Joseph Gabriel Rheinberger (1839 bis 1901) ist heute eigentlich nur noch mit seiner Orgelmusik, und vielleicht auch noch mit einigen seiner Vokalwerke, im Konzertleben präsent. Dass er auch Kammer- und Orchestermusik geschrieben hat, das ist weit weniger bekannt. Mit entsprechend großer Neugier habe ich daher sein Klavierkonzert in As-Dur op. 94 angehört, das Simon Callaghan gemeinsam mit dem BBC Scottish Symphony Orchestra unter Leitung von Ben Gernon für Hyperion eingespielt hat.
Entstanden ist dieses Werk im Jahre 1876; damals wurde Rheinberger als Orgel- und Kompositionsprofessor an das Münchner Konservatorium berufen, und kein Geringerer als Richard Strauss übernahm die Uraufführung seiner Orchesterwerke. Über den Lebensweg Rheinbergers wurde in diesem Blog bereits an anderer Stelle ausführlich berichtet. Sein Klavierkonzert zeichnet sich aus durch Virtuosität, durch Leidenschaft und Tiefe. Warum dieses beeindruckende Werk nicht mehr im Repertoire ist, das ist mir ein Rätsel.
Wahrend Rheinberger einst das Musikleben Münchens mit prägte, wirkte Bernhard Scholz (1835 bis 1916) in Breslau als Leiter des dortigen Musikvereins. Ausgebildet ursprünglich als Drucker, sollte Scholz eigentlich das Verlagsgeschäft der Familie in Mainz fortführen. Doch seine musikalische Begabung setzte sich letztendlich durch; nach einer soliden Unterweisung in Klavierspiel, Komposition und Gesang unterrichtete Scholz zunächst Kontrapunkt am Münchner Konservatorium, und wurde dann nach einigen Kapellmeister-Stationen der Leiter des Breslauer Orchestervereins.
1883 wurde er dann Direktor des Hoch'schen Konservatoriums in Frankfurt/Main, außerdem leitete er den Rühlschen Gesangsverein. Musikalisch stand er Joseph Joachim, Clara Schumann und vor allem auch Johannes Brahms nahe. Auf dieser CD erklingen sein Klavierkonzert in H-Dur op. 57 sowie das Capriccio für Klavier und Orchester op. 35, beides in Weltersteinspielung. Und beides ebenfalls sehr hörenswert. Herzlichen Dank für die Wiederentdeckung dieser attraktiven Musik!
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