In einer limitierten Edition hat das Label Melodija eine neue Gesamteinspielung der Sinfonien Dmitri Schostakowitschs (1906 bis 1975) veröffentlicht. Die 15 CD konnte man gar nicht so schnell anhören und besprechen, wie diese Box vergriffen war. Wer sie kaufen möchte und sie noch irgendwo findet, der sollte wohl rasch zuschlagen, denn es kann sich nur um einige wenige Einzelexemplare handeln. Das erstaunt ein wenig.
Zwar hat sich das Tatarstan National Symphony Orchestra, beheimatet in der Millionenstadt Kazan am Ufer der Wolga, auf zwei umjubelten Deutschlandtourneen als eines der besten modernen russischen Orchester empfohlen. Das Orchester hat zudem unter Leitung seines Chefdirigenten Alexander Sladkovsky bereits eine viel beachtete Aufnahme von Sinfonien Gustav Mahlers vorgelegt.
Aber mit den Sinfonien Schostakowitschs erreicht das Ensemble meiner Meinung nach kein Spitzenniveau. Die 15 Werke hat das Tatarstan National Symphony Orchestra durchweg im Jahre 2016 eingespielt – neben einem umfangreichen Konzert- und Tourneeprogramm, selbstredend. Das ist ein höchst kräftezehrendes Unterfangen. Vielleicht hätte man sich für das Projekt mehr Zeit nehmen sollen. Hört man diese Einspielung im Vergleich zu älteren, beispielsweise jener mit dem Berliner Sinfonie-Orchester unter Kurt Sanderling aus dem Jahre 1961, fällt zum einen auf, dass das Klangbild zu wünschen übrig lässt. Da mangelt es sowohl an Klarheit als auch an farblicher Differenziertheit.
Sladkovsky setzt stark auf Virtuosität und auf Brillanz. Schostakowitsch hat allerdings, unter dem Druck der Verhältnisse, sehr oft doppeldeutig komponiert. Der Sarkasmus, der seine Werke häufig geprägt hat, ist hier kaum wahrzunehmen. Das ist schade, denn bei den meisten Sinfonien Schostakowitschs kommt es genau darauf an, dass der Hörer dies wahrnehmen kann. Für eine neue Referenz ist das eindeutig zu wenig.
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