Montag, 30. April 2018

Carl Philipp Emanuel Bach - Tangere (ECM New Series)

Was für ein Sound! Alexei Lubimov spielt Clavierstücke von Carl Philipp Emanuel Bach – auf einem Tangentenflügel. Das Instrument, das auf dieser CD zu hören ist, stammt aus der Werkstatt von Späth & Schmahl in Regensburg, wo es 1794 gebaut worden ist. 
Franz Jacob Späth war der bedeu- tendste Hersteller von Tangenten- klavieren. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Saiten von unten durch emporschnellende Stäbchen aus Holz angeschlagen werden. Mit einem Dämpfer lässt sich der Ton wieder beenden. Außerdem kann er durch Moderatorzüge klanglich verändert werden. 
Es erstaunt nicht, dass Musiker die Tangentenflügel schätzten, die wie ein Psalterium, wie eine Harfe oder auch wie ein Hammerklavier klingen konnten. Und weil die Instrumente sehr gefragt waren, nahm Späth seinen Schwiegersohn Christoph Friedrich Schmahl als Partner mit ins Geschäft. Ungefähr zehn Instrumente von Späth und Schmahl sind erhalten geblieben. 
Alexei Lubimov spielt den Tangentenflügel auf dieser CD höchst virtuos. Man lauscht verblüfft, und freut sich über das enorme Ausdrucksvermögen dieses Instrumentes. „Historical keyboard instruments contradict the ideal shared by the great pianists of the last century, that of achieving the perfect, ultimate interpretation. And this is absolutely fine!“, schreibt der Pianist im Beiheft. „,Tangere' (to touch) means to find an instrument's personal, individual touch, to touch the hidden secrets of its own proper language.“ 
In Lubimovs Interpretation wird hör- und nachvollziehbar, wie extra- vagant die Musik des ältesten Bach-Sohnes eigentlich war. Auf dem Tangentenflügel lässt sich ihre kapriziöse Mutwilligkeit so recht auskosten. Das sind Klänge! Wer diese Aufnahme gehört hat, der mag diese Stücke nie wieder anders erleben. 

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