„Wer singt, betet
doppelt“ – dieser Satz, der dem Kirchenvater Augustinus
zugeschrieben wird, könnte gut auch von Martin Luther stammen. Der
Reformator schätzte die Musik sehr, und so ist es kein Wunder, dass
zum Gedenken an den Thesenanschlag, der sich am 31. Oktober 2017 zum
500. Male jährt, mittlerweile auch eine enorme Anzahl an CD
erschienen sind.
Eine der schönsten
hat das Osnabrücker Label cpo nun veröffentlicht. Für diese
Produktion haben sich der Bach-Chor Siegen unter Leitung von Ulrich
Stötzel und das auf „Alte“ Musik spezialisierte Johann
Rosenmüller Ensemble, das von Arno Paduch geleitet wird,
zusammengetan. Unterstützt durch renommierte Solisten – Monika
Mauch und Ina Siedlaczek, Sopran, Franz Vitzthum, Countertenor, Georg
Poplutz und Nils Giebelhausen, Tenor, sowie Markus Flaig und Jens
Hamann, Bariton – zeigen sie auf dieser CD, wie das Lied zu einem
wichtigen Medium der Reformation wurde.
Nicht nur die singende
Gemeinde, auch die Figuralmusik übernahm rasch Luthers Texte
und seine Melodien. So erklingen auf dieser CD überwie- gend Werke von
Komponisten, die als Zeitgenossen der Reformation gewirkt haben, oder
aber im nachfolgenden Jahrhundert. So gilt Johann Walther als
„Urkantor“ der evangelisch-lutherischen Kirche. Zu hören ist
weiter Musik von Johann Eccard, Michael Praetorius, Heinrich Schütz,
Lucas Osiander, Matthäus Le Maistre, Werner Fabricius, Johann
Rosenmüller und Johann Sebastian Bach.
Das abwechslungsreiche
Programm wird ergänzt durch Instrumental- stücke von Hans Neusidler
und Thomas Stoltzer. Und natürlich darf auch Martin Luther nicht
fehlen, auch wenn er sich seinerzeit bescheiden einen „kleinen und tumpenen
Tenor“ nannte. Dass er von der Musik durchaus etwas verstand, zeigt
seine vierstimmige Cantus-firmus-Motette Non moriar sed vivam. Die
Stücke für diese Aufnahme wurden durchweg mit Sorgfalt ausgewählt; so
gelang manche Entdeckung abseits der allseits bekannten
Luther-Choräle und Chorsätze.
Musiziert wird
erfreulich differenziert und ausgesprochen ausdrucksstark. Walther
klingt deutlich anders als Bach, am anderen Ende des Zeithori- zontes.
Eine prächtige, rundum gelungene Einspielung zum Lutherjahr 2017 –
unbedingt anhören! Es lohnt sich.
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