Man ist nie zu alt, um Neues zu wagen! Dieser Satz gilt insbesondere für den Pianisten Menahem Pressler. 1955 war er Gründungsmitglied des legendären Beaux Art Trios. Nachdem sich dieses Ensemble im Jahre 2008 aufgelöst hat, orientierte er noch einmal ganz neu. 2014 beispielsweise musizierte er erstmals mit den Berliner Philharmonikern – da war er 90 Jahre alt.
Und auch neues Repertoire erarbeitet sich der Musiker nach wie vor. So hat Pressler, heute 94, im Jahre 2014 zum ersten Male das Klavierquintett von Johannes Brahms in f-Moll op. 34 gespielt. Partner des Pianisten war dabei das Pacifica Quartet aus den USA. Dieses Ensemble, gegründet 1994, mag man nicht mehr wirklich als „jung“ bezeichnen. Es hat bereits etliche Preise in Wettbewerben errungen,
Simin Ganatra und Sibbi Bernhardsson, Violine, Masumi Per Rostad, Viola, und Brandon Vamos, Violoncello, haben zudem Maßstäbe setzende Einspielungen der Streichquartette von Elliot Carter (bei Naxos) und Dmitri Schostakowitsch (bei Cedille) veröffentlicht, wofür sie mit internationalen Schallplattenpreisen ausgezeichnet wurden.
Umso besser ist es für das Ensemble, wenn es nun durch die generationen- übergreifende Zusammenarbeit mit Menahem Pressler, dem mutmaßlich ältesten aktiven Konzertpianisten der Welt, einmal mehr international auf sich aufmerksam machen kann. Und das ist nicht nur eine Marketing-Idee: Wer mit hohen Erwartungen an diese Aufnahme herangeht, der wird dann auch nicht enttäuscht. Zu erleben ist hier ein famoses Ensemblespiel – wohldurchdacht, aber nicht kopflastig, ausgewogen und perfekt aus- balanciert, aber niemals langweilig, und durchaus temperamentvoll, aber an keiner Stelle hektisch. Die CD wird komplettiert durch das Streichquar- tett Nr. 1 a-moll op. 41 Nr. 1 von Robert Schumann.
Dienstag, 27. Juni 2017
Freitag, 23. Juni 2017
Baroque Cantatas from Gdansk (MDG)
Das alte Danzig war eine reiche Stadt. Daher ist zu erwarten, dass in der einstige Handelsmetropole auch ein reichhaltiges und repräsentatives Musikleben existierte. Andrzej Szadejko hat sich in Archiven und Bibliotheken auf die Spurensuche begeben – und trotz aller Kriegsver- luste ist es ihm gelungen, etliche Schätze zu heben.
So fand Szadejko in den Beständen der Bibliothek der Danziger Akademie der Wissenschaften Notenkollektio- nen, die einst von den Ensembles der Kirchen St. Johannes und St. Katha- rinen genutzt worden sind. Die alten Notenmanuskripte der Marienkirche hingegen, noch heute das größte und bedeutendste Gotteshaus der Stadt, sind wohl verloren, wie das Beiheft mitteilt.
Auf dieser CD präsentiert Andrzej Szadejko mit dem von ihm im Jahre 2008 gegründeten Goldberg Baroque Ensemble sieben Kantaten, die für die Danziger Kirchenmusik entstanden sind. Komponiert wurden sie von Jo- hann Valentin Meder (1649 bis 1719), Johann Jeremias du Grain (†1756), Johann Balthasar Christian Freislich (1687 bis 1764) und Johann Daniel Pucklitz (1705 bis 1774) – Kapellmeister, Organisten, Stadtratsmusiker.
Die Werke, die hier in Ersteinspielungen erklingen, sind musikalisch anspruchsvoll und handwerklich gelungen. Das Solistenquartett Marie Smolka, Franziska Gottwald, Hermann Oswald und Markus Flaig sowie die Vokalisten und Musiker des Goldberg Baroque Ensembles stellen die Kantaten gekonnt und inspiriert vor. Damit eröffnen sie den Zugang zu einer musikalischen Landschaft wieder, die derzeit nur ausgesprochenen Experten bekannt ist. Spannend dürfte in diesem Zusammenhang auch ein Vergleich mit der polnischen katholischen Kirchenmusik jener Zeit sein.
Bach-Schüler Johann Gottlieb Goldberg (1727 bis 1756), den das Ensemble sich zum Namenspatron erkoren hat, gilt als berühmtester musikalischer Sohn Danzigs. In der Stadt, die heute zu Polen gehört und Gdańsk heißt, findet alljährlich das Goldberg Festival statt, das der „Alten“ Musik gewidmet ist, insbesondere auch dem musikalischen Erbe aus der Barockzeit.
So fand Szadejko in den Beständen der Bibliothek der Danziger Akademie der Wissenschaften Notenkollektio- nen, die einst von den Ensembles der Kirchen St. Johannes und St. Katha- rinen genutzt worden sind. Die alten Notenmanuskripte der Marienkirche hingegen, noch heute das größte und bedeutendste Gotteshaus der Stadt, sind wohl verloren, wie das Beiheft mitteilt.
Auf dieser CD präsentiert Andrzej Szadejko mit dem von ihm im Jahre 2008 gegründeten Goldberg Baroque Ensemble sieben Kantaten, die für die Danziger Kirchenmusik entstanden sind. Komponiert wurden sie von Jo- hann Valentin Meder (1649 bis 1719), Johann Jeremias du Grain (†1756), Johann Balthasar Christian Freislich (1687 bis 1764) und Johann Daniel Pucklitz (1705 bis 1774) – Kapellmeister, Organisten, Stadtratsmusiker.
Die Werke, die hier in Ersteinspielungen erklingen, sind musikalisch anspruchsvoll und handwerklich gelungen. Das Solistenquartett Marie Smolka, Franziska Gottwald, Hermann Oswald und Markus Flaig sowie die Vokalisten und Musiker des Goldberg Baroque Ensembles stellen die Kantaten gekonnt und inspiriert vor. Damit eröffnen sie den Zugang zu einer musikalischen Landschaft wieder, die derzeit nur ausgesprochenen Experten bekannt ist. Spannend dürfte in diesem Zusammenhang auch ein Vergleich mit der polnischen katholischen Kirchenmusik jener Zeit sein.
Bach-Schüler Johann Gottlieb Goldberg (1727 bis 1756), den das Ensemble sich zum Namenspatron erkoren hat, gilt als berühmtester musikalischer Sohn Danzigs. In der Stadt, die heute zu Polen gehört und Gdańsk heißt, findet alljährlich das Goldberg Festival statt, das der „Alten“ Musik gewidmet ist, insbesondere auch dem musikalischen Erbe aus der Barockzeit.
Dienstag, 20. Juni 2017
Hüttenbrenner: Geisterszenen (Helbling)
Geister faszinierten die Romantiker. Nicht nur in Romanen und Gedichten aus jener Zeit spukt es mitunter recht heftig. Elfen, Kobolde und auch weni- ger charmante Wesen erscheinen zudem auf der Bühne und im Konzertsaal. Wie jene Besucher aus überirdischen Sphären Musiker inspirierten, das zeigt Julia Rinderle auf ihrer Debüt-CD, die bei Helbling veröffentlicht wurde.
Die junge Pianistin, die derzeit noch am Mozarteum in Salzburg studiert, stellt dafür neben die Geistervaria- tionen von Robert Schumann (1810 bis 1856) die Geisterszenen oder auch Geistererscheinungen von Anselm Hüttenbrenner (1794 bis 1868), Ton- gemälde für Klavier – letzteres übrigens in Ersteinspielung. Sie musiziert erfreulich souverän und ausgewogen.
Hüttenbrenner gehörte zum Freundeskreis um Franz Schubert. Seine musikalische Ausbildung begann der Sohn eines Juristen in seiner Heimatstadt Graz, wo ihn Domorganist Matthäus Gell unterrichtete. Schon im Alter von acht Jahren spielte der Bub Konzerte von Mozart, Beethoven, Hummel und anderen, und schrieb seine ersten eigenen Werke.
Nach dem Abschluss des Lyzeums ging Hüttenbrenner als Novize in ein Zisterzienerstift, um dann ab 1814 doch Jura zu studieren. 1815 nahm Antonio Salieri den begabten jungen Mann unentgeltlich als Schüler an. Mit der Empfehlung seines Lehrers versehen, hätte Hüttenbrenner als Pianist und Klavierpädagoge in Wien Karriere machen können – doch 1821 starb sein Vater, und als ältester Sohn musste er sich um die Güter der Familie kümmern.
Der Musik blieb er dennoch treu; er komponierte, organisierte Konzerte und wirkte als Kritiker. Nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1848 zog sich Hüttenbrenner allerdings zunehmend ins Privatleben zurück. Seine Geisterszenen gehören zu den späten Werken. In ihrer Virtuosität und auch in ihrer Ausdrucksstärke sollen sie in seinem Schaffen singulär sein. Im Druck sind die Noten dieser Klavierstücke übrigens erst jetzt, im Zusammenhang mit dieser Aufnahme, erschienen.
Das ist eine enorme Bereicherung des Repertoires. Denn bei allem Spiri- tismus ist Hüttenbrenners Musik doch ziemlich kurzweilig, ausgesprochen phantasievoll und auch sehr farbenreich. Und von Zeit zu Zeit vermeint der Hörer, auch den Geist Chopins vorbeischweben zu hören. Julia Rinderle macht mit ihrer Einspielung deutlich, dass sich die Auseinandersetzung mit diesem Werk Hüttenbrenners wirklich lohnt. Unbedingt anhören, es ist in jeder Hinsicht eine Entdeckung.
Die junge Pianistin, die derzeit noch am Mozarteum in Salzburg studiert, stellt dafür neben die Geistervaria- tionen von Robert Schumann (1810 bis 1856) die Geisterszenen oder auch Geistererscheinungen von Anselm Hüttenbrenner (1794 bis 1868), Ton- gemälde für Klavier – letzteres übrigens in Ersteinspielung. Sie musiziert erfreulich souverän und ausgewogen.
Hüttenbrenner gehörte zum Freundeskreis um Franz Schubert. Seine musikalische Ausbildung begann der Sohn eines Juristen in seiner Heimatstadt Graz, wo ihn Domorganist Matthäus Gell unterrichtete. Schon im Alter von acht Jahren spielte der Bub Konzerte von Mozart, Beethoven, Hummel und anderen, und schrieb seine ersten eigenen Werke.
Nach dem Abschluss des Lyzeums ging Hüttenbrenner als Novize in ein Zisterzienerstift, um dann ab 1814 doch Jura zu studieren. 1815 nahm Antonio Salieri den begabten jungen Mann unentgeltlich als Schüler an. Mit der Empfehlung seines Lehrers versehen, hätte Hüttenbrenner als Pianist und Klavierpädagoge in Wien Karriere machen können – doch 1821 starb sein Vater, und als ältester Sohn musste er sich um die Güter der Familie kümmern.
Der Musik blieb er dennoch treu; er komponierte, organisierte Konzerte und wirkte als Kritiker. Nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1848 zog sich Hüttenbrenner allerdings zunehmend ins Privatleben zurück. Seine Geisterszenen gehören zu den späten Werken. In ihrer Virtuosität und auch in ihrer Ausdrucksstärke sollen sie in seinem Schaffen singulär sein. Im Druck sind die Noten dieser Klavierstücke übrigens erst jetzt, im Zusammenhang mit dieser Aufnahme, erschienen.
Das ist eine enorme Bereicherung des Repertoires. Denn bei allem Spiri- tismus ist Hüttenbrenners Musik doch ziemlich kurzweilig, ausgesprochen phantasievoll und auch sehr farbenreich. Und von Zeit zu Zeit vermeint der Hörer, auch den Geist Chopins vorbeischweben zu hören. Julia Rinderle macht mit ihrer Einspielung deutlich, dass sich die Auseinandersetzung mit diesem Werk Hüttenbrenners wirklich lohnt. Unbedingt anhören, es ist in jeder Hinsicht eine Entdeckung.
Mozart - Haydn: Concertos & Divertimentos (Deutsche Harmonia Mundi)
Zu einem Blick in die
Kinderstube des Klavierkonzertes lädt das österrei- chische Ensemble
Castor ein. Dazu haben die Musiker frühe Konzerte und Divertimenti von
Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Haydn ausgewählt, nämlich die
Konzerte KV 107 sowie die Divertimenti Hob XIV: 4, XIV: 9, XIV: 7 und
XIV: 8.
Mozarts Konzerte beruhen auf den Klaviersonaten op. 5 von Johann Christian Bach. Ihn hatte der junge Mozart 1764 bei seiner Reise nach London kennen- und von ihm auch musikalisch viel gelernt. Es wird vermutet, dass Mozart seine Klavierkonzerte während seines Aufenthaltes in Italien 1770 geschaffen haben könnte – wobei er Bachs Klavierpart, der weitestgehend unangetastet blieb, zwei Violinen und eine Bassstimme zur Seite stellte. Das Ergebnis erinnert dann ein wenig an frühe Sonaten für Klavier und Violine, die ebenfalls vom Klavier dominiert und vom Streich- instrument begleitet werden.
Als Concerti und Divertimenti bezeichnete Haydn seine Werke Hob. XIV, wobei die beiden Gattungen hier wohl lediglich unterscheidet, ob ein Adagio als Mittelsatz steht, oder ein Menuett. Komponiert wurden sie jedenfalls für Klavier, zwei Violinen und Bass, und datiert werden sie auf Haydns frühe Jahre in Lukavec bei Pilsen und in Eisenstadt. „Stilistisch betrachtet kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass nach 1770 keine dieser Werke mehr komponiert wurden“, schreibt Petra Samhaber-Eckhardt im Beiheft zu dieser CD.
Die Geigerin spielt gemeinsam mit ihren Kollegen Lukas Praxmarer, ebenfalls Violine, Peter Trefflinger, Violoncello, und Erich Traxler, Klavier, diese Stücke ganz in dem Sinne, in dem sie einst geschaffen worden sind – als unterhaltsame Hausmusik, und als niveauvolle Unterrichtsliteratur. Erich Traxler hat dabei bei weitem den bedeutendsten Part; der Pianist musiziert auf einem Hammerklavier des Wiener Instrumentenbauers Joseph Dohnal aus dem Jahre 1795, das vom Schloss Kremsegg Kultur, Musica Sacra Kremsmünster, zur Verfügung gestellt wurde. Dort ist auch die Aufnahme entstanden.
Mozarts Konzerte beruhen auf den Klaviersonaten op. 5 von Johann Christian Bach. Ihn hatte der junge Mozart 1764 bei seiner Reise nach London kennen- und von ihm auch musikalisch viel gelernt. Es wird vermutet, dass Mozart seine Klavierkonzerte während seines Aufenthaltes in Italien 1770 geschaffen haben könnte – wobei er Bachs Klavierpart, der weitestgehend unangetastet blieb, zwei Violinen und eine Bassstimme zur Seite stellte. Das Ergebnis erinnert dann ein wenig an frühe Sonaten für Klavier und Violine, die ebenfalls vom Klavier dominiert und vom Streich- instrument begleitet werden.
Als Concerti und Divertimenti bezeichnete Haydn seine Werke Hob. XIV, wobei die beiden Gattungen hier wohl lediglich unterscheidet, ob ein Adagio als Mittelsatz steht, oder ein Menuett. Komponiert wurden sie jedenfalls für Klavier, zwei Violinen und Bass, und datiert werden sie auf Haydns frühe Jahre in Lukavec bei Pilsen und in Eisenstadt. „Stilistisch betrachtet kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass nach 1770 keine dieser Werke mehr komponiert wurden“, schreibt Petra Samhaber-Eckhardt im Beiheft zu dieser CD.
Die Geigerin spielt gemeinsam mit ihren Kollegen Lukas Praxmarer, ebenfalls Violine, Peter Trefflinger, Violoncello, und Erich Traxler, Klavier, diese Stücke ganz in dem Sinne, in dem sie einst geschaffen worden sind – als unterhaltsame Hausmusik, und als niveauvolle Unterrichtsliteratur. Erich Traxler hat dabei bei weitem den bedeutendsten Part; der Pianist musiziert auf einem Hammerklavier des Wiener Instrumentenbauers Joseph Dohnal aus dem Jahre 1795, das vom Schloss Kremsegg Kultur, Musica Sacra Kremsmünster, zur Verfügung gestellt wurde. Dort ist auch die Aufnahme entstanden.
Montag, 19. Juni 2017
Robert de Visée - Intimité et Grandeur (Metronome)
Dieses Album ist das Finale einer Reihe von insgesamt drei CD, die Musik von Robert de Visée (um 1660 bis um 1732) vorstellt. Fred Jacobs demonstriert hier die beeindrucken- den Ausdrucksmöglichkeiten der Theorbe. Dieses Lauteninstrument, das feinste Klangnuancen gestattet, erfreute sich in Frankreich bis weit ins 18. Jahrhundert hinein großer Beliebtheit.
Diese CD zeigt, wie de Visée in seiner Theorbenmusik die Intimität des Lautenklanges mit der Intensität und der Erhabenheit der Musik kombi- niert, die am französischen Hof zur Zeit Ludwig IV. in hohem Ansehen stand. So hat der Lautenist auch Melodien von Jean-Baptiste Lully für sein Instrument arrangiert.
Fred Jacobs präsentiert eine Auswahl von Werken de Visées, vorgetragen auf einer phantastisch klingenden französischen Theorbe, die der exzellente britische Lautenmacher Michael Lowe angefertigt hat. Was für ein Sound!
Diese CD zeigt, wie de Visée in seiner Theorbenmusik die Intimität des Lautenklanges mit der Intensität und der Erhabenheit der Musik kombi- niert, die am französischen Hof zur Zeit Ludwig IV. in hohem Ansehen stand. So hat der Lautenist auch Melodien von Jean-Baptiste Lully für sein Instrument arrangiert.
Fred Jacobs präsentiert eine Auswahl von Werken de Visées, vorgetragen auf einer phantastisch klingenden französischen Theorbe, die der exzellente britische Lautenmacher Michael Lowe angefertigt hat. Was für ein Sound!
Torroba: Guitar Concertos (Naxos)
Federico Moreno Torroba (1891 bis 1982) war nicht nur als Schöpfer zahlreicher Zarzuelas, der spani- schen Variante der Operette, von großer Bedeutung für die Geschichte der modernen spanischen Musik. Er engagierte sich zudem, um eine eigenständige, unverkennbar spanische Musik zu schaffen – und welches Instrument sollte dafür besser geeignet sein, als die Gitarre?
So komponierte er im Laufe der Jahre um die hundert Werke für Gitarre – von Solostücken über Quartette bis hin zu Konzerten, die teilweise welt- berühmt geworden sind. Das wiederum liegt auch mit an den Interpreten, für die Torroba seine Musik erschaffen hat. Denn seine Werke wurden beispielsweise von Andrès Segovia gespielt, von Narciso Yepes und von den Romeros. Diese legendären Gitarristen machten etliche Stücke des Kompo- nisten auch international bekannt.
Naxos hat nun eine Gesamteinspielung der Gitarrenkonzerte von Federico Moreno Torroba gestartet. Das Label konnte dafür Pepe Romero gewinnen, der mit gewohnter Präzision und gemeinsam mit seinem Schüler Vicente Coves sowie spanischen Orchestern unter Leitung von Manuel Coves musiziert. Es erklingen aber nicht nur Konzerte, sondern auch andere Musikstücke, die Torroba für die Gitarre geschrieben hat. Die beiden ersten CD dieser neuen Reihe jedenfalls sind sehr gelungen; auf die Fortsetzung darf man schon sehr gespannt sein.
So komponierte er im Laufe der Jahre um die hundert Werke für Gitarre – von Solostücken über Quartette bis hin zu Konzerten, die teilweise welt- berühmt geworden sind. Das wiederum liegt auch mit an den Interpreten, für die Torroba seine Musik erschaffen hat. Denn seine Werke wurden beispielsweise von Andrès Segovia gespielt, von Narciso Yepes und von den Romeros. Diese legendären Gitarristen machten etliche Stücke des Kompo- nisten auch international bekannt.
Naxos hat nun eine Gesamteinspielung der Gitarrenkonzerte von Federico Moreno Torroba gestartet. Das Label konnte dafür Pepe Romero gewinnen, der mit gewohnter Präzision und gemeinsam mit seinem Schüler Vicente Coves sowie spanischen Orchestern unter Leitung von Manuel Coves musiziert. Es erklingen aber nicht nur Konzerte, sondern auch andere Musikstücke, die Torroba für die Gitarre geschrieben hat. Die beiden ersten CD dieser neuen Reihe jedenfalls sind sehr gelungen; auf die Fortsetzung darf man schon sehr gespannt sein.
Clamer: Mensa Harmonica (Christophorus)
Andreas Christoph Clamer (1633 bis 1701) wirkte als Zeitgenosse von Heinrich Ignaz Franz Biber und Georg Muffat in Salzburg. Er war der Sohn des Salzburger Domorganisten und Hofkapellmeisters Gaudenz Clamer, und erhielt seine musika- lische Ausbildung wahrscheinlich am Kapellhaus.
Clamer studierte Theologie und ent- schied sich für die geistliche Lauf- bahn. Er wirkte als Zeremonien- meister des Salzburger Domkapitels sowie als Instruktor der Chorknaben; 1682 wurde Clamer schließlich zum Regens Chori, zum Chorleiter, ernannt.
Dennoch ist von ihm nur weltliche Musik überliefert; 1682 wurden bei dem Salzburger Verleger Johann Baptist Mayr sieben Partiten Clamers gedruckt – Mensa harmonica XLII Rarioribus Sonatis. Entstanden sind diese Werke für ein großes Fest: Im Oktober 1682 wurde das 1100. Jubiläum des Erzstiftes Salzburg prachtvoll gefeiert. Bei diesem Anlass ist wohl auch diese Tafelmusik vor erlesenem Publikum erklungen.
Zur Unterhaltung des Fürst-Erzbischofs Maximilian Gandolph Graf zu Küenburg und seiner Gäste trugen auch Clamers berühmte Kollegen bei; beim Hofdrucker Mayr wurden in diesem Zusammenhang zwei weitere Sammlungen veröffentlicht, die heute als Klassiker der Barockmusik gelten – Bibers Mensa Sonora und Muffats Armonia tributo. Clamers Musik klingt mitunter nach Biber, aber schon in der Besetzung geht er mit zwei Violinen, Bassgambe und Violone eigene Wege. Generell sind seine Werke, auch wenn es sich formell um Tanzsätze handelt, keinesfalls leichte Kost. Das Ensemble Dolce Risonanza macht mit seiner Einspielung aber deut- lich, dass Clamer durchaus erlesene Zutaten verwendet und sie gekonnt, mitunter sogar kühn gewürzt und angerichtet hat.
„Als Grundlage für unsere Aufnahme haben wir eine korrigierte Neuaus- gabe der Mensa Harmonica aus den unikalen Stimmbüchern der Pariser Bibliothèque National de France erstellt“, berichten Florian Wieninger, Gunda Hagmüller und Anton Holzapfel im Beiheft zu dieser CD. „Die Notenblätter der Partita VII. sind teilweise zerstört, wir haben von einer Rekonstruktion dieses Fragments Abstand genommen. Um beide Besetzungsvarianten zu demonstrieren, erklingen die Partiten IV. und V. mit einem süddeutschen Cembalo, die anderen Partiten gänzlich ohne Generalbassinstrument.“
Clamer lässt häufig Tanzsätze, die eigentlich ein schnelles Tempo erwarten ließen, eher gravitätisch ausführen. Dass eine Suite nicht unbedingt immer heiter gestaltet sein muss, zeigt beispielsweise die Partita I. Hier notierte der Komponist für das erste Lamento die Anweisung Adagio quanto si può – „Spiele, so langsam du kannst.“ Das Ensemble Dolce Risonanza hat die ausdrucksstarken Werke mit Sorgfalt erkundet, und bringt Clamers Ideen- reichtum bestens zur Geltung. Sehr hörenswert!
Clamer studierte Theologie und ent- schied sich für die geistliche Lauf- bahn. Er wirkte als Zeremonien- meister des Salzburger Domkapitels sowie als Instruktor der Chorknaben; 1682 wurde Clamer schließlich zum Regens Chori, zum Chorleiter, ernannt.
Dennoch ist von ihm nur weltliche Musik überliefert; 1682 wurden bei dem Salzburger Verleger Johann Baptist Mayr sieben Partiten Clamers gedruckt – Mensa harmonica XLII Rarioribus Sonatis. Entstanden sind diese Werke für ein großes Fest: Im Oktober 1682 wurde das 1100. Jubiläum des Erzstiftes Salzburg prachtvoll gefeiert. Bei diesem Anlass ist wohl auch diese Tafelmusik vor erlesenem Publikum erklungen.
Zur Unterhaltung des Fürst-Erzbischofs Maximilian Gandolph Graf zu Küenburg und seiner Gäste trugen auch Clamers berühmte Kollegen bei; beim Hofdrucker Mayr wurden in diesem Zusammenhang zwei weitere Sammlungen veröffentlicht, die heute als Klassiker der Barockmusik gelten – Bibers Mensa Sonora und Muffats Armonia tributo. Clamers Musik klingt mitunter nach Biber, aber schon in der Besetzung geht er mit zwei Violinen, Bassgambe und Violone eigene Wege. Generell sind seine Werke, auch wenn es sich formell um Tanzsätze handelt, keinesfalls leichte Kost. Das Ensemble Dolce Risonanza macht mit seiner Einspielung aber deut- lich, dass Clamer durchaus erlesene Zutaten verwendet und sie gekonnt, mitunter sogar kühn gewürzt und angerichtet hat.
„Als Grundlage für unsere Aufnahme haben wir eine korrigierte Neuaus- gabe der Mensa Harmonica aus den unikalen Stimmbüchern der Pariser Bibliothèque National de France erstellt“, berichten Florian Wieninger, Gunda Hagmüller und Anton Holzapfel im Beiheft zu dieser CD. „Die Notenblätter der Partita VII. sind teilweise zerstört, wir haben von einer Rekonstruktion dieses Fragments Abstand genommen. Um beide Besetzungsvarianten zu demonstrieren, erklingen die Partiten IV. und V. mit einem süddeutschen Cembalo, die anderen Partiten gänzlich ohne Generalbassinstrument.“
Clamer lässt häufig Tanzsätze, die eigentlich ein schnelles Tempo erwarten ließen, eher gravitätisch ausführen. Dass eine Suite nicht unbedingt immer heiter gestaltet sein muss, zeigt beispielsweise die Partita I. Hier notierte der Komponist für das erste Lamento die Anweisung Adagio quanto si può – „Spiele, so langsam du kannst.“ Das Ensemble Dolce Risonanza hat die ausdrucksstarken Werke mit Sorgfalt erkundet, und bringt Clamers Ideen- reichtum bestens zur Geltung. Sehr hörenswert!
Mittwoch, 14. Juni 2017
Brahms: Liebeslieder (Ondine)
Dass man Brahms' Vokalquartette, ursprünglich zum Vortrag durch ein Solistenquartett bestimmt, auch mit einem Chor gut aufführen kann, beweist diese CD. Ein Chor allerdings, der diese Werke aufführen möchte, der sollte exzellent sein. Denn gerade die Liebeslieder-Walzer, für den Zuhörer amüsierlich, erfordern einige Sangeskunst.
Der Lettische Rundfunkchor hat nun bei Ondine eine beeindruckende Probe seiner Kunst veröffentlicht. Der Kammerchor, der aus professionellen Sängern besteht und von Sigvards Klava geleitet wird, hat für diese CD die Liebeslieder-Walzer op. 52 und die Neuen Liebeslieder op. 65 noch um die Quartette op. 64 und op. 92 ergänzt. Am Klavier werden die Sänger von Dace Klava und Aldis Liepins begleitet. Sehr hörenswert!
Der Lettische Rundfunkchor hat nun bei Ondine eine beeindruckende Probe seiner Kunst veröffentlicht. Der Kammerchor, der aus professionellen Sängern besteht und von Sigvards Klava geleitet wird, hat für diese CD die Liebeslieder-Walzer op. 52 und die Neuen Liebeslieder op. 65 noch um die Quartette op. 64 und op. 92 ergänzt. Am Klavier werden die Sänger von Dace Klava und Aldis Liepins begleitet. Sehr hörenswert!
Dienstag, 13. Juni 2017
Bach: Clavier-Übung III (Ramée)
„Structur und Abriß dieses sehr prächtigen und kostbahren Wercks præsentiret sich über die massen herrlich und lebhafft in das Gesicht / so daß hiesiger Ohrten seines gleichen nicht zu finden / zumahlen auch die vorauffstehende Principalen durchgehends von dem schönsten veritablen Englischen Zinnen sind / und dahero gleichsam einen Silber-Glantz von sich strahlen / so über die massen propré ins Auge fällt (..); weilen nun dieses Werck seinen völligen Raum in der Höhe so wohl als Breite hat / so gibt auch die al Italiana neu erbauete / mit Duckstein gewölbete und mit Quadrat-Steinen sauber im Paviment bepflasterte Kirche der Orgel auch eine umso mehr durchtringende und als ein Echo nachschallende Harmonie und Corresonantz / so daß es einem in der Lufft grummelnden Donnerwetter nicht gar ohnähnlich verglichen werde mögte / und zwarn bei Zuziehung des 32.Posaunen-Basses / und ist wohl recht was extraordinaires da man ein Cuppel in 3 Claviren zugleich oder besonders das mittlere Clavier mit obersten allein / deßgleichen mit dem untersten und wiederum das untere mit dem obersten in allen wie man will zusammen nehmen könne; Dieses vortreffliche Werck nun ist von einem berühmten Orgelbauer mit Nahmen N. Treutmann aus Magdeburg so sich vorlängst in gute Renommée gesetzet / mit allem Fleisse verfertiget worden“, so beschreibt 1738 Johann Hermann Biermann in seiner Organographia Hildesiensis Specialis die große Orgel der Stiftskirche St. Georg im Goslarer Stadtteil Grauhof.
Sie wurde von Christoph Treutmann in den Jahren 1734 bis 1737 errichtet, und durch die Gebrüder Hillebrand 1989 bis 1992 sorgsam restauriert. Léon Berben hat dieses Instrument ausgewählt, um daran den dritten Teil der Clavier-Übung von Johann Sebastian Bach einzuspielen. „Obwohl es die ,Bach-Orgel' als solche freilich nicht gibt, scheint die Orgel zu Grauhof in ihrer heutigen ,wohltemperierten' Stimmung, mit ihren großen Manual- und Pedalumfängen, ihrer reichen Disposition und der hervorragenden Akustik geradezu das ideale Instrument für die Orgelwerke Johann Sebastian Bachs zu sein“, begründet der renommierte Musiker seine Entscheidung.
Beim dritten Teil der Clavier-Übung handelt es sich um eine Kollektion aus 21 exemplarischen Choralvorspielen nebst vier streng kontrapunktisch gearbeiteten Duetten, eingerahmt von einem großen, feierlichen Präludium und der abschließenden umfangreichen fünfstimmigen Tripelfuge. Mit dieser Sammlung belebte Bach seinerzeit die Gattung des Choralvorspiels – eigentlich schon zu gottesdienstlicher Gebrauchsmusik geworden – wieder neu und setzte für Generationen von Musikern im Bereich der Choralbear- beitung hohe Standards.
Léon Berben spielt diesen wichtigen Zyklus sorgsam ausgearbeitet und wohldurchdacht. Dennoch wird diese Aufnahme nicht in die Galerie meiner bevorzugten Bach-Einspielungen aufrücken; auch nach mehr- fachem Anhören nicht. Ich finde sie zu ausgewogen und habe mich damit gelangweilt. Von allen Aufnahmen des Labels Ramée war ich bislang begeistert - aber mit dieser werde ich nicht warm, tut mir wirklich leid.
Sie wurde von Christoph Treutmann in den Jahren 1734 bis 1737 errichtet, und durch die Gebrüder Hillebrand 1989 bis 1992 sorgsam restauriert. Léon Berben hat dieses Instrument ausgewählt, um daran den dritten Teil der Clavier-Übung von Johann Sebastian Bach einzuspielen. „Obwohl es die ,Bach-Orgel' als solche freilich nicht gibt, scheint die Orgel zu Grauhof in ihrer heutigen ,wohltemperierten' Stimmung, mit ihren großen Manual- und Pedalumfängen, ihrer reichen Disposition und der hervorragenden Akustik geradezu das ideale Instrument für die Orgelwerke Johann Sebastian Bachs zu sein“, begründet der renommierte Musiker seine Entscheidung.
Beim dritten Teil der Clavier-Übung handelt es sich um eine Kollektion aus 21 exemplarischen Choralvorspielen nebst vier streng kontrapunktisch gearbeiteten Duetten, eingerahmt von einem großen, feierlichen Präludium und der abschließenden umfangreichen fünfstimmigen Tripelfuge. Mit dieser Sammlung belebte Bach seinerzeit die Gattung des Choralvorspiels – eigentlich schon zu gottesdienstlicher Gebrauchsmusik geworden – wieder neu und setzte für Generationen von Musikern im Bereich der Choralbear- beitung hohe Standards.
Léon Berben spielt diesen wichtigen Zyklus sorgsam ausgearbeitet und wohldurchdacht. Dennoch wird diese Aufnahme nicht in die Galerie meiner bevorzugten Bach-Einspielungen aufrücken; auch nach mehr- fachem Anhören nicht. Ich finde sie zu ausgewogen und habe mich damit gelangweilt. Von allen Aufnahmen des Labels Ramée war ich bislang begeistert - aber mit dieser werde ich nicht warm, tut mir wirklich leid.
Montag, 12. Juni 2017
Luther Collage (Carus)
Luther-Choräle stehen im Mittelpunkt der neuen CD des Leipziger Calmus Ensembles. „Die Luther Collage ist die zweite CD, die wir zum 500jährigen Reformationsjubiläum vorlegen“, schreibt Bariton Ludwig Böhme. Das Album sei „eine in ihrer Besetzung sehr reduzierte, beinahe minimalistische Auseinandersetzung mit den Liedern Martin Luthers.“
Dem Kirchenjahr folgend, erklingen sieben Choräle, von Ein feste Burg ist unser Gott bis zu Verleih uns Frieden gnädiglich. Die Sänger haben diesen bekannten Melodien die unterschied- lichsten Versionen aus gut 600 Jahren Musikgeschichte zur Seite gestellt. Zu hören sind beispielsweise die (gregorianischen) Originale, Choralvor- spiele von Max Reger (1873 bis 1916) und von Carl Piutti (1846 bis 1902), und Chorsätze von Heinrich Schütz, Sethus Calvisius, Johann Hermann Schein, Michael Praetorius, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms, oder auch zeitgenössischen Komponisten wie Gunnar Eriksson (*1936) oder Arvo Pärt (*1935). So entsteht rings um jedem Choral ein musikalischer Mikrokosmos, auf den Spuren Martin Luthers.
Aufgenommen wurde diese Produktion in der Leipziger Thomaskirche. An diesem ganz besonderen Ort dürfen natürlich auch Werke Johann Sebastian Bachs nicht fehlen. Das Vokalquintett erweist sich dabei durch- aus als experimentierfreudig: „Wir übertragen den Luftstrom, der die vielen Register einer Orgel zum klangprächtigen Schwingen bringt auf unsere Stimmen und vokalisieren Orgelmusik“, so Böhme. „Wir reflektieren ebenso den katholischen Ursprung der Choräle, die Martin Luther aus dem Lateinischen in für jedermann verständliches Deutsch übertragen hat, indem wir gregorianische Gesänge einflechten, die lange vor Luthers Zeit entstanden.“
Und all das singt das Calmus Ensemble wirklich großartig. Auch technisch ist die Aufnahme ausgezeichnet; die besondere Atmosphäre jener Spät- sommernächte, in denen das Quintett in dem berühmten Kirchenraum gesungen hat, wird so tatsächlich hörbar.
Dem Kirchenjahr folgend, erklingen sieben Choräle, von Ein feste Burg ist unser Gott bis zu Verleih uns Frieden gnädiglich. Die Sänger haben diesen bekannten Melodien die unterschied- lichsten Versionen aus gut 600 Jahren Musikgeschichte zur Seite gestellt. Zu hören sind beispielsweise die (gregorianischen) Originale, Choralvor- spiele von Max Reger (1873 bis 1916) und von Carl Piutti (1846 bis 1902), und Chorsätze von Heinrich Schütz, Sethus Calvisius, Johann Hermann Schein, Michael Praetorius, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms, oder auch zeitgenössischen Komponisten wie Gunnar Eriksson (*1936) oder Arvo Pärt (*1935). So entsteht rings um jedem Choral ein musikalischer Mikrokosmos, auf den Spuren Martin Luthers.
Aufgenommen wurde diese Produktion in der Leipziger Thomaskirche. An diesem ganz besonderen Ort dürfen natürlich auch Werke Johann Sebastian Bachs nicht fehlen. Das Vokalquintett erweist sich dabei durch- aus als experimentierfreudig: „Wir übertragen den Luftstrom, der die vielen Register einer Orgel zum klangprächtigen Schwingen bringt auf unsere Stimmen und vokalisieren Orgelmusik“, so Böhme. „Wir reflektieren ebenso den katholischen Ursprung der Choräle, die Martin Luther aus dem Lateinischen in für jedermann verständliches Deutsch übertragen hat, indem wir gregorianische Gesänge einflechten, die lange vor Luthers Zeit entstanden.“
Und all das singt das Calmus Ensemble wirklich großartig. Auch technisch ist die Aufnahme ausgezeichnet; die besondere Atmosphäre jener Spät- sommernächte, in denen das Quintett in dem berühmten Kirchenraum gesungen hat, wird so tatsächlich hörbar.
András Schiff piano Live (Melodija)
„Contest stage has never been part of my world“, bekannte einst András Schiff. „In fact, life would be much better without music contests. Why? Naturally, music in not a kind of sports. It cannot be measured in seconds, metres or kilograms.“
Dennoch hat der Philosoph unter den Musikern, Jahrgang 1953, einst selbst an etlichen Wettbewerben teilgenommen und auch Rekorde gebrochen. So wurde er bereits im Alter von 14 Jahren Student an der Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest – der jüngste, den die Hochschule jemals hatte. Ein Jahr später gewann er seinen ersten Preis in einem ungarischen TV-Wettbewerb.
Diese CD dokumentiert seine Beteiligung an einem der berühmtesten Wett- bewerbe überhaupt: 1974 musizierte András Schiff beim Tschaikowski-Wettbewerb in Moskau. Er errang dort einen vierten Preis; gewonnen hat damals Andrei Gawrilow.
Sämtliche Wettbewerbsbeiträge wurden mitgeschnitten. Das Programm, das András Schiff seinerzeit gespielt hat, wurde nun bei Melodija veröffentlicht. Die Aufnahmen zeigen, dass der Pianist schon in diesen jungen Jahren sehr eigene Wege ging. Das beginnt bereits bei der Auswahl der Stücke, soweit sie den Wettbewerbsteilnehmern überlassen war. Doch auch bei der Interpretation wird deutlich, dass es Schiff schon damals nicht darum ging, sein Publikum mit einem Feuerwerk an Brillanz zu überwäl- tigen - man höre nur die Liszt-Konzertetüde.
Dennoch hat der Philosoph unter den Musikern, Jahrgang 1953, einst selbst an etlichen Wettbewerben teilgenommen und auch Rekorde gebrochen. So wurde er bereits im Alter von 14 Jahren Student an der Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest – der jüngste, den die Hochschule jemals hatte. Ein Jahr später gewann er seinen ersten Preis in einem ungarischen TV-Wettbewerb.
Diese CD dokumentiert seine Beteiligung an einem der berühmtesten Wett- bewerbe überhaupt: 1974 musizierte András Schiff beim Tschaikowski-Wettbewerb in Moskau. Er errang dort einen vierten Preis; gewonnen hat damals Andrei Gawrilow.
Sämtliche Wettbewerbsbeiträge wurden mitgeschnitten. Das Programm, das András Schiff seinerzeit gespielt hat, wurde nun bei Melodija veröffentlicht. Die Aufnahmen zeigen, dass der Pianist schon in diesen jungen Jahren sehr eigene Wege ging. Das beginnt bereits bei der Auswahl der Stücke, soweit sie den Wettbewerbsteilnehmern überlassen war. Doch auch bei der Interpretation wird deutlich, dass es Schiff schon damals nicht darum ging, sein Publikum mit einem Feuerwerk an Brillanz zu überwäl- tigen - man höre nur die Liszt-Konzertetüde.
Claire Huangci - A Chopin Diary (Berlin Classics)
Werke von Frédéric Chopin waren für Claire Huangci stets besondere Begleiter auf ihrem künstlerischen Weg. Das Wunderkind wuchs mit ihnen auf, und schätzt sie noch immer. „Seine Musik ist so ehrlich, so direkt, und auch so freimütig, dass man sich ihr einfach nicht entziehen kann“, schreibt die Pianistin im Beiheft zu ihrer jüngsten Veröffentlichung: Auf zwei CD hat Claire Huangci die 21 Nocturnes des Komponisten eingespielt. Dieses Programm ergänzte sie um das Nocturne Oubliée in cis-Moll und um die Étude in cis-Moll op. 26 Nr. 7, die sie gemeinsam mit dem Cellisten Tristan Cornut vorträgt.
Die amerikanische Pianistin präsentiert sich als ausdrucksstarke Chopin-Interpretin. „Es verwundert mich immer wieder, dass eine scheinbar einfache Folge von Noten so eine Fülle von Emotionen auslösen kann“, schreibt die Musikerin. „Der Zauber ist für mich komplett, wenn ich merke, wieviele unterschiedliche Gefühle bei diversen Menschen ein Werk verursachen kann.“
In ihrem „Chopin-Diary“ deutet Claire Huangci an, wie sie selbst diese Klänge wahrnimmt. Dazu hat sie jedem Nocturne Chopins Gedichtzeilen seiner Zeitgenossen zugeordnet; leider kann man sie im Beiheft nur im französischen Original sowie in englischer Übersetzung nachlesen. Wer keine dieser beiden Sprachen versteht, der hat in diesem Falle das Nachsehen.
Und die Musik? Sie lässt mich an einen lauen Sommerabend denken, wo nach einer langen Dämmerung allmählich der Mond aufgeht. Man sitzt einsam am Steg, genießt die Wärme, die nächtliche Ruhe und die Einsamkeit. Die Wellen plaudern leise, und die Mücken stechen heute andernorts – kurz und gut: Es sind Klänge voll Poesie, technisch perfekt vorgetragen, mit berückender Phrasierung, wohldosierten Rubati und, ja, auch mit ein klein wenig Flitter. Claire Huangci ist hier ein großer Wurf gelungen.
Die amerikanische Pianistin präsentiert sich als ausdrucksstarke Chopin-Interpretin. „Es verwundert mich immer wieder, dass eine scheinbar einfache Folge von Noten so eine Fülle von Emotionen auslösen kann“, schreibt die Musikerin. „Der Zauber ist für mich komplett, wenn ich merke, wieviele unterschiedliche Gefühle bei diversen Menschen ein Werk verursachen kann.“
In ihrem „Chopin-Diary“ deutet Claire Huangci an, wie sie selbst diese Klänge wahrnimmt. Dazu hat sie jedem Nocturne Chopins Gedichtzeilen seiner Zeitgenossen zugeordnet; leider kann man sie im Beiheft nur im französischen Original sowie in englischer Übersetzung nachlesen. Wer keine dieser beiden Sprachen versteht, der hat in diesem Falle das Nachsehen.
Und die Musik? Sie lässt mich an einen lauen Sommerabend denken, wo nach einer langen Dämmerung allmählich der Mond aufgeht. Man sitzt einsam am Steg, genießt die Wärme, die nächtliche Ruhe und die Einsamkeit. Die Wellen plaudern leise, und die Mücken stechen heute andernorts – kurz und gut: Es sind Klänge voll Poesie, technisch perfekt vorgetragen, mit berückender Phrasierung, wohldosierten Rubati und, ja, auch mit ein klein wenig Flitter. Claire Huangci ist hier ein großer Wurf gelungen.
Samstag, 10. Juni 2017
Händel: Neun deutsche Arien - Brockes Passion (Audite)
Eine sehr schöne Aufnahme der Neun Deutschen Arien von Georg Friedrich Händel (1685 bis 1759) haben Ina Siedlaczek und die Lautten Compag- ney kürzlich bei Audite veröffentlicht. Mit dem Textdichter, Barthold Heinrich Brockes (1680 bis 1747), könnte der Komponist 1702/03 in Halle Bekanntschaft geschlossen haben – beide studierten im selben Jahr dort. Und Brockes stammte aus Hamburg, wo Händel dann als Musiker arbeitete, bis 1706 er nach Italien ging.
Von ihm stammt auch der Text für Händels Passionsoratorium Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus, 1719 in Hamburg uraufgeführt. „Im Ergebnis sehen wir die beiden einzigen Gelegenheiten, bei denen sich Händel mit der Vertonung von Texten in deutscher Sprache, seiner Muttersprache, für Stimme und obligates Soloinstrument beschäftigt hat. Aus dem sprach- lichen Idiom resultieren die stilistischen Besonderheiten der beiden Werke, da die Texte viel an Charakter und Klang vorgeben“, schreibt Wolfgang Katschner, der Leiter der Lautten Compagney, im Beiheft zu dieser CD. „Diese Nähe hat mich dazu bewogen, die deutschen Arien um Arien aus der Brockes-Passion zu ergänzen und damit ein Programm zu gestalten. Für den inhaltlichen Hintergrund der Arien erscheint mir darüber hinaus der Bezug zum Halleschen Pietismus von Bedeutung zu sein.“
Und so legen die Musiker größten Wert darauf, die Aussage der Texte auch im Klangbild zu unterstreichen. Dieses ist ausgesprochen farbig, üppig und abwechslungsreich – sowohl in der obligaten Instrumentalstimme als auch im Basso continuo. Dort wechseln sich Orgel, Cembalo, Harfe, Laute, Theorbe, Fagott und Cello in unterschiedlichen Kombinationen ab, was für erstaunliche Effekte sorgt und den Hörer erfreut.
Kleine Änderungen können mitunter faszinierende Konsequenzen haben. Das zeigt sich ganz besonders eindrücklich am Beispiel der Arie Brich mein Herz, zerfließ in Tränen aus der Brockes-Passion. Bei diesem Stück wurde der Violinpart von einer Viola da gamba übernommen, was seinen Charakter wirkungsvoll unterstreicht.
Die durchweg attraktive musikalische Gestaltung harmoniert aufs Beste mit dem Gesang von Ina Siedlaczek. Ihr Vortrag wirkt innig und natürlich; mit ihrer reinen, schlank geführten und wunderbar runden Sopranstimme gestaltet die Sängerin die alten Texte nuancenreich und eindringlich.
Von ihm stammt auch der Text für Händels Passionsoratorium Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus, 1719 in Hamburg uraufgeführt. „Im Ergebnis sehen wir die beiden einzigen Gelegenheiten, bei denen sich Händel mit der Vertonung von Texten in deutscher Sprache, seiner Muttersprache, für Stimme und obligates Soloinstrument beschäftigt hat. Aus dem sprach- lichen Idiom resultieren die stilistischen Besonderheiten der beiden Werke, da die Texte viel an Charakter und Klang vorgeben“, schreibt Wolfgang Katschner, der Leiter der Lautten Compagney, im Beiheft zu dieser CD. „Diese Nähe hat mich dazu bewogen, die deutschen Arien um Arien aus der Brockes-Passion zu ergänzen und damit ein Programm zu gestalten. Für den inhaltlichen Hintergrund der Arien erscheint mir darüber hinaus der Bezug zum Halleschen Pietismus von Bedeutung zu sein.“
Und so legen die Musiker größten Wert darauf, die Aussage der Texte auch im Klangbild zu unterstreichen. Dieses ist ausgesprochen farbig, üppig und abwechslungsreich – sowohl in der obligaten Instrumentalstimme als auch im Basso continuo. Dort wechseln sich Orgel, Cembalo, Harfe, Laute, Theorbe, Fagott und Cello in unterschiedlichen Kombinationen ab, was für erstaunliche Effekte sorgt und den Hörer erfreut.
Kleine Änderungen können mitunter faszinierende Konsequenzen haben. Das zeigt sich ganz besonders eindrücklich am Beispiel der Arie Brich mein Herz, zerfließ in Tränen aus der Brockes-Passion. Bei diesem Stück wurde der Violinpart von einer Viola da gamba übernommen, was seinen Charakter wirkungsvoll unterstreicht.
Die durchweg attraktive musikalische Gestaltung harmoniert aufs Beste mit dem Gesang von Ina Siedlaczek. Ihr Vortrag wirkt innig und natürlich; mit ihrer reinen, schlank geführten und wunderbar runden Sopranstimme gestaltet die Sängerin die alten Texte nuancenreich und eindringlich.
Sonntag, 4. Juni 2017
Salut à la forêt (Coviello Classics)
Eine Reise in die Geschichte des Horns unternimmt das Deutsche Horn Ensemble auf dieser CD. „Die Beschäftigung mit ,Alter Musik' und der historisch informierten Auffüh- rungspraxis bringt es automatisch mit sich, dass man immer wieder originalen, wirklich alten Instru- menten begegnet“, berichten die Musiker im Beiheft. „Schon allein die angeborene Neugier eines interes- sierten Musikers führt immer wieder zu Erlebnissen und Entdeckungen. Sei es, dass man die Gelegenheit findet, in den Archiven und Magazinen eines etablierten Museums andächtig vor den intrumentalen Schätzen der Vergangenheit zu stehen und im Idealfall unter kundiger Aufsicht und Zuhilfenahme weicher Handschuhe den alten Preziosen mehr oder weni- ger vorsichtige Töne zu entlocken. Oder ein befreundeter Sammler, oft auch ein Kollege öffnen einem die Tore zu ihren Sammlungen. Auch die Zeiten des vermehrten Onlinehandels oder der sozialen Netzwerke bringen immer wieder vermehrt Kontakt mit einer überraschend viel- fältigen Welt der Instrumentenentwicklung.“
Denn nicht immer hat das Horn so ausgesehen, wie wir es heute kennen. Das Naturhorn hat nicht nur keine Ventile, es klingt auch anders. Mit der Erfindung der Ventile, zum Anfang des 19. Jahrhunderts, war es aber nicht getan. Denn auch das Instrument insgesamt musste angepasst werden – heute hilft der Computer dabei; damals war die Qualität der veränderten Instrumente teilweise so unbefriedigend, dass Hornvirtuosen im Zweifels- fall lieber das vertraute Naturhorn spielten.
So erzählen die Hornisten im Beiheft die berühmte Anekdote, dass bei der Uraufführung von Schumanns höchst anspruchsvollem Konzertstück für vier Hörner im Jahre 1850 Eduard Pohle, Solohornist des Leipziger Gewandhauses, noch in der letzten Probe vor dem Konzert wieder zum Naturhorn griff, und sich entschied, den technisch schwierigen Part doch nicht auf dem Ventilhorn zu blasen.
Auch die Mitglieder des Deutschen Horn Ensembles haben mit solchen Problemen zu kämpfen: „Der Konzertbetrieb der letzten zehn Jahre bringt immer häufiger romantisches Repertoire in historischer Aufführungs- praxis auf die Programme. Dafür müssen die passenden Instrumente gefunden werden.“ Originale Ventilhörner aber aus jener Zeit kommen, siehe oben, eher nicht in Frage. Das Deutsche Horn Ensemble hat statt dessen gemeinsam mit dem Hornbauer Andreas Jungwirth aus Freischling bei Wien ein Instrument nach einem alten Vorbild entwickelt, das in seiner Spielbarkeit heutigen Ansprüchen genügt.
Ein Satz dieser Hörner ist hier zu hören, wenn Christoph Moinian, Joaquim Palet Sabater, Oliver Kersken und Stefan Oetter Musik für vier Hörner in F aus dem 19. Jahrhundert spielen. Besondere Schmankerl sind dabei die stimmmungsvollen Chorsätze von Franz Abt (1819 bis 1885). Doch auch die Serenade von Robert Stark (1847 bis 1922) oder die Quatuors originaux op. 75 von Carl August Hänsel (1799 bis möglicher- weise 1885) geben interessante Einblicke in den Gebrauch des chroma- tischen Horns in der damaligen Zeit.
Das Hornquartett Salut à la Forêt stammt von Rainulphe Marie Eustache Marquis d'Osmond (1828 bis 1891), Spross eines ebenso bedeutenden wie vermögenden Adelsgeschlechtes, der hier seine Leidenschaft für die Jagd auf gelungene Weise mit jener für die Musik kombiniert.
Und weil es gerade so schön passt, haben die vier Hornisten die Instru- mente gewechselt und das Programm noch um die Segeberger Messe für Parforcehörner in Es ergänzt, ein Werk ihres Ensemblemitgliedes Oliver Kersken. Auch die Besetzung wurde dafür erweitert, um Johannes Leuftink, Lars Mechelke und Sascha Blaue. Und so grüßt, auf den musikhistorisch eigentlich älteren Instrumenten, das 21. Jahrhundert, mit berückenden Klängen, die Tradition und Moderne vereinen. Ein tolles Album, unbedingt anhören!
Denn nicht immer hat das Horn so ausgesehen, wie wir es heute kennen. Das Naturhorn hat nicht nur keine Ventile, es klingt auch anders. Mit der Erfindung der Ventile, zum Anfang des 19. Jahrhunderts, war es aber nicht getan. Denn auch das Instrument insgesamt musste angepasst werden – heute hilft der Computer dabei; damals war die Qualität der veränderten Instrumente teilweise so unbefriedigend, dass Hornvirtuosen im Zweifels- fall lieber das vertraute Naturhorn spielten.
So erzählen die Hornisten im Beiheft die berühmte Anekdote, dass bei der Uraufführung von Schumanns höchst anspruchsvollem Konzertstück für vier Hörner im Jahre 1850 Eduard Pohle, Solohornist des Leipziger Gewandhauses, noch in der letzten Probe vor dem Konzert wieder zum Naturhorn griff, und sich entschied, den technisch schwierigen Part doch nicht auf dem Ventilhorn zu blasen.
Auch die Mitglieder des Deutschen Horn Ensembles haben mit solchen Problemen zu kämpfen: „Der Konzertbetrieb der letzten zehn Jahre bringt immer häufiger romantisches Repertoire in historischer Aufführungs- praxis auf die Programme. Dafür müssen die passenden Instrumente gefunden werden.“ Originale Ventilhörner aber aus jener Zeit kommen, siehe oben, eher nicht in Frage. Das Deutsche Horn Ensemble hat statt dessen gemeinsam mit dem Hornbauer Andreas Jungwirth aus Freischling bei Wien ein Instrument nach einem alten Vorbild entwickelt, das in seiner Spielbarkeit heutigen Ansprüchen genügt.
Ein Satz dieser Hörner ist hier zu hören, wenn Christoph Moinian, Joaquim Palet Sabater, Oliver Kersken und Stefan Oetter Musik für vier Hörner in F aus dem 19. Jahrhundert spielen. Besondere Schmankerl sind dabei die stimmmungsvollen Chorsätze von Franz Abt (1819 bis 1885). Doch auch die Serenade von Robert Stark (1847 bis 1922) oder die Quatuors originaux op. 75 von Carl August Hänsel (1799 bis möglicher- weise 1885) geben interessante Einblicke in den Gebrauch des chroma- tischen Horns in der damaligen Zeit.
Das Hornquartett Salut à la Forêt stammt von Rainulphe Marie Eustache Marquis d'Osmond (1828 bis 1891), Spross eines ebenso bedeutenden wie vermögenden Adelsgeschlechtes, der hier seine Leidenschaft für die Jagd auf gelungene Weise mit jener für die Musik kombiniert.
Und weil es gerade so schön passt, haben die vier Hornisten die Instru- mente gewechselt und das Programm noch um die Segeberger Messe für Parforcehörner in Es ergänzt, ein Werk ihres Ensemblemitgliedes Oliver Kersken. Auch die Besetzung wurde dafür erweitert, um Johannes Leuftink, Lars Mechelke und Sascha Blaue. Und so grüßt, auf den musikhistorisch eigentlich älteren Instrumenten, das 21. Jahrhundert, mit berückenden Klängen, die Tradition und Moderne vereinen. Ein tolles Album, unbedingt anhören!