Donnerstag, 23. November 2017

Paganini rediscovered (Dynamic)

Neuigkeiten von Niccolò Paganini? Luca Fanfoni hat in Archivbeständen danach gesucht, und was er dort gefunden hat, das ist nicht weniger als eine Sensation. Auf dieser CD präsentiert der Geiger nun seine Entdeckungen. 
So waren die Variations de bravoure sur des Thèmes de Moϊse, de Rossini, sur la 4me Corde, nach dem wichtigsten Thema auch Sonata a Preghiera M.S. 23 benannt, bislang nur in Form von Orchesterstimmen als Autograph überliefert, aber es fehlten sowohl eine Partitur als auch der Solopart. Die einzige Quelle für den Geigen-Solopart war eine Bearbeitung für Violine und Klavier, veröffentlicht 1855 in Hamburg. 
Bei einem Vergleich beider Notenmaterialien wurde festgestellt, dass in dieser Edition drei Abschnitte fehlen, gleich zu Beginn – und sie konnten nicht rekonstruiert werden, weil dafür keine Violinstimme vorlag. Luca Fanfoni hat gemeinsam mit seinem Sohn Daniele – ebenfalls ein exzellenter Geiger – bei Recherchen in der Biblioteca Palatina di Parma ein Manuskript mit dem Titel Preghiera del Mosè / di / Pagagini / Parte del Pianoforte entdeckt. Es enthielt eine vollständige Version, die sich zudem erfreulich nahe am Ochester-Original bewegte – und die solang vermisste Solostimme. 
Fanfoni vermutet, dass diese Noten aus dem Bestand von Romeo Franzoni stammen, Geigenlehrer am Konservatorium zu Parma. Er war mit den Erben Paganinis eng befreundet. Von ihnen erhielt er auch verschiedene Manuskripte geschenkt, wie man in dem sehr informativen Beiheft nachlesen kann. 
Auf dieser CD ist nun also Paganinis berühmtes Werk, das allein auf der vierten Saite der Geige zu spielen ist, erstmals wieder in seiner originalen Gestalt zu hören. Für die Aufnahmen durfte Luca Fanfoni zudem Paganinis Lieblingsgeige, die legendäre Cannone, spielen. Sie wurde 1742 oder 1743 in Cremona von Giuseppe Guarneri gebaut. Heute wird die Cannone im Palazzo Doria Tursi aufbewahrt, dem Sitz der Stadtverwaltung von Genua, und von einer Expertengruppe sorgsam betreut. 
Nach einer Beschädigung im Jahre 1833 reparierte der Geigenbauer Jean-Baptiste Vuillaume das Instrument; er fertigte außerdem eine Kopie an, die Paganinis Schüler Camillo Sivori in späteren Jahren erwarb. Auch dieses Instrument ist auf dieser CD zu hören – gespielt wird es von Daniele Fanfoni bei den Drei Ritornellen für zwei Violinen und Violoncello M.S. 1. Dabei handelt es sich wohl um frühe Werke, die sich im Manuskript in der Biblioteca Casanatense in Rom befinden. 
Die CD enthält dazu noch weitere Raritäten, wie die Sechs Präludien für Violine solo, das Capriccio (Andante) für Solovioline M.S. 54, das Rondo für Violine und Violoncello M.S. 63 und das Grande Concerto in e-Moll M.S. 75 in seiner ursprünglichen Gestalt, für Violine und Gitarre, und mit den Kadenzen von Franco Gulli. Musizierpartner sind hier Luca Simoncini, Violoncello, und Fabrizio Giudice, Gitarre. 

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