Heinrich Schütz (1585 bis 1672) hat wie kein anderer Komponist die Kunst der venezianischen Mehrchö- rigkeit mit der lutherischen Tradition der Textauslegung verknüpft. Besonders strahlend zeigt sich diese seine Kunstfertigkeit in den Psalmen Davids. Dort verbindet er repräsen- tative Klangpracht, wie er sie in Italien bei Giovanni Gabrieli kennengelernt hat, mit der Idee der Predigt, allerdings in Musik gesetzt, denn das war das Geschäft des Kapellmeisters am sächsischen Kurfürstenhof.
Dieses bedeutende Werk gehört auch in der Schütz-Gesamteinspielung bei Carus ohne Zweifel zu den Höhepunkten. Das liegt zum einen an den herausragenden Solisten, die in den Favoritchören musizieren. Doch auch die Kapellchöre sind nicht wirklich schwächer besetzt. Hans-Christoph Rademann gelingt es zudem, die Sänger und die Instrumentalisten des Dresdner Barockorchesters so durch die komplizierten musikalischen Strukturen zu navigieren, dass der Klang perfekt ausbalanciert bleibt, so dass die Musik zu jedem Zeitpunkt durchhörbar wirkt. An keiner Stelle entsteht Klangbrei; allen Mitwirkenden gelingt es obendrein, Emotion und Textverständlichkeit in vorbildlicher Weise zu kombinieren. Und als besonderes Sahnehäubchen erklingt das ohnehin groß besetzte Danket dem Herren, denn er ist freundlich SWV 45 hier erstmals mit einem von dem Trompeter Edward H. Tarr rekonstruierten fünfstimmigen Bläserchor nebst Pauke. So wird auch die höfische Dimension dieser Musik zum Erlebnis.
Samstag, 27. September 2014
Montag, 22. September 2014
Korngold: Songs 1 (Naxos)
Erich Wolfgang Korngold (1897 bis 1957) war der Sohn des Wiener Musikkritikers Julius Korngold. Er hatte ausgezeichneten Unterricht, und war zudem sehr begabt. Mit elf Jahren komponierte er seine erste Ballettmusik. Das Opus wurde durch seinen Lehrer Alexander von Zem- linsky orchestriert, und 1910 von der Wiener Hofoper uraufgeführt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt galt Korngold als Wunderkind.
Seine Kompositionen wurden gefei- ert; sehr erfolgreich waren insbe- sondere seine Opern, wie Die tote Stadt. Seit 1934 reiste Korngold regelmäßig in die USA, um für Hollywood zu komponieren. Dort befand er sich auch zum Zeitpunkt des Anschlusses Österreichs an Hitlers Deutschland. Glücklicherweise gelang es ihm, seine Familie und seine Eltern in die USA zu holen.
Korngold schrieb eine Vielzahl von Filmmusiken; er wurde dafür zweimal mit dem Oscar geehrt. Seine Werke prägten das Genre. Nach dem Krieg versuchte der Komponist, in der alten Heimat an die früheren Erfolge anzuknüpfen. Doch in Europa interessierte man sich nicht mehr für seine Musik, die auf spätromantischen Traditionen bestand, und sich über die Avantgarde eher mokierte.
Korngolds Schaffen geriet daher bald in Vergessenheit. Erst in den letzten Jahren wird seine Musik allmählich wiederentdeckt. Dazu trägt mit großem Engagement auch das Label Naxos bei. Dort erscheinen nun die Lieder des Komponisten. Sie stehen ganz in der Nachfolge von Richard Strauss, Hugo Wolf oder Gustav Mahler. Eine erste Auswahl präsentieren auf dieser CD Sopranistin Britta Stallmeister und Bariton Uwe Schenker-Primus, am Klavier begleitet von Klaus Simon. Erscheinen Korngolds frühe Lieder noch als kühne Experimente insbesondere mit Klangfarben, so werden sie in den späteren Jahren offenbar schlichter, klarer – was aber nicht bedeutet, dass sie simpel oder gar weniger effektvoll geworden sind. Ob man diese Werke jenen Schuberts, Schumanns oder Brahms' zur Seite stellen muss, das wird sich zeigen. Wünschenswert wäre es allerdings, dass Korngolds Lieder endlich ihren Weg ins Repertoire finden. Denn dort hin gehören sie ohne Zweifel.
Seine Kompositionen wurden gefei- ert; sehr erfolgreich waren insbe- sondere seine Opern, wie Die tote Stadt. Seit 1934 reiste Korngold regelmäßig in die USA, um für Hollywood zu komponieren. Dort befand er sich auch zum Zeitpunkt des Anschlusses Österreichs an Hitlers Deutschland. Glücklicherweise gelang es ihm, seine Familie und seine Eltern in die USA zu holen.
Korngold schrieb eine Vielzahl von Filmmusiken; er wurde dafür zweimal mit dem Oscar geehrt. Seine Werke prägten das Genre. Nach dem Krieg versuchte der Komponist, in der alten Heimat an die früheren Erfolge anzuknüpfen. Doch in Europa interessierte man sich nicht mehr für seine Musik, die auf spätromantischen Traditionen bestand, und sich über die Avantgarde eher mokierte.
Korngolds Schaffen geriet daher bald in Vergessenheit. Erst in den letzten Jahren wird seine Musik allmählich wiederentdeckt. Dazu trägt mit großem Engagement auch das Label Naxos bei. Dort erscheinen nun die Lieder des Komponisten. Sie stehen ganz in der Nachfolge von Richard Strauss, Hugo Wolf oder Gustav Mahler. Eine erste Auswahl präsentieren auf dieser CD Sopranistin Britta Stallmeister und Bariton Uwe Schenker-Primus, am Klavier begleitet von Klaus Simon. Erscheinen Korngolds frühe Lieder noch als kühne Experimente insbesondere mit Klangfarben, so werden sie in den späteren Jahren offenbar schlichter, klarer – was aber nicht bedeutet, dass sie simpel oder gar weniger effektvoll geworden sind. Ob man diese Werke jenen Schuberts, Schumanns oder Brahms' zur Seite stellen muss, das wird sich zeigen. Wünschenswert wäre es allerdings, dass Korngolds Lieder endlich ihren Weg ins Repertoire finden. Denn dort hin gehören sie ohne Zweifel.
Sonntag, 21. September 2014
Telemann: Harmonischer Gottes-Dienst (Toccata Classics)
Nicht alle Kirchen haben große Chöre und Orchester. Das war schon zu Zeiten Georg Philipp Telemanns (1681 bis 1767) so – und deshalb schrieb und veröffentlichte der Komponist Kantatensammlungen in kammermusikalischer Besetzung, unter anderem Der harmonische Gottes-Dienst, oder Geistliche Can- taten zum allgemeinen Gebrauche (1725/26; Fortsetzung 1731/32). Sie waren bestimmt für eine Singstimme, ein obligates Melodieinstrument, wie Flöte, Oboe oder Violine, und Basso continuo.
Eröffnet werden sie mitunter durch ein Rezitativ; generell bestehen sie aus zwei Da-Capo-Arien, die durch ein Rezitativ verbunden sind. Sie sind nicht alle gleichermaßen anspruchsvoll, einige von ihnen können auch durch eine weniger geschulte Stimme gesungen werden. Damit eigneten sich diese Kantaten möglicherweise auch für das Musizieren im Familienkreise – ganz im pietistischen Geist, der großen Wert auf die häusliche Andacht legte.
Das Ensemble Bergen Barokk legt derzeit bei Toccata Classics die erste Gesamteinspielung der Kollektion vor. Auf dieser CD erklingen sechs Kantaten für hohe Stimme, Violine und Basso continuo. Zu hören sind Mona Julsrud, Sopran, Bjarte Eike, Barockvioline, Hans Knut Sveen, Cembalo und Orgel, Markku Luolajan-Mikkola, Barock-Violoncello, sowie Thomas C. Boysen an der Theorbe.
Eröffnet werden sie mitunter durch ein Rezitativ; generell bestehen sie aus zwei Da-Capo-Arien, die durch ein Rezitativ verbunden sind. Sie sind nicht alle gleichermaßen anspruchsvoll, einige von ihnen können auch durch eine weniger geschulte Stimme gesungen werden. Damit eigneten sich diese Kantaten möglicherweise auch für das Musizieren im Familienkreise – ganz im pietistischen Geist, der großen Wert auf die häusliche Andacht legte.
Das Ensemble Bergen Barokk legt derzeit bei Toccata Classics die erste Gesamteinspielung der Kollektion vor. Auf dieser CD erklingen sechs Kantaten für hohe Stimme, Violine und Basso continuo. Zu hören sind Mona Julsrud, Sopran, Bjarte Eike, Barockvioline, Hans Knut Sveen, Cembalo und Orgel, Markku Luolajan-Mikkola, Barock-Violoncello, sowie Thomas C. Boysen an der Theorbe.
David Oistrakh plays Piano Tris by Chopin, Dvorák, Ravel & Smetana (Deutsche Grammophon)
Vor langer, langer Zeit, als Gymna- siallehrer noch Partituren lesen konnten und selbst Klavier oder aber Geige spielten, da reichte es aus, wenn zwei, drei oder gar vier Namen auf einem Plakat standen – und die Leute strömten in Scharen herbei, um Musik zu hören. Selbst durch Hunger, Krieg und klirrende Kälte waren sie davon nicht abzuhalten. Als das Radio noch Luxus war, konnte man mit Kammermusik große Säle füllen. Heute musizieren Streichtrios oder Quartette in sehr viel kleineren Räumen, und während in jedem Laden irgendwelche Musik dudelt, haben ihre Auftritte eher den Ruf einer gewissen Exklusivität.
Welch grandioses Niveau die Kammermusik in ihrem goldenen Zeitalter hatte, davon vermittelt die vorliegende Doppel-CD aus dem Hause Deutsche Grammophon einen Eindruck. Die Musiker, die auf diesen historischen Aufnahmen zu hören sind, waren allesamt berühmte Solisten. Geiger David Oistrach (1908 bis 1874), Cellist Swjatoslaw Knuschewitzky (1908 bis 1963) und Pianist Lew Oborin (1907 bis 1974) konzertierten zwei Jahrzehnte lang auch als Trio miteinander. Dass sie das gemeinsame Musizieren sehr geschätzt haben müssen, das wird der Zuhörer bald feststellen. Denn obwohl alle drei Künstler sehr deutlich mit einem solistischen Impetus antreten, wirken sie sehr harmonisch zusammen. Niemand spielt sich in den Vordergrund, keiner musiziert an den Kollegen vorbei. Hervorragend ist die Einspielung von Dvoraks berühmtem Dumky-Trio, wie überhaupt das tschechische Repertoire den Musikern besonders zu liegen scheint. Und die Aufnahme von Chopins Klaviertrio op. 8 ist grandios; ich kenne keine bessere. Bravi, Blumen – es war einmal...
Welch grandioses Niveau die Kammermusik in ihrem goldenen Zeitalter hatte, davon vermittelt die vorliegende Doppel-CD aus dem Hause Deutsche Grammophon einen Eindruck. Die Musiker, die auf diesen historischen Aufnahmen zu hören sind, waren allesamt berühmte Solisten. Geiger David Oistrach (1908 bis 1874), Cellist Swjatoslaw Knuschewitzky (1908 bis 1963) und Pianist Lew Oborin (1907 bis 1974) konzertierten zwei Jahrzehnte lang auch als Trio miteinander. Dass sie das gemeinsame Musizieren sehr geschätzt haben müssen, das wird der Zuhörer bald feststellen. Denn obwohl alle drei Künstler sehr deutlich mit einem solistischen Impetus antreten, wirken sie sehr harmonisch zusammen. Niemand spielt sich in den Vordergrund, keiner musiziert an den Kollegen vorbei. Hervorragend ist die Einspielung von Dvoraks berühmtem Dumky-Trio, wie überhaupt das tschechische Repertoire den Musikern besonders zu liegen scheint. Und die Aufnahme von Chopins Klaviertrio op. 8 ist grandios; ich kenne keine bessere. Bravi, Blumen – es war einmal...
Donnerstag, 18. September 2014
Mozart: Complete Clavier Sonatas (Accent)
Arthur Schoonderwoerd ist ein Magier des Klanges, ein Besessener auf der Suche nach Perfektion und nach Wahrhaftigkeit. Nach den Klavierkonzerten hat er nun bei Accent auch die Klaviersonaten von Wolfgang Amadeus Mozart einge- spielt. Dabei hat er nicht nur ganz genau auf den Notentext geschaut; um herauszufinden, wie Mozart seine Werke wirklich gespielt haben wollte, hat der Musiker auch eine Vielzahl von historischen Quellen studiert, die Auskunft über die Aufführungspraxis der damaligen Zeit geben.
Das Ergebnis überrascht gleich mehrfach. Da wäre zum einen der unge- wohnte Klang, der sich daraus ergibt, dass Schoonderwoerd mit Akribie nach dem jeweils passenden Instrument gesucht hat. Zu Mozarts Leb- zeiten existierte eine ganze Schar von auch klanglich höchst verschiedenen Tasteninstrumenten. Das „Clavier“ erlebte damals eine rasante Fortent- wicklung, die vom Cembalo bis zum Flügel führte, an dem damals sehr unterschiedliche Konstruktionsprinzipien erprobt wurden. So wurden beispielsweise zum Anschlagen der Töne kleine Hämmerchen aus Holz benutzt – zunächst „nackt“, dann mit Leder bespannt, oder aber mit Filz. Selbst die Mechaniken unterscheiden sich sehr. Damit klingen die Instrumente nicht nur anders, sie bringen spieltechnisch zudem auch Stärken und Schwächen mit – was das Konzertieren auf historischen Tasteninstrumenten zu einer reizvollen, aber auch anspruchsvollen Aufgabe macht. Es gibt nicht sehr viele Solisten, die sich dieser Herausforderung mit Hingabe widmen. Schoonderwoerd demonstriert aber mit dieser Aufnahme, dass sich die sorgfältige Erkundung jener fernen Klangwelten lohnt.
Für die Werke Mozarts wählte er gleich vier Nachbauten historischer „Claviere“ aus. Zu hören ist auf CD 1 ein Tangentenflügel, angefertigt von William Jurgenson nach einem Instrument der Regensburger Klavierbauer Spaeth & Schmahl (um 1770). Von Jurgenson stammt auch der Nachbau eines unbelederten Hammerflügels nach einem Vorbild, das um 1780 in Augsburg in der Werkstatt von Johann Andreas Stein geschaffen worden ist. Es erklingen zudem ein bundfreies Clavichord, nach einem norddeut- schen Instrument (um 1780) gefertigt von Jorsi Potvlieghe, und der Nachbau eines Hammerflügels mit lederbezogenen Hämmerchen, gebaut von Paul Poletti und Gerard Tuinman nach einem Vorbild von Anton Walter (um 1790).
Wer Mozarts Klaviersonaten gut kennt, der wird noch einen anderen Überraschungseffekt erleben. Denn auch bei der Interpretation hält Schoonderwoerd die eine oder andere Variante bereit, abseits der Hörgewohnheiten. Ein umfangreicher Text im Beiheft begründet, warum sich der Musiker mitunter sogar gegen die Mozart-Urtext-Werkausgabe entscheidet. Das ist wahrlich spannend und zeigt, dass der akribische Blick auf den Notentext letzten Endes doch immer wieder lohnt. Bravo!
Das Ergebnis überrascht gleich mehrfach. Da wäre zum einen der unge- wohnte Klang, der sich daraus ergibt, dass Schoonderwoerd mit Akribie nach dem jeweils passenden Instrument gesucht hat. Zu Mozarts Leb- zeiten existierte eine ganze Schar von auch klanglich höchst verschiedenen Tasteninstrumenten. Das „Clavier“ erlebte damals eine rasante Fortent- wicklung, die vom Cembalo bis zum Flügel führte, an dem damals sehr unterschiedliche Konstruktionsprinzipien erprobt wurden. So wurden beispielsweise zum Anschlagen der Töne kleine Hämmerchen aus Holz benutzt – zunächst „nackt“, dann mit Leder bespannt, oder aber mit Filz. Selbst die Mechaniken unterscheiden sich sehr. Damit klingen die Instrumente nicht nur anders, sie bringen spieltechnisch zudem auch Stärken und Schwächen mit – was das Konzertieren auf historischen Tasteninstrumenten zu einer reizvollen, aber auch anspruchsvollen Aufgabe macht. Es gibt nicht sehr viele Solisten, die sich dieser Herausforderung mit Hingabe widmen. Schoonderwoerd demonstriert aber mit dieser Aufnahme, dass sich die sorgfältige Erkundung jener fernen Klangwelten lohnt.
Für die Werke Mozarts wählte er gleich vier Nachbauten historischer „Claviere“ aus. Zu hören ist auf CD 1 ein Tangentenflügel, angefertigt von William Jurgenson nach einem Instrument der Regensburger Klavierbauer Spaeth & Schmahl (um 1770). Von Jurgenson stammt auch der Nachbau eines unbelederten Hammerflügels nach einem Vorbild, das um 1780 in Augsburg in der Werkstatt von Johann Andreas Stein geschaffen worden ist. Es erklingen zudem ein bundfreies Clavichord, nach einem norddeut- schen Instrument (um 1780) gefertigt von Jorsi Potvlieghe, und der Nachbau eines Hammerflügels mit lederbezogenen Hämmerchen, gebaut von Paul Poletti und Gerard Tuinman nach einem Vorbild von Anton Walter (um 1790).
Wer Mozarts Klaviersonaten gut kennt, der wird noch einen anderen Überraschungseffekt erleben. Denn auch bei der Interpretation hält Schoonderwoerd die eine oder andere Variante bereit, abseits der Hörgewohnheiten. Ein umfangreicher Text im Beiheft begründet, warum sich der Musiker mitunter sogar gegen die Mozart-Urtext-Werkausgabe entscheidet. Das ist wahrlich spannend und zeigt, dass der akribische Blick auf den Notentext letzten Endes doch immer wieder lohnt. Bravo!
Montag, 15. September 2014
Telemann: Sonaten, Trios, Concerti (Oehms Classics)
Das Barockensemble L'accademia giocosa wurde vor vier Jahren von Musikern des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks gemein- sam mit freischaffenden Kollegen aus dem Bereich der „Alten“ Musik gegründet. Sie wollen nur spielen – und zwar vorzugsweise Musik des
18. Jahrhunderts, in ihrer ganzen Breite, Vielfalt und Schönheit. Bei Oehms Classics haben die Musiker nun eine CD mit Werken von Georg Philipp Telemann veröffentlicht. Stefan Schilli, der Solo-Oboist des Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, hatte sich bei BR Klassik für dieses Repertoire eingesetzt – und war damit erfolgreich. So sind diese Aufnahmen mit L'accademia giocosa in Koproduktion mit dem Sender entstanden.
Das ist noch immer keineswegs selbstverständlich. Telemann war ein ungemein kreativer und auch produktiver Komponist. Das trug ihm in späteren Zeiten, die im Künstler das Genie verehren wollten, den Vorwurf ein, er sei ein der Mittelmäßigkeit verhafteter Vielschreiber gewesen. Wie elegant, abwechslungsreich und auch witzig Telemanns Musik tatsächlich ist, das wird nun allmählich wiederentdeckt. Dazu trägt auch die Accade- mia giocosa bei, die auf ihrer CD mit Ausnahme einer Sonate durchweg Weltersteinspielungen vorlegt. Wer die Instrumentalmusik Telemanns entdecken möchte, der findet hier eine sehr gelungene Werkauswahl, die das Schaffen des Komponisten insbesondere in seinem enormen Reichtum an musikalischen Ideen und an Klangfarben präsentiert. Hinreißend!
18. Jahrhunderts, in ihrer ganzen Breite, Vielfalt und Schönheit. Bei Oehms Classics haben die Musiker nun eine CD mit Werken von Georg Philipp Telemann veröffentlicht. Stefan Schilli, der Solo-Oboist des Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, hatte sich bei BR Klassik für dieses Repertoire eingesetzt – und war damit erfolgreich. So sind diese Aufnahmen mit L'accademia giocosa in Koproduktion mit dem Sender entstanden.
Das ist noch immer keineswegs selbstverständlich. Telemann war ein ungemein kreativer und auch produktiver Komponist. Das trug ihm in späteren Zeiten, die im Künstler das Genie verehren wollten, den Vorwurf ein, er sei ein der Mittelmäßigkeit verhafteter Vielschreiber gewesen. Wie elegant, abwechslungsreich und auch witzig Telemanns Musik tatsächlich ist, das wird nun allmählich wiederentdeckt. Dazu trägt auch die Accade- mia giocosa bei, die auf ihrer CD mit Ausnahme einer Sonate durchweg Weltersteinspielungen vorlegt. Wer die Instrumentalmusik Telemanns entdecken möchte, der findet hier eine sehr gelungene Werkauswahl, die das Schaffen des Komponisten insbesondere in seinem enormen Reichtum an musikalischen Ideen und an Klangfarben präsentiert. Hinreißend!
Samstag, 13. September 2014
Sarasate: Transcriptions and arrangements (Naxos)
Pablo de Sarasate (1844 bis 1908) ge- hörte zu den großen Violinvirtuosen seiner Zeit. Bedeutende Komponisten schufen Werke für ihn; Camille Saint-Saëns beispielsweise widmete Sarasa- te Introduction et rondo capriccioso, und Édouard Lalo inspirierte der Geiger zur Symphonie espagnole. Doch auf seinen Konzertreisen spielte Sarasate gern auch eigene Stücke, oftmals entstanden aus Tänzen seiner spanischen Heimat.
Die aus China stammende und in Deutschland lebende Violinistin Tianwa Yang hat für Naxos sämtliche Werke des großen Geigers eingespielt. Die jüngste Veröffentlichung in dieser Serie gilt den Transkriptionen und Bearbeitungen, mit denen Sarasate für sich selbst bekannte Melodien von Bach bis Chopin arrangiert hat. Wie versiert er auch darin war, zeigt exemplarisch das Arrangement des legendären Klavierstücks Guitarra von Moritz Moszkowski, der für sein virtuoses Klavierspiel berüchigt ist. Wer Sarasates Version hört, der wird keine Sekunde vermuten, dieses Werk könnte für ein anderes Instrument entstanden sein als für die Violine.
Das Geigenspiel von Tianwa Yang ist auch hier wieder beeindruckend. Sie musiziert wunderbar im Einklang mit Markus Hadulla, ihrem versierten Partner am Klavier. Technisch scheint es für die junge Solistin keinerlei Limits zu geben, und zugleich überzeugt sie durch Esprit, Ausdrucksstärke und ihren schönen, runden Ton. Es ist wirklich angemessen, wenn Tianwa Yang nun für ihre Einspielung der Violinkonzerte von Felix Mendelssohn-Bartholdy, ebenfalls bei Naxos, mit dem Echo Klassik in der Kategorie „Nachwuchskünstler/in des Jahres 2014“ für das Instrument Violine aus- gezeichnet wird. Wir gratulieren!
Die aus China stammende und in Deutschland lebende Violinistin Tianwa Yang hat für Naxos sämtliche Werke des großen Geigers eingespielt. Die jüngste Veröffentlichung in dieser Serie gilt den Transkriptionen und Bearbeitungen, mit denen Sarasate für sich selbst bekannte Melodien von Bach bis Chopin arrangiert hat. Wie versiert er auch darin war, zeigt exemplarisch das Arrangement des legendären Klavierstücks Guitarra von Moritz Moszkowski, der für sein virtuoses Klavierspiel berüchigt ist. Wer Sarasates Version hört, der wird keine Sekunde vermuten, dieses Werk könnte für ein anderes Instrument entstanden sein als für die Violine.
Das Geigenspiel von Tianwa Yang ist auch hier wieder beeindruckend. Sie musiziert wunderbar im Einklang mit Markus Hadulla, ihrem versierten Partner am Klavier. Technisch scheint es für die junge Solistin keinerlei Limits zu geben, und zugleich überzeugt sie durch Esprit, Ausdrucksstärke und ihren schönen, runden Ton. Es ist wirklich angemessen, wenn Tianwa Yang nun für ihre Einspielung der Violinkonzerte von Felix Mendelssohn-Bartholdy, ebenfalls bei Naxos, mit dem Echo Klassik in der Kategorie „Nachwuchskünstler/in des Jahres 2014“ für das Instrument Violine aus- gezeichnet wird. Wir gratulieren!
Händel: Piano Concertos 13 - 16 (cpo)
„Händels Orgelkonzerte wurden gezielt auf den ergreifenden wie brillanten Aspekt hin komponiert“, schreibt Matthias Kirschnereit im Geleitwort zu dieser CD. „Die Art und Weise, wie der Komponist dem Solisten großzügige Möglichkeiten der exponierten Präsentation bietet, erscheint mir hochmodern.“
Doch diese Spielräume wollen auch genutzt sein. Die Lösung, die Kirsch- nereit für diese Herausforderung gefunden hat, überzeugt auch bei seiner zweiten Einspielung der Orgelkonzerte auf einem modernen Konzertflügel. Es ist durchaus spannend, zu erleben, welche klanglichen Alternativen der Pianist anstelle der Orgelregister gefunden hat. Die Klangfarben der Orgel durch die dynamischen Möglichkeiten des Klaviers zu ersetzen, das gelingt Kirschnereit brillant – nicht zuletzt deshalb, weil er dabei sehr zurückhaltend agiert und sich nicht in den Vordergrund spielt. Wie der Pianist gemeinsam mit der Deutschen Kammerakademie Neuss unter Lavard Skou Larsen musiziert, und eben nicht als Solist mit Orchesterbegleitung, das ist einmal mehr berückend. Auf dieser CD erklingen Händels Konzerte ohne Opuszahl, darunter das berühmte „The Cuckoo and the Nightingale“ – meine unbedingte Empfehlung!
Doch diese Spielräume wollen auch genutzt sein. Die Lösung, die Kirsch- nereit für diese Herausforderung gefunden hat, überzeugt auch bei seiner zweiten Einspielung der Orgelkonzerte auf einem modernen Konzertflügel. Es ist durchaus spannend, zu erleben, welche klanglichen Alternativen der Pianist anstelle der Orgelregister gefunden hat. Die Klangfarben der Orgel durch die dynamischen Möglichkeiten des Klaviers zu ersetzen, das gelingt Kirschnereit brillant – nicht zuletzt deshalb, weil er dabei sehr zurückhaltend agiert und sich nicht in den Vordergrund spielt. Wie der Pianist gemeinsam mit der Deutschen Kammerakademie Neuss unter Lavard Skou Larsen musiziert, und eben nicht als Solist mit Orchesterbegleitung, das ist einmal mehr berückend. Auf dieser CD erklingen Händels Konzerte ohne Opuszahl, darunter das berühmte „The Cuckoo and the Nightingale“ – meine unbedingte Empfehlung!
Freitag, 12. September 2014
Mendelssohn: Sacred Choral Works (Brilliant Classics)
Die geistlichen Chorwerke von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 bis 1847) sind in einer Acht-CD-Box bei Brilliant Classics erschienen. Mit Ausnahme von Magnificat und Gloria, die durch den Amadeus-Chor vor- getragen werden, ist durchweg der Chamber Choir of Europe unter Nicol Matt zu hören, mitunter gemeinsam mit der Württembergischen Philhar- monie Reutlingen.
Die Sängerinnen und Sänger dieses Projektchors sind Profis – und das hört man auch. Denn sie singen blitzsauber, stets ausgewogen und souverän, und folgen perfekt dem Dirigat von Chorleiter Nicol Matt. Der kann es sich daher leisten, die Chöre dynamisch mit Sorgfalt zu gestalten, ganz im Sinne der Romantik. Diese Einspielung ist ein Ereignis, in dieser Qualität wird man Mendelssohns Chöre extrem selten hören.
Die Sängerinnen und Sänger dieses Projektchors sind Profis – und das hört man auch. Denn sie singen blitzsauber, stets ausgewogen und souverän, und folgen perfekt dem Dirigat von Chorleiter Nicol Matt. Der kann es sich daher leisten, die Chöre dynamisch mit Sorgfalt zu gestalten, ganz im Sinne der Romantik. Diese Einspielung ist ein Ereignis, in dieser Qualität wird man Mendelssohns Chöre extrem selten hören.
Donnerstag, 11. September 2014
Beethoven Debussy Chopin (Auris Subtilis)
„Der große Konzertflügel im Irmler Musiksaal der Otto-Friedrich-Universität war frei, es gab keine Tournee- und Konzertverpflichtun- gen, an der Freiburger Musikhoch- schule herrschten noch Weihnachts- ferien und Tonmeister Markus Gottschall hatte über Neujahr Zeit, unser Musizieren mit seiner mobilen Technik aufzunehmen. Rasch waren wir uns einig, Stufen unserer ge- meinsamen musikalischen Ent- deckungen festzuhalten“, schreiben die Musiker im Beiheft über die Entstehung ihrer CD. Matthias Ranft, Solo-Cellist der Bamberger Symphoniker, und die Pianistin Tomoko Oga- sawara musizieren offenbar schon seit längerem gemeinsam. Insbesondere die Cellosonate op. 69 von Ludwig van Beethoven spielen sie in berücken- der Eintracht, ein solches Ausmaß an künstlerischer Harmonie ist selten zu erleben. Zu hören sind zudem die Cellosonate op. 65, komponiert einst von Frédéric Chopin für seinen Freund Auguste-Joseph Franchomme, sowie die einzige Cellosonate von Claude Debussy.
Mittwoch, 10. September 2014
Vivaldi: Cello Sonatas (Zig-Zag Territoires)
Als um 1740 in Paris ein Raubdruck mit sechs Violoncello-Sonaten von Antonio Vivaldi erschien, scheint das ein gutes Geschäft gewesen zu sein. „En France, le violoncelle savourait finalement son triomphe face à la viole de gambe, grâce notamment aux prestations du violoncelliste Jean Barrière, et devenait l'instru- ment de salon par excellence“, schreibt Olivier Fourés im Beiheft zu dieser CD. Und so erschien 1748 gleich noch eine Auflage.
Das Ensemble Accademia Ottoboni präsentiert auf dieser CD eine Auswahl aus Vivaldis Cellosonaten – ausgewählt aus dem Pariser Manuskript, aber auch aus Quellen, die sich in Neapel gefunden haben sowie in Wiesentheid in der Musikaliensammlung des Grafen Rudolf Franz Erwein von Schön- born (1677 bis 1754), der offenbar ein hervorragender Cellist gewesen ist. Eine wundervolle Einspielung, unbedingt anhören!
Das Ensemble Accademia Ottoboni präsentiert auf dieser CD eine Auswahl aus Vivaldis Cellosonaten – ausgewählt aus dem Pariser Manuskript, aber auch aus Quellen, die sich in Neapel gefunden haben sowie in Wiesentheid in der Musikaliensammlung des Grafen Rudolf Franz Erwein von Schön- born (1677 bis 1754), der offenbar ein hervorragender Cellist gewesen ist. Eine wundervolle Einspielung, unbedingt anhören!
Chopin: 24 Préludes (Oehms Classics)
Kann man die 24 Préludes op. 28 von Frédéric Chopin (1810 bis 1849), komponiert für das Klavier, auf der Orgel spielen? Diese Frage beantwor- tete schon Louis Lefébure-Wély (1817 bis 1869); der renommierte Organist spielte mehrere Werke Chopins während des Trauergottesdienstes für den verstorbenen Komponisten in der Pariser Kirche La Madeleine.
Gunther Rost stellt bei Oehms Clas- sics die kompletten Préludes in einer Version für Orgel vor. Er musiziert an der Orgel der Stiftsbasilika Kevelaer. Dieses Instrument wurde in den Jahren 1905 bis 1907 durch den Kölner Orgelbauer Ernst Seifert errichtet, sowie 1926 teilweise umgebaut und erweitert. Im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit schwer beschädigt, wird die Seifert-Orgel seit den 80er Jahren schrittweise wiederhergestellt. Sie verfügt heute über 135 Register und gehört damit bereits zu den größten Orgeln überhaupt. 14 weitere sollen noch eingebaut werden, um den Klang von 1926 zu rekonstruieren.
Gunther Rost hat Chopins Préludes auf dieses gigantische spätromantische Instrument übertragen, indem er – bei Beibehaltung des originalen Noten- textes – die Klangfarben der unterschiedlichen Register nutzt. Dabei agiert der Organist erstaunlich zurückhaltend, er meidet allzu kühne klangliche Experimente. Das Ergebnis vermag nicht durchweg zu überzeugen. Es hat spannende Momente. Aber man vermisst insgesamt die klare Diktion des Flügels, all die Akzente und Feinheiten. Die Orgel wirkt mitunter ziemlich schwerfällig, statt Regentropfen gibt's Klangbrei. Schade.
Gunther Rost stellt bei Oehms Clas- sics die kompletten Préludes in einer Version für Orgel vor. Er musiziert an der Orgel der Stiftsbasilika Kevelaer. Dieses Instrument wurde in den Jahren 1905 bis 1907 durch den Kölner Orgelbauer Ernst Seifert errichtet, sowie 1926 teilweise umgebaut und erweitert. Im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit schwer beschädigt, wird die Seifert-Orgel seit den 80er Jahren schrittweise wiederhergestellt. Sie verfügt heute über 135 Register und gehört damit bereits zu den größten Orgeln überhaupt. 14 weitere sollen noch eingebaut werden, um den Klang von 1926 zu rekonstruieren.
Gunther Rost hat Chopins Préludes auf dieses gigantische spätromantische Instrument übertragen, indem er – bei Beibehaltung des originalen Noten- textes – die Klangfarben der unterschiedlichen Register nutzt. Dabei agiert der Organist erstaunlich zurückhaltend, er meidet allzu kühne klangliche Experimente. Das Ergebnis vermag nicht durchweg zu überzeugen. Es hat spannende Momente. Aber man vermisst insgesamt die klare Diktion des Flügels, all die Akzente und Feinheiten. Die Orgel wirkt mitunter ziemlich schwerfällig, statt Regentropfen gibt's Klangbrei. Schade.
Sonntag, 7. September 2014
Johann Christian Bach: Six Sonatas op. 17 (Brilliant Classics)
Vier Söhne Johann Sebastian Bachs sind selbst Musiker geworden und haben eigene Werke hinterlassen. Aus aktuellem Anlass rückt derzeit das Schaffen von Carl Philipp Emanuel Bach (1714 bis 1788) ein wenig in den Fokus der Aufmerk- samkeit. Doch nicht nur der „Ham- burger“ Bach gehörte zu den Vätern der Wiener Klassik. Sein Halbbruder Johann Christian Bach (1735 bis 1782), der „Londonder“ Bach, beein- druckte einst den jungen Mozart nachhaltig – und schrieb damit quasi indirekt Musikgeschichte.
Über den Lebensweg des Komponisten, der auch ein gefragter Musikpäda- goge war und die Königsfamilie unterrichtete, wurde in diesem Blog bereits an anderer Stelle berichtet. Der jüngste Sohn von Johann Sebastian Bach wandte sich dem Hammerklavier zu, und war einer der ersten Virtuosen auf dem damals noch ziemlich neuen Instrument. Seine Sechs Sonaten op. 5 aus dem Jahr 1766 gelten als eines der ersten Werke, die explizit dafür geschrieben worden sind. Fortepiano-Spezialist Bart van Oort hat diese frühe Klaviermusik für Brilliant Classics eingespielt. Dabei verwendete er ein Instrument, das Chris Maene nach einem Vorbild aus der Werkstatt des renommierten Wiener Klavierbauers Anton Walter, um 1795, angefertigt hat. In England waren zu Lebzeiten Johann Christian Bachs allerdings eher Tafelklaviere gebräuchlich. Namhafte Londoner Klavierbauer dieser Zeit waren Johannes Zumpe, Burkhart Tschudi und John Broadwood.
Der genutzte Hammerflügel soll aber, so van Oort, den damaligen Instru- menten klanglich sehr nahe kommen. Mitunter tönt er beinahe wie ein Cembalo, manchmal erinnert der Klang auch an eine Harfe – es war noch ein weiter Weg von diesen frühen Hammerklavieren bis hin zum moder- nen Konzertflügel. Van Oort musiziert gekonnt, und entlockt dem „histo- rischen“ Instrument die erstaunlichsten Klangfarben und Schattierungen.
Beim Anhören dieser Einspielung wird man feststellen, dass der „Londo- ner“ Bach den jungen Mozart enorm beeinflusst hat. Denn stilistisch stehen sich die Werke der beiden unverkennbar nahe. Das gilt vielleicht noch stärker für die Sechs Sonaten op. 17, die auf einer weiteren CD vorliegen. Bachs Musik ist sehr elegant; die Sonaten sind zudem sehr abwechslungsreich angelegt, sowohl was die verwendeten Formen sowie den Ausdruck betrifft. Diese Werke sind wirklich sehr hörenswert und nicht nur aufgrund ihrer Bedeutung für die Musikgeschichte interessant.
Über den Lebensweg des Komponisten, der auch ein gefragter Musikpäda- goge war und die Königsfamilie unterrichtete, wurde in diesem Blog bereits an anderer Stelle berichtet. Der jüngste Sohn von Johann Sebastian Bach wandte sich dem Hammerklavier zu, und war einer der ersten Virtuosen auf dem damals noch ziemlich neuen Instrument. Seine Sechs Sonaten op. 5 aus dem Jahr 1766 gelten als eines der ersten Werke, die explizit dafür geschrieben worden sind. Fortepiano-Spezialist Bart van Oort hat diese frühe Klaviermusik für Brilliant Classics eingespielt. Dabei verwendete er ein Instrument, das Chris Maene nach einem Vorbild aus der Werkstatt des renommierten Wiener Klavierbauers Anton Walter, um 1795, angefertigt hat. In England waren zu Lebzeiten Johann Christian Bachs allerdings eher Tafelklaviere gebräuchlich. Namhafte Londoner Klavierbauer dieser Zeit waren Johannes Zumpe, Burkhart Tschudi und John Broadwood.
Der genutzte Hammerflügel soll aber, so van Oort, den damaligen Instru- menten klanglich sehr nahe kommen. Mitunter tönt er beinahe wie ein Cembalo, manchmal erinnert der Klang auch an eine Harfe – es war noch ein weiter Weg von diesen frühen Hammerklavieren bis hin zum moder- nen Konzertflügel. Van Oort musiziert gekonnt, und entlockt dem „histo- rischen“ Instrument die erstaunlichsten Klangfarben und Schattierungen.
Beim Anhören dieser Einspielung wird man feststellen, dass der „Londo- ner“ Bach den jungen Mozart enorm beeinflusst hat. Denn stilistisch stehen sich die Werke der beiden unverkennbar nahe. Das gilt vielleicht noch stärker für die Sechs Sonaten op. 17, die auf einer weiteren CD vorliegen. Bachs Musik ist sehr elegant; die Sonaten sind zudem sehr abwechslungsreich angelegt, sowohl was die verwendeten Formen sowie den Ausdruck betrifft. Diese Werke sind wirklich sehr hörenswert und nicht nur aufgrund ihrer Bedeutung für die Musikgeschichte interessant.
Dienstag, 2. September 2014
Classiques francais (Genuin)
Wer französische Musik des
19. Jahrhunderts vorstellen möch- te, der wird in erster Linie an die Bühne denken, an Ballette und Opern. Das meint Thomas Clamor, künstlerischer Leiter der Sächsi- schen Bläserphilharmonie – und hat einige gelungene Arrange- ments für diese CD zusammen- getragen, die die Musiker wohl ebenso begeistert haben dürften wie das Publikum.
So hat Paul Dukas (1865 bis 1935) das Ballett La Péri mit einer Fan- fare eröffnet, die überaus exotisch wirkt. Damit eröffnen die Bläser, die in Bad Lausick bei Leipzig ihre künstlerische Heimstatt haben, das Programm. Von Georges Bizet (1838 bis 1875) erklingt Musik aus der Oper Carmen, bekannte Melodien, die wohl jedermann mitpfeifen kann, sowie eine Orchestersuite mit Musik zu Alphonse Daudets Stück Das Mädchen aus Arles. Während das Schauspiel schnell in Verges- senheit geraten ist, sind Bizets stimmungsvolle Klänge noch heute des öfteren im Konzert zu hören. Wenig bekannt hingegen ist die Musik von Jean René Désiré Francaix (1912 bis 1997). Le gai Paris – Das fröhliche Paris – kombiniert französischen Charme mit einem vir- tuosen Trompetenpart, der von Sven Geipel gekonnt vorgetragen wird. Den Abschluss bilden zwei populäre Werke von Maurice Ravel (1875 bis1937), die Pavane pour une infante défunte sowie der be- rühmte Boléro, als finaler Klangrausch.
19. Jahrhunderts vorstellen möch- te, der wird in erster Linie an die Bühne denken, an Ballette und Opern. Das meint Thomas Clamor, künstlerischer Leiter der Sächsi- schen Bläserphilharmonie – und hat einige gelungene Arrange- ments für diese CD zusammen- getragen, die die Musiker wohl ebenso begeistert haben dürften wie das Publikum.
So hat Paul Dukas (1865 bis 1935) das Ballett La Péri mit einer Fan- fare eröffnet, die überaus exotisch wirkt. Damit eröffnen die Bläser, die in Bad Lausick bei Leipzig ihre künstlerische Heimstatt haben, das Programm. Von Georges Bizet (1838 bis 1875) erklingt Musik aus der Oper Carmen, bekannte Melodien, die wohl jedermann mitpfeifen kann, sowie eine Orchestersuite mit Musik zu Alphonse Daudets Stück Das Mädchen aus Arles. Während das Schauspiel schnell in Verges- senheit geraten ist, sind Bizets stimmungsvolle Klänge noch heute des öfteren im Konzert zu hören. Wenig bekannt hingegen ist die Musik von Jean René Désiré Francaix (1912 bis 1997). Le gai Paris – Das fröhliche Paris – kombiniert französischen Charme mit einem vir- tuosen Trompetenpart, der von Sven Geipel gekonnt vorgetragen wird. Den Abschluss bilden zwei populäre Werke von Maurice Ravel (1875 bis1937), die Pavane pour une infante défunte sowie der be- rühmte Boléro, als finaler Klangrausch.
Montag, 1. September 2014
Rokoko - Hasse Opera Arias (Decca)
Johann Adolf Hasse (1699 bs 1783) sei „the most natural, elegant and judicious composer of vocal music“, lobte einst Charles Burney, weitgereist und wohl der führende Musikschriftsteller seiner Generation. „Equally a friend of poetry and the voice, he discovers as much judgment as genius, in expressing words, as well as in accompanying those sweet and tender melodies, which he gives to the singer“, schwärmte Burney. „Always regarding the voice as the first object of attention in an theatre, he never suffocates it, by the learned jargon of a multiplicity of instruments and subjects; but is as careful of preserving its importance as a painter, of throwing the strongest light upon the capital figure of his piece.“
Zu Lebzeiten war Hasse ein Star, er wirkte in Italien sowie an den Höfen in Dresden und in Wien. Umso erstaunlicher ist es, dass der Komponist und seine Werke keine hundert Jahre später vergessen waren. In den letzten Jahren erst wird seine Musik schrittweise wiedentdeckt. Dazu trägt nun auch Countertenor Max Emanuel Cencic mit seiner CD Rokoko bei. Das Ensemble Armonia Atenea unter George Petrou begleitet den Sänger nicht nur bei virtuosen Arien, die Spezialisten für „Alte“ Musik haben zudem auch ein Mandolinenkonzert Hasses eingespielt.
Zu Lebzeiten war Hasse ein Star, er wirkte in Italien sowie an den Höfen in Dresden und in Wien. Umso erstaunlicher ist es, dass der Komponist und seine Werke keine hundert Jahre später vergessen waren. In den letzten Jahren erst wird seine Musik schrittweise wiedentdeckt. Dazu trägt nun auch Countertenor Max Emanuel Cencic mit seiner CD Rokoko bei. Das Ensemble Armonia Atenea unter George Petrou begleitet den Sänger nicht nur bei virtuosen Arien, die Spezialisten für „Alte“ Musik haben zudem auch ein Mandolinenkonzert Hasses eingespielt.