Giovanni Gabrieli (um 1555 bis 1612) war der Neffe von Andrea Gabrieli (1532/33 bis 1585). Er war ein Schüler seines Onkels, und setzte seine Ausbildung dann in München fort, wo er mehrere Jahre im Umfeld von Hofkapellmeister Orlando di Lasso und Hoforganist Gioseffo Guami verbracht haben soll. In den 1580er Jahren kehrte er nach Venedig zurück. 1585 wurde er zweiter Organist am Markusdom, und nach dem Tode seines Onkels wurde er dessen Nachfolger als Hauptorganist und Komponist. Er hielt das Werk seines Onkels in hohen Ehren; so ließ er dessen Kompositionen drucken, und führte die venezianische Mehrchörigkeit zu hoher Blüte. Giovanni Gabrieli war auch der Lehrer von Heinrich Schütz, der wiederum die deutsche Musik entscheidend prägte.
Umso interessanter ist ein Projekt, das Roberto Loreggian verwirklicht hat. Der Organist und Cembalist, ein ausgewiesener Experte für die Musik des 16. und 17. Jahrhunderts, hat sich mit der Musik der beiden veneziani- schen Komponisten intensiv beschäftigt – und er hat dann zunächst sämtliche Werke für Tasteninstrumente von Andrea Gabrieli eingespielt, und nachfolgend auf drei CD auch die seines Neffen. Dabei ging es ihm darum, ein möglichst authentisches Klangbild zu erzielen.
So spielt er in dieser Einspielung eine Orgel, die der Orgelbauer Vincenzo Colombi im 16. Jahrhundert im Dom von Valvasone errichtet hat. Sie wurde zwar mehrfach umgebaut, aber 1999 durch Francesco Zanin sorgsam restauriert und wieder weitgehend in den ursprünglichen Zustand gebracht. Loreggian verweist darauf, dass dieses prächtige Instrument – mit einem Stimmton von 492,5 Hz – das einzige original venezianische ist, das erhalten geblieben ist. Neben dieser kostbaren historischen Orgel erklingt ein italienisches Cembalo aus dem 17. Jahrhundert – der Instrumentenbauer ist nicht bekannt – aus einer privaten Sammlung.
Loreggian hat aber nicht nur Instrumente ausgewählt, mit denen sich der Klang jener Zeit an der Nahtstelle von Renaissance und Barock nachvoll- ziehen lässt. Er versucht auch, Fingersätze zu verwenden, wie sie damals üblich waren, die Register authentisch zu wählen, und zeitgemäße Verzierungen zu gestalten. Das macht diese Einspielung der Toccaten, Fugen, Intonationen, Canzoni, Ricercari und Fantasien doppelt interessant – abgesehen davon, dass diese alten Musikstücke auch atemberaubend schön sind. Sehr beeindruckend!
Dienstag, 31. Oktober 2017
Russian Classics (Genuin)
Auf die musikalische Reise nach Südamerika folgt nun eine weitere, die nach Osten führt: Russische Klassiker präsentiert die Sächsische Bläserphilharmonie unter ihrem Leiter Thomas Clamor in höchst ansprechenden Arrangements auf ihrer neuen CD, die jüngst bei dem Leipziger Label Genuin erschienen ist.
Die Ouvertüre stammt von Michail Glinka (1804 bis 1857), der mit Ruslan und Ljudmila eine der schönsten Märchenopern überhaupt geschaffen hat. Dmitri Schostako- witsch (1906 bis 1975) hat nicht nur gewichtige Sinfonien geschrieben, sondern auch zahlreiche kleinere Musikstücke, wie Filmmusiken. Einige davon fasste er in den 50er Jahren zu Suiten zusammen. Hier sind einige dieser wunderbaren Werke zu hören, aus der Suite für Varieté-Orchester und aus der Stechfliege-Suite.
Das Capriccio Italien von Peter Tschaikowski (1840 bis 1893) spiegelt Italien aus russischer Perspektive; unter heiteren Klängen lauert latent die Melancholie. Auch die Suite zu dem Ballett Romeo und Julia von Sergej Prokofjew (1891 bis 1953) verweist auf Italien; allerdings ist die Mandoline des Morgentanzes eine nahe Verwandte der Balalaika.
Es ist sehr interessant, wie diese bekannten Melodien klingen, wenn sie nur mit Bläsern besetzt sind: Die Motive der Julia wirken eher noch fragiler, und auch die Konfrontation zwischen Montagues und Capulets erscheint in dieser Version klanglich zugespitzt. Die Sächsische Bläserphilharmonie kann durchaus in herrlichen Melodien schwelgen – aber sie verliert sich nicht darin. Musiziert wird auf den Punkt, rhythmisch prägnant, mit berückendem Piano, aber bei Bedarf auch mit kräftigen Akzenten. Und wie farbenreich die Bläser klingen können, das ist auch beim letzten Stück auf dieser CD noch einmal zu erleben: Igor Strawinskys (1882 bis 1971) Ballett Der Feuervogel liefert ein märchenhaftes Finale. Bravi!
Die Ouvertüre stammt von Michail Glinka (1804 bis 1857), der mit Ruslan und Ljudmila eine der schönsten Märchenopern überhaupt geschaffen hat. Dmitri Schostako- witsch (1906 bis 1975) hat nicht nur gewichtige Sinfonien geschrieben, sondern auch zahlreiche kleinere Musikstücke, wie Filmmusiken. Einige davon fasste er in den 50er Jahren zu Suiten zusammen. Hier sind einige dieser wunderbaren Werke zu hören, aus der Suite für Varieté-Orchester und aus der Stechfliege-Suite.
Das Capriccio Italien von Peter Tschaikowski (1840 bis 1893) spiegelt Italien aus russischer Perspektive; unter heiteren Klängen lauert latent die Melancholie. Auch die Suite zu dem Ballett Romeo und Julia von Sergej Prokofjew (1891 bis 1953) verweist auf Italien; allerdings ist die Mandoline des Morgentanzes eine nahe Verwandte der Balalaika.
Es ist sehr interessant, wie diese bekannten Melodien klingen, wenn sie nur mit Bläsern besetzt sind: Die Motive der Julia wirken eher noch fragiler, und auch die Konfrontation zwischen Montagues und Capulets erscheint in dieser Version klanglich zugespitzt. Die Sächsische Bläserphilharmonie kann durchaus in herrlichen Melodien schwelgen – aber sie verliert sich nicht darin. Musiziert wird auf den Punkt, rhythmisch prägnant, mit berückendem Piano, aber bei Bedarf auch mit kräftigen Akzenten. Und wie farbenreich die Bläser klingen können, das ist auch beim letzten Stück auf dieser CD noch einmal zu erleben: Igor Strawinskys (1882 bis 1971) Ballett Der Feuervogel liefert ein märchenhaftes Finale. Bravi!
Sonntag, 29. Oktober 2017
Förtsch: Sacred Concertos - Cantatas (cpo)
Diese CD erinnert gleich dreifach an Gewichtiges aus der Musikgeschichte. Da wäre zum ersten die Hofkapelle der Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf. Im 17. Jahrhundert gehörte, man glaubt es kaum, Gottorf in eine Reihe mit Musikmetropolen wie Wolfenbüttel, Dresden und München. Es schließt also in jeder Hinsicht eine Lücke, wenn das Label cpo nun mit einer CD-Reihe an diese glanzvolle Musiktradition im Norden erinnert.
Dann wäre da die Hofkapelle von Schloss Gottorf aus dem 16. Jahr- hundert mit ihrer prachtvollen Ausstattung, die glücklicherweise unverändert erhalten geblieben ist. Das gilt auch für die Orgel, die um die Jahrtausendwende aufwendig von dem dänischen Orgelbauer Mads Kjersgaard restauriert worden ist und heute wieder so klingt wie einst im Frühbarock.
Sie ist auch auf dieser CD zu hören, die in diesem historischen Klangraum eingespielt worden ist. Das Ensemble Weser-Renaissance Bremen präsentiert eine Auswahl von Kantaten von Johann Philipp Förtsch (1652 bis 1732). Er stammte aus Wertheim und studierte Medizin; in der Musik unterwies ihn unter anderem Johann Philipp Krieger. 1678 ging Förtsch nach Hamburg, wo er als Sänger in der Ratskapelle sowie in der Oper am Gänsemarkt wirkte. 1680 engagierte ihn der Herzog als Hofkapellmeister; allerdings wurde er schon bald Hofarzt. 1689 wurde Georg Österreich (1664 bis 1735) sein Nachfolger im Kapellmeisteramt. In seiner umfangreichen Musikaliensammlung sind auch Förtschs Werke überliefert.
Förtsch selbst war in späteren Jahren wohl ausschließlich als Arzt und Diplomat für die Herzöge tätig. In seinen Werken fällt auf, dass er trotz einer eher kleinen Besetzung höfisch-repräsentative Erwartungen geschickt bediente – auf dieser CD sind gleich zwei Werke zu finden, wo neben den Sängern auch zwei Trompeten, zwei Violinen, drei Gamben und Continuo zu hören sind.
Außerdem hat Förtsch seine Kantaten gekonnt als kleine geistliche Dramen gestaltet, so dass er seinen Dienstherren im Gottesdienst mit jenen Stilmitteln erfreute und erbaute, die dieser offenbar gut kannte und sehr schätzte; immerhin unterstützte der Herzog die Hamburger Oper finanziell. Dazu kombinierte Förtsch Bibelworte, frei gedichtete Zusätze und Choralstrophen, um eine szenische Wirkung zu erzielen.
Die Gottorfer Schlosskapelle mit ihrer reich verzierten Holz-Inneneinrich- tung erweist sich dafür als der perfekte Aufführungsort – sie hat kaum Nachhall, was den Klang transparent macht. Und das Ensemble Weser-Renaissance überzeugt einmal mehr als Spezialist für derartiges Repertoire. Vielen Dank für diese Entdeckung!
Dann wäre da die Hofkapelle von Schloss Gottorf aus dem 16. Jahr- hundert mit ihrer prachtvollen Ausstattung, die glücklicherweise unverändert erhalten geblieben ist. Das gilt auch für die Orgel, die um die Jahrtausendwende aufwendig von dem dänischen Orgelbauer Mads Kjersgaard restauriert worden ist und heute wieder so klingt wie einst im Frühbarock.
Sie ist auch auf dieser CD zu hören, die in diesem historischen Klangraum eingespielt worden ist. Das Ensemble Weser-Renaissance Bremen präsentiert eine Auswahl von Kantaten von Johann Philipp Förtsch (1652 bis 1732). Er stammte aus Wertheim und studierte Medizin; in der Musik unterwies ihn unter anderem Johann Philipp Krieger. 1678 ging Förtsch nach Hamburg, wo er als Sänger in der Ratskapelle sowie in der Oper am Gänsemarkt wirkte. 1680 engagierte ihn der Herzog als Hofkapellmeister; allerdings wurde er schon bald Hofarzt. 1689 wurde Georg Österreich (1664 bis 1735) sein Nachfolger im Kapellmeisteramt. In seiner umfangreichen Musikaliensammlung sind auch Förtschs Werke überliefert.
Förtsch selbst war in späteren Jahren wohl ausschließlich als Arzt und Diplomat für die Herzöge tätig. In seinen Werken fällt auf, dass er trotz einer eher kleinen Besetzung höfisch-repräsentative Erwartungen geschickt bediente – auf dieser CD sind gleich zwei Werke zu finden, wo neben den Sängern auch zwei Trompeten, zwei Violinen, drei Gamben und Continuo zu hören sind.
Außerdem hat Förtsch seine Kantaten gekonnt als kleine geistliche Dramen gestaltet, so dass er seinen Dienstherren im Gottesdienst mit jenen Stilmitteln erfreute und erbaute, die dieser offenbar gut kannte und sehr schätzte; immerhin unterstützte der Herzog die Hamburger Oper finanziell. Dazu kombinierte Förtsch Bibelworte, frei gedichtete Zusätze und Choralstrophen, um eine szenische Wirkung zu erzielen.
Die Gottorfer Schlosskapelle mit ihrer reich verzierten Holz-Inneneinrich- tung erweist sich dafür als der perfekte Aufführungsort – sie hat kaum Nachhall, was den Klang transparent macht. Und das Ensemble Weser-Renaissance überzeugt einmal mehr als Spezialist für derartiges Repertoire. Vielen Dank für diese Entdeckung!
Sounds of Hollywood (Ars Produktion)
Dies ist bereits die dritte CD mit Filmmusik, die die Vogtland Philharmonie unter Leitung von Stefan Fraas eingespielt hat. Dieses Orchester ist einzigartig in der deutschen Musiklandschaft – und das nicht nur deshalb, weil es von zwei Bundesländern, Thüringen und Sachsen, gemeinsam getragen wird. Bekannt ist es auch für seine ungewöhnlichen Veranstaltungs- und Konzertformate. Damit wirbt es ziemlich erfolgreich um Publikum, das normalerweise nicht ins Sinfonie- konzert gehen würde.
So lädt „Sounds of Hollywood“ ein zu einer musikalischen Reise durch die Welt der Filme. Das Konzert, mitunter sogar als Open Air, bietet sowohl Musik- als auch Kinofans ein unvergessliches Erlebnis. Dazu wird der Orchestersound ergänzt durch legendäre Filmszenen, die zusammen mit Großaufnahmen der Künstler auf eine überdimensionale Leinwand übertragen werden.
Auf diese multimediale Dimension muss freilich verzichten, wer sich die bekannten Filmmusiken per CD ins Haus holt. Auch das ganz besondere Flair einer Großveranstaltung unter freiem Himmel überträgt sich hier nicht, da die Aufnahmen in der Stadthalle Werdau entstanden sind. Zu hören sind Hits aus Hollywood, für jeden Geschmack. Das Programm reicht von Star Wars – Das Erwachen der Macht über Bonanza bis zu Batman und vom Dschungelbuch über Games of Thrones bis hin zu Der Polarexpress. Nicht alles ist so filigran gestaltet, wie man sich das wünschen könnte. Aber generell hat das Album etliches zu bieten – man höre nur John Williams' Filmmusik zu Die Geisha, mit ausgesprochen reizvollen Solopartien von Violine und Violoncello, gespielt von Konzert- meister Sergei Synelnikov und Solo-Cellist Peter Manz.
So lädt „Sounds of Hollywood“ ein zu einer musikalischen Reise durch die Welt der Filme. Das Konzert, mitunter sogar als Open Air, bietet sowohl Musik- als auch Kinofans ein unvergessliches Erlebnis. Dazu wird der Orchestersound ergänzt durch legendäre Filmszenen, die zusammen mit Großaufnahmen der Künstler auf eine überdimensionale Leinwand übertragen werden.
Auf diese multimediale Dimension muss freilich verzichten, wer sich die bekannten Filmmusiken per CD ins Haus holt. Auch das ganz besondere Flair einer Großveranstaltung unter freiem Himmel überträgt sich hier nicht, da die Aufnahmen in der Stadthalle Werdau entstanden sind. Zu hören sind Hits aus Hollywood, für jeden Geschmack. Das Programm reicht von Star Wars – Das Erwachen der Macht über Bonanza bis zu Batman und vom Dschungelbuch über Games of Thrones bis hin zu Der Polarexpress. Nicht alles ist so filigran gestaltet, wie man sich das wünschen könnte. Aber generell hat das Album etliches zu bieten – man höre nur John Williams' Filmmusik zu Die Geisha, mit ausgesprochen reizvollen Solopartien von Violine und Violoncello, gespielt von Konzert- meister Sergei Synelnikov und Solo-Cellist Peter Manz.
William Youn plays Mozart Sonatas Vol. 5 (Oehms Classics)
Auch für seine fünfte CD mit Klaviersonaten von Wolfgang Amadeus Mozart hat William Youn wieder ein ebenso abwechslungs- reiches wie anspruchsvolles Programm zusammengestellt. Er kombiniert die virtuose Klavierso- nate D-Dur, KV 284, die charmante Klaviersonate C-Dur, KV 309, und die ausdrucksstarke c-Moll Fantasie KV 475 nebst der in der gleichen Tonart stehenden Sonate KV 457. Ob diese beiden Stücke wirklich zusammengehören, weiß man nicht. In sein Werkverzeichnis schrieb Mozart die Werke separat und mit einem guten halben Jahr Abstand ein. Erschienen aber sind sie erstmals 1785 gemeinsam bei Artaria, unter dem Titel Fantaisie et Sonate Pour le Forte-Piano composées pour Madame Therese de Trattnern par le Maître de Chapelle W. A. Mozart. Youn stellt sie nebeneinander; so kann sich jeder selbst ein Urteil bilden.
Der Pianist, geboren in Korea, aufgewachsen in Amerika, und nach seinem Studium in Hannover nun zu Hause in München, begeistert erneut durch sein feinsinniges Werkverständnis und seine exzellente Klaviertechnik, die ihm ein überaus ausdrucksvolles Musizieren ermöglicht. So ist auch diese CD wieder rundum gelungen und faszinierend; William Youn gelingt es einmal mehr, mit seinem poetischen Spiel Maßstäbe zu setzen. Bravo!
Der Pianist, geboren in Korea, aufgewachsen in Amerika, und nach seinem Studium in Hannover nun zu Hause in München, begeistert erneut durch sein feinsinniges Werkverständnis und seine exzellente Klaviertechnik, die ihm ein überaus ausdrucksvolles Musizieren ermöglicht. So ist auch diese CD wieder rundum gelungen und faszinierend; William Youn gelingt es einmal mehr, mit seinem poetischen Spiel Maßstäbe zu setzen. Bravo!
Freitag, 27. Oktober 2017
Henryk Szeryng plays Nardini, Vieuxtemps, Ravel, Schumann (Hänssler Classic)
Noch einmal eine CD, auf der Henryk Szeryng zu hören ist – und was für ein Programm! Der Geiger hat diese Aufnahmen in den Jahren 1955 und 1957 im Baden-Badener Musikstudio mit dem Sinfonieorchester des SWR unter seinem legendären Leiter Hans Rosbaud eingespielt. Der Hörer darf sich über das e-Moll-Konzert von Pietro Nardini (1722 bis 1793) freuen, das hier in romantischer Bearbeitung erklingt. Darauf folgen das Violinkonzert Nr. 4 in d-Moll op. 31 von Henri Vieuxtemps (1820 bis 1881), und die ausgesprochen virtuose Konzert-Rhapsodie Tzigane von Maurice Ravel (1875 bis 1937).
Abschließend ist das Violinkonzert in d-Moll von Robert Schumann (1810 bis 1856) zu hören, für das sich Szeryng sehr eingesetzt hat. „Ich kenne die Bedenken gegen dieses Stück“, meinte der Geiger einst, „aber ich billige sie nicht. Man sagt, es sei spröd und undankbar für den Solisten. Ich gebe zu, dass es nicht so geigerisch ist wie andere Konzerte, und dass auch die Instrumentierung nicht immer ganz glücklich ist. Aber es hat wunder- bare Melodien. (..) Wenn das musikalische Material gut ist, dann sollte man einem Komponisten auch einmal dadurch huldigen, dass man seine Schwächen verdeckt.“
Technische Schwierigkeiten scheint Szeryng so gar nicht zu kennen. Sein Spiel ist stets makellos, dabei stark im Ausdruck, und sein Geigenton ist kraftvoll, klar und strahlend. Diese alten Aufnahmen aus dem SWR-Archiv, sorgfältig digital überarbeitet, sind wirklich vom ersten bis zum letzten Takt ein Genuss.
Abschließend ist das Violinkonzert in d-Moll von Robert Schumann (1810 bis 1856) zu hören, für das sich Szeryng sehr eingesetzt hat. „Ich kenne die Bedenken gegen dieses Stück“, meinte der Geiger einst, „aber ich billige sie nicht. Man sagt, es sei spröd und undankbar für den Solisten. Ich gebe zu, dass es nicht so geigerisch ist wie andere Konzerte, und dass auch die Instrumentierung nicht immer ganz glücklich ist. Aber es hat wunder- bare Melodien. (..) Wenn das musikalische Material gut ist, dann sollte man einem Komponisten auch einmal dadurch huldigen, dass man seine Schwächen verdeckt.“
Technische Schwierigkeiten scheint Szeryng so gar nicht zu kennen. Sein Spiel ist stets makellos, dabei stark im Ausdruck, und sein Geigenton ist kraftvoll, klar und strahlend. Diese alten Aufnahmen aus dem SWR-Archiv, sorgfältig digital überarbeitet, sind wirklich vom ersten bis zum letzten Takt ein Genuss.
Montag, 16. Oktober 2017
Bériot: Violin Concertos Nos. 4, 6 and 7 (Naxos)
Charles-Auguste de Bériot (1802 bis 1870) gilt als der Begründer der modernen franko-belgischen Geigenschule. Er selbst hat in Paris bei Giovanni Battista Viotti studiert, und bei Pierre Baillot. Im Anschluss an seine Ausbildung startete er eine überaus erfolgreich Virtuosen- karriere. Ab 1843 unterrichtete Bériot dann als Professor am Brüsseler Konservatorium, bis ihn schließlich 1852 ein Augenleiden zwang, sich in den Ruhestand zurückzuziehen. Sein berühmtester Schüler war Henri Vieuxtemps.
Wie seinerzeit üblich, hat Bériot auch komponiert, vorzugsweise natürlich Musik für sein Instrument. Naxos hat in den vergangenen Jahren begonnen, das Werk des Geigers schrittweise und mit verschiedenen Mitwirkenden auf CD vorzustellen. So erklingen hier die Violinkonzerte Nr. 4, 6 und 7 sowie die Scène de ballet op. 100, das wahrscheinlich bekannteste Stück Bériots, und das Air Varié Nr. 4 „(Montagnard“) op. 5.
Diese Musikstücke zeichnen sich dadurch aus, dass der Komponist – auch wenn er natürlich die perfekte Beherrschung der Technik voraussetzt – nicht vordergründig die Virtuosität herausstellt; es sind Werke mit Seele, keine Zirkusnummern. Die junge japanische Geigerin Ayana Tsuji präsentiert sie sensibel, voll Eleganz und mit schönem Ton. Unterstützt wird sie dabei vom Czech Chamber Philharmonic Orchestra Pardubice unter Leitung von Michael Halász.
Wie seinerzeit üblich, hat Bériot auch komponiert, vorzugsweise natürlich Musik für sein Instrument. Naxos hat in den vergangenen Jahren begonnen, das Werk des Geigers schrittweise und mit verschiedenen Mitwirkenden auf CD vorzustellen. So erklingen hier die Violinkonzerte Nr. 4, 6 und 7 sowie die Scène de ballet op. 100, das wahrscheinlich bekannteste Stück Bériots, und das Air Varié Nr. 4 „(Montagnard“) op. 5.
Diese Musikstücke zeichnen sich dadurch aus, dass der Komponist – auch wenn er natürlich die perfekte Beherrschung der Technik voraussetzt – nicht vordergründig die Virtuosität herausstellt; es sind Werke mit Seele, keine Zirkusnummern. Die junge japanische Geigerin Ayana Tsuji präsentiert sie sensibel, voll Eleganz und mit schönem Ton. Unterstützt wird sie dabei vom Czech Chamber Philharmonic Orchestra Pardubice unter Leitung von Michael Halász.
Donnerstag, 12. Oktober 2017
Dvorák: Symphony No. 9, Slavonic Dances op. 46 (MDG)
Zwei außerordentlich populäre Werke von Antonín Dvořák hat das Klavierduo Evelinde Trenkner und Sontraud Speidel für ihr neues Album ausgewählt, die kürzlich bei Dabringhaus und Grimm erschienen ist: Die Slawischen Tänze op. 46, entstanden einst auf Anregung des Musikverlegers Fritz Simrock, der bereits Brahms' Ungarische Tänze veröffentlicht hatte, und diesen großen Erfolg gern noch einmal wiederholen wollte.
Die Orchesterversion machte Dvořák berühmt; die beiden Pianistinnen zeigen aber auf dieser CD, dass das Original, komponiert für Klavier zu vier Händen, ebenfalls sehr reizvoll ist. Weniger bekannt ist, dass der Komponist auf Grundlage seiner Sinfonie Nr. 9 mit dem Titel „Aus der Neuen Welt“ – bei ihrer Uraufführung 1893 in New York mit frenetischem Beifall gefeiert – ebenfalls eine Fassung für Klavier zu vier Händen angefertigt hat.
Spannend daran ist, dass es sich dabei nicht einfach um einen Klavierauszug handelt, der Orchesterstimmen für das Tasteninstrument passend macht. Dvořák hat vielmehr diese Version aufs Wesentliche verknappt; die Bearbeitung wirkt sehr konzentriert, ja, mitunter sogar beinahe karg, und ausgesprochen klar strukturiert. Man lauscht dem Klavierspiel von Evelinde Trenkner und Sontraud Speidel, die wie aus einem Gedanken heraus fein abgestimmt miteinander musizieren, und hat dabei das Gefühl, dieses Werk völlig neu zu entdecken. Faszinierend!
Die Orchesterversion machte Dvořák berühmt; die beiden Pianistinnen zeigen aber auf dieser CD, dass das Original, komponiert für Klavier zu vier Händen, ebenfalls sehr reizvoll ist. Weniger bekannt ist, dass der Komponist auf Grundlage seiner Sinfonie Nr. 9 mit dem Titel „Aus der Neuen Welt“ – bei ihrer Uraufführung 1893 in New York mit frenetischem Beifall gefeiert – ebenfalls eine Fassung für Klavier zu vier Händen angefertigt hat.
Spannend daran ist, dass es sich dabei nicht einfach um einen Klavierauszug handelt, der Orchesterstimmen für das Tasteninstrument passend macht. Dvořák hat vielmehr diese Version aufs Wesentliche verknappt; die Bearbeitung wirkt sehr konzentriert, ja, mitunter sogar beinahe karg, und ausgesprochen klar strukturiert. Man lauscht dem Klavierspiel von Evelinde Trenkner und Sontraud Speidel, die wie aus einem Gedanken heraus fein abgestimmt miteinander musizieren, und hat dabei das Gefühl, dieses Werk völlig neu zu entdecken. Faszinierend!
Felix Klieser - Horn Trios (Berlin Classics)
Zu einer Reise in die Geschichte des Horntrios lädt Felix Klieser ein. Auf seinem neuesten und mittlerweile dritten Album hat der junge Hornist interessante Werke versammelt, die immerhin über einen Zeitraum von gut hundert Jahren entstanden sind.
Im Mittelpunkt steht dabei das Horntrio op. 40 von Johannes Brahms (1833 bis 1897), ein bekanntes Werk, mit dem sich Klieser schon als Jungstudent an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover beschäftigte – damals war er gerade einmal 13 Jahre alt. Und es gehört, wie der Hornist im Geleitwort zu der CD schreibt, noch immer zu seinen Lieblingsstücken.
Eingerahmt wird Brahms' großartige Musik durch zwei Horntrios des französischen Komponisten Frédéric Nicolas Duvernoy (1765 bis 1838), der Hornist an der Pariser Oper war, sowie die Quatre petites pièces op. 32 des Fauré-Schülers Charles Koechlin (1867 bis 1950). Den Schlusspunkt setzt die Serenade op. 73 von Robert Kahn (1865 bis 1951).
Für diese Einspielung hat sich Felix Klieser zwei erfahrene Partner gesucht: Geiger Andrej Bielow und Pianist Herbert Schuch. Die drei Musiker kennen sich schon viele Jahre, sie haben auch schon gemeinsam musiziert. Diese Vertrautheit kommt der Aufnahme zugute. Um Kammermusik angemessen zu gestalten, müssen sich alle Beteiligten einbringen, zugleich aber auch die Kollegen hervortreten und musikalisch zu Wort kommen lassen.
Klieser und seinen Musizierpartnern gelingt dieses Wechselspiel bestens. Sein warmer, romantischer Hornton gesellt sich zum ebenfalls bemerkenswert farbenreichen Geigenspiel Bielows, und Herbert Schuch ergänzt den Klavierpart sensibel und nuancenreich. Ein faszinierendes Album voll herrlicher Klänge, und mit einem klugen Konzept.
Im Mittelpunkt steht dabei das Horntrio op. 40 von Johannes Brahms (1833 bis 1897), ein bekanntes Werk, mit dem sich Klieser schon als Jungstudent an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover beschäftigte – damals war er gerade einmal 13 Jahre alt. Und es gehört, wie der Hornist im Geleitwort zu der CD schreibt, noch immer zu seinen Lieblingsstücken.
Eingerahmt wird Brahms' großartige Musik durch zwei Horntrios des französischen Komponisten Frédéric Nicolas Duvernoy (1765 bis 1838), der Hornist an der Pariser Oper war, sowie die Quatre petites pièces op. 32 des Fauré-Schülers Charles Koechlin (1867 bis 1950). Den Schlusspunkt setzt die Serenade op. 73 von Robert Kahn (1865 bis 1951).
Für diese Einspielung hat sich Felix Klieser zwei erfahrene Partner gesucht: Geiger Andrej Bielow und Pianist Herbert Schuch. Die drei Musiker kennen sich schon viele Jahre, sie haben auch schon gemeinsam musiziert. Diese Vertrautheit kommt der Aufnahme zugute. Um Kammermusik angemessen zu gestalten, müssen sich alle Beteiligten einbringen, zugleich aber auch die Kollegen hervortreten und musikalisch zu Wort kommen lassen.
Klieser und seinen Musizierpartnern gelingt dieses Wechselspiel bestens. Sein warmer, romantischer Hornton gesellt sich zum ebenfalls bemerkenswert farbenreichen Geigenspiel Bielows, und Herbert Schuch ergänzt den Klavierpart sensibel und nuancenreich. Ein faszinierendes Album voll herrlicher Klänge, und mit einem klugen Konzept.
Mittwoch, 11. Oktober 2017
Caldara: Salve Regina (Rondeau)
Noch einmal zum Thema Marien- verehrung am Wiener Hof: Auch Antonio Caldara (1670 bis 1736) schuf zahlreiche Werke zum Lobe der Gottesmutter.
Caldara war unter Fux – über sein Schaffen wurde in diesem Blog erst kürzlich berichtet – Vizekapell- meister. Der Venezianer war in Wien hoch angesehen; einige seiner Opern hat Kaiser Karl VI. sogar selbst dirigiert. Leider sind die meisten der mehr als 3.500 Kompositionen Caldaras heute vergessen.
Die Vokalakademie Berlin hat dieses musikalische Erbe erkundet, und sehr viel Hörenswertes vorgefunden – eine Auswahl präsentieren die jungen Sangesprofis gemeinsam mit dem Bassano Ensemble Berlin und unter Leitung von Frank Markowitsch auf dieser CD.
Dabei folgen sie chronologisch den Abläufen, von der unbefleckten Empfängnis, reflektiert im prachtvollen doppelchörigen Magnificat, über verschiedene Vertonungen von Hymnen und Marianischen Antiphonen, bis hin zu den Gesängen der Karwoche. Hervorzuheben ist hier besonders das Crucifixus aus dem Credo, das Caldara sechzehnstimmig gestaltet hat. Dabei ordnete er die Sänger in vier Chören, die jeweils mit vier gleichen Stimmen besetzt sind. Der Effekt, den er damit erzielt hat, ist beeindruckend.
Die Mitglieder der Vokalakademie Berlin haben bei dieser Einspielung vielfach solistische Aufgaben zu übernehmen, die sie im Wechsel mit dem chorischen Gesang teilweise sehr schön bewältigen. Die Stimmen klingen leicht und jugendlich; die Sängerinnen und Sänger können aber auch Pathos.
Das Hauptstück dieses Albums hat Markowitsch an das Ende des Programmes gesetzt: Caldaras Stabat mater, viel zu selten aufgeführt, betont mit Hilfe von Chromatik und mit harten Dissonanzen den Schmerz der Gottesmutter. Hier werden die Affekte auch in den Mittelpunkt der Interpretation gestellt. Sehr beeindruckend.
Caldara war unter Fux – über sein Schaffen wurde in diesem Blog erst kürzlich berichtet – Vizekapell- meister. Der Venezianer war in Wien hoch angesehen; einige seiner Opern hat Kaiser Karl VI. sogar selbst dirigiert. Leider sind die meisten der mehr als 3.500 Kompositionen Caldaras heute vergessen.
Die Vokalakademie Berlin hat dieses musikalische Erbe erkundet, und sehr viel Hörenswertes vorgefunden – eine Auswahl präsentieren die jungen Sangesprofis gemeinsam mit dem Bassano Ensemble Berlin und unter Leitung von Frank Markowitsch auf dieser CD.
Dabei folgen sie chronologisch den Abläufen, von der unbefleckten Empfängnis, reflektiert im prachtvollen doppelchörigen Magnificat, über verschiedene Vertonungen von Hymnen und Marianischen Antiphonen, bis hin zu den Gesängen der Karwoche. Hervorzuheben ist hier besonders das Crucifixus aus dem Credo, das Caldara sechzehnstimmig gestaltet hat. Dabei ordnete er die Sänger in vier Chören, die jeweils mit vier gleichen Stimmen besetzt sind. Der Effekt, den er damit erzielt hat, ist beeindruckend.
Die Mitglieder der Vokalakademie Berlin haben bei dieser Einspielung vielfach solistische Aufgaben zu übernehmen, die sie im Wechsel mit dem chorischen Gesang teilweise sehr schön bewältigen. Die Stimmen klingen leicht und jugendlich; die Sängerinnen und Sänger können aber auch Pathos.
Das Hauptstück dieses Albums hat Markowitsch an das Ende des Programmes gesetzt: Caldaras Stabat mater, viel zu selten aufgeführt, betont mit Hilfe von Chromatik und mit harten Dissonanzen den Schmerz der Gottesmutter. Hier werden die Affekte auch in den Mittelpunkt der Interpretation gestellt. Sehr beeindruckend.
Samstag, 7. Oktober 2017
The Art of Heinrich Scheidemann (Accent)
Heinrich Scheidemann (1596 bis 1663) war ein Schüler von Jan Pieterszoon Sweelinck. Begonnen hatte er seine musikalische Ausbildung aber bei seinem Vater David Scheidemann, der ab 1604 als Organist an St. Katharinen in Hamburg wirkte. Der junge Heinrich muss sehr begabt und auch fleißig gewesen sein; die Hamburger Stadtväter jedenfalls waren von seinen Fähigkeiten so angetan, dass sie ihm das Studium in Amsterdam bezahlten. Nach drei Jahren kehrte er in die Heimat zurück. Dort vertrat er seinen Vater, wenn es nötig war, und wurde schließlich dessen Amtsnachfolger.
Wie alle Organisten jener Zeit, so hat auch Scheidemann den größten Teil der Musik, die er in den Gottesdiensten spielte, improvisiert. Wenn einige ihrer Werke überliefert sind, so verdanken wir das oftmals den Schülern jener Musiker, denen der Meister zu Unterrichtszwecken etwas notierte, oder die sich selbst etwas aufschrieben, um daran zu üben und zu lernen.
So sind auch von Heinrich Scheidemann nicht sehr viele Werke erhalten geblieben; und trotz seiner großen Bedeutung für die Norddeutsche Orgelschule ist seine Musik eher selten zu hören. Mit dieser Aufnahme würdigen virtuose Zinkenist William Dongois und sein Ensemble Le Concert Brisé das Schaffen des Organisten.
Indem die Musiker Scheidemanns Werke für Violine, Flöte, Zink und Orgel bearbeiten – wozu, wie Dongois im Beiheft erklärt, nichts oder so gut wie nichts am Original geändert werden musste – folgen sie dem Gestus der Improvisation. Damit kommen sie dem Wesen dieser Musik möglicherweise näher als so mancher Organist, der sie notengetreu wiedergibt. Le Concert Brisé zeigt uns Scheidemann als einen Meister, der nicht nur im Gottesdienst lebendig und farbenreich gespielt hat. Auch so manchen munteren Tanz gibt es zu entdecken. Sehr gelungen!
Wie alle Organisten jener Zeit, so hat auch Scheidemann den größten Teil der Musik, die er in den Gottesdiensten spielte, improvisiert. Wenn einige ihrer Werke überliefert sind, so verdanken wir das oftmals den Schülern jener Musiker, denen der Meister zu Unterrichtszwecken etwas notierte, oder die sich selbst etwas aufschrieben, um daran zu üben und zu lernen.
So sind auch von Heinrich Scheidemann nicht sehr viele Werke erhalten geblieben; und trotz seiner großen Bedeutung für die Norddeutsche Orgelschule ist seine Musik eher selten zu hören. Mit dieser Aufnahme würdigen virtuose Zinkenist William Dongois und sein Ensemble Le Concert Brisé das Schaffen des Organisten.
Indem die Musiker Scheidemanns Werke für Violine, Flöte, Zink und Orgel bearbeiten – wozu, wie Dongois im Beiheft erklärt, nichts oder so gut wie nichts am Original geändert werden musste – folgen sie dem Gestus der Improvisation. Damit kommen sie dem Wesen dieser Musik möglicherweise näher als so mancher Organist, der sie notengetreu wiedergibt. Le Concert Brisé zeigt uns Scheidemann als einen Meister, der nicht nur im Gottesdienst lebendig und farbenreich gespielt hat. Auch so manchen munteren Tanz gibt es zu entdecken. Sehr gelungen!
Dienstag, 3. Oktober 2017
Fux: Ave Regina (Deutsche Harmonia Mundi)
Als kaiserlicher Hofkapellmeister hatte Johann Joseph Fux (1660 bis 1741) nicht nur seine Musiker zu leiten. Zu seinen Aufgaben gehörte es darüber hinaus, Werke für höfische Zeremonien zu komponieren. Und so finden sich in seinem Schaffen neben Opern und Festmusiken, die beispielsweise bei Hochzeiten, Krönungen oder zu Geburtstagen vor großem Publikum aufgeführt wurden, auch Kammermusik, die in den privaten Gemächern der kaiserlichen Familie erklungen ist, sowie zahlreiche geistliche Werke, wie Messen, Vespern, Psalmvertonungen, Oratorien oder Kantaten.
Die enge Verbindung von Kirche und Staat gehörte zu den Grundfesten des Habsburgerreiches; der Kaiser selbst betrachtete Religiosität als oberste Herrschertugend und stellte seine Frömmigkeit demonstrativ zur Schau. Im Gottesdienst verschmolzen kirchliches und fürstliches Zeremoniell – und Karl VI. war ein großer Verehrer der Gottesmutter Maria, was auch im Schaffen seines Hofkapellmeisters Fux sichtbar wird. Auf dieser CD stellt das Ensemble Accentus Austria, geleitet von Thomas Wimmer, Mariengesänge und Gradualsonaten des Komponisten vor. Das Programm ist ebenso erlesen wie das Spiel der Musiker. Und auch wenn beispielsweise der Text des Ave Regina gleich vierfach erklingt – Fux' Vertonungen sind ausgesprochen unterschiedlich und facettenreich. Hana Blažíková singt zudem großartig.
Die enge Verbindung von Kirche und Staat gehörte zu den Grundfesten des Habsburgerreiches; der Kaiser selbst betrachtete Religiosität als oberste Herrschertugend und stellte seine Frömmigkeit demonstrativ zur Schau. Im Gottesdienst verschmolzen kirchliches und fürstliches Zeremoniell – und Karl VI. war ein großer Verehrer der Gottesmutter Maria, was auch im Schaffen seines Hofkapellmeisters Fux sichtbar wird. Auf dieser CD stellt das Ensemble Accentus Austria, geleitet von Thomas Wimmer, Mariengesänge und Gradualsonaten des Komponisten vor. Das Programm ist ebenso erlesen wie das Spiel der Musiker. Und auch wenn beispielsweise der Text des Ave Regina gleich vierfach erklingt – Fux' Vertonungen sind ausgesprochen unterschiedlich und facettenreich. Hana Blažíková singt zudem großartig.
Montag, 2. Oktober 2017
Kapustin: Complete Music for Cello and Piano (Brilliant Classics)
In wenigen Wochen feiert Nikolai Girschewitsch Kapustin seinen 80. Geburtstag. Der Pianist und Komponist, der aus der Ukraine stammt und seit dem Studium in Moskau lebt, hat einen ganz eigenen musikalischen Stil: In seinen Werken, die technisch oftmals höchst anspruchsvoll sind, kombiniert er eine moderat moderne Klangsprache mit Elementen des Jazz. Das wirkt mitunter improvisiert, aber tatsäch- lich ist jeder Takt auskomponiert.
Wie aber soll man das spielen? Das auf Sardinien beheimatete, deutsch-italienische Duo Perfetto hat sich an Kapustins Kammermusik für Klavier und Cello gewagt. Clorinda Perfetto, Klavier, und Robert Witt, Violoncello, haben die Cellosonaten Nr. 1 und 2 erkundet, sowie die drei kurzen, aber ebenfalls sehr virtuosen Stücke Elegy op. 96, Nearly Waltz op. 98 und Burlesque op. 97.
Die beiden Musiker nähern sich Kapustins Werken sehr diszipliniert und präzise. Das ist ein wenig schade; diese Musik könnte mehr Witz und auch Temperament durchaus vertragen. Mir ist diese Einspielung zu brav.
Wie aber soll man das spielen? Das auf Sardinien beheimatete, deutsch-italienische Duo Perfetto hat sich an Kapustins Kammermusik für Klavier und Cello gewagt. Clorinda Perfetto, Klavier, und Robert Witt, Violoncello, haben die Cellosonaten Nr. 1 und 2 erkundet, sowie die drei kurzen, aber ebenfalls sehr virtuosen Stücke Elegy op. 96, Nearly Waltz op. 98 und Burlesque op. 97.
Die beiden Musiker nähern sich Kapustins Werken sehr diszipliniert und präzise. Das ist ein wenig schade; diese Musik könnte mehr Witz und auch Temperament durchaus vertragen. Mir ist diese Einspielung zu brav.
Bach - Krebs - Abel (Analekta)
Diese CD vereint Werke von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750), Johann Ludwig Krebs (1713 bis 1780) und Carl Friedrich Abel (1723 bis 1787). „Väter und Söhne“, so der Untertitel des Albums, betrifft das insofern, als Krebs tatsächlich ein Schüler Bachs war. Für Abel ist das nicht belegt; allerdings musizierte sein Vater, der Violinist und Gambenvirtuose Christian Ferdinand Abel, als „Premier-Musicus“ in jener Köthener Hofkapelle, der Bach als Kapellmeister vorstand.
Es wird vermutet, dass Bach seine Gambensonaten für Christian Ferdinand Abel komponierte. Sie erklingen auf dieser CD, allerdings wird statt der Viola da gamba eine Viola gespielt: Helen Callus musiziert sehr hörenswert, gemeinsam mit Luc Beauséjour am Cembalo.
Die Bratschistin hat auch die beiden Stücke der „Söhne-Generation“ passend arrangiert: Das Programm ergänzen ein Trio in c-Moll für zwei Claviere und Bass von Johann Ludwig Krebs, und die Gambensonate WKO 150 von Carl Friedrich Abel. Letzterer blieb der Bach-Familie verbunden; er war insbesondere mit Johann Christian Bach befreundet und veranstaltete gemeinsam mit ihm in London die Bach-Abel-Konzerte.
Es wird vermutet, dass Bach seine Gambensonaten für Christian Ferdinand Abel komponierte. Sie erklingen auf dieser CD, allerdings wird statt der Viola da gamba eine Viola gespielt: Helen Callus musiziert sehr hörenswert, gemeinsam mit Luc Beauséjour am Cembalo.
Die Bratschistin hat auch die beiden Stücke der „Söhne-Generation“ passend arrangiert: Das Programm ergänzen ein Trio in c-Moll für zwei Claviere und Bass von Johann Ludwig Krebs, und die Gambensonate WKO 150 von Carl Friedrich Abel. Letzterer blieb der Bach-Familie verbunden; er war insbesondere mit Johann Christian Bach befreundet und veranstaltete gemeinsam mit ihm in London die Bach-Abel-Konzerte.