Es ist wohl kein Wunder, dass Robert Schumann die Oboe schätzte. Dieses Blasinstrument mit seinem ebenso elegischen wie eleganten Klang wirkt in der Tat wie die Stimme der Romantik – jedenfalls dann, wenn Céline Moinet es spielt, die Solo-Oboistin der Dresdner Staatskapelle.
Auf diesem Album stellt sie Musik vor, die Schumann in seinen Dresdner Jahren geschaffen hat. Die Drei Romanzen für Oboe und Klavier op. 94 beispielsweise überreichte der Komponist seiner Frau Clara 1849 als Weihnachtsgeschenk. Wie eine Antwort darauf wirken die Drei Romanzen op. 22 von Clara Schumann, komponiert für Violine und Klavier, hier in einer Bearbeitung für Oboe.
Zu hören sind auch drei der fünf Stücke im Volkston op. 102, ursprünglich entstanden für Violoncello und Klavier, aber bereits 1851 auch in einer Version für Violine erhältlich – und diese lässt sich natürlich auch auf der Oboe spielen. Für Klavier zu drei Händen schrieb Schumann das Abendlied aus den 12 Klavierstücken für kleine und große Kinder op. 85. Bei diesem stimmungsvollen Stück kann die Oboe sehr gut die Ober- stimme übernehmen, denn der Part für die dritte Hand ist einstimmig, und wunderbar melodiös.
Auch die unvermeidliche Träumerei sowie Am Kamin aus den Kinder- szenen op. 15 sowie zwei Lieder Schumanns in Bearbeitungen für Oboe und Klavier sind zu hören. Am interessantesten aber sind die Studien für den Pedalflügel op. 56, arrangiert für Violine, Violoncello und Klavier von Theodor Kirchner. Diese Stücke in kanonischer Form sind im Original nur selten zu hören – wer hat schon einen Pedalflügel? Denn für die Orgel eignen sie sich eher nicht. Wenn überhaupt, dann werden diese Werke typischerweise von zwei Pianisten gespielt, und zwar auf zwei Instrumenten. Die Trio-Bearbeitung von Theodor Kirchner bietet da eine echte Alternative, denn sie macht die polyphonen Strukturen der Studien besonders gut hörbar. Soll eine Oboe den Violinpart übernehmen, müssen einige Stellen an ihren Tonumfang angepasst werden – dafür bringt Céline Moinet mit ihrem Spiel allerdings auch Klangfarben ein, die begeistern.
Generell überwiegt in den ausgewählten Werken ausdrucksvolle Melancholie. Céline Moinet lässt die Oboe aber nicht nur edel singen; das Instrument ist auf dieser CD zudem virtuos bis kapriziös, ja, mitunter sogar keck zu erleben. Dabei hat sie mit Florian Uhlig, der gleichfalls als Professor an der Dresdner Musikhochschule lehrt, einen ausgewiesenen Schumann-Experten an ihrer Seite. Bei den Studien gesellt sich dazu obendrein Norbert Anger, der Solo-Cellist der Sächsischen Staatskapelle, der mit noblem Ton, aber sehr sensibel und eher zurückhaltend diesen Stücken Fundament gibt.
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