Kann man Le Grand Tango von Astor Piazzolla auf einem Kontrabass spielen? Ödön Rácz hat diese Musik für sich entdeckt, und die Mühen der Bearbeitung sowie die Auseinander- setzung mit den technischen Herausforderungen – den Cellopart hatte Piazzolla einst für Mstislaw Rostropowitsch geschrieben – gern auf sich genommen. Der Musiker, der einer Kontrabassisten-Dynastie entstammt und heute Solo-Kontra- bassist der Wiener Philharmoniker ist, zeigt sich noch immer fasziniert von den vielen Facetten seines Instrumentes. Auf dieser CD demonstriert er, dass der Kontrabass von der Kantilene der italienischen Oper bis zum kantigen argentinischen Sound über vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten verfügt – wenn man ihn so gekonnt spielt wie Rácz.
Partner sind dem Solisten das Budapester Franz Liszt Kammerorchester, mit dem Rácz übrigens bereits das Vorgängeralbum mit Kontrabass-Konzerten eingespielt hatte, sowie János Balázs, Klavier. Am Pult steht die gebürtige Römerin Speranza Scappucci, derzeit Generalmusikdirektorin der Oper im belgischen Lüttich.
Das Gran Duo concertante für Violine und Kontrabass von Giovanni Bottesini, eines der zentralen Werke der Kontrabass-Literatur, spielt Rácz gemeinsam mit Noah Bendix-Balgley, Konzertmeister der Berliner Philharmoniker. Die beiden Solisten harmonieren exzellent miteinander; sie gestalten das Gran Duo als Wettstreit zwischen herausfordernder Virtuosität und eher sanfter Sanglichkeit, der aber in wunderbarer Eintracht und meiner Meinung nach auch unentschieden endet.
Ein weiterer Klassiker aus dem 20. Jahrhundert komplettiert das Programm: Das Divertimento concertante für Kontrabass und Orchester von Nino Rota hatte Rácz mit Erfolg bereits beim ARD-Musikwettbewerb 2003 vorgetragen, wo er zu den Preisträgern gehörte. Das Stück beschäftigt ihn bis heute. Rota, bekannt vor allem als Komponist von Filmmusik („Der Pate“) hatte es einst für Kontrabass-Professor Franco Petracchi geschrieben. Dieser allerdings musizierte auf einem speziellen Kontrabass, so dass die Ausführung des ohnehin virtuosen Werkes auf einem Instrument mit normalen Maßen zur doppelten Herausforderung wird. Und während sich der Zuhörer über die abwechslungsreiche Musik Rotas freuen kann, muss der Interpret für jede einzelne Phrase den passenden Klangcharakter finden. Auch hier zeigt sich Rácz als Meister, der das Instrument rundum souverän beherrscht. Sehr gelungen!
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