Mit dieser CD erinnert das Alsfelder Vokalensemble an einen bedeutenden Musiker aus der Zeit der Gegen- reformation: Johann Nucius („Nüßler“ – 1556 bis 1620), geboren in Görlitz, ging im Jahre 1586 als Mönch in das Zisterzienserkloster Rauden in Oberschlesien. 1591 wurde er zum Abt des Tochterklosters Himmelwitz gewählt. Auch als Komponist und Musiktheoretiker war er sehr angesehen; drei Kollektionen seiner Werke mit insgesamt mehr als 170 Motetten sowie seine theoretische Schrift Musices poeticae, sive de Compositione Cantu erschienen im Druck.
Leider brannten 1617 die Kirche, das Kloster und alle Wirtschaftsgebäude in Himmelwitz ab. Dabei wurden auch Nucius' Manuskripte vernichtet, vermutlich auch ein zweiter Teil seiner Musices poeticae. In Bibliotheken sind einige wenige Exemplare seiner gedruckten Werke erhalten geblieben. Weitere kursierten in Abschriften; so hatte sich der Breslauer Kantor Simon Lyra zwei Messen Nucius' kopiert. Sie gelangten in die Bestände der Stadtbibliothek – und sind seit dem Kriegsende verschollen.
Eine Abschrift dieser Abschrift der Missa Vestiva i colli hatte sich allerdings seinerzeit Domkapellmeister Paul Blaschke angefertigt. Sie wurde 1985 ediert, und so konnte diese offenbar einzige noch auffindbare Messe Nucius' ein gewichtiger Part dieses Albums werden.
Seine Motetten, die das Programm ergänzen, ähneln stilistisch denen von Orlando di Lasso, einige auch denen von Giovanni Gabrieli. Und um auch das weniger gebildete Kirchenvolk zu erreichen, hat Nucius einige seiner Werke auch mit deutschen Texten versehen.
Das Alsfelder Vokalensemble singt bei dieser Aufnahme aus dem Jahre 1993 noch unter Leitung von Professor Wolfgang Helbich, der leider 2013 verstorben ist. Die schöne Einspielung, die sich durch Stilsicherheit und einen wunderbar homogenen Chorklang auszeichnet, ist nun bei MDG wieder verfügbar.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen