Als Kaiser braucht man starke Nerven. Das wird bestätigen, wer die Huldi- gungskantate Heil dem Monarchen angehört hat, die Leopold Anton Koželuch (1747 bis 1818) anlässlich der Krönung von Leopold II. 1791 in Prag geschaffen hat. Sie hat ohne Zweifel ihre Längen, aber was tut man nicht alles zum Zwecke der Repräsen- tation. Außerdem war übrigens im Rahmen der Feierlichkeiten Mozarts Oper La clemenza di Tito erklungen.
Koželuch war 1778 aus Prag nach Wien gegangen, wo er als Pianist sehr erfolgreich war, und bald als Musiklehrer der Prinzessin Elisabeth am kaiserlichen Hofe ein und aus ging. 1792 wurde er durch Kaiser Franz II., den Nachfolger Leopolds II., zum Kammerkapellmeister und Hofkomponisten ernannt.
Die „Krönungs-Cantate“ hatte Koželuch auf Ersuchen der böhmischen Stände komponiert. Den Text schrieb August Gottlieb Meißner (1753 bis 1807), Professsor an der Prager Universität, Insidern vielleicht bekannt als Librettist, oder aber als Erfinder des Genres Kriminalgeschichte. Das Opus wurde dann von 200 Sängern und Musikern feierlich im Prager National-Theater aufgeführt.
Wer also sollte berufener sein, diese Kantate wiederzuentdecken, als das Prager Sinfonieorchester FOK unter Leitung von Marek Štilec und ein handverlesenes Sängerensemble aus der Goldenen Stadt. Solisten sind Kristýna Vylíčová, Sopran, sowie Tomáš Kořínek und Josef Moravec, Tenor. Am Cembalo zu hören ist Filip Dvořák. Insgesamt ist die Besetzung freilich heute bescheidener als einst 1791; man staunt aber, welche Wucht die Chöre haben, obwohl die Martinů Voices in Kammerchorbesetzung agieren.
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