Dienstag, 13. Juni 2017

Bach: Clavier-Übung III (Ramée)

„Structur und Abriß dieses sehr prächtigen und kostbahren Wercks præsentiret sich über die massen herrlich und lebhafft in das Gesicht / so daß hiesiger Ohrten seines gleichen nicht zu finden / zumahlen auch die vorauffstehende Principalen durchgehends von dem schönsten veritablen Englischen Zinnen sind / und dahero gleichsam einen Silber-Glantz von sich strahlen / so über die massen propré ins Auge fällt (..); weilen nun dieses Werck seinen völligen Raum in der Höhe so wohl als Breite hat / so gibt auch die al Italiana neu erbauete / mit Duckstein gewölbete und mit Quadrat-Steinen sauber im Paviment bepflasterte Kirche der Orgel auch eine umso mehr durchtringende und als ein Echo nachschallende Harmonie und Corresonantz / so daß es einem in der Lufft grummelnden Donnerwetter nicht gar ohnähnlich verglichen werde mögte / und zwarn bei Zuziehung des 32.Posaunen-Basses / und ist wohl recht was extraordinaires da man ein Cuppel in 3 Claviren zugleich oder besonders das mittlere Clavier mit obersten allein / deßgleichen mit dem untersten und wiederum das untere mit dem obersten in allen wie man will zusammen nehmen könne; Dieses vortreffliche Werck nun ist von einem berühmten Orgelbauer mit Nahmen N. Treutmann aus Magdeburg so sich vorlängst in gute Renommée gesetzet / mit allem Fleisse verfertiget worden“, so beschreibt 1738 Johann Hermann Biermann in seiner Organographia Hildesiensis Specialis die große Orgel der Stiftskirche St. Georg im Goslarer Stadtteil Grauhof. 
Sie wurde von Christoph Treutmann in den Jahren 1734 bis 1737 errichtet, und durch die Gebrüder Hillebrand 1989 bis 1992 sorgsam restauriert. Léon Berben hat dieses Instrument ausgewählt, um daran den dritten Teil der Clavier-Übung von Johann Sebastian Bach einzuspielen. „Obwohl es die ,Bach-Orgel' als solche freilich nicht gibt, scheint die Orgel zu Grauhof in ihrer heutigen ,wohltemperierten' Stimmung, mit ihren großen Manual- und Pedalumfängen, ihrer reichen Disposition und der hervorragenden Akustik geradezu das ideale Instrument für die Orgelwerke Johann Sebastian Bachs zu sein“, begründet der renommierte Musiker seine Entscheidung. 
Beim dritten Teil der Clavier-Übung handelt es sich um eine Kollektion aus 21 exemplarischen Choralvorspielen nebst vier streng kontrapunktisch gearbeiteten Duetten, eingerahmt von einem großen, feierlichen Präludium und der abschließenden umfangreichen fünfstimmigen Tripelfuge. Mit dieser Sammlung belebte Bach seinerzeit die Gattung des Choralvorspiels – eigentlich schon zu gottesdienstlicher Gebrauchsmusik geworden – wieder neu und setzte für Generationen von Musikern im Bereich der Choralbear- beitung hohe Standards. 
Léon Berben spielt diesen wichtigen Zyklus sorgsam ausgearbeitet und wohldurchdacht. Dennoch wird diese Aufnahme nicht in die Galerie meiner bevorzugten Bach-Einspielungen aufrücken; auch nach mehr- fachem Anhören nicht. Ich finde sie zu ausgewogen und habe mich damit gelangweilt. Von allen Aufnahmen des Labels Ramée war ich bislang begeistert - aber mit dieser werde ich nicht warm, tut mir wirklich leid.  

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