Der Pianist Andrej Hoteev ist immer wieder für eine Überraschung gut. So hat er die Editionen vieler Werke Tschaikowskis anhand der Handschriften überprüft – und sie dann in Urfassungen vorgestellt. Auch die Bilder einer Ausstellung von Modest Mussorgski nebst Liedern hat Chotejew – wie man den Namen eigentlich korrekt transkribieren müssste – anhand der Manuskripte neu ediert, und mit seiner Einspielung nicht nur Kritiker beeindruckt.
Nun hat sich der Pianist, der seit 1993 in Hamburg lebt, dem Schaffen Richard Wagners (1813 bis 1883) zugewandt. Da ist tatsächlich noch Neues zu entdecken! Hoteev präsentiert auf dieser CD die Vier weißen Lieder in Weltersteinspielung; gesungen werden sie von Maria Bulgakova. Es handelt sich dabei eigentlich um Jugendwerke, die der Komponist 1868 zum Klavierlied-Zyklus zusammenfasste, um sie der schwangeren Cosima zum Geburtstag zu überreichen (die zu diesem Zeitpunkt übrigens noch mit dem Dirigenten Hans von Bülow verheiratet war). Es ist verblüffend, dass dieser vielfach von den Originalliedern abweichende Zyklus zuvor weder jemals gedruckt noch eingespielt wurde.
Komplettiert wird das Programm durch die Klaviersonate As-Dur, die sogenannte Wesendonck-Sonate, Schlaflos G-Dur für Klavier, die Wesendonck-Lieder und eine Elegie für Klavier in As-Dur mit der bezeichnenden Angabe „Schmachtend“. Andrej Hoteev fasst damit die musikalischen Liebeserklärungen Wagners, gerichtet an Mathilde Wesendonck sowie an seine spätere Frau Cosima, auf einer CD zusammen. Ein interessantes Konzept, und ein gefühlvolles Album.
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