Dem Liedschaffen von Johannes Brahms widmen sich auf diesem Album Bariton Martin Hensel und sein Klavierbegleiter Hedayet Jonas Djeddkar. Wie der Titel bereits andeutet, sind es eher die finsteren Gesänge, die die Künstler dafür zusammengetragen haben. Der Text im Beiheft verweist auf „die biblische Trias Glaube, Liebe, Hoffnung“ – Themen, mit denen Brahms ein Leben lang gerungen haben dürfte. So gerät denn diese Auswahl eher sehr dunkel; wer den zweifelnden, klagenden, gebeugten Brahms kennenlernen möchte, der kann dies hier, bis hin zur Depression.
Leider lässt auch die Interpretation kein Leuchten aufkommen. Wer Brahms vortragen will, der sollte dies mit sorgfältigem Blick in die Noten; der Komponist hat in seiner Musik die Texte sehr weitgehend ausgedeutet, ähnlich wie die alten Meister, die Brahms offenbar sorgsam studiert, aber nicht kopiert hat. Da ist kein Raum für überzogenes Pathos, wilde Ritardandi und ähnlich willkürliche Einfälle, mit denen Sänger heute nur zu gerne „gestalten“. Dazu erklingt dann das Klavier – brillant gespielt, gewiss, aber irgendwie nebenher. Tut mir leid, aber diese Aufnahme gehört zu meinen Favoriten nicht, ich finde sie langweilig und beliebig. Wer eine Gänsehaut-Aufnahme der Vier ernsten Gesänge anhören möchte, der sollte bei Youtube Hans Hotter und Gerald Moore lauschen. Der Unter- schied ist krass – bei allen Details, die man heute natürlich anders machen würde.
Montag, 20. Oktober 2014
Sonntag, 19. Oktober 2014
Schubert: Klavierwerke; Oppitz (Hänssler Classic)
Mit der zwölften und letzten CD been- det Gerhard Oppitz seine Schubert- Einspielung bei Hänssler Classic. Auch diese CD lebt von der Gegen- überstellung „großer“ und „kleiner“ Werke; die Klaviersonate D-Dur
D 850 ergänzte Oppitz durch das Rondo E-Dur D 506 sowie die Zwölf Valses nobles D 969. Diesem Prinzip folgte er fast durchweg, allerdings kombinierte der Pianist auf der zweiten und der fünften CD dieser Reihe zwei Klaviersonaten mitein- ander.
Schuberts Werke haben ihre Tücken; insbesondere ihre sprichwörtlichen „himmlischen Längen“ stellen so manchen Interpreten vor ein Problem. Wer damit nicht umgehen kann, der sorgt beim Publikum für Langeweile. Nun gehört Gerhard Oppitz, der an der Hochschule für Musik in München eine Meisterklasse leitet, nicht zu den Rebellen, die durch spektakuläre Auftritte für Schlagzeilen sorgen. Ihn scheint eher die Musikalität der Werke Schuberts zu faszinieren, ihre Eleganz und der enorme Reichtum an musikalischen Ideen. Dies jedenfalls sind die Aspekte, die er herausstellt – mit großer Demut und heiligem Ernst.
D 850 ergänzte Oppitz durch das Rondo E-Dur D 506 sowie die Zwölf Valses nobles D 969. Diesem Prinzip folgte er fast durchweg, allerdings kombinierte der Pianist auf der zweiten und der fünften CD dieser Reihe zwei Klaviersonaten mitein- ander.
Schuberts Werke haben ihre Tücken; insbesondere ihre sprichwörtlichen „himmlischen Längen“ stellen so manchen Interpreten vor ein Problem. Wer damit nicht umgehen kann, der sorgt beim Publikum für Langeweile. Nun gehört Gerhard Oppitz, der an der Hochschule für Musik in München eine Meisterklasse leitet, nicht zu den Rebellen, die durch spektakuläre Auftritte für Schlagzeilen sorgen. Ihn scheint eher die Musikalität der Werke Schuberts zu faszinieren, ihre Eleganz und der enorme Reichtum an musikalischen Ideen. Dies jedenfalls sind die Aspekte, die er herausstellt – mit großer Demut und heiligem Ernst.
Grieg: Klavierwerke Mozarts
„Was du ererbt von deinen Vätern – erwirb es, um es zu besitzen!“ Dieses Motto gilt nicht zuletzt für den Um- gang der Romantiker mit den Werken früherer Generationen. Sie schätzten die Musik von Bach, Händel und Mozart ja durchaus – aber wo die Stücke ihnen unvollkommen vor- kamen, scheuten sie sich nicht, sie zu ergänzen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Klavierbegleitung, mit der Robert Schumann seinerzeit die Sonaten und Partiten für Violine solo von Johann Sebastian Bach versehen hat.
Weniger bekannt ist ein ähnliches Projekt, mit dem Edvard Grieg 1879/80 Mozart „überarbeitet“ hat. Dazu schrieb Grieg 1897: „Der Verfasser dieses Aufsatzes versuchte mit der Heranziehung eines zweiten Klaviers einigen Mozartschen Klavier- sonaten eine unserem Tonempfinden entsprechende klangliche Wirkung zu verleihen und muß ausdrücklich bemerken, daß er voll schuldigen Respekts gegen den großen Meister keine einzige von Mozarts Noten veränderte. (..) Doch vorausgesetzt, ein Mann folgt nicht dem Beispiel Gounods, der ein Bachsches Präludium zu einem modernen, sentimenta- len und trivialen Schaustück verballhornte, das ich durchaus mißbillige, sondern sucht die stilistische Einheit zu wahren, so ist doch wahrhaftig kein Grund vorhanden, ein großes Entrüstungsgeschrei zu erheben, wenn er den Versuch einer Modernisierung wagt als einer Tat, die aus der Bewunderung für einen alten Meister entsprang.“
Das Resultat dieses Experiments präsentieren Jimin Oh-Havenith und Raymund Havenith auf dieser CD. Es ist kurios, wie Grieg in seinen Bearbeitungen das musikalische Material verändert. So findet er tatsächlich Gelegenheit, Mozart originär norwegische Rhythmen „unterzujubeln“ -– das ganze Leben ein Springtanz! –, und ihn mit der Grieg-typischen Harmonik zu verwandeln, in einen „MoGrieg“, wie Havenith schreibt. Das alles erreichte Grieg allein durch das Hinzufügen des zweiten Klavierparts. Das Ergebnis ist in der Tat hörenswert.
Weniger bekannt ist ein ähnliches Projekt, mit dem Edvard Grieg 1879/80 Mozart „überarbeitet“ hat. Dazu schrieb Grieg 1897: „Der Verfasser dieses Aufsatzes versuchte mit der Heranziehung eines zweiten Klaviers einigen Mozartschen Klavier- sonaten eine unserem Tonempfinden entsprechende klangliche Wirkung zu verleihen und muß ausdrücklich bemerken, daß er voll schuldigen Respekts gegen den großen Meister keine einzige von Mozarts Noten veränderte. (..) Doch vorausgesetzt, ein Mann folgt nicht dem Beispiel Gounods, der ein Bachsches Präludium zu einem modernen, sentimenta- len und trivialen Schaustück verballhornte, das ich durchaus mißbillige, sondern sucht die stilistische Einheit zu wahren, so ist doch wahrhaftig kein Grund vorhanden, ein großes Entrüstungsgeschrei zu erheben, wenn er den Versuch einer Modernisierung wagt als einer Tat, die aus der Bewunderung für einen alten Meister entsprang.“
Das Resultat dieses Experiments präsentieren Jimin Oh-Havenith und Raymund Havenith auf dieser CD. Es ist kurios, wie Grieg in seinen Bearbeitungen das musikalische Material verändert. So findet er tatsächlich Gelegenheit, Mozart originär norwegische Rhythmen „unterzujubeln“ -– das ganze Leben ein Springtanz! –, und ihn mit der Grieg-typischen Harmonik zu verwandeln, in einen „MoGrieg“, wie Havenith schreibt. Das alles erreichte Grieg allein durch das Hinzufügen des zweiten Klavierparts. Das Ergebnis ist in der Tat hörenswert.
Samstag, 18. Oktober 2014
Hertel: Jauchzet dem Herrn alle Welt (cpo)
Erneut hat cpo Werke von Johann Wilhelm Hertel (1727 bis 1789) veröffentlicht. Nach dem Weih- nachtsoratorium und der Passions- kantate Der sterbende Heiland ist dies bereits die dritte CD mit Musik des Schweriner Hofkapellmeisters. Hertel stammte aus Eisenach. Sein Vater, Johann Christian Hertel, Konzertmeister der dortigen Hofka- pelle, legte größten Wert auf seine exzellente Ausbildung. Deshalb erhielt der Knabe nicht nur Unterricht bei seinem Vater sowie Lektionen auf dem Cembalo bei dem Bach-Schüler Johann Heinrich Heil; er besuchte auch das Gymnasium und lernte dort eifrig Latein, Griechisch und den damals üblichen Schulstoff von der Mathematik bis hin zur Geschichte. Als Hertel 14 Jahre alt war, starb der Herzog, und die Kapelle wurde aufgelöst. Hertel senior ging als Konzert- meister nach Neustrelitz; der Sohn blieb in Zerbst bei Carl Höckh und erlernte dort das Geigenspiel. Hertels nächster Lehrer wurde Franz Benda, ein berühmter Geiger und ein ebenso guter Sänger. Mit ihm spielte Hertel wohl auch in der Hofkapelle Friedrichs II. von Preußen.
Was er in Zerbst und in Berlin gelernt hatte, konnte Hertel bald brauchen, denn er durfte seinen Vater vertreten, als dieser erkrankte. So wurde der junge Musiker Leiter der Neustrelitzer Hofkapelle; als sein Dienstherr starb, wechselte er dann 1754 nach Schwerin. Dort hatte er ein anregendes Umfeld und anspruchsvolle Aufgaben. So komponierte er eine Vielzahl von Kantaten. Sie beruhen oftmals auf Chorälen, wie es Herzog Friedrich zur Unterweisung seiner Untertanen im pietistischen Geiste wünschte. Die vorliegende CD enthält eine Auswahl von Kantaten und Motetten, die für den Gottesdienst am Hofe von Mecklenburg-Schwerin entstanden sind. Neben der Sinfonia aus der Kantate auf das Geburtstagsfest des Herzogs, die mit Trompeten und Pauken glänzt, ist zudem die fünfteilige Friedens- musik zu hören, mit der in der Schweriner Schlosskirche das Ende des Siebenjährigen Krieges gefeiert wurde. Die ausdrucksstarke Musik, die mitunter ziemlich modern klingt, wird vorgetragen von Katrin Hübner, Sopran, Andreas Weller, Tenor, dem NDR-Chor und dem Mecklenbur- gischen Barockorchester „Herzogliche Hofkapelle“ unter Johannes Moesus.
Was er in Zerbst und in Berlin gelernt hatte, konnte Hertel bald brauchen, denn er durfte seinen Vater vertreten, als dieser erkrankte. So wurde der junge Musiker Leiter der Neustrelitzer Hofkapelle; als sein Dienstherr starb, wechselte er dann 1754 nach Schwerin. Dort hatte er ein anregendes Umfeld und anspruchsvolle Aufgaben. So komponierte er eine Vielzahl von Kantaten. Sie beruhen oftmals auf Chorälen, wie es Herzog Friedrich zur Unterweisung seiner Untertanen im pietistischen Geiste wünschte. Die vorliegende CD enthält eine Auswahl von Kantaten und Motetten, die für den Gottesdienst am Hofe von Mecklenburg-Schwerin entstanden sind. Neben der Sinfonia aus der Kantate auf das Geburtstagsfest des Herzogs, die mit Trompeten und Pauken glänzt, ist zudem die fünfteilige Friedens- musik zu hören, mit der in der Schweriner Schlosskirche das Ende des Siebenjährigen Krieges gefeiert wurde. Die ausdrucksstarke Musik, die mitunter ziemlich modern klingt, wird vorgetragen von Katrin Hübner, Sopran, Andreas Weller, Tenor, dem NDR-Chor und dem Mecklenbur- gischen Barockorchester „Herzogliche Hofkapelle“ unter Johannes Moesus.
Freitag, 17. Oktober 2014
Music for Brass Septet (Naxos)
Mit dem Barock ging nicht nur für Laute und Blockflöte, sondern auch für Blechbläser eine Blütezeit zu Ende. Das Biedermeier konnte mit ihrem Klang offenbar wenig anfangen. Obwohl die Instrumente immer perfekter wurden, hat keiner der Romantiker ein Konzert sie kompo-niert. Nach der Erfindung des Ventils waren die Blechbläser zwar in der Lage, die volle chromatische Bandbreite an Tönen zu spielen – doch Trompeten und der Posaunen erklangen nunmehr überwiegend in Militärkapellen, der sogenannten
„U-Musik“ oder aber im Posaunenchor. Selbst im Orchester waren sie, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, allenfalls als Klangfarbe gefragt.
Wie hätte es geklungen, wenn Komponisten wie Anton Bruckner, Johan- nes Brahms oder Robert Schumann Werke für Blechbläser-Ensemble geschrieben hätten? Die Musiker von Septura haben es ausprobiert; das Ergebnis ist auf dieser CD zu bestaunen – und fasziniert wird der Zuhörer feststellen, dass ein Blechbläserseptett eigentlich die perfekte Besetzung ist, um Orgelsonaten von Felix Mendelssohn-Bartholdy zu spielen. Auch die Motetten von Bruckner beispielsweise wirken wie eigens für Bläser komponiert. Und das liegt nicht nur an den cleveren Arrangements, die überwiegend Septura-Trompeter Simon Cox geschaffen hat. Die sieben Musiker an Trompeten, Posaunen und Tuba erweisen sich als Könner; wer hätte gedacht, dass Blechbläser eine derart breite Palette an Klangfarben aufbieten können? Bravi!
„U-Musik“ oder aber im Posaunenchor. Selbst im Orchester waren sie, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, allenfalls als Klangfarbe gefragt.
Wie hätte es geklungen, wenn Komponisten wie Anton Bruckner, Johan- nes Brahms oder Robert Schumann Werke für Blechbläser-Ensemble geschrieben hätten? Die Musiker von Septura haben es ausprobiert; das Ergebnis ist auf dieser CD zu bestaunen – und fasziniert wird der Zuhörer feststellen, dass ein Blechbläserseptett eigentlich die perfekte Besetzung ist, um Orgelsonaten von Felix Mendelssohn-Bartholdy zu spielen. Auch die Motetten von Bruckner beispielsweise wirken wie eigens für Bläser komponiert. Und das liegt nicht nur an den cleveren Arrangements, die überwiegend Septura-Trompeter Simon Cox geschaffen hat. Die sieben Musiker an Trompeten, Posaunen und Tuba erweisen sich als Könner; wer hätte gedacht, dass Blechbläser eine derart breite Palette an Klangfarben aufbieten können? Bravi!
Mittwoch, 15. Oktober 2014
Händel: Duetti da Camera (Glossa)
Für den Gebrauch bei Hofe kompo- nierte Georg Friedrich Händel (1685 bis 1759) einst seine Duetti da Ca- mera. Die ersten davon entstanden noch in Hannover, weitere dann in London. Letztere waren, so wird ver- mutet, nicht mehr für die Hausmusik der Prinzessinnen, sondern zum Vortrag durch professionelle Sänger bestimmt, denn sie sind technisch deutlich anspruchsvoller.
Eine Auswahl dieser hübschen Werke präsentieren Roberta Invernizzi und Marina de Liso, Sopran und Mezzosopran, gemeinsam mit dem Ensemble La Risonanza auf der vorliegenden CD. Die beiden Sängerinnen unter- scheiden sich im Timbre recht deutlich, was die Strukturen dieser Musik klar erkennbar werden lässt. Man wird feststellen, dass diese Komposi- tionen für zwei Singstimmen und Basso continuo in ihren musikalischen Qualitäten, aber auch in den Anforderungen an die Sänger Händels Opernarien mindestens ebenbürtig sind. Es ist sehr erfreulich, dass diese Raritäten, die man im Konzert so gut wie nie hören wird, nunmehr wenigstens teilweise auf CD erhältlich sind.
Eine Auswahl dieser hübschen Werke präsentieren Roberta Invernizzi und Marina de Liso, Sopran und Mezzosopran, gemeinsam mit dem Ensemble La Risonanza auf der vorliegenden CD. Die beiden Sängerinnen unter- scheiden sich im Timbre recht deutlich, was die Strukturen dieser Musik klar erkennbar werden lässt. Man wird feststellen, dass diese Komposi- tionen für zwei Singstimmen und Basso continuo in ihren musikalischen Qualitäten, aber auch in den Anforderungen an die Sänger Händels Opernarien mindestens ebenbürtig sind. Es ist sehr erfreulich, dass diese Raritäten, die man im Konzert so gut wie nie hören wird, nunmehr wenigstens teilweise auf CD erhältlich sind.
Freitag, 10. Oktober 2014
The Britten Collection (Coro)
The Sixteen, geleitet von Harry Christophers, gehört zu den besten britischen Chören. Zum hundertsten Geburtstag von Benjamin Britten (1913 bis 1976) hat das Ensemble die drei bislang veröffentlichten Alben mit Werken des Komponisten erneut vorgelegt. Dazu wurden sie in einer Box zusammengefasst. Es erklingt sowohl geistliche als auch weltliche Musik, mit der gewohnten Perfektion vorgetragen von den Sängerinnen und Sängern. Darunter ist auch das legendäre A Ceremony of Carols; für diese Aufnahme erhielt The Sixteen einst den Preis der Deutschen Schallplattenkritik.
Donnerstag, 9. Oktober 2014
Vivaldi, Scarlatti, Caldara: Kantaten (Capriccio)
Max Emanuel Cencic gehört ohne Zweifel derzeit zu den besten Countertenören. Seine Ausbildung begann er einst bei den Wiener Sängerknaben, 1992 begann der Sänger eine Solokarriere als Sopra- nist, 2001 wechselte er schließlich das Fach. Seine ersten Einspielungen als Countertenor sind damals bei Capriccio erschienen. Das Label hat nun drei CD mit Aufnahmen aus den Jahren 2002 bis 2004, zusammen- gefasst in einer Box, wieder vorgelegt. Zu hören sind Kantaten von Antonio Vivaldi, Domenico Scarlatti und Antonio Caldara. Sie sind mitunter betont virtuos; Cencic' Stimme kommt allerdings dort besonders gut zur Geltung, wo er lange Linien singen muss. Der junge Sänger musiziert gemeinsam mit dem Ensemble Ornamente 99 unter Karsten Erik Ose. Die Instrumentalisten sind großartig. Man höre nur die Holzbläser – wundervoll! Zusätzlich gibt es eine Bonus-DVD mit Filmbericht über den Sänger.
Mittwoch, 8. Oktober 2014
Ostsee (Simax)
Musiker aus Mitteldeutschland zog es in den Norden. Johann Sebastian Bach beispielsweise wanderte nach Lübeck, um bei Dieterich Buxtehude zu lernen. Viele Musiker reisten allerdings in die reichen Hansestädte und Residenzen, um dort zu arbeiten. Diese CD zeigt auf, wie sie das Musik- leben in den Metropolen an der Ostsee mit prägten – ganz besonders auch in Dänemark und Schweden. Dafür hat das Ensemble Trondheim Barokk exemplarisch Werke von Johann Theile, Johann Vierdanck und Georg von Bertouch ausgewählt. Johann Vierdanck (um 1605 bis 1646) wurde 1615 Kapellknabe am Dresdner Hof. Er war ein Schüler von Heinrich Schütz, und wirkte später einige Zeit in Lübeck und in Kopenhagen. 1635 wurde Vierdanck Organist an der Stralsunder Marienkirche. Dort wurde er schließlich 1646 begra- ben.
Johann Theile (1646 bis 1724) stammte aus Naumburg an der Saale. Er studierte in Leipzig und Halle Jura, und in Weißenfels Komposition als einer der letzten Schüler von Heinrich Schütz. Er hatte dann das Organi- stenamt in Stettin und in Lübeck inne, bevor er 1673 Hofkapellmeister bei Herzog Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf wurde. Mit Theiles Singspiel Adam und Eva wurde 1678 die Oper am Gänsemarkt in Hamburg eröffnet. 1685 wurde Theile als Nachfolger von Johann Rosen- müller Kapellmeister am Hofe zu Wolfenbüttel. 1694 kehrte er endgültig in die Heimat zurück, wo er Anstellung am Hofe des Herzogs Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz fand.
Georg von Bertouch (1668 bis 1743) stammte aus Thüringen. Er war nicht nur Komponist, sondern machte Karriere beim dänischen Militär. So war er von 1719 bis 1740 Kommandant der Festung Akershus in Christiana, heute Oslo. Er hat zu Lebzeiten keines seiner Musikstücke veröffentlicht. Dennoch geriet Bertuchs Werk nicht in Vergessenheit, weil er Triosonaten in allen 24 Tonarten geschrieben hat. Zwei davon sind auf dieser CD zu hören, nebst zwei Kantaten, bei denen es sich allerdings um Jugendwerke handeln soll.
Vierdanck, der ebenfalls etliche Kantaten geschaffen hat, ist hier mit einer Suite für zwei Violinen und Continuo vertreten, Theile ebenfalls mit zwei Kantaten. Das Ensemble Trondheim Barokk musiziert inspiriert; es singen Ingeborg Dalheim, Sopran, Marianne Beate Kielland, Alt und Njal Sparbo, Bass.
Johann Theile (1646 bis 1724) stammte aus Naumburg an der Saale. Er studierte in Leipzig und Halle Jura, und in Weißenfels Komposition als einer der letzten Schüler von Heinrich Schütz. Er hatte dann das Organi- stenamt in Stettin und in Lübeck inne, bevor er 1673 Hofkapellmeister bei Herzog Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf wurde. Mit Theiles Singspiel Adam und Eva wurde 1678 die Oper am Gänsemarkt in Hamburg eröffnet. 1685 wurde Theile als Nachfolger von Johann Rosen- müller Kapellmeister am Hofe zu Wolfenbüttel. 1694 kehrte er endgültig in die Heimat zurück, wo er Anstellung am Hofe des Herzogs Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz fand.
Georg von Bertouch (1668 bis 1743) stammte aus Thüringen. Er war nicht nur Komponist, sondern machte Karriere beim dänischen Militär. So war er von 1719 bis 1740 Kommandant der Festung Akershus in Christiana, heute Oslo. Er hat zu Lebzeiten keines seiner Musikstücke veröffentlicht. Dennoch geriet Bertuchs Werk nicht in Vergessenheit, weil er Triosonaten in allen 24 Tonarten geschrieben hat. Zwei davon sind auf dieser CD zu hören, nebst zwei Kantaten, bei denen es sich allerdings um Jugendwerke handeln soll.
Vierdanck, der ebenfalls etliche Kantaten geschaffen hat, ist hier mit einer Suite für zwei Violinen und Continuo vertreten, Theile ebenfalls mit zwei Kantaten. Das Ensemble Trondheim Barokk musiziert inspiriert; es singen Ingeborg Dalheim, Sopran, Marianne Beate Kielland, Alt und Njal Sparbo, Bass.
Sonntag, 5. Oktober 2014
Carl Philipp Emanuel Bach: Rondos & Fantasias (Capriccio)
Christine Schornsheim, Professorin für historische Tasteninstrumente an der Musikhochschule München, hat zum 300 Geburtstag von Carl Philipp Emanuel Bach (1714 bis 1788) eine CD mit Rondos und Fantasien eingespielt. Die Musikerin, die für ihre Aufnahmen bereits mit einer Vielzahl von Preisen geehrt wurde, hat sich dafür entschieden, „da mich gerade das fantasierende und im- provisatorische Element besonders interessiert“, so erläutert sich in einem Interview in dem sehr informativen Beiheft. Christine Schornsheim schätzt die Musik von Carl Philipp Emanuel Bach offenbar sehr; seinen Personalstil fasst sie in zwei Worten zusammen: „Größte Vielfalt! Er verlangt dem Spieler eine hohe Virtuosität ab bei den Werken, die Elemente des Stur und Drang in sich vereinigen. Fast noch wesent- licher sind die empfindsamen Stücke oder Passagen, die wir eigentlich immer antreffen, und bei denen insbesondere das singende Spiel gefor- dert ist“, erläutert die Musikerin. „Ebenso zeigt er, dass er auch den bei seinem Vater erlernten kontrapunktischen Stil beherrscht.“
Diese Vielfalt, in den Rondos und Fantasien besonders frei gestaltet, bringt für einen „Clavieristen“ so manche Herausforderung mit sich – doch Schornsheim begeistert durch ihr souveränes Spiel. Spannend ist auch das Instrument, das sie für diese Einspielung ausgewählt hat. Es handelt sich dabei um einen Tangentenflügel, den Christoph Friedrich Schmahl 1801 in Regensburg angefertigt hat. Er befindet sich heute als Leihgabe der Universität Freiburg/Br. in der Sammlung historischer Tasteninstrumente im Schloss Bad Krozingen. Ob Bach diese sehr speziellen Instrumente überhaupt kannte, das lässt sich nicht sicher belegen.
„Ich habe mich deswegen für einen Tangentenflügel entschieden, weil die Musik von Carl Philipp Emanuel Bach in ihren Charakteren ausgespro- chen vielfältig ist“, erklärt Schornsheim. Es sei schwierig, diese nur auf einem der möglichen Instrumente Cembalo, Fortepiano oder Clavichord darzustellen: „Aus meiner Sicht ist das kennzeichnende eines Tangenten- flügels, dass er quasi alle Klangfarben besaiteter historischer Tasten- instrumente in sich vereinigt. Er kann sanft wie ein Clavichord klingen, auch das Cembalo kann fast imitiert werden, und der Klang eines frühen Fortepianos ist ebenso zu erzeugen.“
Diese Vielfalt, in den Rondos und Fantasien besonders frei gestaltet, bringt für einen „Clavieristen“ so manche Herausforderung mit sich – doch Schornsheim begeistert durch ihr souveränes Spiel. Spannend ist auch das Instrument, das sie für diese Einspielung ausgewählt hat. Es handelt sich dabei um einen Tangentenflügel, den Christoph Friedrich Schmahl 1801 in Regensburg angefertigt hat. Er befindet sich heute als Leihgabe der Universität Freiburg/Br. in der Sammlung historischer Tasteninstrumente im Schloss Bad Krozingen. Ob Bach diese sehr speziellen Instrumente überhaupt kannte, das lässt sich nicht sicher belegen.
„Ich habe mich deswegen für einen Tangentenflügel entschieden, weil die Musik von Carl Philipp Emanuel Bach in ihren Charakteren ausgespro- chen vielfältig ist“, erklärt Schornsheim. Es sei schwierig, diese nur auf einem der möglichen Instrumente Cembalo, Fortepiano oder Clavichord darzustellen: „Aus meiner Sicht ist das kennzeichnende eines Tangenten- flügels, dass er quasi alle Klangfarben besaiteter historischer Tasten- instrumente in sich vereinigt. Er kann sanft wie ein Clavichord klingen, auch das Cembalo kann fast imitiert werden, und der Klang eines frühen Fortepianos ist ebenso zu erzeugen.“
Samstag, 4. Oktober 2014
Stravinski, Le Sacre du printemps / Moussorgski, Tableaux d'une eposition (Atma Classique)
Kann man Le Sacre du printemps von Igor Strawinsky und die Bilder einer Ausstellung von Modest Mussorgski mit einem Bläserquintett aufführen? Das kanadische Ensemble Pentaèdre wagt sich an dieses Experi- ment.
Danièle Bourget, Querflöten, Nor- mand Forget, Oboe, Oboe d'amore, Englischhorn und Klarinette, Martin Carpentier, Klarinetten, Mathieu Lussier, Fagott und Kontrafagott sowie Louis-Philippe Marsolais, Horn und Wagner-Tuba, bringen eine breite Palette an Klangfarben ein. Das lässt den Zuhörer in der Tat aufhorchen; einige Sätze wirken zudem gerade in dieser reduzierten Besetzung gänzlich neu und unerhört, weil das Quintett, anders als ein komplettes Orchester oder aber ein Klavier, nichts verdeckt und übertönt. Eine interessante Einspielung, die Hör- gewohnheiten infrage stellt.
Danièle Bourget, Querflöten, Nor- mand Forget, Oboe, Oboe d'amore, Englischhorn und Klarinette, Martin Carpentier, Klarinetten, Mathieu Lussier, Fagott und Kontrafagott sowie Louis-Philippe Marsolais, Horn und Wagner-Tuba, bringen eine breite Palette an Klangfarben ein. Das lässt den Zuhörer in der Tat aufhorchen; einige Sätze wirken zudem gerade in dieser reduzierten Besetzung gänzlich neu und unerhört, weil das Quintett, anders als ein komplettes Orchester oder aber ein Klavier, nichts verdeckt und übertönt. Eine interessante Einspielung, die Hör- gewohnheiten infrage stellt.
Schenck: Tyd en Konst-Oeffeningen (Brilliant Classics)
Johannes Schenck (um 1660 bis nach 1709) war ein deutsch-niederländi- scher Komponist und Gambenspieler, der wohl in Amsterdam zur Welt gekommen und aufgewachsen ist. Über seinen Lebensweg ist wenig bekannt; allerdings weiß man, dass er später in Düsseldorf lebte und arbei- tete. Denn im Jahre 1696 ist Schenck erstmals als Kammermusikus doku- mentiert am Hofe des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz.
Auf dieser CD erklingt die Suiten-Sammlung Tyd en Konst-Oeffenin- gen op. 2 für Gambe und Basso continuo – das erste Instrumentalwerk, das Schenck veröffentlicht hat. Die Noten, 1688 in Amsterdam erschienen, brachten ihm in ganz Europa Ruhm und Erfolg. Die Stücke sind technisch anspruchsvoll. Sie zeigen zudem, dass Schenck stilistische Anregungen aus Frankreich, Deutschland und Italien zwar aufgegriffen, aber letztendlich in seine eigene Musik integriert hat. Die Werke des Komponisten sind sehr eigenwillig, was sie bis heute attraktiv macht.
Wie spannend diese Musik ist, das beweist eine Aufnahme, die das Recondita Armonia Ensemble um Lixsania Fernández für Brilliant Classics eingespielt hat. Die kubanisch-spanische Gambistin hat dafür sechs der insgesamt fünfzehn Sonaten ausgewählt. Sie spielt die Suiten klangschön und temperamentvoll; diese Werke sind wirklich beeindruckend.
Auf dieser CD erklingt die Suiten-Sammlung Tyd en Konst-Oeffenin- gen op. 2 für Gambe und Basso continuo – das erste Instrumentalwerk, das Schenck veröffentlicht hat. Die Noten, 1688 in Amsterdam erschienen, brachten ihm in ganz Europa Ruhm und Erfolg. Die Stücke sind technisch anspruchsvoll. Sie zeigen zudem, dass Schenck stilistische Anregungen aus Frankreich, Deutschland und Italien zwar aufgegriffen, aber letztendlich in seine eigene Musik integriert hat. Die Werke des Komponisten sind sehr eigenwillig, was sie bis heute attraktiv macht.
Wie spannend diese Musik ist, das beweist eine Aufnahme, die das Recondita Armonia Ensemble um Lixsania Fernández für Brilliant Classics eingespielt hat. Die kubanisch-spanische Gambistin hat dafür sechs der insgesamt fünfzehn Sonaten ausgewählt. Sie spielt die Suiten klangschön und temperamentvoll; diese Werke sind wirklich beeindruckend.
Mittwoch, 1. Oktober 2014
Bach: Six Sonatas for Violin and Piano (ECM New Series)
Aufnahmen der sechs Sonaten für Violine und Cembalo BWV 1014-19 gibt es in großer Zahl. Dieses Album aber ist etwas ganz Besonderes – und das liegt daran, mit welcher Tief- gründigkeit und Ernsthaftigkeit die Geigerin Michelle Makarski gemein- sam mit dem Pianisten Keith Jarrett diese Werke erkundet hat. Die beiden befreundeten Musiker haben sich offenbar sehr viel Zeit genommen, und die Sonaten wieder und wieder gemeinsam gespielt.
Daraus ist dann schließlich die vorliegende Aufnahme entstanden. Es ist Jarretts erste Klassik-Einspielung seit seinem Doppelalbum mit Mozarts Klavierkonzerten 1996, und erst das zweite Mal, dass er für eine Aufnahme Bach auf dem Klavier und nicht am Cembalo spielte. Seine Entscheidung für den Konzertflügel wird man aber alsbald nachvollziehen, denn hier ist nichts zufällig, beiläufig, beliebig. Jede Phrase wird sorgsam zelebriert, jede Nuance wird mit Sorgfalt ausgestaltet; die beiden Instru- mente erklingen wie miteinander verwoben. Die Transparenz, die Keith Jarrett dabei mit seinem äußerst differenzierten Anschlag erreicht, ist faszinierend. Diese Aufnahme, obwohl überhaupt nicht historisch korrekt, ist konkurrenzlos gut und vom ersten bis zum letzten Ton gelungen. Makarski und Jarrett musizieren wie in einer anderen Dimension. Bravi!
Daraus ist dann schließlich die vorliegende Aufnahme entstanden. Es ist Jarretts erste Klassik-Einspielung seit seinem Doppelalbum mit Mozarts Klavierkonzerten 1996, und erst das zweite Mal, dass er für eine Aufnahme Bach auf dem Klavier und nicht am Cembalo spielte. Seine Entscheidung für den Konzertflügel wird man aber alsbald nachvollziehen, denn hier ist nichts zufällig, beiläufig, beliebig. Jede Phrase wird sorgsam zelebriert, jede Nuance wird mit Sorgfalt ausgestaltet; die beiden Instru- mente erklingen wie miteinander verwoben. Die Transparenz, die Keith Jarrett dabei mit seinem äußerst differenzierten Anschlag erreicht, ist faszinierend. Diese Aufnahme, obwohl überhaupt nicht historisch korrekt, ist konkurrenzlos gut und vom ersten bis zum letzten Ton gelungen. Makarski und Jarrett musizieren wie in einer anderen Dimension. Bravi!