Mit dieser CD setzt sich Victor Nicoara dafür ein, dass das Werk von Ferruccio Busoni (1866 bis 1924) nicht in Vergessenheit gerät. Deshalb hat der Pianist für sein Solo-Debüt die sechs Sonatinen eingespielt, die Busoni zwischen 1910 und 1920 komponierte. Komplettiert wird dieses anspruchsvolle Programm durch Nuit de Noel, drei Albumblätter sowie das Fragment einer Sonatina quasi Sonata aus dem Jahre 1914. Dies wiederum inspirierte Nicoara zu seiner Quasi Sonatina, welche er zum Abschluss präsentiert.
Montag, 31. Januar 2022
Busoni: The 6 Sonatas (Hänssler Classics)
Mit dieser CD setzt sich Victor Nicoara dafür ein, dass das Werk von Ferruccio Busoni (1866 bis 1924) nicht in Vergessenheit gerät. Deshalb hat der Pianist für sein Solo-Debüt die sechs Sonatinen eingespielt, die Busoni zwischen 1910 und 1920 komponierte. Komplettiert wird dieses anspruchsvolle Programm durch Nuit de Noel, drei Albumblätter sowie das Fragment einer Sonatina quasi Sonata aus dem Jahre 1914. Dies wiederum inspirierte Nicoara zu seiner Quasi Sonatina, welche er zum Abschluss präsentiert.
Mittwoch, 26. Januar 2022
In Search Of (Avi-Music)
Couperin: Werke für Cembalo (Tyxart)
Tilman Skowroneck hat für Tyxart drei Cembalo-Suiten – Ordres – aus dem ersten und zweiten Buch der Pièces de Clavecin von François Couperin (1668 bis 1733) eingespielt. Vorangestellt hat er ihnen jeweils das zugehörige Prélude aus L'Art de Toucher le Clavecin. Der Cembalist beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der Musik des französischen Komponisten, der seinerzeit die Tänze häufig nutzte, um Ideen oder Persönlichkeiten mit musikalischen Mitteln zu charakterisieren.
Montag, 24. Januar 2022
Matthias Weckmann: Organ Music (MDG)
Orgelmusik zum Sonntag! Erfreut hat mich gestern eine CD mit Orgelmusik von Matthias Weckmann, die Hilger Kespohl für das audiophile Label Musikproduktion Dabringhaus und Grimm eingespielt hat. Dies war zugleich die erste Aufnahme der Orgel von Arp Schnitger in der Kirche St. Pankratius zu Hamburg-Neuenfelde nach der denkmalgerechten Restaurierung.
Mittwoch, 12. Januar 2022
Haydn: L'isola disabitata (Pentatone)
Nach der erfolgreichen Einspielung von Telemanns Oper Miriways wandte sich die Akademie für Alte Musik Berlin nunmehr Joseph Haydns L’isola disabitata zu. Der Titel dieser azione teatrale freilich führt in die Irre, denn die Insel ist keineswegs unbewohnt: Costanza lebt dort, mit ihrer jüngeren Schwester Silvia, und das seit 13 Jahren. Und sie leidet furchtbar darunter.
Doch heute kehrt ihr Gatte Gernando zurück; er sucht gemeinsam mit seinem Freund Enrico nach seiner Frau. Und das Publikum erfährt, dass er seinerzeit am Strand von Piraten entführt worden ist, während die Damen schliefen. Und so findet das Opus nach einem Libretto von Pietro Metastasio, 1779 erstmals aufgeführt, also ein glückliches Ende.
Mit Anett Fritsch, Sunhae Im, Krystian Adam und André Morsch sind die Gesangspartien opulent besetzt. Eine ebenso wichtige Rolle aber spielt für diese Oper das Orchester, dem der Komponist eine so anspruchsvolle Musik anvertraut hatte, dass er diese vor Drucklegung seiner Partitur sicherheitshalber stark einkürzte. Denn er entschied sich seinerzeit nicht nur, sämtliche Rezitative durch das Orchester begleiten zu lassen. Auch ansonsten haben die Musiker gut zu tun; glücklicherweise ist es bei dieser Einspielung gelungen, gestrichene Abschnitte wieder einzufügen. So kommen wir nun also auch in den Genuss der Ritornelle – und können Haydns schöne Musik erstmals wieder anhören wie weiland der Fürst, virtuos gespielt von der Akademie für Alte Musik Berlin unter der Leitung von Bernhard Forck.
Montag, 10. Januar 2022
Schubert: Die schöne Müllerin (Deutsche Grammophon)
Eine berührende Einspielung von Franz Schuberts Die schöne Müllerin haben Andrè Schuen und Daniel Heide im vergangenen Jahr als Debütalbum bei dem Label Deutsche Grammophon veröffentlicht – und damit ist ihnen ein großer Wurf gelungen. Selten ist Schuberts Liederzyklus in einer derartigen Qualität zu hören.
Der Südtiroler Bariton erweist sich einmal mehr als ein exzellenter Liedersänger. Er vermag all die widerstreitenden Emotionen des wandernden Müllerburschen im Gesang darzustellen: Lebensfreude und jugendlicher Überschwang, Verliebtheit, Sehnsucht und Hoffnung, Enttäuschung, dann nagende Eifersucht, Gram und Selbstmitleid, und schließlich der Ausweg, die Flucht in den Bach – das ist ziemlich viel Gefühl auf so knappem Raum, oftmals rapide wechselnd, innerhalb weniger Takte, und es ist eine Herausforderung, all diese Umschwünge musikalisch mit Präzision nachvollziehbar zu gestalten.
Schuen gelingt dies stets überzeugend. Gemeinsam mit Heide findet er immer wieder den passenden Ausdruck. Jedes dieser berühmten Lieder wirkt bei dieser Einspielung stimmig und ganz natürlich.
Das ist große Kunst, zumal neben Text und Melodie in Schuberts Liedern immer auch der Klavierpart eine wichtige Rolle spielt. Wohl dem Sänger, der ein solches Tastenwunder an seiner Seite hat wie Daniel Heide. Sein Klavierspiel setzt Akzente, spitzt dramatisch zu, kommentiert und trägt den Part des Sängers. Es ist deutlich zu spüren, dass der Bariton und der Pianist seit vielen Jahren eng zusammenarbeiten: „Allein wenn André Luft holt, weiß ich schon, wann der nächste Ton kommen und wie er klingen wird“, sagt Daniel Heide. Diese Vertrautheit ist es, die einen derart fein austarierten Dialog zwischen Gesang und Klavier erst ermöglicht. Das macht auch dieses Album zum Ereignis. Bravi!
Sonntag, 9. Januar 2022
À sa guitare (Erato)
Einen Weg vom Barock bis in die Gegenwart beschreiten Countertenor Philippe Jaroussky und Gitarrist Thibaut Garcia mit ihrem ersten gemeinsamen Album. Der Sänger und der Instrumentalist überschreiten nicht nur Epochen- und Landes-, sondern auch Genregrenzen. Dabei haben sie sich gegenseitig vorangetrieben und inspiriert.
So hat jeder von ihnen Zugang zu Musik gefunden, an die er ohne den anderen wohl nicht herangegangen wäre: „Chacun a influencé l’autre“, berichtet beispielsweise Garcia im Beiheft, „si j’ai amené Philippe vers le répertoire de John Dowland que j’aime tant, je ne croyais pas d’emblée au Nocturne de Fauré. Il a instisté jusqu’à ce que je m’aperçoive que ça fonctionnait. À l’inverse, c’est moi qui l’ai convaincu d’enregistrer une pièce plus moderne et populaire qui m’est très chère: L’Alfonsina… Et je m’en réjouis!“
Das Album spannt daher einen Bogen von Rossini bis zu Barbara, von Mozart bis Britten, und von Poulencs Sarabande bis zu Rodriguez‘ La cumparsita. Absoluter Höhepunkt aber ist Schuberts Erlkönig – wohlüberlegt gestaltet von Philippe Jaroussky, und atemberaubend begleitet durch Thibaut Garcia. Hier zeigt sich ganz besonders, dass die beiden Musiker phantastisch miteinander arbeiten können. Grandios!
Jaroussky findet für jedes einzelne Lied individuell einen passenden stimmlichen Ausdruck, und sein Umgang mit dem Text ist immer wieder faszinierend. Gitarrist Garcia aber ist ebenfalls ein Meister seines Faches. Gemeinsam haben die beiden mit hohem Aufwand und viel Herz ein Album eingespielt, das vom ersten bis zum letzten Ton begeistert. Unbedingt anhören, diese CD ist wirklich ein Erlebnis.
Mozart: Serenades (Hänssler Classic)
Eine kleine Nachtmusik von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 bis 1791) – nunmehr eingespielt von den Berliner Barock Solisten. Gibt es neue Erkenntnisse, oder hatte das renommierte Ensemble einfach Lust darauf, das zu spielen, was alle spielen?
Samstag, 8. Januar 2022
Anton Diabelli: Works for Flute and Guitar (MDG)
Anton Diabelli (1781 bis 1858) ist durch Beethovens Diabelli-Variationen vielen Musikfreunden zumindest dem Namen nach bekannt. Doch der umtriebige Verleger, der es immerhin bis zum k.u.k. Hofmusikalienhändler brachte, war auch ein begnadeter Arrangeur und Komponist.
Dienstag, 4. Januar 2022
Christopher Tye: Complete Consort Music (Linn Records)
„Sing ye trew & care not, for I am trew, feare not“ – so notierte Christopher Tye in seinen Noten. Der Renaissancekomponist, geboren um 1505 und gestorben 1573, gehörte in einer schwierigen Zeit zu den führenden Komponisten geistlicher Vokalmusik. Denn er erlebte vier Herrscher, die jeweils einem anderen christlichen Glauben frönten, und diesen ebenfalls von ihrem Volk einforderten – notfalls mit Schwert und Scheiterhaufen.
Das preisgekrönte Consort Phantasm allerdings widmet sich mit dieser Einspielung den Instrumentalkompositionen Tyes. Seine Werke, die zu den frühesten überlieferten Beispielen für Kammermusik gehören, haben es durchaus in sich. Ein gutes Beispiel dafür gibt Trust (wer will, kann hier in die Noten schauen); dieses Stück aus den 21 In nomines trägt seinen Namen, wie jedermann beim Blick in diese Partitur bald erkennen wird, sehr zu recht.
Auch in Sit Fast – obwohl das Stück nur dreistimmig ist und auf den ersten Blick gar nicht so schwierig aussieht – werden die rhythmischen Fähigkeiten der Musiker durch die schwindelerregende metrische Komplexität auf Herz und Nieren geprüft. Das oben angeführte Zitat darf man also durchaus ernst nehmen.
Das Consort Phantasm navigiert gekonnt und mit Spielfreude durch die mitunter derben musikalischen Scherze des Engländers. Enormes Hörvergnügen, meine unbedingte Empfehlung!
Sonntag, 2. Januar 2022
Bach: The six Partitas BWV 825-830 (Hyperion)
Die sechs Partiten BWV 825-830 hat Mahan Esfahani für Hyperion eingespielt. Wer das Label kennt, der weiß, dass er eine herausragende Interpretation erwarten darf. Wer mit dem Werk vertraut ist, der wird bald aufhorchen – denn der iranische Cembalist hat nicht nur einfach in die Noten geschaut, sondern sich obendrein intensiv mit den Quellen und aktuellen musikwissenschaftlichen Debatten auseinandergesetzt.
Im Beiheft gibt es einen klugen Essay, in dem der Musiker seine Sicht auf Bachs Musik und seine künstlerischen Entscheidungen begründet. Wer aber keine Lust darauf hat, sich mit Lesarten, Verzierungspraxis und Auseinandersetzungen um das korrekte Metrum zu befassen, der kann sich ebenso gut einfach entspannt im Sessel zurücklehnen – und Esfahanis gradiosem, energiegeladenen Cembalospiel lauschen. Mich jedenfalls hat dieses Doppelalbum begeistert. Exquisit!
Klangpantomime (Coviello Classics)
„Klangpantomimen“ nennt das Beiheft die sechs Sonaten von Luigi Boccherini (1743 bis 1805) für Violoncello und Bass. Die „Ballette ohne Tänzer und Bühnenbild, die der Zuhörer gleichsam mit den Ohren sieht“ präsentiert Barockcellist Dmitri Dichtiar auf dieser CD.
Boccherini war selbst Cellist und hat diese Werke sicherlich zum eigenen Gebrauch komponiert. Glücklicherweise gab es seinerzeit noch kein Urheberrecht; so sind um 1770 in London einige dieser Stücke gedruckt und somit überliefert worden. Wer diese Aufnahme hört, der wird mir zustimmen: Der geschäftstüchtige Musikverleger hat in diesem Falle einen enormen Verlust verhindert.
Dmitri Dichtiar spielt die ebenso anspruchs- wie effektvollen Stücke gekonnt im Dialog mit Pavel Serbin am Continuo-Cello und Thorsten Bleich, der die Basspartie mit Laute, Theorbe und Gitarre klanglich sehr ansprechend und abwechslungsreich gestaltet. Eine vorzügliche Einspielung, unbedingte Empfehlung!
Samstag, 1. Januar 2022
Daniil Trifonov - Bach: The Art of Life (Deutsche Grammophon)
Eine sehr persönliche Sicht auf das Schaffen Johann Sebastian Bachs offenbart dieses Doppelalbum. Um Die Kunst der Fuge, als spätes Meisterwerk, hat Daniil Trifonov Werke der vier komponierenden Söhne Bachs gruppiert, sowie eine Auswahl an kleinen Stücken aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach und zwei „Schicksalsstücke“, die eng mit der Biographie des Komponisten verknüpft sind: Die Chaconne aus der Partita für Violine solo BWV 1004 erklingt in einer Transkription für linke Hand von Johannes Brahms, und der berühmte Choral Jesus bleibet meine Freude in der bekannten Version von Myra Hess. Daniil Trifonov befragt die alten Kompositionen aus einer sehr zeitgenössischen Perspektive. Der Pianist spielt Bach selbstverständlich am modernen Konzertflügel, und schon nach wenigen Takten ist dem Zuhörer klar, dass es ihm keineswegs um eine historisch adäquate Interpretation geht. Spätestens beim Anhören seiner Version von Die Kunst der Fuge stellt man ernüchtert fest: Für Trifonov ist Bach nicht Anfang und Ende aller Musik, sondern eher ein Accessoire, das zur Selbstinszenierung genutzt wird. Klavier freilich spielt der Mann genial – aber reicht das aus?
Johann Strauss II: Waldmeister (Naxos)
Zum neuen Jahr diesmal im Blog eine Operette: Waldmeister von Johann Strauss II ist im Dezember 1895 zum ersten Mal aufgeführt worden. Dass das Opus, anders als Strauss‘ Zigeunerbaron oder Die Fledermaus, heutzutage auf der Bühne keine Bedeutung mehr hat, liegt ohne Zweifel am Libretto.
Die vorliegende Einspielung mit einem soliden Sängerensemble, dem Sofia Philharmonic Chorus und dem Sofia Philharmonic Orchestra unter Dario Salvi zeigt, dass das Werk hier und da seine Längen und insgesamt auch ein wenig Staub angesetzt hat. Doch wenn man die Texte nicht gar so ernst nimmt, dann ist diese Verwechslungskomödie eigentlich ganz amüsant.
Turbulenzen nämlich bietet die Handlung zur Genüge. Auf einer Landpartie retten sich junge Leute vor einem Gewitter in eine Waldmühle. Die Damen gehören zum Freundeskreis der Dresdner Sängerin Pauline; die Herren studieren an der örtlichen Forstakademie. Außerdem flüchtet sich dorthin der Plauener Botanikprofessor Erasmus Müller. Vom Müllersknecht werden die Herrschaften, da sie alle durchnässt sind, mit trockenen Sachen ausstaffiert – stilecht natürlich, mit Berufsbekleidung.
Und während der „richtige“ Müller irgendwo einen Rausch ausschläft, beginnt die Komödie. Denn nun halten alle Müller für den Müller. Diesen Irrtum zu korrigieren, bleibt keine Zeit – mittlerweile ist Paulines Freundin Jeanne in der Mühle eingetroffen, und sie bringt schlechte Nachrichten mit: Der Direktor der Forstakademie werde in wenigen Augenblicken vorfahren, durchaus erzürnt, denn er habe von einem unerlaubten Jagdausflug seiner Zöglinge Kenntnis erlangt.
In dieser Situation hilft nur, sich zu verstecken – während Pauline, noch immer als Müllerin verkleidet, den Herrn Oberforstrat empfängt. Dieser, obwohl eigentlich ziemlich gestreng, verfällt umgehend dem Charme der vermeintlichen Müllerin. Beim ersten Kuss freilich wird das Paar vom Botaniker photographiert, und auch die jungen Leute sind auf einmal wieder zugegen. Wer glaubt, dass sich dieses Durcheinander nicht mehr steigern lässt, der hat allerdings noch das Finale des ersten sowie zwei weitere Akte vor sich.
Am Ende allerdings wird alles gut, und es haben sich sogar drei glückliche Paare gefunden – wenn auch nicht ganz so, wie ursprünglich vorgesehen. Aber bis dahin gibt es noch etliche witzige Szenen; dem Botaniker gelingt es, die Herkunft des extrem raren schwarzen Waldmeisters aufzuklären, und kalter Lindenblütentee verwandelt sich verblüffenderweise in eine leckere Waldmeisterbowle.
Dazu gibt es Strauss‘ wunderbare, temperamentvolle Musik. Nicht umsonst sind etliche Stücke später zu Schlagern geworden, wie die Klipp-Klapp-Polka, die Waldmeister-Quadrille oder der Walzer Trau, schau, wem. Hinreißend!