Sonntag, 22. März 2020

Beethoven: Christus am Ölberge (Naxos)

Das Beethoven-Jahr bringt so manche Überraschung. Die dritte Sinfonie, bekannt auch als Eroica, oder aber das dritte Klavierkonzert gehören zum Kanon der populären klassischen Werke. Das groß besetzte Oratorium Christus am Ölberge schrieb Ludwig van Beethoven ungefähr zur gleichen Zeit, doch es ist eine ausgesprochene Rarität – ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, jemals eine Aufführung auch nur angekündigt gesehen zu haben. 
Das Werk führt uns direkt in jene schicksalhafte Nacht, in der Jesus die Häscher erwartete. Im Gebet bringt der Gottessohn seine Angst zum Ausdruck, und er ringt ein Rezitativ und eine Arie lang mit seinem Schicksal. Nicht minder dramatisch tritt anschließend der Seraph in Erscheinung, gefolgt von einer Schar Engel, der an Gottes Wort erinnert. Es folgt die Szene der Festnahme Jesu, mit derben Kriegern, Jüngern in Panik, einem sehr zornigen Petrus, schrecklichen Reimen („Wir haben ihn gesehen / nach diesem Berge gehen, / entfliehen kann er nicht, / ja, seiner wartet das Gericht.“) und einer Musik, die man durchaus auch in einer heroischen Oper erwarten würde. 
Bei Naxos ist Beethovens einziges Oratorium nun in einer exquisiten Aufnahme verfügbar. Eingespielt hat sie das Philharmonische Orchester aus dem finnischen Turku unter Leitung seines Chefdirigenten Leif Segerstam mit dem fabelhaften Chorus Cathedralis Aboensis, der ebenfalls in Turku ansässig ist. Solisten sind Hanna-Leena Haapamäki, Sopran/Seraph, Jussi Myllys, Tenor/Jesus und Niklas Spångberg, Bass/Peter. Komplettiert wird die CD durch den Elegischen Gesang op. 118. 

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