Mieczyslaw Wajnberg, geboren 1919 in Warschau, wuchs in einer Künstlerfamilie auf. Sein Vater war ein bekannter Komponist und Ka- pellmeister am Jüdischen Theater, seine Mutter Schauspielerin. Im Alter von zwölf Jahren begann Wajnberg seine Ausbildung am Warschauer Konservatorium, die er 1939 mit Erfolg abschloss. Eigentlich sollte er seine Studien in den USA fortsetzen. Diese Pläne aber ließen sich nicht verwirkli- chen, denn wenig später mar- schierten die Deutschen in Polen ein. Wajnberg floh zu Fuß nach Russland.
Es wird berichtet, dass ihn zunächst seine zwei Jahre jüngere Schwester Esther begleitete. Doch sie lief sich die Füße wund, und kehrte bald um, zurück zu den Eltern. Wajnberg, oder Weinberg, wie er in Russland geschrieben wurde, sah sie niemals wieder. Erst Jahre später fand er heraus, dass seine Angehörigen erst im Ghetto Lodz interniert und dann im Lager Trawniki umgebracht worden waren.
Weinberg ging nach Minsk, und studierte dort am Konservatorium Komposition. Nach Kriegsbeginn wurde er nach Taschkent evakuiert. Dort schuf er seine ersten größeren Werke - und lernte Dmitri Schostakowitsch kennen. 1943 folgte er ihm nach Moskau. Von Shdanows Formalismusdebatte, die seinen berühmten Kollegen Schostakowitsch und Prokofjew viel Ärger brachte, blieb Weinberg verschont. Doch ihn erwischte eine andere "Säuberungswelle" der Stalinzeit: 1953 wurde er verhaftet und des "jüdisch-bourgeoisen Nationalismus" bezichtigt. Schostakowitsch setzte sich persönlich bei Berija für den Kollegen ein. Dann starb glücklicherweise Stalin; Weinberg kam frei und wurde rehabilitiert.
Der Komponist blieb bis zu seinem Tode 1996 in Moskau. Er schuf unter anderem 22 Sinfonien, sieben Opern, mehr als 40 Filmmusiken, 17 Streichquartette, acht Sonaten für Violine, sowie 24 Präludien und sechs Sonaten für Violoncello. Experten gilt er neben Schostako- witsch und Prokofjew als der dritte große russische Komponist seiner Zeit.
In seinen Werken nimmt die Trauer um die ermordete Familie und die zerstörte Heimat breiten Raum ein. Immer wieder erklingen Zitate, werden gebrochen, zermalmt statt entwickelt. Immer wieder aber entspringen aus den zerborstenen Strukturen auch neue Melodien - wie Grashalme, die aus Beton austreiben.
Der lettisch-amerikanische Cellist Josef Feigelson spielte für Naxos sämtliche Solowerke Weinbergs für Violoncello ein - seine wunder- baren 24 Präludien, und die vier Solo-Sonaten. Sein russischer Kollege Dmitri Jablonski interpretierte ebenfalls für Naxos zwei der Solosonaten - die erste und die dritte - sowie gemeinsam mit der Pianistin Hsin-Ni Liu die beiden Cellosonaten op. 21 und op. 63.
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