Samstag, 28. März 2020

Inferno e Paradiso - Simone Kermes (Sony)

Um Himmel und Hölle geht es Simone Kermes bei ihrem neuen Album Inferno e Paradiso. „Das sind klare Symbole für Tugend und Todsünde – der ewige Kampf zwischen Gut und Böse“, schreibt die Sopranistin in ihrem Geleitwort. Im Zeitalter von Klimawandel und Terrorattacken fragt sie sich, wo Demut und Mäßigung bleiben. Und so kam sie auf die Idee zu diesem Projekt: Simone Kermes hat, quer durch die Musikgeschichte, Songs und Arien ausgewählt, die entweder eine Tugend besingen – oder aber eine Todsünde. 
Gemeinsam mit den Amici Veniziani (und famos aufgezeichnet von Jonas Niederstadt) lässt die Sopranistin 14 Stücke aus vier Jahrhunderten erklingen, die deutlich machen, dass Himmel und Hölle gar nicht so weit voneinander entfernt sind. So ist es Maria Maddalena, die in Pompe inutili, einer hinreißend schönen Arie von Antonio Caldara, den unnützen Pomp von sich weist. Zwei Arien von Johann Adolf Hasse, beide in Weltersteinspielung, setzen sich mit Eifersucht und Ignoranz auseinander. 
Sinnbild der Demut hingegen ist für Kermes Johann Sebastian Bachs „Erbarme dich“-Arie aus der Matthäuspassion. Doch längst nicht alle Stücke auf der CD stammen aus der Vergangenheit. Der finnische Komponist und Arrangeur Jarkko Riihimäki hat für die Sängerin auch einige bekannte Melodien aus der Gegenwart arrangiert: Poker Face von Lady Gaga steht für die pure Wollust. Fields of Gold von Sting ist für Simone Kermes der Song der Liebe. 
Vom Hochmut berichtet Led Zeppelins Stairway to Heaven. Und – man glaubt erst einmal, sich zu verhören! – mit Udo Jürgens Hit Aber bitte mit Sahne besingt die Sopranistin die Völlerei. Es ist verblüffend, aber diese Arrangements wirken mitunter so „antik“, als hätten diese Lieder „seit dem 17. Jahrhundert verstaubt in Londoner Regalen gelegen“, so Kermes. Das Lied über die Schlagsahne schaufelnden Damen beispielsweise ist trotz barocker Verkleidung durchaus wiederzuerkennen, aber es ist nun eher Farinelli als deutscher Schlager. Ein interessantes Experiment. 
Kermes und ihre Musiker präsentieren die Musik von Antonio Vivaldi ebenso versiert wie die von Led Zeppelin. So manches Stück auf dieser CD ist hoch virtuos, musikalisch enorm anspruchsvoll. Das wohl schönste Stück ist allerdings Stings Ballade. Und hier zeigt die Star-Sopranistin, dass sie auch schlicht kann; sehr berührend. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen