Im Juli 2014 erklang Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe in der wiederaufgebauten Dresdner Frauenkirche. Ein Live-Mitschnitt dieses Konzertes mit dem Kammerchor der Frauenkirche und dem Ensemble Frauenkirche unter Kantor Matthias Grünert ist nun bei Berlin Classics erschienen – pünktlich zum 330. Geburtstag des Komponisten.
Als Solisten singen Miriam Meyer, Sopran, Britta Schwarz, Alt, Markus Brutscher, Tenor, und Klaus Mertens, Bass. Grünert orientiert sich bei seiner Interpretation der „hohen“ Messe weniger an den Gesangslinien als vielmehr an den Orchesterstimmen. Das führt mitunter zu etwas eigenwilligen Tempi und Akzenten, die seitens der Sänger kein Echo finden. Es hat aber seine Reize insofern, als die Musiker des Ensembles Frauenkirche ihre Stärken demonstrieren können.
Und die haben sie, ohne Frage – von Robert Langbein, der exzellent das Horn spielt, über die drei brillanten Trompeter Christian Höcherl, Nikolaus von Tippelkirch und Frank Hebenstreit bis hinzu den präzise agierenden Streichern, den superben Holzbläsern, Thomas Käppler an den Pauken und Cornelia Osterwald an Truhenorgel und Cembalo. Nur schade, dass die Solo-Instrumente in den Arien mitunter lauter sind als die Solisten.
Der Kammerchor schlägt sich wacker. Und der pathetisch-erhabene Beginn mit dem Kyrie lässt wirklich aufhorchen. Die Soprane haben Höhe, die Stimmen sind geübt und gesungen wird intonationssicher. Doch so manchen tänzerisch-beschwingten Orchesterpart vermag der Chor nicht zu spiegeln. Mitunter ist Grünert so flink unterwegs, dass der Chor seine Koloraturen wie eine Turnübung absolvieren muss. Die Sänger schaffen das, irgendwie, aber der Ausdruck bleibt dabei auf der Strecke. Und für die großen Jubelchöre, im Glanze der Trompeten, fehlen dann einfach die Reserven. Verkaufen wird sich diese CD ganz sicher, aber von Bachs h-Moll-Messe gibt es bereits sehr viele Aufnahmen – und etliche davon finde ich, sorry, besser.
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