Mittwoch, 28. März 2018

Schütz: Johannespassion (Carus)

Mit der Johannespassion komplet- tiert der Dresdner Kammerchor unter Hans-Christoph Rademann seine Einspielung der drei Passionen von Heinrich Schütz. Die zentrale Gestalt in diesem A-Cappella-Werk ist der Evangelist, der die Passionserzählung rezitierend vorträgt, oftmals im Wechselgesang mit dem Sänger, der den Part des Jesus gestaltet. Auch dieser hat an musikalischen Mitteln kaum mehr zur Verfügung als eine Art Psalmodie. Als Solisten sind in diesen Partien Jan Kobow und Harry van der Kamp zu hören; sie singen schlicht, ganz auf den Text bezogen, und ausdrucksstark. 
Der Chor eröffnet und beschließt die Passion; aus ihm treten die Soliloquenten hervor, wie Pilatus, Petrus sowie die Knechte und die Magd des Hohepriesters. Ihm obliegen aber vor allem auch die zumeist kurzen Turbae-Chöre. Schütz gestaltete sie kantig und dramatisch: Die Meinungsführer schreien los, und die anderen stimmen ein. Hier hat der Dresdner Kammerchor einen starken Auftritt. Mit seinem beeindruckend homogenen Chorklang und seiner konsequenten Orientierung am Sprachgestus gelingt ihm eine Interpretation, die dauerhaft Maßstäbe setzt. 
Die Einspielung erhielt vollkommen zu Recht den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik. Ergänzt wird das Programm durch zwei Erstaufnahmen – eine Vertonung der Deutschen Litanei Martin Luthers und die Abensmahlsmotette Unser Herr Jesus Christus in der Nacht, da er verraten ward – sowie den Evangeliendialog Ach Herr, du Sohn Davids. Dabei werden die Sänger durch Lee Santana, Theorbe, Frauke Hess, Violone, und Ludger Rémy, Orgelpositiv, begleitet. 

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