Freitag, 2. Januar 2015

Fauré: Requiem (Evil Penguin Records Classic)


Das Requiem op. 48 von Gabriel Fauré (1845 bis 1924) erklang erstmals 1888 anlässlich der Beisetzung eines Pariser Architekten. In seiner ursprünglichen Fassung war es besetzt mit Knaben- und Männerstimmen, Solo-Violine, geteilten Bratschen, Violoncelli, Kontrabass, Harfe, Pauken und Orgel. Sie war auch deutlich kürzer. Für die erste „öffentliche“ Aufführung ergänzte der Komponist dann dieses kleine Orchester noch um Trompeten und Hörner. Später hat Fauré noch das Libera me hinzugefügt und das Offertorium erweitert. Im Jahre 1900 erklang schließlich das Werk zur Weltausstellung in großer sinfonischer Besetzung; diese überarbeitete Version ist die heute übliche. 
Der Flämische Rundfunkchor stellt auf dieser CD gemeinsam mit Solisten der Brüsseler Philharmoniker unter Hervé Niquet die Variante von 1893 vor, herausgegeben von John Rutter. Auf die Knabenstimmen verzichtet die Aufnahme; dafür gibt Niquet im Beiheft eine längere und ziemlich launige Begründung. Das Pie Jesu, üblicherweise ein Sopran-Solo, lässt er die Choristinnen singen. Das Bariton-Solo hingegen vergibt er an Bassbariton Andrew Foster-Williams. Die Streicher werden durch vier Hörner berei- chert. Dennoch wirkt Faurés Musik in dieser Einspielung seltsam kraft- und farblos; man ist geneigt, die klanglich deutlich attraktivere Version letzter Hand herbeizusehen.
Wesentlich spannender sind die beiden anderen Stücke, die diese CD komplettieren: Das Ave Verum, vor allem aber Les sept paroles du Christ sur la croix von Charles Gounod (1818 bis 1893). Hier wird hörbar, dass der Komponist die Werke der „Alten“ Meister, insbesondere auch Palestri- nas, mit Hingabe studiert hat. Diese A-capella-Andachtsmusik mit ihren Anleihen beim stile antico ist von höchster Intensität und Ausdruckskraft – und der Chor kann endlich zeigen, was er kann. Dieser Teil der CD ist wirklich beeindruckend. 

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