Samuel Scheidt (1587 bis 1654) gehört wie der Dresdner Hofkapell- meister Heinrich Schütz und Thomaskantor Johann Hermann Schein zu den „drei großen Sch“. Die drei befreundeten Musiker haben aus Mitteldeutschland heraus tatkräftig Musikgeschichte geschrieben.
Die Zeiten allerdings waren alles andere als musisch – denn der Dreißigjährige Krieg, von 1618 bis 1648, verwüstete die Region gleich mehrfach. Von Krankheit und Not blieben auch die Musiker nicht verschont; so verlor Scheidt 1636 vier seiner sieben Kinder an die Pest. Ein weiteres war schon im ersten Lebensjahr verstorben. Nur die beiden Jüngsten, geboren 1638 und 1640, überlebten.
Dabei hatte das Leben des Komponisten hoffnungsvoll begonnen. In Halle/Saale, seiner Heimatstadt, begann er seine Ausbildung und wurde 1603 Organist an St. Moritz. 1607 wurde nach Amsterdam gesandt, wo er bei Jan Pieterszon Sweelinck lernen durfte. Im Jahre 1609 kehrte Scheidt in die Heimat zurück, und wurde zum Hoforganisten von Markgraf Christian Wilhelm von Brandenburg, der Administrator des Erzstiftes Magdeburg war, und in Halle residierte. 1620 wurde er zudem Hof- kapellmeister.
In diesen Jahren schuf und veröffentlichte er bedeutende Werke, wie die Tabulatura nova, die den Weg für die weitere Entwicklung der Claviermusik bereitete. Mit seinem Tabulaturbuch hundert geistlicher Lieder und Psalmen, 1650 in Görlitz erschienen, gab Scheidt zudem der Choralbearbeitung eine gänzlich neue Ausrichtung.
Seine persönlichen Verhältnisse allerdings hatten im Kriege gelitten. Zwar schuf Halle nach der Flucht des Markgrafen 1628 eigens für Scheidt die Stelle eines städtischen Musikdirektors. Diese verlor er aber bereits zwei Jahre später wieder, und musste sich zunächst ohne Anstellung behaup- ten. 1638 wurde schließlich August von Sachsen als neuer Administrator ins Amt eingeführt; Scheidt erhielt von diesem sein Amt als Organist und Hofkapellmeister zurück, was er bis zu seinem Tode inne hatte.
Das Label Fagott veröffentlicht derzeit in einer CD-Reihe das komplette Orgelwerk von Samuel Scheidt. Folge elf, eingespielt von Jan Vermeire, enthält auf zwei CD überwiegend Stücke aus dem Görlitzer Tabulatur- buch. Der renommierte Organist wählte dafür ein modernes Instru- ment: Die Orgel in Saint-Vlaast, Béthune, wurde im Jahre 2001 durch die Schweizer Orgelbaufirma Felsberg AG errichtet. In Disposition und Klang orientiert sie sich am norddeutschen Vorbild.
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