Samstag, 16. Januar 2010

Abschied vom Walde (Berlin Classics)


"Das schönste was ich aber in meinem Leben bis jetzt von Gesellschaften gesehen habe, war ein Fest im Walde hier [...]. Eine Viertelstunde vom Wege ab, tief im Walde, wo hohe dicke Buchen einzeln stehn und oben ein großes Dach bilden, und man rings umher nur grünen Wald durch die vielen Bäume durchschimmern sah, da war das Local; man mußte auf einem kleinen Fußweg durch's Gesträuch sich dahin arbeiten, und sobald man auf dem Platze ankam, sah man in der Entfernung die vielen weißen Gestalten unter einem Rand von Bäumen, die mit dicken Blumenkränzen verbunden waren und der den Concertsaal vorstellte - wie lieblich da der Gesang klang, wie die Sopranstimmen so hell in die Luft trillerten, und welcher Schmelz und Reiz über den ganzen Tönen war, alles so still und heimlich und doch so hell, - das hatte ich mir nicht vorgestellt", so schrieb Felix Mendelssohn Bartholdy 1839 an seine Mutter. "Es war ein Chor von etwa zwanzig guten Stimmen, aber bei einer Probe im Zimmer hatte manches gefehlt, und alles war unsicher gewesen. Wie sie sich nun den Abend unter die Bäume stellten, und mein erstes Lied "ihr Vöglein in den Zweigen schwank" anhoben, da war es in der Waldstille bezaubernd, daß mir beinahe die Thränen in die Augen kamen. Wie lauter Poesie klang es."
Im Kammerchor Vocal Concert Dresden, 1993 von Peter Kopp gegründet, singen überwiegend Absolventen der Dresdner Musikhochschule und ehemalige Mitglieder des Dresdner Kreuzchores. Sie haben sich nunmehr jener Lieder angenommen, die Fanny Hensel und Felix Mendelssohn Bartholdy für derartige Streifzüge ins Grüne komponiert haben. Doch die Chorsätze sind nicht nur eingängige, stimmungsvolle Kompositionen; sie sind zugleich wie ein Zwiegespräch des wohl berühmtesten Geschwisterpaares der deutschen Romantik, das zeitlebens eng verbunden blieb.
Wenn man den Chor erstmals hört, und dann ins Booklet schaut, wird man erstaunt feststellen, dass er doch recht stark besetzt ist - was im glasklaren, homogenen Gesang nur dort spürbar wird, wo Kopp Lautstärke abverlangt. Denn nicht einmal im Fortissimo wird der Chorklang schrill oder grell. Und alle Register sind wunderbar ausbalanciert, das hört man gern. Reserven hat das Ensemble allerdings bei der Aussprache; mehr Verständlichkeit wäre wünschenswert.

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