Noch einmal eine CD, auf der Henryk Szeryng zu hören ist – und was für ein Programm! Der Geiger hat diese Aufnahmen in den Jahren 1955 und 1957 im Baden-Badener Musikstudio mit dem Sinfonieorchester des SWR unter seinem legendären Leiter Hans Rosbaud eingespielt. Der Hörer darf sich über das e-Moll-Konzert von Pietro Nardini (1722 bis 1793) freuen, das hier in romantischer Bearbeitung erklingt. Darauf folgen das Violinkonzert Nr. 4 in d-Moll op. 31 von Henri Vieuxtemps (1820 bis 1881), und die ausgesprochen virtuose Konzert-Rhapsodie Tzigane von Maurice Ravel (1875 bis 1937).
Abschließend ist das Violinkonzert in d-Moll von Robert Schumann (1810 bis 1856) zu hören, für das sich Szeryng sehr eingesetzt hat. „Ich kenne die Bedenken gegen dieses Stück“, meinte der Geiger einst, „aber ich billige sie nicht. Man sagt, es sei spröd und undankbar für den Solisten. Ich gebe zu, dass es nicht so geigerisch ist wie andere Konzerte, und dass auch die Instrumentierung nicht immer ganz glücklich ist. Aber es hat wunder- bare Melodien. (..) Wenn das musikalische Material gut ist, dann sollte man einem Komponisten auch einmal dadurch huldigen, dass man seine Schwächen verdeckt.“
Technische Schwierigkeiten scheint Szeryng so gar nicht zu kennen. Sein Spiel ist stets makellos, dabei stark im Ausdruck, und sein Geigenton ist kraftvoll, klar und strahlend. Diese alten Aufnahmen aus dem SWR-Archiv, sorgfältig digital überarbeitet, sind wirklich vom ersten bis zum letzten Takt ein Genuss.
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