Dienstag, 23. Juni 2020

Heldinnenleben - Die Kolophonistinnen (Gramola)

Kolophonium ist ein Harz, mit dem Streicher regelmäßig ihre Bögen präparieren müssen, damit sie damit Töne erzeugen können. Bis zum Ende eines Musikstudiums dürfte man so einiges davon verbraucht haben. Es zeugt also von Humor, wenn die vier Cellistinnen Hannah Amann, Marlene Förstel, Elisabeth Herrmann und Theresa Laun genau diesen häufig benutzten Gegenstand zum Namenspaten ihres Quartettes erwählten. 
Das 2014 gegründete Ensemble erobert bei seinen Auftritten die Herzen im Sturm. Spätestens seit dem Pausenfilm zum Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2017 ist es auch einem breiten Publikum eindrucksvoll in Erinnerung. Jetzt haben die Kolophonistinnen bei Gramola ihr Debüt-Album veröffentlicht – und das hat es schwer in sich. Eigentlich beginnt es ganz harmlos, mit Wiener Esprit und einem raffinierten Arrangement des bekannten Walzers Wiener Blut. Doch spätestens beim nachfolgenden Radetzkymarsch, ebenfalls in einer Bearbeitung von Leonhard Roczek, wird deutlich, dass die jungen Damen keineswegs vorhaben, brav Kaffeehausmusik zu machen – schaute da nicht Darth Vader ums Eck? 
Filmmusik, Tango, Klassik und Moderne – die Kolophonistinnen verknüpfen augenzwinkernd alles, was ihnen wichtig ist, zu einem atemberaubenden Programm. Sie lassen es mit Wonne so richtig krachen. Doch sie können ihre Violoncelli auch elegisch singen lassen. Neben Klassikern wie den Deux movements pour quatre violoncelles von Alexandre Tansman (1897 bis 1986) oder dem Walzer Nr. 2 aus Dmitri Schostakowitschs Jazz-Suite Nr. 2, stellen sie auch faszinierende neue Stücken der österreichischen Komponisten Florian Bramböck und Matthias Bartolomey vor. 
Das Programm schließt so ironisch, wie es begonnen hat – mit Heldinnenleben, nach einem Thema von Richard Strauss speziell für die vier Musikerinnen geschrieben von Leonhard Roczek. Ganz großes Kino! 

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