicht. 1716 übersiedelte der Komponist nach Wien, wo er Vize- kapellmeister am Hofe des Kaisers Karl VI. wurde. 
Wie eng verbunden Europas Kultur- metropolen seinerzeit waren, das zeigt ein Blick in ihre Kunstsamm- lungen – und in die Archive. Ein Exemplar von Caldaras Motetten beispielweise gelangte nach Dresden, wo Jan Dismas Zelenka die Stücke, teilweise mit neu unterlegten Texten, zum Gebrauch im Rahmen der Fastenpredigten einrichtete. 
Sie gehörten wahrscheinlich seit Mitte der 1720er Jahre in Dresden zum Repertoire, das während der vorösterlichen Fastenzeit alljährlich erklang. So dürfte auch Johann Adam Hiller (1728 bis 1804) sie kennengelernt haben, der seine Ausbildung als Kruzianer in Dresden begann. Hiller, der später nach Leipzig ging und letztendlich sogar Thomaskantor wurde, nahm eine dieser Motetten in seine berühmte Sammlung mit auf – was wiederum dazu führte, dass Caldara in die protestantische Kirchenmusik- praxis mit integriert wurde. 
Auf dieser CD sind die zehn Motetten komplett zu hören – eindringlich gesungen von Ingeborg Dalheim, Anna Kellnhofer, Sopran, Franz Vitzthum und Alex Potter, Countertenor, Jan Van Elsacker, Tenor, und Florian Götz, Bariton. Begleitet werden die Sänger vom United Continuo Ensemble, bestehend aus Jörg Meder, Violone, Johannes Hämmerle, Orgel, und Thomas C. Boysen, Theorbe, der auch die Leitung dieses Ensembles inne hat. 
Kombiniert wurden die Motetten mit Orgelwerken niederländischer und norddeutscher Komponisten älterer Generationen – Matthias Weckmann (1618/19 bis 1674), Franz Tunder (1614 bis 1667) und Jan Pieterszoon Sweelinck (1562 bis 1621). Johannes Hämmerle spielt sie an der histori- schen Orgel des Schlosses Gottorf. Sehr hörenswert! 

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