Nachtrag in Sachen Sächsische Bläserphilharmonie: Auf der siebenten CD des Ensembles bei Genuin ist Musik zu entdecken, die sich durch Hintergründigkeit auszeichnet. Unter der Leitung von Thomas Clamor spielt das einzige zivile professionelle Blasorchester Deutschlands Werke, die teilweise mit Witz überraschen, und teilweise mit Tiefe.
So beginnt die CD mit einem Marsch von Paul Hindemith (1895 bis 1963), der in seiner Suite Symphonic Metamorphosis kleine Stücke des Freischütz-Komponisten Carl Maria von Weber aufgreift und zu einem der glanzvollsten Orchesterwerke des 20. Jahrhunderts umformt. Der Marsch ist das brillante Finale.
Vom schlichten Ländler bis zum Jazz-Funkrock und vom Bierzeltvergnü- gen bis zum derben Unwetter reicht das wohl aberwitzigste Violoncello- konzert der Musikgeschichte, geschaffen für das Streichinstrument und ein Bläserensemble von Friedrich Gulda (1930 bis 2000). Es handelt sich dabei um eine Ansammlung von Imitaten und Zitaten; ein alpenglühender Spaß, von Gulda geschaffen einst nicht ohne Hintersinn für den jungen Heinrich Schiff. Peter Bruns wagt sich an den Solopart dieses Werkes. Er nimmt die Brüche an, die das Konzert wie ein Kaleidoskop wirken lassen – und vergleicht man diese mit den vielen bereits verfügbaren Einspielun- gen, dann begeistert sie durch ihrer Verspieltheit und Heiterkeit.
Ist dieser Kracher, beim Publikum übrigens sehr beliebt, absolviert, dann folgt wie zur Belohnung die wohl schönste Kantilene von Heitor Villa-Lobos (1887 bis 1959), die Nr.5 aus den Bachianas Brasileiras, in einem Arrangement für Cello und Saxophonquartett. Hier musiziert Peter Bruns mit dem Saxophon-Ensemble clair-obscur. Diesem Quartett ist auch Jeu de Cartes gewidmet, eine Suite von Bart Picqueur (*1972), die auf dieser CD in Weltersteinspielung zu hören ist. Das Saxophonquartett ergänzt dabei den Klang der Sächsischen Bläserphilharmonie um interessante Farben – und glänzt natürlich auch solistisch.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen