Geige, Violoncello und Akkordeon – das ist die Besetzung, die Matthias Well für sein Debütalbum wählte. Der Fanny-Mendelssohn-Förder- preisträger 2017 hat sich intensiv mit Trauermusik beschäftigt. Denn schon als Kind spielte er auf Trauerfeiern. Der Trauergeiger fasziniert den jungen Musiker: „Doch was zeichnet ihn aus? Worin liegt das Geheimnis seiner Kunst“, fragt Well in einem klugen Essay, der im Beiheft nachzulesen ist. „In erster Linie muss der Violinist mit seinem Spiel die tiefen Gefühle aufnehmen, von denen die Anwesenden ergriffen sind, und sie kunstvoll in einen Klangteppich weben, der die Tragik des Moments abbildet, ihr eine Form verleiht und sie greifbar macht. Der individuelle Schmerz wird auf die Ebene der ewigen menschlichen Erfahrung gehoben.“
Studienkollegen haben Matthias Well berichtet, wie Beerdigungen in anderen Ländern ablaufen, ob und was am Grab musiziert wird. Sie haben dem Geiger auch die entsprechenden Musikstücke geschickt. Dabei wurde bald sichtbar, dass die Bräuche regional höchst unterschiedlich sind.
Auf dieser CD stellt Well ein Programm vor, dass zu mitteleuropäischer Trauerkultur passt, aber Melodien aus vielen Regionen der Erde enthält. Vom westafrikanischen Totentanz bis zum deutschen Volkslied, von indonesischen Klängen bis zum Jodler aus dem Alpenland und vom indische Raga bis zum Lamento Mexicano reichen die ausgewählten Stücke. Auch „klassische“ Musik von Johann Sebastian Bach, Reinhold Glière, Alessandro Stradella, Ciprian Porumbescu und Astor Piazzolla erklingt.
Erstaunlicherweise harmonieren all diese sehr unterschiedlichen Stücke dennoch ausgezeichnet miteinander. Bei dieser Einspielung unterstützten den Violinisten seine Schwester Maria Well sowie der Akkordeonist Zdravko Živković. Schöne Töne, große Bögen. Und die Kombination von Violine, Cello und Akkordeon wirkt sanft und tröstlich. Das perfekte Album zum heutigen Totensonntag!
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