Dienstag, 29. Dezember 2020

Englishman in Tyrol (Querstand)


 Der Gambist William Young gehörte zu den Superstars des 17. Jahrhunderts. Er wurde als neuer Orpheus gefeiert. Kaiser und Könige ehrten ihn, und noch Jahrzehnte nach seinem Tod galt er als eine Legende. 

Juliane Laake, die sich für Leben und Werk des Musikers interessierte, musste allerdings feststellen, dass die Spurensuche gar nicht so einfach ist: „William Young scheint vom Himmel gefallen zu sein, als er 1652 in Innsbruck als Gambist und Kammerdiener am Hof des Erzherzogs Ferdinand Karl aus dem Hause Habsburg erstmals nachweisbar ist“, schreibt die Gambistin im Beiheft. „Nichts wissen wir über seine frühen Jahre in England und wo er von wem wie ausgebildet wurde – ja, nicht einmal sein Geburtsjahr steht fest.“ 

Seine Musik allerdings zeigt, dass er mit den Traditionen ebenso wie mit den unterschiedlichen Stilen und Entwicklungen seiner Zeit bestens vertraut war. In seine Werke hat er das Erbe der altenglischen Consort-Musik ebenso souverän integriert wie die damals ganz neue italienische Sonate. Gefällige Tanzmelodien und eingängige Rhythmen stehen neben kühner Harmonik und strenger Polyphonie. 

Bekannt ist, dass Young 1652 mit seinem Dienstherrn und dessen Ehefrau Anna de’Medici eine längere Reise durch Italien absolviert hat. Ein Jahr später ließ er in Innsbruck einen Notenband drucken. Die Sonate à 3, 4 e 5 blieben seine einzige Veröffentlichung; wer Musik von William Young heute spielen will, der muss sich seine Stücke in ganz Europa aus Handschriften heraussuchen. 

Doch der Aufwand lohnt, wie diese CD beweist. Youngs Sonaten, Fantasies und Tanzsätze sind die Wiederentdeckung des Jahres – außergewöhnlich versiert wechselt dieser Musiker zwischen den Welten. Und fast jedes Stück, das Juliane Laake hier gekonnt mit ihrem Ensemble Art d’Echo vorstellt, erklingt in Weltersteinspielung. Unbedingt anhören, großartig! 


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