Spielt heute ein Geiger im Konzert Musik der sogenannten Virtuosen, so scheint das bei den Anhängern der „großen“ Kunst noch immer ein gewisses Naserümpfen hervor- zurufen. Julia Fischer jedenfalls, mittlerweile eine gestandene Soli- stin, sieht Rechtfertigungsbedarf. Und so schreibt sie im Beiheft ihrer CD einen langen Text, mit dem sie begründet, warum sie sich daran wagt, einige Werke des legendären spanischen Geigers Pablo de Sarasate (1844 bis 1906) vorzu- tragen. Schließlich habe sie selbst gesagt: „Der Sinn eines Konzerts ist nicht, dass die Leute sich amüsieren oder unterhalten. Der Sinn eines Konzerts und der klassischen Musik an sich ist, dass man einen Menschen zum Nachdenken in irgendeiner Form anregt.“
Eigentlich ist das doch alles ganz einfach. Denn noch vor hundert Jahren hätte die Unterscheidung in (gute) „E-Musik“ und (pfui!!) „U-Musik“ kein Mensch verstanden. Erinnert sei beispielsweise an den grandiosen Fritz Kreisler, der buchstäblich alles spielte, was dem Publikum gefiel – und notfalls seine Tartinis und Pugnanis selbst schrieb. Julia Fischer spielt natürlich viel präziser und sauberer als Kreisler; aber Sarasate sollte man nicht nur mit brillanter Technik, sondern auch mit Ausdruck, mit ein bisschen Sinn für Theatralik vortragen. Tut mir leid, aber mir ist diese Aufnahme viel zu brav, da fehlt ganz entschieden das Herzblut.
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