In Weimar hatte der junge Bach erstmals Gelegenheit, die neuesten italienischen Konzerte zu studie- ren. So hat ihn der Austausch mit dem Dresdner Musikdirektor Johann Georg Pisendel, einem Schüler Vivaldis, nachweislich inspiriert. Doch auch Johann Ernst von Sachsen-Weimar, der Bruder des Regenten und ein Schüler Bachs, brachte von seiner Kava- lierstour, die ihn in die Niederlande führte, Partituren italienischer Komponisten mit.
Bach hat die Anregungen, die er dadurch erfuhr, begierig aufgenom- men. Diese CD stellt einige seiner Werke in Kontrast zu zwei Sonaten von Diogenio Bigaglia (um 1676 bis 1745) und Benedetto Marcello (1686 bis 1739). Stefano Bagliano, Blockflöte, und Christian Brembeck am Cembalo musizieren mit Leidenschaft und auch mit sehr viel Sachverstand. Baglianos virtuoses Flötenspiel bezaubert; wer ihn spielen hört, der fragt nicht mehr, warum das Instrument flauto dolce genannt wird.
Das berühmte Concerto nach italienischen Gusto aus dem zweiten Teil der Clavierübung, das man hier erwartet hätte, spielt Brembeck diesmal freilich nicht. "Hier treibt Bach seine Auseinandersetzung mit der Form des italienischen Concerto gewissermaßen auf die Spitze", erläutert der Musiker in dem sehr informativen Beiheft: "Er schreibt eine 'virtuelle' Transkription eines (nie existent gewesenen!) Konzertes italienischer Prägung für ein Cembalo mit zwei Manualen, mit klarer Aufteilung der Tutti- und Concertino-Passagen!"
Doch den Musikern geht es eher um einen Blick in die Werkstatt des Komponisten, und daher haben sie für diese CD ein anderes Solo-Stück für das Cembalo ausgewählt: Die Aria variata alla maniera italiana BWV 989, welche die Begegnung der Variationspraxis italienischer Meister mit der sehr deutschen Form der Choralpartita dokumentiert.
Ansonsten zeigen sie "Bachs ureigene Erfindung einer echten Triosonate für nur zwei Instrumente", so Brembeck - "Stimme des Soloinstrumentes, weitere Melodiestimme in der rechten Hand des Cembalos, Bassstimme in der linken Hand". Das ist wirklich ein interessanter Aspekt, und wenn so brillant musiziert wird wie hier, dann kann man wirklich nur empfehlen: Unbedingt reinhören!
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