Orgel oder Cembalo? Wer Musik von Johann Pachelbel (1635 bis 1796) spielen will, steht immer wieder vor dieser Frage. Denn musiziert wurde in jener Zeit auf sehr verschiedenen Tasteninstrumenten – aber welches der Komponist für sein jeweiliges Werk im Sinn hatte, das ist aus den Noten nur selten eindeutig zu erkennen.
Márton Borsányi hat für jedes Musikstück Pachelbels, das er für seine erste Solo-Veröffentlichung ausgewählt hat, nach einer klanglich passenden Lösung gesucht. Der junge Musiker hat an der Leipziger Musikhochschule sowie an der Schola Cantorum Basiliensis studiert, und er beschäftigt sich besonders intensiv mit Musik für Tasteninstrumente, die im 17. Jahrhundert im lutherischen deutschsprachigen Raum entstanden ist.
Das Instrumentarium für dieses Aufnahmeprojekt hat Borsányi mit Sorg- falt ausgewählt. Das Cembalo entstammt der Tradition der berühmten Cembalobauer-Dynastie Ruckers-Couchet. Es besitzt zwar nur ein Manual, aber zwei 8'- und ein 4'-Register sowie einen Lautenzug. Seine klangliche Variabilität ist ganz erstaunlich. Dazu gesellt sich ein Orgelpositiv, orientiert am Schaffen des Nürnberger Orgelbaumeisters Nicolaus Manderscheidt, einem Zeitgenossen Pachelbels, und erbaut von Peter Meier Orgelbau aus Rheinfelden. Diese kleine, aber ausgesprochen klangschöne Orgel verfügt lediglich über drei Register; sie hat zudem ausschließlich Holzpfeifen.
Mit seiner CD demonstriert Borsányi, wie farbenreich Musik des 17. Jahr- hunderts gestaltet werden kann. Pachelbels Werke, mit so viel Experimen- tierlust und Spielfreude vorgetragen, wirken frisch und brillant. Ein gelungenes Debüt, zu dem man nur gratulieren kann. Bravo!
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