Diese CD bietet gleich zwei Raritäten. Der Cellist Niklas Schmidt spielt gemeinsam mit Stepan Simonian, Klavier, eine Sonate für Violoncello und Klavier in D-Dur von Johann Christoph Friedrich Bach (1732 bis 1795), dem „Bückeburger Bach“. Unter den drei Bach-Söhnen, die als Musiker brillierten, gilt er als virtuos, aber unscheinbar; er wirkte fast
50 Jahre lang als Cembalist und Kapellmeister am schaumburg-lippischen Hof.
Fast noch interessanter ist das andere Werk auf der CD, die Zehn Präludien aus dem Wohltemperierten Klavier von J.S.Bach mit einer hinzukompo- nierten Violoncellostimme op.137a von Ignaz Moscheles (1794 bis 1870). Der Musiker war ein enger Freund von Felix Mendelssohn Bartholdy, und teilte dessen Bach-Begeisterung. Den Cellopart hat er eigens geschaffen, um die „herrlichen Präludien den Laien und dem grössern Publikum (wieder) zugänglich zu machen“. Dabei setzt er auf den „concertierenden Effect“ der Instrumente und „moderne“ Klangfarben, wie er schreibt.
Mit diesem Projekt, das wir heute möglicherweise als ziemlich kühn empfinden, folgt Moscheles dem Beispiel auch anderer Romantiker, die sich Bachs Werke – die damals wiederentdeckt wurden – erschlossen, indem sie sie bearbeiteten. Das Beiheft zu dieser CD listet eine lange Reihe derartiger Arrangements auf. Sie folgen damit einer Tradition, die auch Bach selbst pflegte; so studierte er beispielsweise Vivaldis Konzerte, indem er sie auf Orgel und Cembalo übertrug.
Bach aus der Perspektive der Romantik zu interpretieren, das ist ein Experiment, dem sich Niklas Schmidt und Stepan Simonian mit großem Können und dazu mit hörbarem Vergnügen stellen. Eine gelungene Aufnahme, die rundum erfreut.
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