Es war ohne Zweifel ein Ereignis: Christian Thielemann dirigierte 2019 zum ersten Male das Neujahrs- konzert der Wiener Philharmoniker. Statt Anton Bruckner Josef Hellmesberger, statt Richard Wagner Carl Michael Ziehrer, und statt Richard Strauss Johann Strauss, die ganze Veranstaltung liebgewordene Wiener Tradition – kurz und gut: Kann Thielemann Walzer?
Um es in einem Satz zusammenzu- fassen: Er kann. Und er bringt dabei durchaus sehr eigene Klangvorstel- lungen ein. Den Orchesterklang gestaltet er schlank und beweglich; musiziert wird mit Esprit und ausge- sprochen elegant. Walzer und Polkas erfreuen durch Anmut und eine gewisse Duftigkeit. (Man höre nur Hellmesbergers Elfenreigen!) Thielemann macht viele kleine Details hörbar, die üblicherweise nicht so klar herausgearbeitet werden.
Für den Zuhörer bietet die Doppel-CD aber noch aus einem anderen Grunde Hörvergnügen: In dem Programm sind immerhin sechs Stücke enthalten, die zuvor noch nie zu einem Neujahrskonzert zu hören waren.
Thielemann ist seit 2013 der künstlerische Leiter der Salzburger Osterfestspiele; die Wiener Philharmoniker hat er aber auch schon vorher dirigiert. Und mit dem Orchester scheint er gut zu harmonieren. Mit der Nähe zum Publikum hat Thielemann ebenfalls keine Probleme: Beim Neujahrskonzert dirigierte er offenbar nicht nur die Musiker, sondern auch die Leute im Saal, die beim abschließenden Radetzky-Marsch ebenso begeistert wie koordiniert klatschen.
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