Geradezu kriminalistische Fähig- keiten waren erforderlich, um die Musik zu rekonstruieren, die auf diesen beiden CD zu hören ist. Zwar war bereits eine Grande Messa da Requiem von Johann Simon Mayr (1763 bis 1845) bekannt; bei Archivrecherchen zeigte sich aber, dass es noch ein weiteres Requiem des Komponisten gegeben haben muss. „Dieses bislang in der Forschung nicht erwähnte Werk übertrifft das gedruckte im Umfang und in der Instrumentierung“, be- richtet Franz Hauk im Beiheft. Die einzelnen Sätze fanden sich verstreut in den Beständen der Bibliotheca civica in Bergamo, wo Mayrs Nachlass aufbewahrt wird, sowie an anderen Standorten – mitunter in Form von Einzelstimmen. Mit Spürsinn, Beharr- lichkeit und unter großen Mühen ist es gelungen, die Messe zu rekonstru- ieren und das Notenmaterial für eine Aufführung zu erstellen.
Das hat sich durchaus gelohnt, denn das „Requiem summum“, wie Hauk es nennt, erweist sich als ein überaus beeindruckendes Opus. Mit neun Sänger-Solisten, einem großen Chor und einem ebenso umfangreichen Orchester ist das Werk üppig besetzt. Zwei Sätze hat allerdings nicht Mayr, sondern Gaetano Donizetti (1797 bis 1848) komponiert. Er zeige „bereits in diesen frühen Werken eine eigenständige Handschrift, er kreiert Klang- flächen, mit einfachen Mittel erreicht Mayrs Schüler grandiose Klangwir- kungen“, urteilt Hauk. „Mayr hat Donizettis Partiturvorlage in einigen Stimmen umgeschrieben und ,korrigiert' – ein Problem für Verfechter eines sogenannten ,Urtextes'. Wir musizieren Donizettis Musik in der Mayr-Version.“ Dieses Requiem vereint Wiener Frömmigkeit und italie- nischen Schmelz – grandiose Musik, von den Solisten und vom Simon Mayr Chor und Ensemble unter Franz Hauk sehr hörenswert präsentiert.
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