Giuseppe Sammartini (1695 bis 1750) galt seinen Zeitgenossen als einer der bedeutendsten Komponi- sten seiner Generation. In Mailand als Sohn eines Oboisten geboren, erlernte er ebenfalls dieses Instru- ment, und ging schließlich nach London.
Dort spielte der renommierte Mu- siker in zahlreichen Konzerten sowie in Opernaufführungen, die von Nicola Porpora, Giovanni Bononcini oder Georg Friedrich Händel geleitet wurden. Sammartini sei "auf der Oboe zweifelsohne der größte Virtuose, den die Welt je gekannt", schwärmte der engli- sche Musikhistoriker John Hawkins, der "mit dem Klang, den er hervorbrachte, der menschlichen Stimme näher kam als irgendje- mand sonst es vermochte".
1736 trat Giuseppe Sammartini in den Dienst des Prinzen von Wales, wo er bis zu seinem Tode als Musiklehrer angestellt war. Er kompo- nierte eine Vielzahl von Konzerten und Ouvertüren. Sie wurden in seiner Wahlheimat England ebenso geschätzt wie die Werke Corellis, Geminianis und Händels. Ungefähr sechzig davon sind überliefert. Er schrieb zudem eine große Menge Kammermusik sowie einige Vokal- werke, darunter auch eine Oper. Abschriften seiner Konzerte und Ouvertüren gelangten bis nach Dresden, sie befinden sich noch heute in der Notenbibliothek der einstigen Hofkapelle.
Doch im Laufe der Jahrhunderte ist der Ruhm Sammartinis verblasst. Seine Musik verschwand noch eher als die seines Bruders Giovanni Battista aus dem Konzertsaal. Wenn überhaupt, haben Oboisten seine Konzerte gespielt. Das Barockensemble Les Mufatti unter Peter Van Heyghen hat nun bei Ramée eine Auswahl selten gespielter Werke vorgelegt. Man habe versucht, "möglichst viele unbekannte Stücke" in das Programm aufzunehmen, erklärt Van Heyghen in dem sehr informativen Beiheft, "so dass sieben Stücke hier vermutlich zum ersten Mal seit dem 18. Jahrhundert erklingen."
Es muss in der Tat nicht immer Händel sein - der "Londoner" Sammar- tini überzeugt durch Noblesse, Klangpracht und Einfallsreichtum. Und Les Muffati gefallen in ihrer Spielfreude und ihrem überlegenen Können. Meine Empfehlung!
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