Mehr als 1.400 Kantaten hat Chri- stoph Graupner (1683 bis 1760) komponiert. Auf CD ist davon bislang kaum etwas zu finden. Das mag auch daran liegen, dass die Werke bislang editorisch kaum erschlossen sind. Zugänglich sind die Notenmanuskripte; die Univer- sitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, die Graupners Nachlass heute beherbergt, hat sie in digita- ler Form verfügbar gemacht. Wer also diese Musik aufführen möchte, der muss versiert genug sein, direkt aus den alten Handschriften sin- gen und spielen zu können. Oder aber er muss sich die Mühe machen, Graupners Werke in die moderne Notation zu bringen. Da dies mit einigem Aufwand verbunden ist, dürfte die Graupner-Renaissance auch in Zukunft eher allmählich vor sich gehen.
Das liegt zudem nicht zuletzt mit daran, dass die Kantaten des einstigen Darmstädter Hofkapellmeisters nur scheinbar „einfach“ sind. Die Sopranistin Miriam Feuersinger hat nun bei Christophorus gemeinsam mit dem Capricornus Consort Basel eine Auswahl davon eingespielt. Dabei präsentiert sie eine wundervolle klare, aller Erden- schwere entrückte Stimme, die zu diesen Werken sehr gut passt. Diese Debüt-CD ist rundum gelungen – aber sie macht deutlich, wie an- spruchsvoll und wohldurchdacht die „Schlichtheit“ ist, die Graupner seinerzeit inszenierte. Dem Urteil eines Biographen aus dem Jahre 1781, der Kapellmeister habe „Kunst mit Natur, Pracht mit Einfalt, Reitz mit Schönheit“ kombiniert, ist kaum etwas hinzuzufügen.
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