Als Gottfried August Homilius (1714 bis 1785) im Jahre 1755 in Dresden Kreuzkantor wurde, hatte er bereits 13 Jahre das Organisten- amt an der benachbarten Frauenkirche versehen und dafür auch Orgelmusik komponiert. Die Motetten, die Homilius für die Kruzianer geschrieben hat, erweisen sich als wahre Perlen der Chorliteratur – allerdings stellen sie auch enorme Ansprüche an die Chorsänger. Das hat leider dazu geführt, dass diese interessanten Stücke aus dem Repertoire nahezu vollständig wieder verschwunden sind.
Nachdem Frieder Bernius mit dem Kammerchor Stuttgart bereits einige dieser Raritäten auf CD vorgelegt hat, ist nun – pünktlich zum Beginn des Homilius-Jubiläumsjahres – die zweite Auswahl seiner Motetten erschienen, gesungen vom Vokalensemble Sirventes Berlin unter Stefan Schuck. Die Sänger, die übrigens in der Besetzung als Doppelquartett jede Woche am Samstag in der Berliner Kirche Am Hohenzollernplatz den sogenannten „Noon-Song“ vortragen, bringen Homilius' Musik regelrecht zum Erstrahlen. Seine Werke sind ein Balanceakt zwischen dem althergebrachten Kontrapunkt und dem seinerzeit modernen empfindsamen Stil; die Vokalisten orientieren sich bei ihrem Vortrag deutlich am Text, was zu diesen Stücken passt – auch wenn sie, sucht man eine passende Schublade, wohl eher der Frühklassik als dem Barock zuzuweisen wären. Gesungen wird flink und geläufig, schlicht und schlank. So wirken Homilius' Motetten elegant, ja fast grazil. Wundervoll!
Dienstag, 29. April 2014
Jauchzt, alle Lande (Ambitus)
Vier Werke hat Organist Wieland Hofmann für diese CD ausgewählt. Sie stammen durchweg von Komponisten, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geboren wurden: Im Schaffen von Hermann Grabner (1886 bis 1969), Johann Nepomuk David (1895 bis 1977), Gerard Bunk (1888 bis 1958) und Friedrich Klose (1862 bis 1942) wird deutlich, welch großen Einfluss auf die spätroman- tische Orgelmusik Max Reger und die Leipziger Schule, aber auch der österreichische Komponist Anton Bruckner hatte. Mehr noch als Wagner, Liszt und die französischen Meister haben diese beiden Vorbilder eine ganze Generation von Kirchenmusikern geprägt. Die Aufnahme zeigt aber auch, wie unterschiedlich Musiker diese Ein- flüsse verarbeitet haben. Das macht sie überaus spannend. Hofmann musiziert an der Kuhn-Orgel der Kirche St. Martin in Nürnberg; bei zwei Stücken wird der Klang der Orgel zudem durch Blechbläser ergänzt, was eine interessante Klangfarbe einbringt – zu hören ist das Blechbläserensemble der Bamberger Symphoniker unter Leitung von Till Fabian Weser.
Montag, 28. April 2014
C.P.E. Bach: Die letzten Leiden des Erlösers (Berlin Classics)
Der Geburtstag von Carl Philipp Emanuel Bach jährte sich am
8. März 2014 zum dreihundersten Male. An diesem Tage erklang im Berliner Konzerthaus die Passions- kantate Die letzten Leiden des Erlösers – und bei Berlin Classics ist der Mitschnitt dieses Konzertes kürzlich, rechtzeitig vor Ostern, auf zwei CD erschienen. Unter der Leitung von Hartmut Haenchen musizierten „sein“ Kammer- orchester, dessen Namenspatron der große Bach-Sohn ist, der RIAS Kammerchor sowie eine große Schar renommierter Solisten.
„Die Musik hat höhere Absichten, sie soll nicht das Ohr füllen, son- dern das Herz in Bewegung setzen“, soll Carl Philipp Emanuel einmal im Gespräch geäußert haben. Damit kritisierte Bach junior nicht nur seinen Halbbruder Johann Christian, der im sogenannten „galanten“ Stil komponierte – er wendete sich zugleich gegen seinen langjährigen Dienstherrn, Friedrich den Großen, der die galante Musik schätzte, mit dem „empfindsamen“ Stil hingegen, den sein Cembalist derart offensiv vertrat, wenig anfangen konnte und auch wollte. Und wie geht es uns heute mit den Werken von Carl Philipp Emanuel Bach, der ja von Musikhistorikern gern in die Schublade der „Vorklassik“ gesteckt wird?
Im Konzert ist seine Musik nur sehr selten zu hören; in den Kirchen werden selbst die Passionen von Heinrich Schütz, dem Urvater der kunstvollen deutschen Kirchenmusik, öfter aufgeführt als die des Bach-Sohnes. Woran das liegt? Diese Aufnahme gibt eine mögliche Antwort auf diese Frage. Denn statt gerührt zeigt sich das Individuum gelangweilt. Trotz hervorragender Musiker zieht sich die Aufführung hin. Woran liegt es nur, dass die Arien eher peinlich als anrührend erscheinen? Am Text, in dem Anna Louise Karsch „reicht“ auf „neigt“ und „wach“ auf „schwach“ reimt? Dieses Libretto als „zeitgebunden“ zu bezeichnen, das ist sicherlich freundlich, aber es heilt seine Schwächen nicht: „Muster der Geduld und Liebe, / Möchten wir dir ähnlich sein! / Flöß' uns sanfte, sanfte Triebe / deines guten Geistes ein!“
Bachs Vertonung ist nicht dazu angetan, dass man solche Zeilen ignorieren kann, denn die Musik bietet nicht wirklich ein spannungs- volles Gegenstück zu diesen Worten. Einige Chöre allerdings wirken geradezu atemberaubend modern aufgrund ihrer harmonischen Gestaltung. Warum die Soli nicht gleichermaßen interessante Musik haben – wir werden es nicht mehr herausfinden.
Für dieses Konzert stand mit Christina Landshamer, Christiane Oelze, Anke Vondung, Maximilian Schmitt und Roman Trekel ein außer- ordentlich versiertes Solistenensemble zur Verfügung. Dennoch spricht mich die Aufnahme nicht an, an dieser Kantate kann ich so gar nichts reizvolles finden. Nach all den vielen großartigen Entdeckun- gen ist dies ein blasses Finale für eine langjährige künstlerische Partnerschaft. Denn dieses Jubiläumskonzert war zugleich eine der letzten Gelegenheiten, das engagierte Ensemble zu hören. In drei Tagen, am 1. Mai 2014, wird sich das Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach mit einem Mozart-Konzert vom Podium verabschieden und auflösen. Was für ein Verlust!
8. März 2014 zum dreihundersten Male. An diesem Tage erklang im Berliner Konzerthaus die Passions- kantate Die letzten Leiden des Erlösers – und bei Berlin Classics ist der Mitschnitt dieses Konzertes kürzlich, rechtzeitig vor Ostern, auf zwei CD erschienen. Unter der Leitung von Hartmut Haenchen musizierten „sein“ Kammer- orchester, dessen Namenspatron der große Bach-Sohn ist, der RIAS Kammerchor sowie eine große Schar renommierter Solisten.
„Die Musik hat höhere Absichten, sie soll nicht das Ohr füllen, son- dern das Herz in Bewegung setzen“, soll Carl Philipp Emanuel einmal im Gespräch geäußert haben. Damit kritisierte Bach junior nicht nur seinen Halbbruder Johann Christian, der im sogenannten „galanten“ Stil komponierte – er wendete sich zugleich gegen seinen langjährigen Dienstherrn, Friedrich den Großen, der die galante Musik schätzte, mit dem „empfindsamen“ Stil hingegen, den sein Cembalist derart offensiv vertrat, wenig anfangen konnte und auch wollte. Und wie geht es uns heute mit den Werken von Carl Philipp Emanuel Bach, der ja von Musikhistorikern gern in die Schublade der „Vorklassik“ gesteckt wird?
Im Konzert ist seine Musik nur sehr selten zu hören; in den Kirchen werden selbst die Passionen von Heinrich Schütz, dem Urvater der kunstvollen deutschen Kirchenmusik, öfter aufgeführt als die des Bach-Sohnes. Woran das liegt? Diese Aufnahme gibt eine mögliche Antwort auf diese Frage. Denn statt gerührt zeigt sich das Individuum gelangweilt. Trotz hervorragender Musiker zieht sich die Aufführung hin. Woran liegt es nur, dass die Arien eher peinlich als anrührend erscheinen? Am Text, in dem Anna Louise Karsch „reicht“ auf „neigt“ und „wach“ auf „schwach“ reimt? Dieses Libretto als „zeitgebunden“ zu bezeichnen, das ist sicherlich freundlich, aber es heilt seine Schwächen nicht: „Muster der Geduld und Liebe, / Möchten wir dir ähnlich sein! / Flöß' uns sanfte, sanfte Triebe / deines guten Geistes ein!“
Bachs Vertonung ist nicht dazu angetan, dass man solche Zeilen ignorieren kann, denn die Musik bietet nicht wirklich ein spannungs- volles Gegenstück zu diesen Worten. Einige Chöre allerdings wirken geradezu atemberaubend modern aufgrund ihrer harmonischen Gestaltung. Warum die Soli nicht gleichermaßen interessante Musik haben – wir werden es nicht mehr herausfinden.
Für dieses Konzert stand mit Christina Landshamer, Christiane Oelze, Anke Vondung, Maximilian Schmitt und Roman Trekel ein außer- ordentlich versiertes Solistenensemble zur Verfügung. Dennoch spricht mich die Aufnahme nicht an, an dieser Kantate kann ich so gar nichts reizvolles finden. Nach all den vielen großartigen Entdeckun- gen ist dies ein blasses Finale für eine langjährige künstlerische Partnerschaft. Denn dieses Jubiläumskonzert war zugleich eine der letzten Gelegenheiten, das engagierte Ensemble zu hören. In drei Tagen, am 1. Mai 2014, wird sich das Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach mit einem Mozart-Konzert vom Podium verabschieden und auflösen. Was für ein Verlust!
Concertante - Virtuosic Wind Concertos (Challenge Classics)
Wie hätte es geklungen, wenn Paganini ein Konzert nicht für die Geige, sondern für Bläser geschrie- ben hätte? Wer die Antwort auf diese Frage erfahren möchte, der sollte sich diese CD anhören. Denn dafür hat Dirigent Claus Efland gemeinsam mit dem Hornisten des dänischen Bläserquintetts Carion gezielt nach Konzerten des 18. und 19. Jahrhunderts gesucht, die bislang wenig gespielt wurden. Die Musiker wurden fündig – und legten kürzlich Aufnahmen von vier Bläserkonzerten mit ungewöhnlichen Instrumentenkombina- tionen vor; drei davon sind sogar Ersteinspielungen.
Hornist David M.A.P. Palmquist, Klarinettist Egils Schefers und Fagot- tist Niels Anders Vedsten Larsen präsentieren die Entdeckungen gemeinsam mit der Sinfonietta Riga unter der Leitung von Claus Efland. Es handelt sich dabei um Kompositionen von Franz Danzi (1763 bis 1826) Agostino Belloli (1778 bis 1839), Ignaz Lachner (1807 bis 1895) – ein Bruder des legendären Franz Lachner – und Louis Emmanuel Jadin (1768 bis 1853). Diese Werke sind aus dem Konzertsaal verschwunden; sie sind aber gerade aufgrund der kühnen Experimente in Sachen Besetzung durchaus interessant. Lachners Concertino beispielsweise ist für Horn und Fagott geschrieben, Belloli kombinierte Horn und Klarinette. Es sind jedoch, wie Efland selbst einräumt, „keine ,großen' Stücke. Sie alle haben“, schreibt der Kapellmeister, „und das ist nicht abwertend gemeint, keinen tieferen Sinn. Es sind echte ,Show-Pieces' – Bravourstücke für die jeweiligen Solisten, bei denen das Orchester eine untergeordnete Rolle spielt.“
Hornist David M.A.P. Palmquist, Klarinettist Egils Schefers und Fagot- tist Niels Anders Vedsten Larsen präsentieren die Entdeckungen gemeinsam mit der Sinfonietta Riga unter der Leitung von Claus Efland. Es handelt sich dabei um Kompositionen von Franz Danzi (1763 bis 1826) Agostino Belloli (1778 bis 1839), Ignaz Lachner (1807 bis 1895) – ein Bruder des legendären Franz Lachner – und Louis Emmanuel Jadin (1768 bis 1853). Diese Werke sind aus dem Konzertsaal verschwunden; sie sind aber gerade aufgrund der kühnen Experimente in Sachen Besetzung durchaus interessant. Lachners Concertino beispielsweise ist für Horn und Fagott geschrieben, Belloli kombinierte Horn und Klarinette. Es sind jedoch, wie Efland selbst einräumt, „keine ,großen' Stücke. Sie alle haben“, schreibt der Kapellmeister, „und das ist nicht abwertend gemeint, keinen tieferen Sinn. Es sind echte ,Show-Pieces' – Bravourstücke für die jeweiligen Solisten, bei denen das Orchester eine untergeordnete Rolle spielt.“
Weep and Rejoice (Brilliant Classics)
Vokalwerke aus italienischen Klöstern des 17. Jahrhunderts, die
von oder für Nonnen geschrieben wurden, fasst diese CD aus dem Hause
Brilliant Classics zusammen. Es handelt sich dabei um Komposi- tionen
für die Passionszeit und für die Feier der Auferstehung Christi am
Ostersonntag. Es sind kurze Stücke von erstaunlicher Virtuosi- tät und Klangpracht –
zumal für die Karwoche würde man das so nicht unbedingt erwarten.
Die meisten der knapp 20 Kompo- nistinnen und Komponisten sind keine Berühmtheiten; dennoch ist die Musik, die die Cappella Artemisia für diese Aufnahme ausgewählt hat, unbedingt hörenswert. Neben den Sängerinnen, die sowohl solistisch als auch im bis zu achtstimmigen Chor agieren, ist bei einigen Stücken auch die Instrumentalgruppe des italienischen Frauenensembles zu erleben. Die Aufnahmen entstanden im Kloster Santa Margherita in Bologna. Damit engagiert sich die Cappella Artemisia einmal mehr für die Wiederbelebung einer weithin ver- gessenen Musiktradition, wie sie einst hinter Klostermauern gepflegt wurde. Sie hat seinerzeit ein großes Publikum begeistert, denn die Nonnen musizierten im Gottesdienst, was Reisende aus ganz Europa faszinierte. Und die CD ist in der Tat sehr gelungen.
Die meisten der knapp 20 Kompo- nistinnen und Komponisten sind keine Berühmtheiten; dennoch ist die Musik, die die Cappella Artemisia für diese Aufnahme ausgewählt hat, unbedingt hörenswert. Neben den Sängerinnen, die sowohl solistisch als auch im bis zu achtstimmigen Chor agieren, ist bei einigen Stücken auch die Instrumentalgruppe des italienischen Frauenensembles zu erleben. Die Aufnahmen entstanden im Kloster Santa Margherita in Bologna. Damit engagiert sich die Cappella Artemisia einmal mehr für die Wiederbelebung einer weithin ver- gessenen Musiktradition, wie sie einst hinter Klostermauern gepflegt wurde. Sie hat seinerzeit ein großes Publikum begeistert, denn die Nonnen musizierten im Gottesdienst, was Reisende aus ganz Europa faszinierte. Und die CD ist in der Tat sehr gelungen.
Donnerstag, 24. April 2014
Schumann: Cello Sonatas Nos. 1 and 2, Konzertstücke, Op. 20 (Naxos)
Camillo Schumann (1872 bis 1946) stammte aus dem sächsischen Königstein. Der Sohn des Stadt- musikdirektors erlernte schon als Kind diverse Instrumente; im Alter von zwölf Jahren war er bereits für die Bläser verantwortlich, die vom Turm der Stadtkirche in seiner Heimatstadt herab musizierten. Nach einem kurzen Aufenthalt in Dresden begann er 1889 seine Ausbildung am Leipziger Konser- vatorium; 1894/95 vervollstän- digte er diese an der Hochschule für Musik in Berlin. Zu seinen Lehrern gehörten Carl Reinecke und Woldemar Bargiel.
1896 erhielt Schumann eine Anstellung als Organist in Eisenach. Dort wirkte er sehr engagiert, und erwarb sich binnen kurzem einen exzellenten Ruf weit über die Region hinaus. 1914 ging Schumann nach Bad Gottleuba, um sich ganz dem Komponieren zu widmen. Daraus wurde letztendlich nichts, denn die wirtschaftliche Not zwang den Musiker zurück in die Kirchenmusik. So kamen etliche sächsische Gemeinden in den Genuss herausragender Orgelkonzerte. Parallel dazu entstanden zahlreiche weitere Werke. Sie sind, so berichtet das sehr informative Beiheft zu dieser CD, nahezu vollständig erhalten und befinden sich heute im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden.
Camillo Schumann war ein bekennender Spätromantiker. Die Ton- sprache des Komponisten zeigt ihn in der Nachfolge von Brahms, Liszt und Rachmaninoff. In dem umfangreichen Gesamtwerk hat die Kammermusik bei weitem das größte Gewicht. Doch zu hören sind Stücke von Camillo Schumann nur sehr selten. Desto erfreulicher ist es, dass nun ein Teil seiner Werke für Violoncello in einer faszinieren- den Einspielung bei Naxos erschienen ist. Maria Kliegel lässt sich am Cello mit wundervollem, satten Ton hören. Mit Schwung und großen melodischen Bögen gestaltet sie das musikalische Zwiegespräch mit Francesco Piemontesi, ihrem Partner am Klavier. Es erklingen die Sonaten Nr. 1 und 2 für Klavier (!) und Violoncello sowie Romanze und Mazurka, großformatige Konzertstücke op. 20.
1896 erhielt Schumann eine Anstellung als Organist in Eisenach. Dort wirkte er sehr engagiert, und erwarb sich binnen kurzem einen exzellenten Ruf weit über die Region hinaus. 1914 ging Schumann nach Bad Gottleuba, um sich ganz dem Komponieren zu widmen. Daraus wurde letztendlich nichts, denn die wirtschaftliche Not zwang den Musiker zurück in die Kirchenmusik. So kamen etliche sächsische Gemeinden in den Genuss herausragender Orgelkonzerte. Parallel dazu entstanden zahlreiche weitere Werke. Sie sind, so berichtet das sehr informative Beiheft zu dieser CD, nahezu vollständig erhalten und befinden sich heute im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden.
Camillo Schumann war ein bekennender Spätromantiker. Die Ton- sprache des Komponisten zeigt ihn in der Nachfolge von Brahms, Liszt und Rachmaninoff. In dem umfangreichen Gesamtwerk hat die Kammermusik bei weitem das größte Gewicht. Doch zu hören sind Stücke von Camillo Schumann nur sehr selten. Desto erfreulicher ist es, dass nun ein Teil seiner Werke für Violoncello in einer faszinieren- den Einspielung bei Naxos erschienen ist. Maria Kliegel lässt sich am Cello mit wundervollem, satten Ton hören. Mit Schwung und großen melodischen Bögen gestaltet sie das musikalische Zwiegespräch mit Francesco Piemontesi, ihrem Partner am Klavier. Es erklingen die Sonaten Nr. 1 und 2 für Klavier (!) und Violoncello sowie Romanze und Mazurka, großformatige Konzertstücke op. 20.
Biber: Fidicinium Sacro-Profanum (Challenge Classics)
Mit seinem Ensemble Ars Antiqua Austria widmet sich Gunar Letzbor erneut dem Schaffen von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644 bis 1704). 25 Jahre hat der Geiger gezögert, bis er es gewagt hat, eines der zen- tralen Werke des Barockmusikers einzuspielen. Schon der Titel lässt vermuten, dass diese Musik alles andere ist als trivial: „Fidicinium Sacroprofanum, tam Choro quam Foro“, vermerkte Biber einst. Dieses Geistlich-weltliche Saitenspiel veröffentlichte er 1683 in Nürnberg; ein einziges Exemplar dieses Druckes blieb erhalten. Es befindet sich heute in der Zentralbibliothek Zürich, und diente als Grundlage für diese Aufnahme.
Typischerweise waren sakrale und Kammermusik voneinander klar geschieden. Die Grenzen zwischen Kirchensonate und Sonata da camera verschoben aber seinerzeit auch andere Musiker jener Zeit wie Johann Heinrich Schmelzer – möglicherweise ein Lehrer Bibers – im Sacro-profanus Concentus musicus oder Giovanni Antonio Pandolfi Mealli in seiner Sonata à Violino solo, per chiesa e camera.
Biber verknüpft in seiner Musik Andacht und Besinnung mit ekstati- schem Wirbel, gregorianischen Choral mit wilder Zigeunermusik, und strengsten Kontrapunkt mit konzertierenden Passagen. Im ersten Teil seiner Fidicinien komponierte Biber für die damals in Österreich wohl übliche fünstimmige Besetzung nebst Basso continuo. Im zweiten Teil reduziert er auf vier Einzelstimmen. Den Verzicht an Klangpracht macht er dabei durch einen Zuwachs an Virtuosität wett. Letzbor und seine Mitmusiker loten diese Kompositionen temperamentvoll aus. Da ist gelegentlich schon mal das Kratzen des Bogens auf den Saiten zu hören. „In der Jugend neigten wir stark zu Übertreibungen“, meint Letzbor dazu im Beiheft. „Vielleicht ist es einfach die Demut und das helle, wachsame Ohr aller Musiker des Ensembles gegenüber und für die Besonderheiten Biberscher Kammermusik, die dem Zuhörer die Qualitäten der musikalischen Botschaft des Meisters vermitteln!“
Typischerweise waren sakrale und Kammermusik voneinander klar geschieden. Die Grenzen zwischen Kirchensonate und Sonata da camera verschoben aber seinerzeit auch andere Musiker jener Zeit wie Johann Heinrich Schmelzer – möglicherweise ein Lehrer Bibers – im Sacro-profanus Concentus musicus oder Giovanni Antonio Pandolfi Mealli in seiner Sonata à Violino solo, per chiesa e camera.
Biber verknüpft in seiner Musik Andacht und Besinnung mit ekstati- schem Wirbel, gregorianischen Choral mit wilder Zigeunermusik, und strengsten Kontrapunkt mit konzertierenden Passagen. Im ersten Teil seiner Fidicinien komponierte Biber für die damals in Österreich wohl übliche fünstimmige Besetzung nebst Basso continuo. Im zweiten Teil reduziert er auf vier Einzelstimmen. Den Verzicht an Klangpracht macht er dabei durch einen Zuwachs an Virtuosität wett. Letzbor und seine Mitmusiker loten diese Kompositionen temperamentvoll aus. Da ist gelegentlich schon mal das Kratzen des Bogens auf den Saiten zu hören. „In der Jugend neigten wir stark zu Übertreibungen“, meint Letzbor dazu im Beiheft. „Vielleicht ist es einfach die Demut und das helle, wachsame Ohr aller Musiker des Ensembles gegenüber und für die Besonderheiten Biberscher Kammermusik, die dem Zuhörer die Qualitäten der musikalischen Botschaft des Meisters vermitteln!“
Sonntag, 13. April 2014
Julia Fischer - Sarasate (Decca)
Spielt heute ein Geiger im Konzert Musik der sogenannten Virtuosen, so scheint das bei den Anhängern der „großen“ Kunst noch immer ein gewisses Naserümpfen hervor- zurufen. Julia Fischer jedenfalls, mittlerweile eine gestandene Soli- stin, sieht Rechtfertigungsbedarf. Und so schreibt sie im Beiheft ihrer CD einen langen Text, mit dem sie begründet, warum sie sich daran wagt, einige Werke des legendären spanischen Geigers Pablo de Sarasate (1844 bis 1906) vorzu- tragen. Schließlich habe sie selbst gesagt: „Der Sinn eines Konzerts ist nicht, dass die Leute sich amüsieren oder unterhalten. Der Sinn eines Konzerts und der klassischen Musik an sich ist, dass man einen Menschen zum Nachdenken in irgendeiner Form anregt.“
Eigentlich ist das doch alles ganz einfach. Denn noch vor hundert Jahren hätte die Unterscheidung in (gute) „E-Musik“ und (pfui!!) „U-Musik“ kein Mensch verstanden. Erinnert sei beispielsweise an den grandiosen Fritz Kreisler, der buchstäblich alles spielte, was dem Publikum gefiel – und notfalls seine Tartinis und Pugnanis selbst schrieb. Julia Fischer spielt natürlich viel präziser und sauberer als Kreisler; aber Sarasate sollte man nicht nur mit brillanter Technik, sondern auch mit Ausdruck, mit ein bisschen Sinn für Theatralik vortragen. Tut mir leid, aber mir ist diese Aufnahme viel zu brav, da fehlt ganz entschieden das Herzblut.
Eigentlich ist das doch alles ganz einfach. Denn noch vor hundert Jahren hätte die Unterscheidung in (gute) „E-Musik“ und (pfui!!) „U-Musik“ kein Mensch verstanden. Erinnert sei beispielsweise an den grandiosen Fritz Kreisler, der buchstäblich alles spielte, was dem Publikum gefiel – und notfalls seine Tartinis und Pugnanis selbst schrieb. Julia Fischer spielt natürlich viel präziser und sauberer als Kreisler; aber Sarasate sollte man nicht nur mit brillanter Technik, sondern auch mit Ausdruck, mit ein bisschen Sinn für Theatralik vortragen. Tut mir leid, aber mir ist diese Aufnahme viel zu brav, da fehlt ganz entschieden das Herzblut.
Bach: Cantatas BWV 70 - 9 - 182; Kuijken (Accent)
Mit CD 18 findet der sogenannte kleine Kantatenzyklus von
Sigis- wald Kuijken nach knapp sieben Jahren seinen Abschluss. Der
Musiker wollte damit die These beweisen, dass die Vokalwerke von
Johann Sebastian Bach für eine solistische Besetzung entstanden
sind, so dass man sie besser mit jeweils einer Singstimme pro Part
aufführen sollte.
Die Aufnahmen, die Kuijken mit seinem Ensemble La Petite Bande und mit einer handverlesenen Sängerschar eingespielt hat, testen aus, welche Vorteile eine solche Besetzung bringt. Es wird nicht über- raschen, dass die Einspielungen in ihrer Brillanz und oftmals auch in ihrer Rasanz „klassischen“ Interpretationen, zumal mit Laienchören, überlegen sind. So wählt auch auf dieser letzten CD Kuijken gerade für die Eingangschöre ( Wachet! betet! betet! wachet! / Himmelskönig, sei willkommen) ausgesprochen sportliche Tempi. Das wird selbst für die Instrumentalisten, zumal für die Trompete, zu einer Herausforde- rung. Bach jedoch dürfte es bei seiner Kirchenmusik weniger um Geschwindigkeitsrekorde als vielmehr um theologische Inhalte und daher um Wohlklang und vor allem auch um Textverständlichkeit gegangen sein. Insofern sind dieser Edition ganz sicher interessante Denkanstöße zu verdanken. Ob dies aber der Weisheit letzter Schluss ist, darf bezweifelt werden.
Die Aufnahmen, die Kuijken mit seinem Ensemble La Petite Bande und mit einer handverlesenen Sängerschar eingespielt hat, testen aus, welche Vorteile eine solche Besetzung bringt. Es wird nicht über- raschen, dass die Einspielungen in ihrer Brillanz und oftmals auch in ihrer Rasanz „klassischen“ Interpretationen, zumal mit Laienchören, überlegen sind. So wählt auch auf dieser letzten CD Kuijken gerade für die Eingangschöre ( Wachet! betet! betet! wachet! / Himmelskönig, sei willkommen) ausgesprochen sportliche Tempi. Das wird selbst für die Instrumentalisten, zumal für die Trompete, zu einer Herausforde- rung. Bach jedoch dürfte es bei seiner Kirchenmusik weniger um Geschwindigkeitsrekorde als vielmehr um theologische Inhalte und daher um Wohlklang und vor allem auch um Textverständlichkeit gegangen sein. Insofern sind dieser Edition ganz sicher interessante Denkanstöße zu verdanken. Ob dies aber der Weisheit letzter Schluss ist, darf bezweifelt werden.
Dienstag, 8. April 2014
Himmlische Stunden, selige Zeiten
Mehr als 1.400 Kantaten hat Chri- stoph Graupner (1683 bis 1760) komponiert. Auf CD ist davon bislang kaum etwas zu finden. Das mag auch daran liegen, dass die Werke bislang editorisch kaum erschlossen sind. Zugänglich sind die Notenmanuskripte; die Univer- sitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, die Graupners Nachlass heute beherbergt, hat sie in digita- ler Form verfügbar gemacht. Wer also diese Musik aufführen möchte, der muss versiert genug sein, direkt aus den alten Handschriften sin- gen und spielen zu können. Oder aber er muss sich die Mühe machen, Graupners Werke in die moderne Notation zu bringen. Da dies mit einigem Aufwand verbunden ist, dürfte die Graupner-Renaissance auch in Zukunft eher allmählich vor sich gehen.
Das liegt zudem nicht zuletzt mit daran, dass die Kantaten des einstigen Darmstädter Hofkapellmeisters nur scheinbar „einfach“ sind. Die Sopranistin Miriam Feuersinger hat nun bei Christophorus gemeinsam mit dem Capricornus Consort Basel eine Auswahl davon eingespielt. Dabei präsentiert sie eine wundervolle klare, aller Erden- schwere entrückte Stimme, die zu diesen Werken sehr gut passt. Diese Debüt-CD ist rundum gelungen – aber sie macht deutlich, wie an- spruchsvoll und wohldurchdacht die „Schlichtheit“ ist, die Graupner seinerzeit inszenierte. Dem Urteil eines Biographen aus dem Jahre 1781, der Kapellmeister habe „Kunst mit Natur, Pracht mit Einfalt, Reitz mit Schönheit“ kombiniert, ist kaum etwas hinzuzufügen.
Das liegt zudem nicht zuletzt mit daran, dass die Kantaten des einstigen Darmstädter Hofkapellmeisters nur scheinbar „einfach“ sind. Die Sopranistin Miriam Feuersinger hat nun bei Christophorus gemeinsam mit dem Capricornus Consort Basel eine Auswahl davon eingespielt. Dabei präsentiert sie eine wundervolle klare, aller Erden- schwere entrückte Stimme, die zu diesen Werken sehr gut passt. Diese Debüt-CD ist rundum gelungen – aber sie macht deutlich, wie an- spruchsvoll und wohldurchdacht die „Schlichtheit“ ist, die Graupner seinerzeit inszenierte. Dem Urteil eines Biographen aus dem Jahre 1781, der Kapellmeister habe „Kunst mit Natur, Pracht mit Einfalt, Reitz mit Schönheit“ kombiniert, ist kaum etwas hinzuzufügen.
Das Kirchenjahr mit Johann Sebastian Bach: Passion (Rondeau)
Die CD-Reihe „Das Kirchenjahr mit Johann Sebastian Bach“ mit dem Leipziger Thomanerchor ist nun komplett: Kürzlich erschien bei dem Leipziger Label Rondeau CD Nummer 4 mit den Kantaten BWV 22, 23 und 182 zur Passionszeit. Die drei Kantaten sind Bestandteil des ersten Kantatenjahrganges, mit dem sich Bach 1723 den Leipzigern präsentierte. Seinen Dienst als Thomaskantor trat er eigentlich erst im Mai an; mit den Kantaten Jesus nahm zu sich die Zwölfe BWV 22 und Du wahrer Gott und Davids Sohn BWV 23 legte Bach am 7. Februar 1723, dem Sonntag Estomihi, seine Kantoratsprobe vor dem Rat der Stadt ab. Die Texte der Kantaten berichten davon, wie Jesus seinen Jüngern ankündigt, dass er nach Jerusalem gehen wird, sowie von der Heilung des Blinden. Die Kantate Himmelskönig, sei willkommen BWV 182 ist bereits 1714 in Weimar für den Palm- sonntag entstanden; in Leipzig erklang sie zu Mariae Verkündigung am 25. März.
Die eigentliche Passionszeit hingegen war in Leipzig, wie auch die Adventszeit, tempum clausum – eine Zeit, die der stillen Einkehr und der Besinnung dienen sollte. Und deshalb erklang in diesen Wochen auch in den Kirchen keine Figuralmusik. Der Kantor hatte „kantaten- frei“, was natürlich Auswirkungen auf sein Werk hatte. Thomaskantor Georg Christoph Biller bewältigt dieses Dilemma dadurch, dass er den Kantaten jeweils einen Hymnus aus dem Florilegium selectissimorum Hymnorum voran- und so den Passionsbezug herstellt. Damit führt Biller zugleich eine jahrhundertealte Tradition fort.
Denn diese Motettensammlung, die aus dem Schulgesang an der Landesschule Pforta bei Naumburg entstanden ist, wurde durch die Thomaner gern und viel genutzt. Das Florilegium Portense war zu Bachs Zeiten an protestantischen Schulen in Nord- und Mittel- deutschland weit verbreitet. Es erschien in mehreren Ausgaben; die hier verwendete stammt aus dem Jahre 1594 und basiert auf den Hymnen des Komponisten Sethus Calvisius (1556 bis 1615). Dieser wirkte von 1582 bis 1594 als Kantor in Schulpforta, und wurde dann als Thomaskantor nach Leipzig berufen.
Die CD setzt auch ansonsten fort, was mit ihren Vorgängern begonnen wurde. So besetzt Thomaskantor Biller erneut die Sopran- und Alt-Soli der Kantaten mit Knabenstimmen. Zu hören sind die Thomaner Paul Bernewitz, Stefan Kahle und Jakob Wetzig. Bei den Solisten- partien in Tenor und Bass sind mit Patrick Grahl, Tobias Hunger, Gotthold Schwarz und Matthias Weichert ehemalige Mitglieder sächsischer Knabenchöre zu hören, die aber dem Jugendalter mittlerweile entwachsen sind. Die Thomaner singen hörenswert; und es musiziert einmal mehr das Gewandhausorchester Leipzig. Wer mit einer soliden, aber nicht übermäßig inspirierten Aufnahme zufrieden ist und den Klang der Thomaner schätzt, der kann sich die CD guten Gewissens zulegen. Es ist ein wirklich nettes Leipzig-Souvenir; musi- kalisch interessanter sind aber andere Aufnahmen – und Raritäten sind Bach-Kantaten-Einspielungen ja keineswegs.
Die eigentliche Passionszeit hingegen war in Leipzig, wie auch die Adventszeit, tempum clausum – eine Zeit, die der stillen Einkehr und der Besinnung dienen sollte. Und deshalb erklang in diesen Wochen auch in den Kirchen keine Figuralmusik. Der Kantor hatte „kantaten- frei“, was natürlich Auswirkungen auf sein Werk hatte. Thomaskantor Georg Christoph Biller bewältigt dieses Dilemma dadurch, dass er den Kantaten jeweils einen Hymnus aus dem Florilegium selectissimorum Hymnorum voran- und so den Passionsbezug herstellt. Damit führt Biller zugleich eine jahrhundertealte Tradition fort.
Denn diese Motettensammlung, die aus dem Schulgesang an der Landesschule Pforta bei Naumburg entstanden ist, wurde durch die Thomaner gern und viel genutzt. Das Florilegium Portense war zu Bachs Zeiten an protestantischen Schulen in Nord- und Mittel- deutschland weit verbreitet. Es erschien in mehreren Ausgaben; die hier verwendete stammt aus dem Jahre 1594 und basiert auf den Hymnen des Komponisten Sethus Calvisius (1556 bis 1615). Dieser wirkte von 1582 bis 1594 als Kantor in Schulpforta, und wurde dann als Thomaskantor nach Leipzig berufen.
Die CD setzt auch ansonsten fort, was mit ihren Vorgängern begonnen wurde. So besetzt Thomaskantor Biller erneut die Sopran- und Alt-Soli der Kantaten mit Knabenstimmen. Zu hören sind die Thomaner Paul Bernewitz, Stefan Kahle und Jakob Wetzig. Bei den Solisten- partien in Tenor und Bass sind mit Patrick Grahl, Tobias Hunger, Gotthold Schwarz und Matthias Weichert ehemalige Mitglieder sächsischer Knabenchöre zu hören, die aber dem Jugendalter mittlerweile entwachsen sind. Die Thomaner singen hörenswert; und es musiziert einmal mehr das Gewandhausorchester Leipzig. Wer mit einer soliden, aber nicht übermäßig inspirierten Aufnahme zufrieden ist und den Klang der Thomaner schätzt, der kann sich die CD guten Gewissens zulegen. Es ist ein wirklich nettes Leipzig-Souvenir; musi- kalisch interessanter sind aber andere Aufnahmen – und Raritäten sind Bach-Kantaten-Einspielungen ja keineswegs.
Montag, 7. April 2014
Müller: Souvenir de Dobbéran (Naxos)
Iwan Müller (1786 bis 1854) ver- danken wir, zumindest indirekt, bedeutende Klarinettenkonzerte. Denn der Virtuose, der schon als Teenager Mitglied der Hofkapelle des Zaren war, entwickelte das Instrument entscheidend weiter. Er verbesserte den Klappen- mechanismus, indem er die Löcher mit Leder anstatt Filz abdichtete, und stattete die Klarinette mit 13 Klappen aus. Diese Clarinette omnitonique beeindruckte Musikerkollegen wie Heinrich Baermann (1784 bis 1847) oder Johann Simon Hermstedt (1778 bis 1846) sehr; sie ließen sich ähnliche Exemplare bauen. Und Komponi- sten wie Weber und Spohr nutzten die neuen Klangmöglichkeiten in Werken, die bis heute zur Literatur gehören.
Müller reiste durch Europa, er konzertierte und präsentierte sein Instrument. Dafür schrieb er sich auch Musik, die seinerzeit spektakulär war – wie ein Klarinettenquartett, das die Tonart e-Moll verwendet. Es wäre auf einem herkömmlichen Instrument damals wohl nicht spielbar gewesen. Auch in seiner Salonmusik im Belcanto-Stil nutzte Müller die neuen Möglichkeiten aus. Sein heute noch bekanntestes Stück heißt Souvenir de Dobbéran. Entstanden ist es im Sommer 1824 in Bad Doberan, seinerzeit Europas führendes Heil- und Seebad. Es ist ein Stück voll Licht, Luft und Seligkeit – eben ganz Sommerfrische; außerdem soll es die erste musikalische Ansichts- karte überhaupt sein.
Klarinettistin Friederike Roth musiziert gemeinsam mit dem Berolina Ensemble sowie dem Klarinettisten Wenzel Fuchs und, bei einigen Stücken, Erika le Roux am Klavier. Eine gelungene CD, die man rund- um genießen kann.
Müller reiste durch Europa, er konzertierte und präsentierte sein Instrument. Dafür schrieb er sich auch Musik, die seinerzeit spektakulär war – wie ein Klarinettenquartett, das die Tonart e-Moll verwendet. Es wäre auf einem herkömmlichen Instrument damals wohl nicht spielbar gewesen. Auch in seiner Salonmusik im Belcanto-Stil nutzte Müller die neuen Möglichkeiten aus. Sein heute noch bekanntestes Stück heißt Souvenir de Dobbéran. Entstanden ist es im Sommer 1824 in Bad Doberan, seinerzeit Europas führendes Heil- und Seebad. Es ist ein Stück voll Licht, Luft und Seligkeit – eben ganz Sommerfrische; außerdem soll es die erste musikalische Ansichts- karte überhaupt sein.
Klarinettistin Friederike Roth musiziert gemeinsam mit dem Berolina Ensemble sowie dem Klarinettisten Wenzel Fuchs und, bei einigen Stücken, Erika le Roux am Klavier. Eine gelungene CD, die man rund- um genießen kann.
Sonntag, 6. April 2014
Rossini: Chamber music with strings and winds (Gallo)
Eine Auswahl an Kammermusik aus der Feder von Gioachino Rossini versammelt diese CD des Schweizer Labels Gallo. Es sind Werke für die verschiedensten Besetzungen. So erklingt beispiels- weise ein Septett für zwei Flöten, Klarinetten und Streichquartett in Weltersteinspielung, aber auch ein Klavierstück mit dem sprechenden Titel Ouf! Les Petits Pois, diverse Arien für zwei Klarinetten oder Ausschnitte aus La Donna del Lago in einem Arrangement für zwei Flöten sind zu hören. Auf zeitgenössischen Instrumenten musi- ziert das Italian Classical Consort.
Mozart: 6 Concerti per il Violino (Oehms Classics)
Sechs Violinkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart hat Mirijam Contzen gemeinsam mit Reinhard Goebel und der Bayerischen Kammerphilharmonie eingespielt. Das ist eine interessante Konstella- tion, weil Goebel nicht nur ein wandelndes Musiklexikon ist. Er war selbst ein brillanter Geiger, und wenn er heute ein Orchester leitet, dann dirigiert er, als stünde er noch immer am ersten Pult. Goebel hat die Quellen kritisch studiert und stellt den fünf „etablierten“ Violinkonzerten KV 207, 211, 216, 218 und 219 das Konzert KV 271a zur Seite. Auch wenn dazu kein Autograph vorhanden ist, ist er davon überzeugt, dass es „echt“ ist – und begründet dies im Beiheft mit nachvollziehbaren Argumenten.
Goebel betrachtet Mozarts Violinkonzerte als „gegeigte Szenen“ – Opernausschnitte also. Und so lässt er auch die Solistin mit dem Orchester musizieren wie eine Singstimme, die mit dem Orchesterpart in den Dialog tritt. Mirijam Contzen präsentiert sich selbstbewusst; sie hat auch alle Kadenzen selbst geschrieben. Musiziert wird perfekt abgestimmt, sehr durchhörbar und mit sorgsamer Phrasierung. Jede einzelne Stimme kommt dadurch zur Geltung; so fein nuanciert ist das nur sehr selten zu hören. Meine unbedingte Empfehlung!
Goebel betrachtet Mozarts Violinkonzerte als „gegeigte Szenen“ – Opernausschnitte also. Und so lässt er auch die Solistin mit dem Orchester musizieren wie eine Singstimme, die mit dem Orchesterpart in den Dialog tritt. Mirijam Contzen präsentiert sich selbstbewusst; sie hat auch alle Kadenzen selbst geschrieben. Musiziert wird perfekt abgestimmt, sehr durchhörbar und mit sorgsamer Phrasierung. Jede einzelne Stimme kommt dadurch zur Geltung; so fein nuanciert ist das nur sehr selten zu hören. Meine unbedingte Empfehlung!
mon petit caprice - Rossini piano works (Es-Dur)
In seinen letzten Lebensjahren schrieb Gioachino Rossini (1792 bis 1868) nach langer Schaffens- pause vorwiegend Salonmusik für das Klavier. Das es sich dabei keineswegs um Trivialitäten handelt, wird man beim Anhören dieser CD erkennen. Die Faszina- tion durch Rossinis Alterssünden ereilte den italienischen Pianisten Marco Marzocchi, nachdem er bereits gemeinsam mit Anna Bo- nitatibus eine CD mit Liedern und Arietten des Komponisten einge- spielt hatte. Zum Dank schenkte die Mezzosopranistin ihrem Klavier- begleiter ein umfangreiches Paket Noten – es waren die Péchés de vieillesse. Dieses Sammelsurium ließ Marzocchi nicht wieder los: „Cominciai a sfogliare quelle pagine dapprima con curiosità, poi con crescente stupore, man mano che prendevo consapevolezza del loro artistico. Ero affasionato della musica: un ,colpo di fulmine' che si tramutò ben presto in un'autentia passione“, beschreibt er im Beiheft zu dieser CD seine Begegnung.
Nun hat er eine Auswahl dieser charmanten Miniaturen bei dem Label Es-Dur eingespielt. Dabei werden die Qualität und der Witz dieser Werke deutlich, die zwar sehr unterhaltsam, aber durchaus nicht seicht und schlicht sind. Hörbar wird zudem das Vergnügen, das sie dem Interpreten bereiten. Wenn freilich Rossini schreibt: „Ich widme diese Alterssünden den Pianisten der vierten Klasse, zu denen dazu- zugehören ich die Ehre habe!“, dann ist das glatt untertrieben.
Nun hat er eine Auswahl dieser charmanten Miniaturen bei dem Label Es-Dur eingespielt. Dabei werden die Qualität und der Witz dieser Werke deutlich, die zwar sehr unterhaltsam, aber durchaus nicht seicht und schlicht sind. Hörbar wird zudem das Vergnügen, das sie dem Interpreten bereiten. Wenn freilich Rossini schreibt: „Ich widme diese Alterssünden den Pianisten der vierten Klasse, zu denen dazu- zugehören ich die Ehre habe!“, dann ist das glatt untertrieben.
Corelli: The complete Concerti grossi (Zig-Zag Territoires)
Die Concerti grossi op. 6 von Arcangelo Corelli (1653 bis 1713) sind derart bekannt, dass sie wohl jeder Musikfreund mitpfeifen kann. Dennoch haben sich Amandine Beyer und ihr Ensemble Gli Incogniti dafür entschieden, den großen Komponisten zu seinem 300. Todestag durch eine Einspie- lung dieser Werke zu ehren.
Das ist den Musikern bestens ge- lungen – die Aufnahmen sind fein austariert, dabei aber schwung- voll, musikantisch und hinreißend elegant. An dieser Doppel-CD werden sich ohne Zweifel in Zukunft alle anderen Interpretationen messen lassen müssen. Bravi!
Das ist den Musikern bestens ge- lungen – die Aufnahmen sind fein austariert, dabei aber schwung- voll, musikantisch und hinreißend elegant. An dieser Doppel-CD werden sich ohne Zweifel in Zukunft alle anderen Interpretationen messen lassen müssen. Bravi!
Freitag, 4. April 2014
Recorder Bravura (Red Priest Recordings)
Der Biedermeier hatte seine eigene Blockflöte. Dieses Instrument, das Csakan hieß, war in einen Spazier- stock integriert. In Wien und Um- gebung wurde die Stockflöte um 1800 zu einem beliebten Acces- soire. Selbst Beethoven soll auf ihr gespielt haben, wenn er auf Reisen war. Und natürlich verwendeten Virtuosen wie Anton Heberle den Csakan; etliche Komponisten schrieben dafür Werke. So ent- stand innerhalb weniger Jahre eine Fülle extravaganter Salonmusik für dieses Instrument – und geriet ebenso schnell wieder in Verges- senheit, gemeinsam mit dem Csakan.
In jüngster Vergangenheit wurde die Stockflöte wiederentdeckt. So hat Piers Adams, einer der derzeit besten Blockflötisten, gemeinsam mit Howard Beach am Klavier einige der Piecen aus jener Zeit bei seinem Label Red Priest eingespielt. Dabei zeigen die Musiker allerdings mehr Showtalent als historisches Interesse. Das lohnt sich durchaus – wer Unterhaltungsmusik schätzt, effektvoll vorgetragen, der wird mit dieser CD sehr zufrieden sein.
In jüngster Vergangenheit wurde die Stockflöte wiederentdeckt. So hat Piers Adams, einer der derzeit besten Blockflötisten, gemeinsam mit Howard Beach am Klavier einige der Piecen aus jener Zeit bei seinem Label Red Priest eingespielt. Dabei zeigen die Musiker allerdings mehr Showtalent als historisches Interesse. Das lohnt sich durchaus – wer Unterhaltungsmusik schätzt, effektvoll vorgetragen, der wird mit dieser CD sehr zufrieden sein.
Gloria Dresdensis (cpo)
Die Hofkapelle der sächsischen Kurfürsten gehörte im 18. Jahr- hundert zu den besten Orchestern Europas. Lang ist die Liste der Virtuosen, die in Dresden damals wirkten. Zeitgenossen begeistern sich insbesondere auch für die Präzision und Eleganz, mit der am sächsischen Hofe musiziert wurde.
Was die Musiker einst spielten, das lässt sich noch heute nachvoll- ziehen. Denn eine Vielzahl von Notenmanuskripten aus jener Zeit wurde in dem legendären „Schranck No: II.“ aufgefunden, wo sie nach dem Siebenjährigen Krieg verstaut und für gut hundert Jahre vergessen worden waren.
Diese Notenhandschriften befinden sich heute in den Beständen der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek. Man kann sie alle im Internet anschauen. Doch erst allmählich werden sie auch durch Musiker wieder zum Klingen erweckt. Zu den Ensembles, die sich um dieses historische Repertoire bemühen, gehört das Dresdner Barockorchester. Es wurde 1991 durch Absolventen der Dresdner Musikhochschule gegründet. Sie musizieren auf barocken Instru- menten im Sinne der historischen Aufführungspraxis und engagieren sich für die Wiederentdeckung vergessener Werke aus der Sammlung der Dresdner Hofkapelle.
Einige dieser musikalischen Schätze stellt das Dresdner Barockorche- ster nun auf einer CD vor, die bei cpo erschienen ist. Darunter sind eine Ouvertürensuite von Johann Friedrich Fasch (1688 bis 1758), eine Ouvertüre von Georg Friedrich Händel (1685 bis 1759) und eine Sinfonia von Johann Adolph Hasse (1699 bis 1738). Die ausgewählten Stücke belegen eindrucksvoll das Werken des Geigers Johann Georg Pisendel (1687 bis 1755), der in Dresden als Konzertmeister wirkte, und mit sehr vielen Kollegen in regem Austausch stand. Er besorgte interessante Noten und richtete sie dann für die Aufführung ein. Die Aufnahme belegt eindrucksvoll, dass er nicht nur ein herausragender Musiker, sondern auch ein versierter Komponist und stilistisch sehr flexibel war.
Das Dresdner Barockorchester musiziert mit Leidenschaft und Grazie. Die Tanzsätze erklingen beschwingt, doch auch höfischen Pomp zelebrieren die Musiker mit Hingabe. Wer eine schöne Aufnahme mit spätbarocken Raritäten genießen möchte – hier ist die Gelegenheit dazu. Unbedingt anhören!
Was die Musiker einst spielten, das lässt sich noch heute nachvoll- ziehen. Denn eine Vielzahl von Notenmanuskripten aus jener Zeit wurde in dem legendären „Schranck No: II.“ aufgefunden, wo sie nach dem Siebenjährigen Krieg verstaut und für gut hundert Jahre vergessen worden waren.
Diese Notenhandschriften befinden sich heute in den Beständen der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek. Man kann sie alle im Internet anschauen. Doch erst allmählich werden sie auch durch Musiker wieder zum Klingen erweckt. Zu den Ensembles, die sich um dieses historische Repertoire bemühen, gehört das Dresdner Barockorchester. Es wurde 1991 durch Absolventen der Dresdner Musikhochschule gegründet. Sie musizieren auf barocken Instru- menten im Sinne der historischen Aufführungspraxis und engagieren sich für die Wiederentdeckung vergessener Werke aus der Sammlung der Dresdner Hofkapelle.
Einige dieser musikalischen Schätze stellt das Dresdner Barockorche- ster nun auf einer CD vor, die bei cpo erschienen ist. Darunter sind eine Ouvertürensuite von Johann Friedrich Fasch (1688 bis 1758), eine Ouvertüre von Georg Friedrich Händel (1685 bis 1759) und eine Sinfonia von Johann Adolph Hasse (1699 bis 1738). Die ausgewählten Stücke belegen eindrucksvoll das Werken des Geigers Johann Georg Pisendel (1687 bis 1755), der in Dresden als Konzertmeister wirkte, und mit sehr vielen Kollegen in regem Austausch stand. Er besorgte interessante Noten und richtete sie dann für die Aufführung ein. Die Aufnahme belegt eindrucksvoll, dass er nicht nur ein herausragender Musiker, sondern auch ein versierter Komponist und stilistisch sehr flexibel war.
Das Dresdner Barockorchester musiziert mit Leidenschaft und Grazie. Die Tanzsätze erklingen beschwingt, doch auch höfischen Pomp zelebrieren die Musiker mit Hingabe. Wer eine schöne Aufnahme mit spätbarocken Raritäten genießen möchte – hier ist die Gelegenheit dazu. Unbedingt anhören!
Donnerstag, 3. April 2014
Haydn: Violin Concertos
Zuletzt hatte sich Midori Seiler den Partiten für Violine solo von Johann Sebastian Bach gewidmet. Die Aufnahme war beeindruckend – und sie liegt schon geraume Zeit zurück. Nun legt die Barockgeige- rin, gemeinsam mit dem Ensemble Concerto Köln, eine Einspielung vor, die man eher im Bereich der Frühklassik verorten möchte.
„Die erste Begegnung mit Joseph Haydn hatte ich als etwa Acht- jährige“, berichtet die Musikerin im Beiheft zur CD. „Ich übte wacker an seinem Violinkonzert in G-Dur, das von gut meinenden Herausgebern des frühen 20. Jahrhunderts mit zahlreichen ,Ver- besserungen' im Text versehen war, denn das Original erschien dem Zeitgeschmack nicht virtuos oder interessant genug. Natürlich nahm ich dies und auch den Klavierpart zur Begleitung als naturgegeben hin.“
Mittlerweile hat sich der Blick auf die Werke Haydns geändert. Betrachtet man diese nicht aus der Perspektive der Spätromantik, dann wird man feststellen, dass sie neben den bekannten Konzerten von Mozart und Beethoven durchaus bestehen können. Wer achtsam damit umgeht, der wird die Qualitäten dieser Musik bald erkennen. „Die überreiche Farbpalette Haydns kommt hier bereits zur vollen Entfaltung: sein feinsinniger bis sardonischer Humor, seine Beherzt- heit, Tiefgründigkeit funkelnde Intelligenz und seine bisweilen bodenlose Einsamkeit – immer wieder durchsetzt mit volkstümlichen Elementen“, begeistert sich Seiler für ihre Entdeckung.
Die Geigerin musiziert präzise und schnörkellos mit dem schlank besetzten Concerto Köln. So entsteht ein Dialog voll Witz und Charme. Aufnahmen wie diese werden ganz sicher dazu beitragen, dass Haydn im Konzertbetrieb angemessen berücksichtigt wird – seine Violin- konzerte jedenfalls sind keineswegs Werke nur für Spezialisten. Und die Romanze für Violine und Orchester von Johann Peter Salomon (1745 bis 1815) erweist sich als attraktive Zugabe. Bravi!
„Die erste Begegnung mit Joseph Haydn hatte ich als etwa Acht- jährige“, berichtet die Musikerin im Beiheft zur CD. „Ich übte wacker an seinem Violinkonzert in G-Dur, das von gut meinenden Herausgebern des frühen 20. Jahrhunderts mit zahlreichen ,Ver- besserungen' im Text versehen war, denn das Original erschien dem Zeitgeschmack nicht virtuos oder interessant genug. Natürlich nahm ich dies und auch den Klavierpart zur Begleitung als naturgegeben hin.“
Mittlerweile hat sich der Blick auf die Werke Haydns geändert. Betrachtet man diese nicht aus der Perspektive der Spätromantik, dann wird man feststellen, dass sie neben den bekannten Konzerten von Mozart und Beethoven durchaus bestehen können. Wer achtsam damit umgeht, der wird die Qualitäten dieser Musik bald erkennen. „Die überreiche Farbpalette Haydns kommt hier bereits zur vollen Entfaltung: sein feinsinniger bis sardonischer Humor, seine Beherzt- heit, Tiefgründigkeit funkelnde Intelligenz und seine bisweilen bodenlose Einsamkeit – immer wieder durchsetzt mit volkstümlichen Elementen“, begeistert sich Seiler für ihre Entdeckung.
Die Geigerin musiziert präzise und schnörkellos mit dem schlank besetzten Concerto Köln. So entsteht ein Dialog voll Witz und Charme. Aufnahmen wie diese werden ganz sicher dazu beitragen, dass Haydn im Konzertbetrieb angemessen berücksichtigt wird – seine Violin- konzerte jedenfalls sind keineswegs Werke nur für Spezialisten. Und die Romanze für Violine und Orchester von Johann Peter Salomon (1745 bis 1815) erweist sich als attraktive Zugabe. Bravi!