Mit einem frühen Bratschenkonzert von Georg Philipp Telemann (1681 bis 1767) beginnt diese CD. Eine charmante Verneigung vor dem Jubilar, aber auch ein Werk, das Vergnügen bereitet. Anschließend sorgen Andante und Rondo Ungarese op. 35 für Viola und Orchester von Carl Maria von Weber (1786 bis 1826) mit ungarischen Klängen beinahe für ein wenig elegisch-folkloristische Stimmung.
Das zentrale Stück dieser CD ist allerdings ein Konzert von Andreas Baksa (1950 bis 2016). Es trägt den Titel Viola Pannonica, und gleicht einer musikalischen Reise durch diese Region, die von vielen Völkerscharen und vielerlei Einflüssen geprägt wurde.
Der Komponist selbst kam im Grenzgebiet zu Ungarn in Rumänien zur Welt, und lebte später in Wien. Bei der Arbeit an diesem Konzert wird er sich an so manche Melodie erinnert haben, die er in der Heimat gehört hat.
Uraufgeführt hat dieses Werk im Jahre 2010 Herbert Kefer, der Bratschist des renommierten Artis-Quartetts Wien. Auf dieser CD musiziert er gemeinsam mit dem Symphonieorchester Vorarlberg unter Leitung von Martin Kerschbaum. Mit sonorem Ton und mit spürbarem Spielvergnügen präsentiert Kefer Baksas Konzert, das zwar ein modernes ist, aber wohl in erster Linie Musikern und Zuhörern Freude bereiten sollte. Das Programm endet höchst passend mit der Romanze in F-Dur op. 85 von Max Bruch (1838 bis 1920).
Samstag, 30. Dezember 2017
Franck: L'Organiste (MDG)
Französische Orgelromantik – aus Mecklenburger Dorfkirchen? Jan von Busch, Gymnasiallehrer in Rostock, erkundet schon seit einigen Jahren die Orgellandschaft seiner Wahlheimat. Auf dieser CD präsentiert er die romantischen Kleinorgeln von Friedrich Friese III in Passow, Hanstorf, Alt Bukow, Bülow, Vietlübbe und Bibow – mit original französischer Musik.
Friedrich Ludwig Theodor Friese (1827 bis 1896), Schweriner Orgelbauer in vierter Generation, absolvierte seine Ausbildung in der väterlichen Werkstatt, und ging dann auf Wanderschaft. So arbeitete er ab 1850 fast zwei Jahre lang bei Carl August Buchholz in Berlin, und anschließend bis 1854 bei Aristide Cavaillé-Coll in Paris. Dort hat er offenbar sehr viel gelernt. Denn die Instrumente, die er geschaffen hat, folgen dem Vorbild seines großen Lehrmeisters – auch wenn Friese in der Heimat letztendlich sehr viel kleinere Orgeln gebaut hat. 1873 ernannte ihn der Großherzog, dem der Kirchbau und die Ausstattung von Kirchen mit Orgeln ein persönliches Anliegen war, zum Hoforgelbauer.
Friedrich Friese III schuf 109 Orgeln, übrigens durchweg mit mechanischer Traktur, von denen über 70 in originalem Zustand erhalten geblieben oder restauriert worden sind. Seine größten Instrumente befinden sich in der Schweriner Paulskirche (II/P/31) sowie in der Stadtkirche Ludwigslust (III/P/30). Etliche Orgeln aus Frieses Werkstatt hatten aber nur wenige Register und ein angehängtes Pedal. Sie wurden von dem Orgelbauer dennoch mit großer Sorgfalt individuell für den jeweiligen Kirchenraum angefertigt. Und Jan von Busch zeigt mit seiner Aufnahme,dass jedes dieser kleinen Instrumente tatsächlich klanglich eine Welt für sich ist.
Dafür wählte er den Zyklus L’Organiste von César Franck (1822 bis1890) – höchst anspruchsvoll, und eigentlich für Harmonium oder aber für größere Instrumente, mit Schwellwerk, geschrieben. Diese Kollektion umfasst eine Folge von Magnificat-Vertonungen in Gestalt von Versetten; dabei gehören jeweils drei Dur- und drei Moll-Stücke zusammen. Darauf folgen dann stets ein kurzes Amen sowie ein umfänglicheres Stück, oft Offertoire oder Sortie überschrieben, das noch einmal musikalische Motive der Versetten aufnimmt.
Es handelt sich dabei also um liturgische Musik, für den Gebrauch im (katholischen) Gottesdienst. Franck hat seinen Zyklus nicht vollendet; sein Ziel war es, eine Sammlung zu schaffen, die sämtliche Tonarten berücksichtigt, und daher auch Stücke mit höchst unterschiedlichem Charakter enthält. So weist der Komponist selbst darauf hin, dass einige sich für die Weihnachtszeit eignen, und andere eher für traurige Anlässe.
Jan von Busch ist es kongenial gelungen, die ausgewählten Teile jeweils passend einem historischem Instrument zuzuordnen. In Passow erklingen die sieben Stücke in C-Dur und c-Moll, in Hanstorf jene in Des-Dur und cis-Moll, in Alt Bukow, Pour le temps de Noël, die in D-Dur und d-Moll. An der Orgel in Bülow spielt von Busch die Werke in Es-Dur und es-Moll, in Vietlübbe die in e-Moll und E-Dur, und in Bibow Francks Sieben Stücke in F-Dur und f-Moll.
Er musiziert durchweg schlüssig und überzeugend; dabei nutzt er die Klangmöglichkeiten der kleinen Orgeln wunderbar. Die dynamischen Effekte, die eigentlich auch in den Noten stehen, habe ich nicht vermisst, wenn ich ehrlich sein soll, denn ich war vollauf damit beschäftigt, die herrlichen Klangfarben der Friese-Orgeln zu genießen. Unbedingt anhören, was für eine Entdeckung!
Friedrich Ludwig Theodor Friese (1827 bis 1896), Schweriner Orgelbauer in vierter Generation, absolvierte seine Ausbildung in der väterlichen Werkstatt, und ging dann auf Wanderschaft. So arbeitete er ab 1850 fast zwei Jahre lang bei Carl August Buchholz in Berlin, und anschließend bis 1854 bei Aristide Cavaillé-Coll in Paris. Dort hat er offenbar sehr viel gelernt. Denn die Instrumente, die er geschaffen hat, folgen dem Vorbild seines großen Lehrmeisters – auch wenn Friese in der Heimat letztendlich sehr viel kleinere Orgeln gebaut hat. 1873 ernannte ihn der Großherzog, dem der Kirchbau und die Ausstattung von Kirchen mit Orgeln ein persönliches Anliegen war, zum Hoforgelbauer.
Friedrich Friese III schuf 109 Orgeln, übrigens durchweg mit mechanischer Traktur, von denen über 70 in originalem Zustand erhalten geblieben oder restauriert worden sind. Seine größten Instrumente befinden sich in der Schweriner Paulskirche (II/P/31) sowie in der Stadtkirche Ludwigslust (III/P/30). Etliche Orgeln aus Frieses Werkstatt hatten aber nur wenige Register und ein angehängtes Pedal. Sie wurden von dem Orgelbauer dennoch mit großer Sorgfalt individuell für den jeweiligen Kirchenraum angefertigt. Und Jan von Busch zeigt mit seiner Aufnahme,dass jedes dieser kleinen Instrumente tatsächlich klanglich eine Welt für sich ist.
Dafür wählte er den Zyklus L’Organiste von César Franck (1822 bis1890) – höchst anspruchsvoll, und eigentlich für Harmonium oder aber für größere Instrumente, mit Schwellwerk, geschrieben. Diese Kollektion umfasst eine Folge von Magnificat-Vertonungen in Gestalt von Versetten; dabei gehören jeweils drei Dur- und drei Moll-Stücke zusammen. Darauf folgen dann stets ein kurzes Amen sowie ein umfänglicheres Stück, oft Offertoire oder Sortie überschrieben, das noch einmal musikalische Motive der Versetten aufnimmt.
Es handelt sich dabei also um liturgische Musik, für den Gebrauch im (katholischen) Gottesdienst. Franck hat seinen Zyklus nicht vollendet; sein Ziel war es, eine Sammlung zu schaffen, die sämtliche Tonarten berücksichtigt, und daher auch Stücke mit höchst unterschiedlichem Charakter enthält. So weist der Komponist selbst darauf hin, dass einige sich für die Weihnachtszeit eignen, und andere eher für traurige Anlässe.
Jan von Busch ist es kongenial gelungen, die ausgewählten Teile jeweils passend einem historischem Instrument zuzuordnen. In Passow erklingen die sieben Stücke in C-Dur und c-Moll, in Hanstorf jene in Des-Dur und cis-Moll, in Alt Bukow, Pour le temps de Noël, die in D-Dur und d-Moll. An der Orgel in Bülow spielt von Busch die Werke in Es-Dur und es-Moll, in Vietlübbe die in e-Moll und E-Dur, und in Bibow Francks Sieben Stücke in F-Dur und f-Moll.
Er musiziert durchweg schlüssig und überzeugend; dabei nutzt er die Klangmöglichkeiten der kleinen Orgeln wunderbar. Die dynamischen Effekte, die eigentlich auch in den Noten stehen, habe ich nicht vermisst, wenn ich ehrlich sein soll, denn ich war vollauf damit beschäftigt, die herrlichen Klangfarben der Friese-Orgeln zu genießen. Unbedingt anhören, was für eine Entdeckung!
Freitag, 29. Dezember 2017
Frescobaldi: Organ Works (Ricercar)
„Non senza fatiga si giunge al fine“ – man erreicht das Ende nicht ohne Mühsal, das notierte einst Girolamo Frescobaldi (1583 bis 1643) als Anmerkung nach dem letzten Takt seiner Toccata IX aus dem Secondo libro di Toccate, gedruckt 1627 in Rom. Bernard Foccroulle beendet mit diesem berühmten und sehr anspruchsvollen Stück seine Einspielung ausgewählter Orgelwerke des Komponisten.
Er gibt auf dieser CD einen Überblick über das Schaffen Frescobaldis, von den Messen aus den Fiori Musicali bis hin zu nahezu profanen Stücken. Dabei schließt er sogar die Vokalmusik des Komponisten mit ein; Alice Foccroulle singt drei Motetten für Sopran. Bei einer Fantasia lässt sich auch Lambert Colson auf dem Zink hören.
Abwechslungsreich ist das Programm aber nicht nur durch die geschickt ausgewählten Werke. Foccroulle stellt zugleich drei historische Orgeln vor, die zu dieser Musik hervorragend passen. So erklingt eine bezaubernde kleine Orgel, die um 1600 von einem unbekannten Orgelbauer angefertigt wurde und sich heute in der Kirche Santa Barbara in Rom befindet. Dieses Instrument, 1995 von Marco Fratti restauriert, besitzt nur acht Register, aber es fasziniert durch seine Ausdruckskraft.
Zu hören ist weiter die Orgel der Kirche San Francesco in Trevi, 1509 von Paolo di Pietropaolo da Montefalco gebaut und vom Klangideal der Renaissance geprägt. Das dritte Instrument befindet sich in der Chiesa di Santa Maria Annunziata in Cerreto di Spoleto. Es soll 1580 von Ascanio Belforti errichtet worden sein und wurde 1620 von Armodio Maccioni erweitert. Beide Orgeln hat Claudio Pinchi restauriert.
Sie klingen jeweils sehr charakteristisch, und Foccroulle setzt die verfügbaren Register versiert ein, um Frescobaldis Musik aufs Beste zu gestalten. Er musiziert mit einer Leichtigkeit, über die man nur staunen kann. So erweist sich diese CD rundum als Hörgenuss. Hinreißend!
Er gibt auf dieser CD einen Überblick über das Schaffen Frescobaldis, von den Messen aus den Fiori Musicali bis hin zu nahezu profanen Stücken. Dabei schließt er sogar die Vokalmusik des Komponisten mit ein; Alice Foccroulle singt drei Motetten für Sopran. Bei einer Fantasia lässt sich auch Lambert Colson auf dem Zink hören.
Abwechslungsreich ist das Programm aber nicht nur durch die geschickt ausgewählten Werke. Foccroulle stellt zugleich drei historische Orgeln vor, die zu dieser Musik hervorragend passen. So erklingt eine bezaubernde kleine Orgel, die um 1600 von einem unbekannten Orgelbauer angefertigt wurde und sich heute in der Kirche Santa Barbara in Rom befindet. Dieses Instrument, 1995 von Marco Fratti restauriert, besitzt nur acht Register, aber es fasziniert durch seine Ausdruckskraft.
Zu hören ist weiter die Orgel der Kirche San Francesco in Trevi, 1509 von Paolo di Pietropaolo da Montefalco gebaut und vom Klangideal der Renaissance geprägt. Das dritte Instrument befindet sich in der Chiesa di Santa Maria Annunziata in Cerreto di Spoleto. Es soll 1580 von Ascanio Belforti errichtet worden sein und wurde 1620 von Armodio Maccioni erweitert. Beide Orgeln hat Claudio Pinchi restauriert.
Sie klingen jeweils sehr charakteristisch, und Foccroulle setzt die verfügbaren Register versiert ein, um Frescobaldis Musik aufs Beste zu gestalten. Er musiziert mit einer Leichtigkeit, über die man nur staunen kann. So erweist sich diese CD rundum als Hörgenuss. Hinreißend!
Frescobaldi: Capricci (1624) (Passacaille)
Die außerordentliche Vielfalt kompositorischer Mittel, die Girolamo Frescobaldi in seinen Capricci anwendet, wird in der vorliegenden Aufnahme mit Liuwe Tamminga auch durch die Vielfalt der Instrumente betont. Der Organist hat dafür Orgeln ausgewählt, die er sehr gut kennt, denn er wirkt an der Basilika San Petronio in Bologna. Dort befinden sich zwei ganz besondere historische Instrumente: Auf der Epistelseite erklingt eine Orgel von Lorenzo da Prato aus den Jahren 1471-75, ergänzt von Giovanni Battista Facchetti 1531, und auf der Evangelienseite eine weitere Orgel von Baldassare Malamini aus dem Jahre 1596. Zu hören ist zudem die Orgel von Giovanni Cipri in der Basilika San Martino, erbaut 1556; ebenfalls eine der klangschönsten und dazu am besten erhaltenen Renaissance-Orgeln der Welt.
Noch farbenreicher wird die Einspielung durch ein Cembalo von Giovanni Battista Giusti aus dem Jahre 1679, das heute in Bologna im San Colombano Museum ausgestellt ist. Liuwe Tamminga spielt darauf, als Zugabe, das Capriccio VII noch einmal. Er macht so deutlich, dass dieses Stück mit seinen Variationen auch auf dem Cembalo gut aufzuführen ist – wie überhaupt die Capricci offenbar die beliebtesten Werke Frescobaldis waren; immer wieder wurden sie neu gedruckt. Tamminga präsentiert diese kunstvollen Musikstücke, die ebenso verspielt wie raffiniert Möglichkeiten und mitunter auch Grenzen der damals gebräuchlichen Kompositionstechniken ausloten, gekonnt und inspiriert.
Noch farbenreicher wird die Einspielung durch ein Cembalo von Giovanni Battista Giusti aus dem Jahre 1679, das heute in Bologna im San Colombano Museum ausgestellt ist. Liuwe Tamminga spielt darauf, als Zugabe, das Capriccio VII noch einmal. Er macht so deutlich, dass dieses Stück mit seinen Variationen auch auf dem Cembalo gut aufzuführen ist – wie überhaupt die Capricci offenbar die beliebtesten Werke Frescobaldis waren; immer wieder wurden sie neu gedruckt. Tamminga präsentiert diese kunstvollen Musikstücke, die ebenso verspielt wie raffiniert Möglichkeiten und mitunter auch Grenzen der damals gebräuchlichen Kompositionstechniken ausloten, gekonnt und inspiriert.
Donnerstag, 28. Dezember 2017
Frescobaldi: Stylus fantasticus & the Art of Variation (Accent)
In einem Ruhmestempel der Musikgeschichte dürfte für Girolamo Frescobaldi (1583 bis 1643) ganz sicher ein Platz in vorderster Reihe reserviert sein. Schon in jungen Jahren begeisterte der junge Musiker, in Ferrara aufgewachsen und ein Schüler von Luzzasco Luzzaschi, durch sein Orgelspiel. 1608 wurde er Organist am Petersdom in Rom. Zwischenzeitlich wirkte er auch in Mantua und von 1628 bis 1633 als Hoforganist in Florenz. Ab 1634 musizierte er allerdings wieder an St. Peter; Organisten aus ganz Europa kamen nach Rom, um von ihm zu lernen.
Für die Entwicklung des Repertoires und auch der Technik des Spiels von Tasteninstrumenten hatte Frescobaldi ähnliche Bedeutung wie sein niederländischer Kollege Jan Pieterszoon Sweelinck. Er beeinflusste und inspirierte zahlreiche Musiker, von Johann Jakob Froberger – der sein Schüler war – über Michelangelo Rossi, Louis Couperin und Bernardo Pasquini bis hin zu Johann Pachelbel, Dieterich Buxtehude und Johann Sebastian Bach.
Der italienische Cembalist und Organist Luca Guglielmi zeigt in seiner Einspielung zwei wichtige Aspekte der musikalischen Ästhetik Frescobaldis: Der Stylus fantasticus, insbesondere in Form der Toccata, erscheint als Tummelplatz für den unerschöpflichen Einfallsreichtum des Komponisten. Andererseits beherrschte Frescobaldi ebenso exzellent die Kunst der kontrapunktischen, thematischen und metrisch-rhythmischen Variation, wie seine Partiten, Suiten, Tanzsätze und Capricci beweisen.
Guglielmi musiziert auf einer hervorragenden Kopie eines anonymen italienischen Cembalos aus dem 17. Jahrhundert, angefertigt 1994 von Michele Barchi, und auf der 1750 von Giacomo Filippo Landesio erbauten Orgel der Pfarrkirche von Luserna San Giovanni, im Piemont.
Für die Entwicklung des Repertoires und auch der Technik des Spiels von Tasteninstrumenten hatte Frescobaldi ähnliche Bedeutung wie sein niederländischer Kollege Jan Pieterszoon Sweelinck. Er beeinflusste und inspirierte zahlreiche Musiker, von Johann Jakob Froberger – der sein Schüler war – über Michelangelo Rossi, Louis Couperin und Bernardo Pasquini bis hin zu Johann Pachelbel, Dieterich Buxtehude und Johann Sebastian Bach.
Der italienische Cembalist und Organist Luca Guglielmi zeigt in seiner Einspielung zwei wichtige Aspekte der musikalischen Ästhetik Frescobaldis: Der Stylus fantasticus, insbesondere in Form der Toccata, erscheint als Tummelplatz für den unerschöpflichen Einfallsreichtum des Komponisten. Andererseits beherrschte Frescobaldi ebenso exzellent die Kunst der kontrapunktischen, thematischen und metrisch-rhythmischen Variation, wie seine Partiten, Suiten, Tanzsätze und Capricci beweisen.
Guglielmi musiziert auf einer hervorragenden Kopie eines anonymen italienischen Cembalos aus dem 17. Jahrhundert, angefertigt 1994 von Michele Barchi, und auf der 1750 von Giacomo Filippo Landesio erbauten Orgel der Pfarrkirche von Luserna San Giovanni, im Piemont.
Viola Appassionata (Querstand)
Vor langer, langer Zeit, als Improvi- sation und üppiges Verzieren von Melodielinien für Musiker noch Selbstverständlichkeiten waren, gab es Lehrwerke, um den allzu freien Gebrauch solcher Künste wiederum einzudämmen. Ihre Autoren zeigten an Beispielen, was schicklich und angemessen ist – für Musizierende und Musikwissenschaftler heute sind diese Traktate ergiebige Fundgruben, wie auch diese CD beweist.
Die Gambistin Juliane Laake hat mit ihrem Ensemble Art d'Echo, konkret mit Maximilian Ehrhardt, Barock- harfe, und Johanna Oelmüller Rasch, Barockcello, aus dem Anschauungs- material derartiger Lehrwerke ein anspruchsvolles Programm zusammen- gestellt. So zählt die Musik, die Diego Ortiz Toledona (um 1510 bis 1570), Kapellmeister am Hofe des Vizekönigs zu Neapel, in seinem „Trattado de glosas“ vorstellt, heute zu den frühesten Werken für Sologambe überhaupt.
Auch Girolamo Dalla Casa (um 1550 bis 1601) veröffentlichte ein Lehrwerk über die Ornamentierung; 1584 erschien in Venedig sein „Il vero modo di diminuir con le tutte le sorte di stromenti“. Und 1592 folgte, ebenfalls in Venedig, „Passagi per potersi essecitare“ von dem Streichervirtuosen Riccardo Rognoni (vor 1550 bis 1620).
Außerdem erklingen Werke von Bernardo Pasquini, Andrea Falconieri, Girolamo Frescobaldi, Cipriano de Rore, Giovanni Trabaci, Giovanni Bassano und Adam Jarzebsky. Somit gibt die neue CD von Juliane Laake einen höchst interessanten Überblick über italienische virtuose Gambenmusik aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Nach einer wundervollen Einspielung mit Gambenklängen aus Brandenburg-Preußen, aus der Zeit des Großen Kurfürsten (der selbst Gambe spielte), ist dies bereits ihre zweite Aufnahme beim Label Querstand.
Die Gambistin Juliane Laake hat mit ihrem Ensemble Art d'Echo, konkret mit Maximilian Ehrhardt, Barock- harfe, und Johanna Oelmüller Rasch, Barockcello, aus dem Anschauungs- material derartiger Lehrwerke ein anspruchsvolles Programm zusammen- gestellt. So zählt die Musik, die Diego Ortiz Toledona (um 1510 bis 1570), Kapellmeister am Hofe des Vizekönigs zu Neapel, in seinem „Trattado de glosas“ vorstellt, heute zu den frühesten Werken für Sologambe überhaupt.
Auch Girolamo Dalla Casa (um 1550 bis 1601) veröffentlichte ein Lehrwerk über die Ornamentierung; 1584 erschien in Venedig sein „Il vero modo di diminuir con le tutte le sorte di stromenti“. Und 1592 folgte, ebenfalls in Venedig, „Passagi per potersi essecitare“ von dem Streichervirtuosen Riccardo Rognoni (vor 1550 bis 1620).
Außerdem erklingen Werke von Bernardo Pasquini, Andrea Falconieri, Girolamo Frescobaldi, Cipriano de Rore, Giovanni Trabaci, Giovanni Bassano und Adam Jarzebsky. Somit gibt die neue CD von Juliane Laake einen höchst interessanten Überblick über italienische virtuose Gambenmusik aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Nach einer wundervollen Einspielung mit Gambenklängen aus Brandenburg-Preußen, aus der Zeit des Großen Kurfürsten (der selbst Gambe spielte), ist dies bereits ihre zweite Aufnahme beim Label Querstand.
Dienstag, 26. Dezember 2017
Distler: Die Weihnachtsgeschichte (Brilliant Classics)
Nachtrag zum Weihnachtsfest: Die Weihnachtsgeschichte op. 10 ist das wohl bekannteste Werk von Hugo Distler (1908 bis 1942). Über den Lebensweg des Musikers, der 1942 im Alter von nur 34 Jahren aus dem Leben schied, nachdem er den Einberufungsbefehl zum Frontdienst erhalten hatte, wurde in diesem Blog bereits an anderer Stelle berichtet.
In seiner Weihnachtsgeschichte, entstanden 1933, kombinierte Distler den Bericht von der Geburt Christi, nach Lukas- und Matthäusevange- lium, mit Choral-Variationen des Weihnachtsliedes Es ist ein Ros entsprungen. Formal orientiert sich Distler am Vorbild der Werke von Heinrich Schütz; seine Klangsprache ist allerdings modern und höchst anspruchsvoll.
Die vorliegende Aufnahme wurde 1979 vom Leipziger Thomanerchor unter Leitung von Thomaskantor Hans-Joachim Rotzsch – der auch selbst den Part des Erzählers singt – für das DDR-Label Eterna eingespielt. Sie gilt noch immer als Referenzaufnahme dieses Werkes, und ist nun bei Brilliant Classics wieder verfügbar.
In seiner Weihnachtsgeschichte, entstanden 1933, kombinierte Distler den Bericht von der Geburt Christi, nach Lukas- und Matthäusevange- lium, mit Choral-Variationen des Weihnachtsliedes Es ist ein Ros entsprungen. Formal orientiert sich Distler am Vorbild der Werke von Heinrich Schütz; seine Klangsprache ist allerdings modern und höchst anspruchsvoll.
Die vorliegende Aufnahme wurde 1979 vom Leipziger Thomanerchor unter Leitung von Thomaskantor Hans-Joachim Rotzsch – der auch selbst den Part des Erzählers singt – für das DDR-Label Eterna eingespielt. Sie gilt noch immer als Referenzaufnahme dieses Werkes, und ist nun bei Brilliant Classics wieder verfügbar.
Samstag, 23. Dezember 2017
Sven Nordqvist: Das Geheimnis der Weihnachtswichtel (Igel Records)
Eine bezaubernde Geschichte aus der schwedischen Wichtelwelt plus stimmungsvolle klassische Klänge – das bietet diese CD, mit Sprecher Stefan Wilkening und dem Münchner Rundfunkorchester unter Leitung von Olivier Tardy.
Unsere Jungs, obwohl dem Hörspiel- alter eigentlich – jedenfalls nach eigenem Bekunden – schon fast entwachsen, haben sie neugierig angehört. Denn auch Wichtel lieben das Weihnachtsfest. Und ganz besonders lieben sie eine große Schale mit Reisbrei, die ihnen die Menschen jedes Jahr zu Heiligabend hinstellen, um sich für die guten Taten der Wichtel zu bedanken.
Diese Idylle allerdings ist in Gefahr, denn die Menschen nehmen die fleißigen kleinen Helfer immer weniger wahr. Und die Bescherung bringt neuerdings der Weihnachtsmann, was die alten Bräuche zunehmend in Vergessenheit geraten lässt. Sven Nordqvist, dem wir auch all die herrlichen Bücher um den alten Pettersson und seinen Kater Findus ver- danken, erzählt in dieser charmanten Geschichte, wie die Wichtelmutter das Fest und die gute Laune des Wichtelvaters doch noch rettet. Es wird knapp, aber am Ende können alle fröhlich feiern.
Unsere Jungs, obwohl dem Hörspiel- alter eigentlich – jedenfalls nach eigenem Bekunden – schon fast entwachsen, haben sie neugierig angehört. Denn auch Wichtel lieben das Weihnachtsfest. Und ganz besonders lieben sie eine große Schale mit Reisbrei, die ihnen die Menschen jedes Jahr zu Heiligabend hinstellen, um sich für die guten Taten der Wichtel zu bedanken.
Diese Idylle allerdings ist in Gefahr, denn die Menschen nehmen die fleißigen kleinen Helfer immer weniger wahr. Und die Bescherung bringt neuerdings der Weihnachtsmann, was die alten Bräuche zunehmend in Vergessenheit geraten lässt. Sven Nordqvist, dem wir auch all die herrlichen Bücher um den alten Pettersson und seinen Kater Findus ver- danken, erzählt in dieser charmanten Geschichte, wie die Wichtelmutter das Fest und die gute Laune des Wichtelvaters doch noch rettet. Es wird knapp, aber am Ende können alle fröhlich feiern.
In dulci jubilo (Dacapo)
Vier Szenen rings um die Weihnacht hat das Ensemble Theatre of Voices ausgewählt, um sie auf dieser CD musikalisch auszugestalten: Mariä Verkündigung und Advent, die Schäfer, Christi Geburt sowie Neujahr und Epiphanias. Zu hören sind Werke von Dieterich Buxtehude und anderen Komponisten aus dem norddeutschen Raum.
Mit diesem Album setzt das renom- mierte Ensemble um Paul Hillier die Erkundung einer Musiktradition fort, die viel Attraktives zu bieten hat. Schon im vergangenen Jahr hatten die Sänger und Musiker eine CD mit dem Titel Buxtehude and his Circle veröffentlicht, die viel Lob und Beachtung fand. In diesem Jahr haben sie weihnachtliche Musik ausgesucht. Neben Orgelmusik vom Heinrich Scheidemann, Dieterich Buxtehude und Johann Adam Reincken erklingen Kantaten, Motetten und Geistliche Konzerte von Christian Geist, Johann Christoph Bach, Franz Tunder, Dieterich Buxtehude, Matthias Weckmann und Jan Pieterszoon Sweelinck, der eigentlich eher für seine Orgelmusik sowie als Lehrer einer herausragenden Organistengeneration bekannt ist.
Diese Stücke sind durchweg Raritäten; sie stammen aus der Musikalien- sammlung des schwedischen Hofkapellmeisters und Organisten Gustav Düben. Sein Vater war ebenfalls ein Schüler Sweelincks gewesen. Und wer keine Lust hat auf WO und Messias, der sollte sich unbedingt dieses allererste Weihnachtsalbum des Labels Dacapo besorgen – es lohnt sich! Denn es ist ein rundum prächtiges Programm, mit hohem Engagement und Sinn für Theatralik vorgetragen. Grandios!
Mit diesem Album setzt das renom- mierte Ensemble um Paul Hillier die Erkundung einer Musiktradition fort, die viel Attraktives zu bieten hat. Schon im vergangenen Jahr hatten die Sänger und Musiker eine CD mit dem Titel Buxtehude and his Circle veröffentlicht, die viel Lob und Beachtung fand. In diesem Jahr haben sie weihnachtliche Musik ausgesucht. Neben Orgelmusik vom Heinrich Scheidemann, Dieterich Buxtehude und Johann Adam Reincken erklingen Kantaten, Motetten und Geistliche Konzerte von Christian Geist, Johann Christoph Bach, Franz Tunder, Dieterich Buxtehude, Matthias Weckmann und Jan Pieterszoon Sweelinck, der eigentlich eher für seine Orgelmusik sowie als Lehrer einer herausragenden Organistengeneration bekannt ist.
Diese Stücke sind durchweg Raritäten; sie stammen aus der Musikalien- sammlung des schwedischen Hofkapellmeisters und Organisten Gustav Düben. Sein Vater war ebenfalls ein Schüler Sweelincks gewesen. Und wer keine Lust hat auf WO und Messias, der sollte sich unbedingt dieses allererste Weihnachtsalbum des Labels Dacapo besorgen – es lohnt sich! Denn es ist ein rundum prächtiges Programm, mit hohem Engagement und Sinn für Theatralik vorgetragen. Grandios!
Mittwoch, 20. Dezember 2017
Royal Christmas - Joy to the world (K&K)
„Authentic Classical Concerts zu veröffentlichen, heisst für uns, herausragende Aufführungen und Konzerte für die Nachwelt festzuhalten und zu vermitteln“, erläutern Andreas Otto Grimminger und Josef-Stefan Kindler im Beiheft zu dieser CD die Absichten ihres Labels K&K: „Denn Künstler, Publikum Werk und Raum treten in einen intimen Dialog, der in Form und Ausdruck – in seiner Atmosphäre – einmalig und unwiderbringlich ist. Diese Symbiose, die Spannung der Aufführung dem Hörer in all ihren Facetten möglichst intensiv erlebbar zu machen, indem wir die Konzerte direkt in Stereo-Digital HD aufzeichnen, sehen wir als Ziel, als Philosophie unseres Hauses.“
„Royal Christmas – Joy to the World“ lautet das Motto eines solchen Konzertes, das am 14. Dezember 2014 in der Schlosskirche Bad Homburg stattgefunden hat. In diesem wunderbaren Raum haben vier Musiker des Ensembles Nel Dolce weihnachtliche Musik vorgestellt, wie sie in London zur Zeit des Hochbarock vor der königlichen Familie hätte erklingen können.
Ausgewählt wurden dafür fast durchweg Stücke von Musikern, die entweder in England lebten, oder aber aus anderen Ländern Europas nach London gingen, um dort zumindest zeitweise zu wirken. Zu hören sind unter anderem Werke von Henry Purcell, Georg Friedrich Händel und seinem Rivalen Nicola Antonio Porpora, John Dowland und, natürlich, Arcangelo Corelli. Heinrich Ignaz Franz Biber von Bibern allerdings war nie in London – was aber seine Sonate Die Geburt Christi aus den Mysteriensonaten nicht weniger hörenswert macht.
Stephanie Buyken, Blockflöten und Gesang, Olga Piskorz, Violine, Harm Meiners, Violoncello und Flora Fabri musizieren inspiriert und perfekt aufeinander abgestimmt. Die Mitglieder des 2003 gegründeten Barockensembles Nel Dolce haben gemeinsam Kammermusik an der Hochschule für Musik und Tanz Köln studiert, und danach diverse Meisterkurse bei Spezialisten für „Alte“ Musik absolviert. Sie haben sich insbesondere der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts verschrieben.
„Royal Christmas – Joy to the World“ lautet das Motto eines solchen Konzertes, das am 14. Dezember 2014 in der Schlosskirche Bad Homburg stattgefunden hat. In diesem wunderbaren Raum haben vier Musiker des Ensembles Nel Dolce weihnachtliche Musik vorgestellt, wie sie in London zur Zeit des Hochbarock vor der königlichen Familie hätte erklingen können.
Ausgewählt wurden dafür fast durchweg Stücke von Musikern, die entweder in England lebten, oder aber aus anderen Ländern Europas nach London gingen, um dort zumindest zeitweise zu wirken. Zu hören sind unter anderem Werke von Henry Purcell, Georg Friedrich Händel und seinem Rivalen Nicola Antonio Porpora, John Dowland und, natürlich, Arcangelo Corelli. Heinrich Ignaz Franz Biber von Bibern allerdings war nie in London – was aber seine Sonate Die Geburt Christi aus den Mysteriensonaten nicht weniger hörenswert macht.
Stephanie Buyken, Blockflöten und Gesang, Olga Piskorz, Violine, Harm Meiners, Violoncello und Flora Fabri musizieren inspiriert und perfekt aufeinander abgestimmt. Die Mitglieder des 2003 gegründeten Barockensembles Nel Dolce haben gemeinsam Kammermusik an der Hochschule für Musik und Tanz Köln studiert, und danach diverse Meisterkurse bei Spezialisten für „Alte“ Musik absolviert. Sie haben sich insbesondere der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts verschrieben.
Imagine Christmas (Sono Luminus)
„Imagine a Christmas in which every carol is this inspired“, schreibt der Violist und Musikpublizist Doyle Armbrust, gleichsam als Motto, als letzten Satz unter seinen Begleittext für dieses Album. Und die Klänge, die Sono Luminus auf dieser CD versammelt hat, lassen in der Tat aufhorchen. Denn es sind, zum ersten, exzellente Musiker, die hier zu hören sind, und sie spielen auch überragend. Für jede Melodie, die jeweils ausgewählt wurde, haben sie zudem eine sehr individuelle Version entwickelt – das Label nennt dies „reimagined“ – und so sind die einzelnen Titel so unterschiedlich wie die Beteiligten. Und auch die Aufnahmen sind technisch selbstverständlich hervorragend. Wer sich ein Weihnachten gänzlich abseits aller Klischees wünscht, der sollte unbedingt dieses Album dazu auflegen – es lohnt sich!
Dienstag, 19. Dezember 2017
Brass Heralds - German Brass (Berlin Classics)
Brass Heralds heißt das neue Doppelalbum von German Brass, und es soll, eigentlich, kein Weihnachts- album sein. Doch wenn die virtuosen Blechbläser ihre Instrumente zur Hand nehmen, dann wird es garan- tiert festlich. Und so passen auch diese beiden CD ganz hervorragend in die Vorweihnachtszeit.
Das Programm beginnt mit Musik von Johann Sebastian Bach, in höchst anspruchsvollen Bearbeitungen – ganz, wie es der Meister selbst einst hielt. So hatte Bach beispielsweise seinerzeit für die Sinfonia der Kantate Wir danken dir, Gott, wir danken dir BWV 29 zum Ratswechsel 1731 das Preludio seiner Partita für Violine BWV 1006 kunstvoll neu arrangiert.
Die Bläser von German Brass beherrschen diese Kunst ebenfalls exzellent. Daher erklingen zahlreiche bekannte Melodien, von den Brandenburgi- schen Konzerten über die berühmte Toccata und Fuge in d-Moll BWV 538 bis hin zum Concerto in d-Moll BWV 596, das wiederum die Bearbeitung eines Konzertes von Antonio Vivaldi ist.
Auch auf der zweiten CD sind wieder einige Werke Bachs zu hören. Dazu gesellen sich populäre Melodien aus der Feuerwerksmusik und der Wassermusik von Georg Friedrich Händel, ein Konzert von John Baston, ein Quartett aus der Tafelmusik von Georg Philipp Telemann, und eine Ouvertüre des französischen Komponisten Jean Philippe Rameau.
Die zehn Bläser von German Brass nebst ihrem Schlagzeuger Herbert Wachter werden dabei von einer Vielzahl ebenso versierter Gäste unterstützt, teilweise auch durch ehemalige Ensemblemitglieder. So ist beispielsweise Enrique Crespo wieder beteiligt, von dem auch sehr viele Arrangements stammen.
Und man staunt, wie farbenreich Trompeten, Posaunen, Hörner und Tuba tatsächlich klingen können. Nicht nur Glanz, Triumph und Gloria sind die Stärke dieses Blechbläser-Esembles. Die Virtuosen können auch Pianissimo – und sie musizieren mit atemberaubender Homogenität. Mitunter meint man beinahe, eine Orgel zu hören. Grandios!
Das Programm beginnt mit Musik von Johann Sebastian Bach, in höchst anspruchsvollen Bearbeitungen – ganz, wie es der Meister selbst einst hielt. So hatte Bach beispielsweise seinerzeit für die Sinfonia der Kantate Wir danken dir, Gott, wir danken dir BWV 29 zum Ratswechsel 1731 das Preludio seiner Partita für Violine BWV 1006 kunstvoll neu arrangiert.
Die Bläser von German Brass beherrschen diese Kunst ebenfalls exzellent. Daher erklingen zahlreiche bekannte Melodien, von den Brandenburgi- schen Konzerten über die berühmte Toccata und Fuge in d-Moll BWV 538 bis hin zum Concerto in d-Moll BWV 596, das wiederum die Bearbeitung eines Konzertes von Antonio Vivaldi ist.
Auch auf der zweiten CD sind wieder einige Werke Bachs zu hören. Dazu gesellen sich populäre Melodien aus der Feuerwerksmusik und der Wassermusik von Georg Friedrich Händel, ein Konzert von John Baston, ein Quartett aus der Tafelmusik von Georg Philipp Telemann, und eine Ouvertüre des französischen Komponisten Jean Philippe Rameau.
Die zehn Bläser von German Brass nebst ihrem Schlagzeuger Herbert Wachter werden dabei von einer Vielzahl ebenso versierter Gäste unterstützt, teilweise auch durch ehemalige Ensemblemitglieder. So ist beispielsweise Enrique Crespo wieder beteiligt, von dem auch sehr viele Arrangements stammen.
Und man staunt, wie farbenreich Trompeten, Posaunen, Hörner und Tuba tatsächlich klingen können. Nicht nur Glanz, Triumph und Gloria sind die Stärke dieses Blechbläser-Esembles. Die Virtuosen können auch Pianissimo – und sie musizieren mit atemberaubender Homogenität. Mitunter meint man beinahe, eine Orgel zu hören. Grandios!
Montag, 18. Dezember 2017
Weihnachten mit Clemens Unterreiner (Gramola)
Clemens Unterreiner, laut Beiheft ein beliebter Wiener Bariton, hat bei Gramola seine ganz persönliche Weihnachts-CD veröffentlicht. Leider fehlt dem Programm eine Dramatur- gie – Unterreiner singt zunächst 14 bekannte Weihnachtslieder, begleitet vom ORF-Symphonie-Orchester, und dann spricht er, ebenfalls am Stück, 14 bekannte Weihnachtsgedichte. Tut mir leid - aber mich begeistert dieses Album nicht.
Carols for a Victorian Christmas (The Gift of Music)
Als Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha im Jahre 1840 der Ehemann von Königin Victoria I. wurde, brachte dieser auch deutsche Weihnachtstraditionen mit. Nicht umsonst stammen zahlreiche Christmas Carols aus viktorianischer Zeit. Die Königsfamilie machte Weihnachten zu einem Familienfest, an dem gemeinsam gesungen, feierlich gegessen und fröhlich Zeit im Kreise der Verwandtschaft verbracht wurde. Bei Hofe findet noch heute die Bescherung schon am 24. Dezember statt. Und das königliche Paar ließ sich mit seinen Kindern unter dem Christbaum porträtieren.
Die Untertanen fanden diese Bräuche teilweise superb, und übernahmen sie umgehend. So haben viele der heutigen britischen Weihnachtstradi- tionen im Königshaus ihren Ursprung. Auf der vorliegenden CD erklingt weihnachtliche Musik aus dem Viktorianischen Zeitalter, die sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreut. Es singt unter anderem der Chor des Magdalen College, Oxford. Besonderes Highlight: Zu hören sind auch einige mechanische Musikinstrumente jener Zeit aus der Sammlung des Keith Harding's Museum of Mechanical Music.
Die Untertanen fanden diese Bräuche teilweise superb, und übernahmen sie umgehend. So haben viele der heutigen britischen Weihnachtstradi- tionen im Königshaus ihren Ursprung. Auf der vorliegenden CD erklingt weihnachtliche Musik aus dem Viktorianischen Zeitalter, die sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreut. Es singt unter anderem der Chor des Magdalen College, Oxford. Besonderes Highlight: Zu hören sind auch einige mechanische Musikinstrumente jener Zeit aus der Sammlung des Keith Harding's Museum of Mechanical Music.
Sonntag, 17. Dezember 2017
Johann Michael Bach, Johann Christoph Bach - Complete Organ Music (Brilliant Classics)
Bei Brilliant Classics sind auf drei
CD die vollständigen Orgelwerke Johann Michael und Johann Christoph Bachs erschienen. Diese Weltersteinspielung ist Stefano Molardi zu verdanken, der sich damit erneut als exzellenter Kenner der nord- und mitteldeutschen Orgel- schule erweist.
Der Organist, der aus Cremona stammt, hat das Orgelwerk von Johann Sebastian Bach bereits mit Sorgfalt studiert und für Brilliant Classics vollständig eingespielt. Nun stellt er die Orgelmusik weiterer Mitglieder der Bach-Familie vor: Johann Christoph Bach (1642 bis 1703) wirkte als Organist erst an der Arnstädter Schlosskapelle, dann an der Georgenkirche in Eisenach, wo er zudem als Cembalist in der Hofkapelle musizierte. Er war mit Johann Pachelbel befreundet, und gilt als der bedeutendste Komponist der weitverzweigten Musikerfamilie Bach in seiner Generation.
Johann Michael Bach (1648 bis 1694) war zunächst Amtsnachfolger seines älteren Bruders als Organist in Arnstadt, später wurde er dann Organist und Stadtschreiber in Gehren, unweit von Ilmenau im Thüringer Wald. Er war der Vater von Maria Barbara Bach, der ersten Frau von Johann Sebastian Bach. Und die beiden Brüder waren Onkel des späteren Thomaskantors, der wiederum ihre Werke sehr schätzte.
Ihre kunstvoll kontrapunktischen Orgelchoräle und Variationen haben den den jungen Johann Sebastian ohne Zweifel beeindruckt und geprägt. Sie sind aber weniger der norddeutschen Schule als vielmehr thüringischen Vorbildern und italienischen Traditionen in Nachfolge Frescobaldis verbunden.
Stefano Molardi hat für diese Einspielung ein historisches Instrument ausgewählt, das sich in der Neuwerkskirche am Rande der Altstadt von Erfurt befindet, auch Cruciskirche genannt. Diese Orgel wurde in den Jahren 1732 bis 1737 von dem Erfurter Orgelbauer Franz Volckland (1696 bis 1779) angefertigt. Sie verfügt über 28 Register auf zwei Manualen und Pedal; klanglich beeindruckt sie durch einen enormen Farbenreichtum. 2000 bis 2003 wurde das Instrument durch die Potsdamer Orgelbaufirma Schuke restauriert.
CD die vollständigen Orgelwerke Johann Michael und Johann Christoph Bachs erschienen. Diese Weltersteinspielung ist Stefano Molardi zu verdanken, der sich damit erneut als exzellenter Kenner der nord- und mitteldeutschen Orgel- schule erweist.
Der Organist, der aus Cremona stammt, hat das Orgelwerk von Johann Sebastian Bach bereits mit Sorgfalt studiert und für Brilliant Classics vollständig eingespielt. Nun stellt er die Orgelmusik weiterer Mitglieder der Bach-Familie vor: Johann Christoph Bach (1642 bis 1703) wirkte als Organist erst an der Arnstädter Schlosskapelle, dann an der Georgenkirche in Eisenach, wo er zudem als Cembalist in der Hofkapelle musizierte. Er war mit Johann Pachelbel befreundet, und gilt als der bedeutendste Komponist der weitverzweigten Musikerfamilie Bach in seiner Generation.
Johann Michael Bach (1648 bis 1694) war zunächst Amtsnachfolger seines älteren Bruders als Organist in Arnstadt, später wurde er dann Organist und Stadtschreiber in Gehren, unweit von Ilmenau im Thüringer Wald. Er war der Vater von Maria Barbara Bach, der ersten Frau von Johann Sebastian Bach. Und die beiden Brüder waren Onkel des späteren Thomaskantors, der wiederum ihre Werke sehr schätzte.
Ihre kunstvoll kontrapunktischen Orgelchoräle und Variationen haben den den jungen Johann Sebastian ohne Zweifel beeindruckt und geprägt. Sie sind aber weniger der norddeutschen Schule als vielmehr thüringischen Vorbildern und italienischen Traditionen in Nachfolge Frescobaldis verbunden.
Stefano Molardi hat für diese Einspielung ein historisches Instrument ausgewählt, das sich in der Neuwerkskirche am Rande der Altstadt von Erfurt befindet, auch Cruciskirche genannt. Diese Orgel wurde in den Jahren 1732 bis 1737 von dem Erfurter Orgelbauer Franz Volckland (1696 bis 1779) angefertigt. Sie verfügt über 28 Register auf zwei Manualen und Pedal; klanglich beeindruckt sie durch einen enormen Farbenreichtum. 2000 bis 2003 wurde das Instrument durch die Potsdamer Orgelbaufirma Schuke restauriert.
A Christmas Festival (Linn)
Eine Auswahl an populären Melodien haben das Royal Scottish National Orchestra und sein Junior Chorus für die diesjährige Weihnachtssaison zusammengestellt. Mit diesem Weihnachtsprogramm gestalten die Musiker und die jungen Sänger in verschiedenen schottischen Städten zwölf ebenso festliche wie fröhliche Konzerte, die beim Publikum sehr beliebt sind. Im RNSO Junior Chorus singen 400 (!) Kinder und Jugendliche vom siebenten bis zum 18. Lebensjahr. Entsprechend bunt sind die Programme der Konzerte, die buchstäblich für die ganze Familie etwas bieten sollen. So erklingen altbekannte Evergreens wie Jingle Bells oder der Schneewalzer neben modernen Melodien; die Arrangements sind charmant bis pathetisch. Die Weihnachtskonzerte des RNSO, die zu den Highlights im schottischen Adventskalender zählen, dirigiert und moderiert seit mehr als 25 Jahren Chorleiter Christopher Bell.
Christmas Piano Music (Sony)
Die Weihnachtszeit ist auch eine Zeit des häuslichen Musizierens. Das Klavier, als traditionelles Haus- instrument, war dabei in den letzten 150 Jahren von zentraler Bedeutung. Auch wenn es heute in vielen Familien nicht einmal mehr dazu reicht, ein simples Weihnachtslied gemeinsam zu singen – verflixt, wie war doch gleich der Text! – liegen doch jene Zeiten, in denen das souveräne Spiel auf einem Musik- instrument ganz selbstverständlich als Bestandteil der höheren Bildung galt, noch gar nicht so lange zurück. Und wer alte Notenbestände sichtet, der wird oftmals Werke für das Weihnachtsfest finden – auf jedem musikalischen Niveau.
Peter Froundjian hat aus der Vielzahl solcher Kompositionen für dieses Album einige wirkliche Perlen ausgewählt. Der Pianist, Gründer des seit 1987 alljährlich in Husum stattfindenden, international renommierten Festivals „Raritäten der Klaviermusik“, hat so einiges gefunden, was garantiert kaum jemand kennt. So spielt er die zwölf Pastorales op. 77 von Charles Koechlin (1867 bis 1950), eine Pastorale von Gustav Helsted (1857 bis 1924) Noël und Pastorale von Ignaz Friedman (1882 bis 1948) oder das Jule-Idyl von Alfred Tofft (1865 bis 1931).
Sehr schön ist auch Snöflingor op. 57 Nr. 2 des finnischen Komponisten Selim Palmgren (1878 bis 1951), der den Flockenwirbel mit impressionisti- schen Stilmitteln schildert. Carl Nielsen (1865 bis 1931) stellt in seiner Fantasie Drømmen om „Glade Jul“ die Melodie des Liedes Stille Nacht in den Mittelpunkt. Und Franciszek Brzeziński (1867 bis 1944) zeigt uns mit Noël in Pologne, mit welcher Inbrunst das Weihnachtsfest in Polen gefeiert wird.
Die Liste der Raritäten, die Peter Froundjian zusammengetragen hat, ist damit lang noch nicht vollständig. Der Pianist bestätigt mit dieser CD einmal mehr seinen Ruf als Spezialist für kaum bekannte Klaviermusik. Mit diesem Album beschert er allen Freunden eher moderner Klänge eine Kollektion faszinierender Weihnachtsmusiken, weit abseits vom Kaufhausgedudel.
Peter Froundjian hat aus der Vielzahl solcher Kompositionen für dieses Album einige wirkliche Perlen ausgewählt. Der Pianist, Gründer des seit 1987 alljährlich in Husum stattfindenden, international renommierten Festivals „Raritäten der Klaviermusik“, hat so einiges gefunden, was garantiert kaum jemand kennt. So spielt er die zwölf Pastorales op. 77 von Charles Koechlin (1867 bis 1950), eine Pastorale von Gustav Helsted (1857 bis 1924) Noël und Pastorale von Ignaz Friedman (1882 bis 1948) oder das Jule-Idyl von Alfred Tofft (1865 bis 1931).
Sehr schön ist auch Snöflingor op. 57 Nr. 2 des finnischen Komponisten Selim Palmgren (1878 bis 1951), der den Flockenwirbel mit impressionisti- schen Stilmitteln schildert. Carl Nielsen (1865 bis 1931) stellt in seiner Fantasie Drømmen om „Glade Jul“ die Melodie des Liedes Stille Nacht in den Mittelpunkt. Und Franciszek Brzeziński (1867 bis 1944) zeigt uns mit Noël in Pologne, mit welcher Inbrunst das Weihnachtsfest in Polen gefeiert wird.
Die Liste der Raritäten, die Peter Froundjian zusammengetragen hat, ist damit lang noch nicht vollständig. Der Pianist bestätigt mit dieser CD einmal mehr seinen Ruf als Spezialist für kaum bekannte Klaviermusik. Mit diesem Album beschert er allen Freunden eher moderner Klänge eine Kollektion faszinierender Weihnachtsmusiken, weit abseits vom Kaufhausgedudel.
Freitag, 15. Dezember 2017
Schwesterhochfünf - Adventslieder (Rondeau)
Schwesterhochfünf nennt sich ein Ensemble, das tatsächlich aus fünf Schwestern besteht: Monika, Agnes, Franziska, Maria und Cordula Tschuschke singen schon von Kindesbeinen an gemeinsam. Ihre musikalische Ausbildung begannen sie an der Mädchenkantorei am Bamberger Dom. Mittlerweile sind sie erwachsen; sie haben erfolgreich an diversen Wettbewerben teilgenommen, und ihr Quintett auch in Meisterkursen weiterentwickelt.
Auf ihrer dritten CD präsentieren sie ihre ganz persönliche Adventslieder-Auswahl. Das ist auch ein wenig mit Nostalgie und mit Kindheits- erinnerungen verknüpft, wie Franziska Tschuschke im Beiheft schreibt: „In unserem Wohnzimmer hing ein großer, schlichter Adventskranz. Dort kamen wir jeden Abend vor dem Schlafengehen als Familie zusammen zum Adventskranzsingen. Der Raum blieb dunkel, nur die Kerzen am Kranz gaben ihr warmes Licht und warfen immer andere, wundersame Schatten an die Decke. (..) Nun haben wir beschlossen, diese uns so liebe Erinnerung festzuhalten und alle Lieder von damals mit unseren Hörern zu teilen.“
Und weil Chorsätze für fünf Frauenstimmen selten sind, haben die Schwestern eigens für diese CD etliche davon bei Komponisten in Auftrag gegeben. So sind die traditionellen Melodien oftmals in ziemlich moderne Klänge eingebettet. Die Tschuschkes singen blitzsauber und perfekt aufeinander abgestimmt; der Gesang der Schwestern ist anrührend und innig.
Und bei Nun komm der Heiden Heiland – jede Strophe erklingt in einem anderen Arrangement, von Michael Praetorius über Johann Sebastian Bach bis hin zu Hugo Distler und Uwe Henkhaus – sowie Wie soll ich dich empfangen im Traditionssatz von Johann Crüger kommt Hans Tschuschke zum Quintett hinzu. Der Bruder singt den Bass, und die Schwestern freuen sich, dadurch auch Sätze alter Meister vortragen zu können.
Die Adventszeit, so Franziska Tschuschke, „beginnt mit einem geheimnisvollen Schimmern einer einzelnen Kerze und endet mit warmem, raumfüllenden Glanz. So hat auch jedes Adventslied seine ganz eigene Schattierung und Leuchtkraft.“ Mit dieser CD bringen die fünf singenden Schwestern ein wenig von diesem Leuchten auch zu ihrem Publikum.
Auf ihrer dritten CD präsentieren sie ihre ganz persönliche Adventslieder-Auswahl. Das ist auch ein wenig mit Nostalgie und mit Kindheits- erinnerungen verknüpft, wie Franziska Tschuschke im Beiheft schreibt: „In unserem Wohnzimmer hing ein großer, schlichter Adventskranz. Dort kamen wir jeden Abend vor dem Schlafengehen als Familie zusammen zum Adventskranzsingen. Der Raum blieb dunkel, nur die Kerzen am Kranz gaben ihr warmes Licht und warfen immer andere, wundersame Schatten an die Decke. (..) Nun haben wir beschlossen, diese uns so liebe Erinnerung festzuhalten und alle Lieder von damals mit unseren Hörern zu teilen.“
Und weil Chorsätze für fünf Frauenstimmen selten sind, haben die Schwestern eigens für diese CD etliche davon bei Komponisten in Auftrag gegeben. So sind die traditionellen Melodien oftmals in ziemlich moderne Klänge eingebettet. Die Tschuschkes singen blitzsauber und perfekt aufeinander abgestimmt; der Gesang der Schwestern ist anrührend und innig.
Und bei Nun komm der Heiden Heiland – jede Strophe erklingt in einem anderen Arrangement, von Michael Praetorius über Johann Sebastian Bach bis hin zu Hugo Distler und Uwe Henkhaus – sowie Wie soll ich dich empfangen im Traditionssatz von Johann Crüger kommt Hans Tschuschke zum Quintett hinzu. Der Bruder singt den Bass, und die Schwestern freuen sich, dadurch auch Sätze alter Meister vortragen zu können.
Die Adventszeit, so Franziska Tschuschke, „beginnt mit einem geheimnisvollen Schimmern einer einzelnen Kerze und endet mit warmem, raumfüllenden Glanz. So hat auch jedes Adventslied seine ganz eigene Schattierung und Leuchtkraft.“ Mit dieser CD bringen die fünf singenden Schwestern ein wenig von diesem Leuchten auch zu ihrem Publikum.
Mittwoch, 13. Dezember 2017
O Holy Night - A Merton Christmas (Delphian)
Eines der schönsten Weihnachts- alben dieses Jahres legt uns der Chor des Oxforder Merton College auf den Gabentisch. Dieser gemischte Chor, der von Benjamin Nicholas geleitet wird, gestaltet während des Studien- jahres die Gottesdienste in der Kapelle des Colleges, das zu den ältesten der Oxford University gehört. In den Ferien widmen sich die Chorister anderen Projekten, wie Konzertreisen oder aber CD-Auf- nahmen.
Weihnachtslieder singen sie offenbar leidenschaftlich gern; auf diesem Album erklingen traditionelle Carols neben Werken zeitgenössischer Komponisten. So beginnt die CD mit All bells in paradise und Shepherd's Pipe Carol von John Rutter. Bekannte Melodien stehen neben neuer Musik. Zu hören sind unter anderem Kompositionen von Bob Chilcott, etliche Arrangements von David Willcocks oder das mittlerweile berühmte O magnum mysterium von Morten Lauridsen.
Der Chor des Merton College ist vorzüglich; er wirkt bei dieser Einspielung mit dem Oxford Philharmonic Orchestra zusammen, und die jungen Chorsänger singen so souverän, als wären sie Profis. Eine hinreißende Aufnahme – festlich, stimmungsvoll, ja, und auch ein wenig pathetisch. Das perfekte Weihnachtsgeschenk für alle, die Christmas Carols und britisches Flair lieben.
Weihnachtslieder singen sie offenbar leidenschaftlich gern; auf diesem Album erklingen traditionelle Carols neben Werken zeitgenössischer Komponisten. So beginnt die CD mit All bells in paradise und Shepherd's Pipe Carol von John Rutter. Bekannte Melodien stehen neben neuer Musik. Zu hören sind unter anderem Kompositionen von Bob Chilcott, etliche Arrangements von David Willcocks oder das mittlerweile berühmte O magnum mysterium von Morten Lauridsen.
Der Chor des Merton College ist vorzüglich; er wirkt bei dieser Einspielung mit dem Oxford Philharmonic Orchestra zusammen, und die jungen Chorsänger singen so souverän, als wären sie Profis. Eine hinreißende Aufnahme – festlich, stimmungsvoll, ja, und auch ein wenig pathetisch. Das perfekte Weihnachtsgeschenk für alle, die Christmas Carols und britisches Flair lieben.
Weihnachtsoratorium - Ensemble Resonanz (Resonanzraum Records)
Weihnachtsoratorium einmal anders: Das Ensemble Resonanz präsentiert Bachs Kantaten als urbane Kammermusik; „Jauchzet, frohlocket“ – auf das Wesentliche reduziert. Und das heißt in diesen Falle ein Sängerquartett und eine Mini-Besetzung. Eine Trompete muss ausreichen, wo Bach einst derer drei in die Partitur schrieb; auf die Pauken sowie auf Flöten und Oboen wird sogar gänzlich verzichtet. Vier Geigen, drei Bratschen, ein Violoncello und ein Kontrabass musizieren, und dazu gesellen sich Michael Petermann mit Hammond-Orgel und vier weiteren Vintage-Tasteninstrumenten sowie Johannes Öllinger, E-Gitarre. Das ist alles – und das ist erstaunlich viel, wie der Hörer bald feststellen wird.
Schon seit 2014 verzückt das Ensemble Resonanz alljährlich sein Publi- kum mit dieser modernen Version gehobener Hausmusik. Die Musiker um Konzertmeisterin Juditha Haeberlin, die in Hamburg mit dem Resonanz- raum St. Pauli im Bunker an der Feldstraße einen eigenen Kammermusik- saal bespielen, und außerdem ein Hausensemble der Elbphilharmonie sind, haben „ihr“ Weihnachtsoratorium seitdem beständig weiterent- wickelt. Es ist ein Herzensprojekt. Und deshalb haben sie Bachs Chöre, Arien, Rezitative und Choräle in ihrer eigenen und besonderen Bearbei- tung nun auch auf CD veröffentlicht.
Da gibt es viel zu entdecken – auch für die Beteiligten übrigens: „Abgese- hen von einer Schallplatte meiner Eltern hatte ich bis zu diesem Projekt eigentlich keinen Kontakt mit dem Weihnachtsoratorium. Mittlerweile geht es mir aber ähnlich wie den Kollegen, die das Stück bereits oft gespielt hatten und damit groß geworden sind: Weihnachten ohne WO ist nur die halbe Wahrheit“, so beschreibt der Gitarrist Johannes Öllinger diese Erfahrung. „Außerdem macht es Spaß, mit meinen Gitarren in die verschiedenen Rollen zu schlüpfen, von der Pauke über Basso Continuo bis zur Oboe, und auch hier und da ein paar stilfremde Akzente zu setzen.“ Auch die Tasteninstrumente wagen mitunter einen kecken klanglichen Ausflug in die Moderne.
Was da zu hören ist, das wirkt schlank, frisch und sehr engagiert. Der Eingangschor beispielsweise, gesungen nur von vier Solisten, erweist sich als ausgesprochen reizvoll – weil man endlich einmal die Koloraturen und Verzierungen so richtig schön genießen kann. Und die Choräle werden von Johanna Winkel, Sopran, Truike van der Poel, Alt, Benjamin Glaubitz, Tenor, und Dominik Köninger, Bass, gemeinsam mit dem gesamten Ensemble wunderbar gesungen. Benjamin Glaubitz erweist sich zudem als ein formidabler Evangelist.
Die Interpretation zeigt uns Bachs Weihnachtsoratorium nicht als musika- lischen Festakt, sondern als persönliche Meditation; christliche Botschaft statt Gans und Lametta. Das hätte wohl selbst Johann Sebastian Bach so gelten lassen.
Schon seit 2014 verzückt das Ensemble Resonanz alljährlich sein Publi- kum mit dieser modernen Version gehobener Hausmusik. Die Musiker um Konzertmeisterin Juditha Haeberlin, die in Hamburg mit dem Resonanz- raum St. Pauli im Bunker an der Feldstraße einen eigenen Kammermusik- saal bespielen, und außerdem ein Hausensemble der Elbphilharmonie sind, haben „ihr“ Weihnachtsoratorium seitdem beständig weiterent- wickelt. Es ist ein Herzensprojekt. Und deshalb haben sie Bachs Chöre, Arien, Rezitative und Choräle in ihrer eigenen und besonderen Bearbei- tung nun auch auf CD veröffentlicht.
Da gibt es viel zu entdecken – auch für die Beteiligten übrigens: „Abgese- hen von einer Schallplatte meiner Eltern hatte ich bis zu diesem Projekt eigentlich keinen Kontakt mit dem Weihnachtsoratorium. Mittlerweile geht es mir aber ähnlich wie den Kollegen, die das Stück bereits oft gespielt hatten und damit groß geworden sind: Weihnachten ohne WO ist nur die halbe Wahrheit“, so beschreibt der Gitarrist Johannes Öllinger diese Erfahrung. „Außerdem macht es Spaß, mit meinen Gitarren in die verschiedenen Rollen zu schlüpfen, von der Pauke über Basso Continuo bis zur Oboe, und auch hier und da ein paar stilfremde Akzente zu setzen.“ Auch die Tasteninstrumente wagen mitunter einen kecken klanglichen Ausflug in die Moderne.
Was da zu hören ist, das wirkt schlank, frisch und sehr engagiert. Der Eingangschor beispielsweise, gesungen nur von vier Solisten, erweist sich als ausgesprochen reizvoll – weil man endlich einmal die Koloraturen und Verzierungen so richtig schön genießen kann. Und die Choräle werden von Johanna Winkel, Sopran, Truike van der Poel, Alt, Benjamin Glaubitz, Tenor, und Dominik Köninger, Bass, gemeinsam mit dem gesamten Ensemble wunderbar gesungen. Benjamin Glaubitz erweist sich zudem als ein formidabler Evangelist.
Die Interpretation zeigt uns Bachs Weihnachtsoratorium nicht als musika- lischen Festakt, sondern als persönliche Meditation; christliche Botschaft statt Gans und Lametta. Das hätte wohl selbst Johann Sebastian Bach so gelten lassen.
Dienstag, 12. Dezember 2017
Vanillekipferlgrün (Zwo3wir)
Vanillekipferlgrün sieht das A-Cappella-Ensemble zwo3wir das Weihnachtsfest – als Kombination quasi zwischen Omas Traditions- plätzchen und der Farbe der Hoffnung. Auch eine große Portion Tannenduft darf dabei nicht fehlen, wie das Album des Quintetts zeigt. Tina Haberfehlner, Sopran, Judith Fuchslueger, Alt, Paul Schörghuber, Tenor/Beatbox, Michael Burghofer, Bariton und Thomas Mayrhofer, Bass – „zwo Frauen, drei Männer und ein Wir-Gefühl“ – präsentieren auf dieser CD Musik für die Vorweih- nachtszeit, irgendwo zwischen Gotteslob und Weihnachtspop. Die Arrangements sind detailreich, sinnlich und auch witzig; gesungen wird mit Leidenschaft, und wenn Paul Schörghuber loslegt, dann meint man mitunter, es stünde tatsächlich ein Schlagzeug im Raum. Ein rundum sympathisches Album, sehr persönlich und total anders. Wenn es zu Weihnachten nicht unbedingt Klassik sein muss – einfach mal reinhören, es lohnt sich!
Montag, 11. Dezember 2017
Christmas at Steinway Hall (Steinway & Sons)
Heutzutage kommt es nicht mehr sehr oft vor, dass ein Pianist im klassischen Repertoire ebenso versiert ist wie in der Improvisation. Der britische Pianist Simon Mulligan gehört zu jenen Ausnahme-Musikern. Er hat vor der Queen gespielt, und vor Barack Obama, in Carnegie Hall ebenso wie in Wigmore Hall oder anderen bedeutenden Konzertsälen. Mulligan hat aber auch ein Jazzquartett geleitet, seit er vierzehn Jahre alt war, und mit ihm auf internationalen Festivals musiziert. Er wird von Kollegen aus der Welt der Klassik, wie Yehudi Menuhin, ebenso gelobt wie von bekannten Jazzmusikern, wie Herbie Hancock – und er hat obendrein ein Faible für Filmmusik.
Simon Mulligan ist Steinway eng verbunden, und hat für das Label des Unternehmens ein ganz besonderes Weihnachtsalbum eingespielt. Es ist überraschend kurzweilig, farbenreich und hält, was weihnachtlichen Puderzucker angeht, auch ziemlich strikt Diät. Und wenn Mulligan sie spielt, sind selbst Klassiker wie Winter Wonderland oder Stille Nacht, heilige Nacht ohne Glühwein gut verträglich.
Die Aufnahmen sind übrigens das Dokument eines Überganges: Steinway Hall ist im vergangenen Jahr von der 57. Straße, wo sich der legendäre Showroom seit 1925 befunden hat, nach Midtown Manhatten, zwischen Times Square und Bryant Park, umgezogen. Diese CD wurde in beiden Räumen aufgenommen.
Simon Mulligan ist Steinway eng verbunden, und hat für das Label des Unternehmens ein ganz besonderes Weihnachtsalbum eingespielt. Es ist überraschend kurzweilig, farbenreich und hält, was weihnachtlichen Puderzucker angeht, auch ziemlich strikt Diät. Und wenn Mulligan sie spielt, sind selbst Klassiker wie Winter Wonderland oder Stille Nacht, heilige Nacht ohne Glühwein gut verträglich.
Die Aufnahmen sind übrigens das Dokument eines Überganges: Steinway Hall ist im vergangenen Jahr von der 57. Straße, wo sich der legendäre Showroom seit 1925 befunden hat, nach Midtown Manhatten, zwischen Times Square und Bryant Park, umgezogen. Diese CD wurde in beiden Räumen aufgenommen.
Sonntag, 10. Dezember 2017
Humperdinck: Hänsel und Gretel (Pentatone)
Am 31.Dezember 2016 nahm Marek Janowski mit Beethovens Neunter seinen Abschied als langjähriger Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin. Mit diesem Ensemble hatte er im Berliner Mu- sikleben deutliche Akzente gesetzt; so hat Janowski die Opern von Richard Wagner konzertant aufgeführt – mit einem handverlesenen Sängerensem- ble, und, da ohne szenisches Geschehen, gänzlich auf die Musik konzentriert.
Am 23. Dezember 2016 ließ er darauf Engelbert Humperdincks Märchen- oper Hänsel und Gretel folgen, erneut in einer konzertanten Vorstellung, deren Mitschnitt nun bei Pentatone veröffentlicht wurde. Das bunte Bild auf dem Cover aber täuscht - denn Janowski ging es leider mitnichten um eine reizvoll-magische Kinder-Weihnachtsoper. Auch wenn der Kinderchor der Staatsoper Unter den Linden, geleitet von Vinzenz Weissenburger, wunderbar gesungen hat. Aber diese Vorstellung war wohl eher für ein ergrautes Publikum bestimmt, das die Magie vor allem in der engen Verbindung zwischen Humperdinck und Richard Wagner sah.
Denn Janowski stellte diese Verknüpfung in den Vordergrund; er spürte den Wagner-Anklängen feinsinnig nach. Und er fand eine Menge Stellen, wo man es wagnern lassen kann - so massiv war mir das noch nie aufgefallen, und es ist die Frage, ob dies wirklich musikalisch derart zentral ist.
Denn im Gegenzug ließ der Dirigent dafür so manches zurückstehen, was Humperdinck ausgemacht hätte. Bei aller Inspiration durch das Erlebnis Bayreuth - aber ist er nicht doch deutlich mehr als nur ein Wagner-Epi- gone? So gab es also, auf den Tag genau 123 Jahre nach der Uraufführung durch die Staatskapelle Weimar unter Richard Strauss, in der Philhar- monie mit dem trefflich musizierenden Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin ein Kinderstuben-Weihfestspiel: „Reisbrei! Reisbrei!“ statt „Rhein- gold! Rheingold!“
Der Live-Mitschnitt bietet reichlich Drama; man höre nur die Auftritte von Ricarda Merbeth als verzweifelte Mutter und Albert Dohmen als angesäuselter Vater. Großes Kino! doch leider versteht man bei Frau Merbeth kaum ein Wort. Der Text aber ist nun einmal Bestandteil des Gesamtkunstwerkes Oper, daran ist nicht zu rütteln.
Alexandra Steiner als Gretel und Katrin Wundsam als Hänsel hält man beim Anhören vom Timbre her für eine vertauschte Besetzung – und zu Kindern im Grundschulalter passen diese vibratoreichen, hubraumstarken Stimmen gleich gar nicht. So mangelt es den Szenen der Kinder an Verspieltheit und an Charme, wallalaweia. Auch bei diesen Sängerinnen lässt zudem die Textverständlichkeit erheblich zu wünschen übrig.
Als Sandmännchen ist Annika Gerhards zu hören, und Alexandra Hutton als Taumännchen. Die Partie der Knusperhexe gestaltet Christian Elsner – und er übernimmt diese Aufgabe mit Hingabe. Der Tenor hat hörbar Spaß an dem so gar nicht netten Treiben der Rosine Leckermaul, und so kann sich beim dritten Akt endlich auch ein Zuhörer amüsieren, der Wagner womöglich weniger wonniglich findet. Das ist unter dem Strich allerdings enttäuschend; insgesamt finde ich diesen Live-Mitschnitt so gar nicht zauberhaft. Schade!
Am 23. Dezember 2016 ließ er darauf Engelbert Humperdincks Märchen- oper Hänsel und Gretel folgen, erneut in einer konzertanten Vorstellung, deren Mitschnitt nun bei Pentatone veröffentlicht wurde. Das bunte Bild auf dem Cover aber täuscht - denn Janowski ging es leider mitnichten um eine reizvoll-magische Kinder-Weihnachtsoper. Auch wenn der Kinderchor der Staatsoper Unter den Linden, geleitet von Vinzenz Weissenburger, wunderbar gesungen hat. Aber diese Vorstellung war wohl eher für ein ergrautes Publikum bestimmt, das die Magie vor allem in der engen Verbindung zwischen Humperdinck und Richard Wagner sah.
Denn Janowski stellte diese Verknüpfung in den Vordergrund; er spürte den Wagner-Anklängen feinsinnig nach. Und er fand eine Menge Stellen, wo man es wagnern lassen kann - so massiv war mir das noch nie aufgefallen, und es ist die Frage, ob dies wirklich musikalisch derart zentral ist.
Denn im Gegenzug ließ der Dirigent dafür so manches zurückstehen, was Humperdinck ausgemacht hätte. Bei aller Inspiration durch das Erlebnis Bayreuth - aber ist er nicht doch deutlich mehr als nur ein Wagner-Epi- gone? So gab es also, auf den Tag genau 123 Jahre nach der Uraufführung durch die Staatskapelle Weimar unter Richard Strauss, in der Philhar- monie mit dem trefflich musizierenden Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin ein Kinderstuben-Weihfestspiel: „Reisbrei! Reisbrei!“ statt „Rhein- gold! Rheingold!“
Der Live-Mitschnitt bietet reichlich Drama; man höre nur die Auftritte von Ricarda Merbeth als verzweifelte Mutter und Albert Dohmen als angesäuselter Vater. Großes Kino! doch leider versteht man bei Frau Merbeth kaum ein Wort. Der Text aber ist nun einmal Bestandteil des Gesamtkunstwerkes Oper, daran ist nicht zu rütteln.
Alexandra Steiner als Gretel und Katrin Wundsam als Hänsel hält man beim Anhören vom Timbre her für eine vertauschte Besetzung – und zu Kindern im Grundschulalter passen diese vibratoreichen, hubraumstarken Stimmen gleich gar nicht. So mangelt es den Szenen der Kinder an Verspieltheit und an Charme, wallalaweia. Auch bei diesen Sängerinnen lässt zudem die Textverständlichkeit erheblich zu wünschen übrig.
Als Sandmännchen ist Annika Gerhards zu hören, und Alexandra Hutton als Taumännchen. Die Partie der Knusperhexe gestaltet Christian Elsner – und er übernimmt diese Aufgabe mit Hingabe. Der Tenor hat hörbar Spaß an dem so gar nicht netten Treiben der Rosine Leckermaul, und so kann sich beim dritten Akt endlich auch ein Zuhörer amüsieren, der Wagner womöglich weniger wonniglich findet. Das ist unter dem Strich allerdings enttäuschend; insgesamt finde ich diesen Live-Mitschnitt so gar nicht zauberhaft. Schade!
Donnerstag, 7. Dezember 2017
Scheidt: Das Orgelwerk Vol. 11 (Fagott)
Samuel Scheidt (1587 bis 1654) gehört wie der Dresdner Hofkapell- meister Heinrich Schütz und Thomaskantor Johann Hermann Schein zu den „drei großen Sch“. Die drei befreundeten Musiker haben aus Mitteldeutschland heraus tatkräftig Musikgeschichte geschrieben.
Die Zeiten allerdings waren alles andere als musisch – denn der Dreißigjährige Krieg, von 1618 bis 1648, verwüstete die Region gleich mehrfach. Von Krankheit und Not blieben auch die Musiker nicht verschont; so verlor Scheidt 1636 vier seiner sieben Kinder an die Pest. Ein weiteres war schon im ersten Lebensjahr verstorben. Nur die beiden Jüngsten, geboren 1638 und 1640, überlebten.
Dabei hatte das Leben des Komponisten hoffnungsvoll begonnen. In Halle/Saale, seiner Heimatstadt, begann er seine Ausbildung und wurde 1603 Organist an St. Moritz. 1607 wurde nach Amsterdam gesandt, wo er bei Jan Pieterszon Sweelinck lernen durfte. Im Jahre 1609 kehrte Scheidt in die Heimat zurück, und wurde zum Hoforganisten von Markgraf Christian Wilhelm von Brandenburg, der Administrator des Erzstiftes Magdeburg war, und in Halle residierte. 1620 wurde er zudem Hof- kapellmeister.
In diesen Jahren schuf und veröffentlichte er bedeutende Werke, wie die Tabulatura nova, die den Weg für die weitere Entwicklung der Claviermusik bereitete. Mit seinem Tabulaturbuch hundert geistlicher Lieder und Psalmen, 1650 in Görlitz erschienen, gab Scheidt zudem der Choralbearbeitung eine gänzlich neue Ausrichtung.
Seine persönlichen Verhältnisse allerdings hatten im Kriege gelitten. Zwar schuf Halle nach der Flucht des Markgrafen 1628 eigens für Scheidt die Stelle eines städtischen Musikdirektors. Diese verlor er aber bereits zwei Jahre später wieder, und musste sich zunächst ohne Anstellung behaup- ten. 1638 wurde schließlich August von Sachsen als neuer Administrator ins Amt eingeführt; Scheidt erhielt von diesem sein Amt als Organist und Hofkapellmeister zurück, was er bis zu seinem Tode inne hatte.
Das Label Fagott veröffentlicht derzeit in einer CD-Reihe das komplette Orgelwerk von Samuel Scheidt. Folge elf, eingespielt von Jan Vermeire, enthält auf zwei CD überwiegend Stücke aus dem Görlitzer Tabulatur- buch. Der renommierte Organist wählte dafür ein modernes Instru- ment: Die Orgel in Saint-Vlaast, Béthune, wurde im Jahre 2001 durch die Schweizer Orgelbaufirma Felsberg AG errichtet. In Disposition und Klang orientiert sie sich am norddeutschen Vorbild.
Die Zeiten allerdings waren alles andere als musisch – denn der Dreißigjährige Krieg, von 1618 bis 1648, verwüstete die Region gleich mehrfach. Von Krankheit und Not blieben auch die Musiker nicht verschont; so verlor Scheidt 1636 vier seiner sieben Kinder an die Pest. Ein weiteres war schon im ersten Lebensjahr verstorben. Nur die beiden Jüngsten, geboren 1638 und 1640, überlebten.
Dabei hatte das Leben des Komponisten hoffnungsvoll begonnen. In Halle/Saale, seiner Heimatstadt, begann er seine Ausbildung und wurde 1603 Organist an St. Moritz. 1607 wurde nach Amsterdam gesandt, wo er bei Jan Pieterszon Sweelinck lernen durfte. Im Jahre 1609 kehrte Scheidt in die Heimat zurück, und wurde zum Hoforganisten von Markgraf Christian Wilhelm von Brandenburg, der Administrator des Erzstiftes Magdeburg war, und in Halle residierte. 1620 wurde er zudem Hof- kapellmeister.
In diesen Jahren schuf und veröffentlichte er bedeutende Werke, wie die Tabulatura nova, die den Weg für die weitere Entwicklung der Claviermusik bereitete. Mit seinem Tabulaturbuch hundert geistlicher Lieder und Psalmen, 1650 in Görlitz erschienen, gab Scheidt zudem der Choralbearbeitung eine gänzlich neue Ausrichtung.
Seine persönlichen Verhältnisse allerdings hatten im Kriege gelitten. Zwar schuf Halle nach der Flucht des Markgrafen 1628 eigens für Scheidt die Stelle eines städtischen Musikdirektors. Diese verlor er aber bereits zwei Jahre später wieder, und musste sich zunächst ohne Anstellung behaup- ten. 1638 wurde schließlich August von Sachsen als neuer Administrator ins Amt eingeführt; Scheidt erhielt von diesem sein Amt als Organist und Hofkapellmeister zurück, was er bis zu seinem Tode inne hatte.
Das Label Fagott veröffentlicht derzeit in einer CD-Reihe das komplette Orgelwerk von Samuel Scheidt. Folge elf, eingespielt von Jan Vermeire, enthält auf zwei CD überwiegend Stücke aus dem Görlitzer Tabulatur- buch. Der renommierte Organist wählte dafür ein modernes Instru- ment: Die Orgel in Saint-Vlaast, Béthune, wurde im Jahre 2001 durch die Schweizer Orgelbaufirma Felsberg AG errichtet. In Disposition und Klang orientiert sie sich am norddeutschen Vorbild.
Graun: Uns ist ein Kind geboren (Oehms Classics)
Im Jahre 1724 wurde Carl Heinrich Graun (1704 bis 1759) als Tenor an den Braunschweiger Hof verpflichtet. Doch bald stellte sich heraus, dass der junge Hofsänger, der seine musikalische Ausbildung an der Dresdner Kreuzschule erhalten hatte, weit mehr konnte – und so wurde er neben Hofkapellmeister Georg Caspar Schürmann zunächst zum Opernkomponisten, und dann auch zum Vizekapellmeister.
Für die Hochzeit des preußischen Kronprinzen komponierte er 1733 eine Oper, die diesem so gut gefiel, dass er den Musiker an seinen Hof nach Rheinsberg holte. Als Friedrich II. 1740 den Thron bestieg, ernannte er Carl Heinrich Graun zu seinem Hofkapell- meister.
Von den zahlreichen geistlichen Werken des Komponisten sind nur sehr wenige überliefert. Desto erfreuter war die Musikwelt, als in den 1990 in Washington D.C., in der Library of Congress, die Abschrift eines Weihnachtsoratoriums von Graun gefunden wurde. Wer sie angefertigt hat, wann das Stück entstanden ist und wer den Text geschaffen hat – all diese Fragen konnte die Musikwissenschaft bislang noch nicht klären.
Mittlerweile haben einige Ensembles Grauns Weihnachtsoratorium wiederentdeckt – so auch die Arcis-Vocalisten, gegründet im Jahre 2005 von Thomas Gropper, der das Ensemble noch immer leitet. Der Münchner Projektchor hat das Werk nun gemeinsam mit dem Barockorchester L'arpa festante in einer Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk bei Oehms Classics veröffentlicht. Aus der gut besetzten Solistenriege sticht insbeson- dere Monika Mauch heraus, die ihren Part mit beeindruckender Eleganz singt. Zu hören sind zudem Marion Eckstein, Mezzosopran, Georg Poplutz, Tenor, und Raimund Nolte, Bassbariton.
Für die Hochzeit des preußischen Kronprinzen komponierte er 1733 eine Oper, die diesem so gut gefiel, dass er den Musiker an seinen Hof nach Rheinsberg holte. Als Friedrich II. 1740 den Thron bestieg, ernannte er Carl Heinrich Graun zu seinem Hofkapell- meister.
Von den zahlreichen geistlichen Werken des Komponisten sind nur sehr wenige überliefert. Desto erfreuter war die Musikwelt, als in den 1990 in Washington D.C., in der Library of Congress, die Abschrift eines Weihnachtsoratoriums von Graun gefunden wurde. Wer sie angefertigt hat, wann das Stück entstanden ist und wer den Text geschaffen hat – all diese Fragen konnte die Musikwissenschaft bislang noch nicht klären.
Mittlerweile haben einige Ensembles Grauns Weihnachtsoratorium wiederentdeckt – so auch die Arcis-Vocalisten, gegründet im Jahre 2005 von Thomas Gropper, der das Ensemble noch immer leitet. Der Münchner Projektchor hat das Werk nun gemeinsam mit dem Barockorchester L'arpa festante in einer Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk bei Oehms Classics veröffentlicht. Aus der gut besetzten Solistenriege sticht insbeson- dere Monika Mauch heraus, die ihren Part mit beeindruckender Eleganz singt. Zu hören sind zudem Marion Eckstein, Mezzosopran, Georg Poplutz, Tenor, und Raimund Nolte, Bassbariton.
Mittwoch, 6. Dezember 2017
Telemann: Trompetenkonzerte (Berlin Classics)
Auch wenn diese CD eigentlich keine Aufnahme speziell für Weihnachten ist, verbreitet sie doch festlichen Glanz. Trompeter Matthias Höfs möchte damit Georg Philipp Telemann (1681 bis 1767) ehren, dessen Todestag sich 2017 zum zweihundertfünfzigsten Male jährt. Er wirkte mehr als 50 Jahre als Director Musices in Hamburg, und trug mit seinem Schaffen wesentlich dazu bei, dass die Hansestadt auch eine Musikstadt von hohem Renommée wurde.
„Wir kennen die unglaublichen Trompetenpartien in den Werken von Bach, Händel und Vivaldi, wie dem Weihnachtsoratorium, der h-Moll-Messe und dem Messias, in den geistlichen Werken meist in D-Dur, als Ausdruck der Verbindung mit dem Göttlichen“, schreibt Höfs. „In der Riege der Barockkomponisten nimmt Telemann eine für uns Trompeter besondere Stellung ein, denn weder Bach noch Händel haben der Trompete ein Solokonzert gewidmet. Telemann komponierte gleich drei fantastische Trompetenkonzerte und eine Sonate, die für mich zu den schönsten überhaupt zählen.“
Auf dieser CD sind sie alle zu hören, eingespielt von Matthias Höfs mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Dieses Ensemble erweist sich als genialer Musizierpartner, der mit Präzision und atemberaubender Transparenz gemeinsam mit dem Solisten konzertiert. Sowohl Höfs als auch das Kammerorchester spielen mit hinreißender Leichtigkeit und Sinn für Klangeffekte und Auszierungen.
Musiziert wird auf modernen Instrumenten. Das ermöglicht die Ergän- zung des Programmes um zwei Sonaten in h-Moll bzw. g-Moll – was eine ebenso angenehme wie anspruchsvolle Abwechslung zum Dauer-D-Dur mit sich bringt. Auch diese werden exquisit musiziert – eine glanzvolle Einspielung, die dem Telemann-Jahr 2017 ein würdiges Finale setzt.
„Wir kennen die unglaublichen Trompetenpartien in den Werken von Bach, Händel und Vivaldi, wie dem Weihnachtsoratorium, der h-Moll-Messe und dem Messias, in den geistlichen Werken meist in D-Dur, als Ausdruck der Verbindung mit dem Göttlichen“, schreibt Höfs. „In der Riege der Barockkomponisten nimmt Telemann eine für uns Trompeter besondere Stellung ein, denn weder Bach noch Händel haben der Trompete ein Solokonzert gewidmet. Telemann komponierte gleich drei fantastische Trompetenkonzerte und eine Sonate, die für mich zu den schönsten überhaupt zählen.“
Auf dieser CD sind sie alle zu hören, eingespielt von Matthias Höfs mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Dieses Ensemble erweist sich als genialer Musizierpartner, der mit Präzision und atemberaubender Transparenz gemeinsam mit dem Solisten konzertiert. Sowohl Höfs als auch das Kammerorchester spielen mit hinreißender Leichtigkeit und Sinn für Klangeffekte und Auszierungen.
Musiziert wird auf modernen Instrumenten. Das ermöglicht die Ergän- zung des Programmes um zwei Sonaten in h-Moll bzw. g-Moll – was eine ebenso angenehme wie anspruchsvolle Abwechslung zum Dauer-D-Dur mit sich bringt. Auch diese werden exquisit musiziert – eine glanzvolle Einspielung, die dem Telemann-Jahr 2017 ein würdiges Finale setzt.
Berliner Philharmoniker - The Christmas Album (Deutsche Grammophon)
Feiern Sie Weihnachten mit den Berliner Philharmonikern!, lädt die Deutsche Grammophon ein – und hat dazu aus den Archiven legendäre Interpretationen von Barock-Klassikern herausgesucht. Zu hören sind die Weihnachtskonzerte von Arcangelo Corelli, Giuseppe Torelli, Francesco Manfredini und Pietro Antonio Locatelli. Komplettiert wird das Programm durch Kanon und Gigue von Johann Pachelbel, Der Winter aus Vivaldis Vier Jahreszeiten – der Solopart wird gespielt von Konzertmeister Michel Schwalbé – und durch Bachs berühmtes Air. Da kommt garantiert Weihnachtsstimmung auf. Und die Aufnahmen mit den Berliner Philhar- monikern unter Herbert vom Karajan sind noch immer hörenswert.
Daquin: Noveau Livre de Noëls (Brilliant Classics)
Fröhliche
Weihnachtsmusik, hinreißend gespielt von Adriano Falcioni an einer
historischen Orgel mit ausgesprochen farbenreichen Klang, ist auf
dieser CD zu hören: Das Nouveau Livre de Noëls, mit Variationen
über französische Weihnachtslieder, gilt als das Hauptwerk von
Louis-Claude Daquin (1694 bis 1772).
Daquin war ein musikalisches Wunderkind. Er erhielt Unterricht bei seiner Patin, der berühmten Cembalistin Élisabeth-Claude Jacquet de La Guerre, und spielte bereits im Alter von sechs Jahren vor Ludwig XIV. Das Orgelspiel lernte er bei Louis Marchand, einem der Organisten des Königs; im Fach Kompo- sition unterrichtete ihn Nicholas Bernier, Kapellmeister der Sainte-Chapelle. Daquin wirkte ab 1739 als Organist der Chapelle Royale und ab 1755 außerdem an der Kathedrale Notre-Dame in Paris. Leider sind die meisten seiner Werke nicht überliefert.
Das ist schade, denn seine Variationen über Weihnachtslieder zeigen, dass er ein exzellenter Organist und ein hervorragender Improvisator gewesen sein muss. Sie sind stimmungsvoll und abwechslungsreich – und geben Adriano Falcioni Gelegenheit, die klanglichen Möglichkeiten einer ganz besonderen Orgel vorzustellen: Das Instrument des Klosters von Gellone in St-Guilhem-le-Désert, Hérault, wurde in den Jahren 1782 bis 1789 von Jean-Pierre Cavaillé, Großvater des Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll, erbaut.
Eigentlich sollte es 27 Register bekommen, bei drei Manualen und einem Pedal, das lediglich über 18 Töne verfügt. Doch der Ausbruch der Französischen Revolution verhinderte seine Fertigstellung. So war die Orgel zwar spielbar, aber das Rückpositiv fehlte.
1974/75 wurden Orgel und Gehäuse zum Denkmal erklärt. Alain Sals, der das Instrument 1968 bereits restauriert hatte, erhielt schließlich auch den Auftrag, es zu komplettieren: 1984 hat Sals das Rückpositiv nach den Plänen Cavaillés errichtet und so die Orgel um die fehlenden neun Register ergänzt. Der Orgelbauer hat sich auch in den nachfolgenden Jahren weiter um die Erhaltung des Instrumentes gekümmert. Seit 2010 liegt die Verantwortung dafür bei Michel Formentelli.
Daquins Noëls klingen auf dieser charaktervollen Orgel prächtig. Falcioni nutzt die vielen unterschiedlichen Register, um farbliche Akzente und Echos zu gestalten. Selbst die Vögel dürfen zwitschern, beim Noël en Musette. Zauberhaft!
Daquin war ein musikalisches Wunderkind. Er erhielt Unterricht bei seiner Patin, der berühmten Cembalistin Élisabeth-Claude Jacquet de La Guerre, und spielte bereits im Alter von sechs Jahren vor Ludwig XIV. Das Orgelspiel lernte er bei Louis Marchand, einem der Organisten des Königs; im Fach Kompo- sition unterrichtete ihn Nicholas Bernier, Kapellmeister der Sainte-Chapelle. Daquin wirkte ab 1739 als Organist der Chapelle Royale und ab 1755 außerdem an der Kathedrale Notre-Dame in Paris. Leider sind die meisten seiner Werke nicht überliefert.
Das ist schade, denn seine Variationen über Weihnachtslieder zeigen, dass er ein exzellenter Organist und ein hervorragender Improvisator gewesen sein muss. Sie sind stimmungsvoll und abwechslungsreich – und geben Adriano Falcioni Gelegenheit, die klanglichen Möglichkeiten einer ganz besonderen Orgel vorzustellen: Das Instrument des Klosters von Gellone in St-Guilhem-le-Désert, Hérault, wurde in den Jahren 1782 bis 1789 von Jean-Pierre Cavaillé, Großvater des Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll, erbaut.
Eigentlich sollte es 27 Register bekommen, bei drei Manualen und einem Pedal, das lediglich über 18 Töne verfügt. Doch der Ausbruch der Französischen Revolution verhinderte seine Fertigstellung. So war die Orgel zwar spielbar, aber das Rückpositiv fehlte.
1974/75 wurden Orgel und Gehäuse zum Denkmal erklärt. Alain Sals, der das Instrument 1968 bereits restauriert hatte, erhielt schließlich auch den Auftrag, es zu komplettieren: 1984 hat Sals das Rückpositiv nach den Plänen Cavaillés errichtet und so die Orgel um die fehlenden neun Register ergänzt. Der Orgelbauer hat sich auch in den nachfolgenden Jahren weiter um die Erhaltung des Instrumentes gekümmert. Seit 2010 liegt die Verantwortung dafür bei Michel Formentelli.
Daquins Noëls klingen auf dieser charaktervollen Orgel prächtig. Falcioni nutzt die vielen unterschiedlichen Register, um farbliche Akzente und Echos zu gestalten. Selbst die Vögel dürfen zwitschern, beim Noël en Musette. Zauberhaft!
Dienstag, 5. Dezember 2017
O sanctissima (Genuin)
Wie klingt Weihnachten, rings um den Erdball? Der MDR Rundfunk- chor vereint Sängerinnen und Sänger aus zehn Ländern – und ist somit das perfekte Ensemble, um die Vielfalt an Traditionen zu erkunden, die weltweit mit dem Fest verbunden sind. Auf dieser CD lädt der MDR Rundfunkchor nun bereits zum zweiten Male dazu ein, Schätze aus vielen Regionen zu entdecken.
27 Weihnachtslieder haben die Profis aus Leipzig unter Leitung von Philipp Ahmann eingespielt. Darunter sind Klassiker, wie Macht hoch die Tür, allerdings in einem modernen Satz von Graham Buckland, Ich steh an deiner Krippen hier in dem bekannten Choralsatz von Johann Sebastian Bach aus dem Weihnachtsoratorium, oder Es kommt ein Schiff geladen in einem Chorsatz von Max Reger. Es erklingen aber auch Lieder aus Russland, Frankreich, England, Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark, Italien, Armenien, Venezuela, von den Bermudas, aus den USA, Japan und sogar, in Ersteinspielung, ein Lied aus Korea, das extra für diese CD entstanden ist.
Im Beiheft berichten Chorsänger, was sie an den einzelnen Liedern begeistert. Und auch der Zuhörer wird begeistert sein, denn die Leipziger musizieren auf höchstem Niveau. Mit dieser CD bestätigt der MDR Rundfunkchor einmal mehr seinen hohen Rang als eines der besten professionellen Ensembles Europas.
27 Weihnachtslieder haben die Profis aus Leipzig unter Leitung von Philipp Ahmann eingespielt. Darunter sind Klassiker, wie Macht hoch die Tür, allerdings in einem modernen Satz von Graham Buckland, Ich steh an deiner Krippen hier in dem bekannten Choralsatz von Johann Sebastian Bach aus dem Weihnachtsoratorium, oder Es kommt ein Schiff geladen in einem Chorsatz von Max Reger. Es erklingen aber auch Lieder aus Russland, Frankreich, England, Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark, Italien, Armenien, Venezuela, von den Bermudas, aus den USA, Japan und sogar, in Ersteinspielung, ein Lied aus Korea, das extra für diese CD entstanden ist.
Im Beiheft berichten Chorsänger, was sie an den einzelnen Liedern begeistert. Und auch der Zuhörer wird begeistert sein, denn die Leipziger musizieren auf höchstem Niveau. Mit dieser CD bestätigt der MDR Rundfunkchor einmal mehr seinen hohen Rang als eines der besten professionellen Ensembles Europas.
Sonntag, 3. Dezember 2017
Koechlin: Oeuvres orchestrales (SWR Music)
Die Musik von Charles Koechlin (1867 bis 1950) ist hierzulande wenig bekannt. Zum hundertfünfzigsten Geburtstag des Komponisten – der am 27. November 1867 in Paris das Licht der Welt erblickte, aber seine Wurzeln im Elsass hatte – sind nun bei SWR Music in zwei Boxen jeweils sieben CD alle Koechlin-Produktio- nen des Senders erschienen.
Als Zugabe gibt es jeweils ein umfangreiches Beiheft. Es enthält einen detailreichen Aufsatz von Otfrid Nies, der einen Überblick über Leben und Schaffen des Komponisten bietet. Nies setzt sich seit viele Jahren dafür ein, diesem Zeitgenossen von Debussy und Ravel mehr Beachtung zu verschaffen. Er hat dazu 1984 in Kassel das „Archiv Charles Koechlin“ gegründet, das mittlerweile über eine beeindruckende Kollektion an Dokumenten verfügt.
Mit Sorgfalt zusammengestellt: höchst informatives Beiheft
Otfried Nies und Robert Orledge, ebenfalls ein ausgewiesener Koechlin-Experte, haben dann ausführliche Anmerkungen zu den einzelnen Werken hinzugefügt. Diese werden gelegentlich durch Kommentare der beteiligten Musiker ergänzt. Außerdem sind die Texte sämtlicher Vokalwerke zu finden, und Kurzbiographien der Mitwirkenden – und all das auf Deutsch, Französisch und Englisch. Und als Zugabe gibt es obendrein noch Photographien von Koechlin. Soviel Sorgfalt ist selten; desto mehr ist der SWR zu loben, der diesen Aufwand treibt, um den Jubilar zu ehren und dem Musikfreund den Zugang zu seinem eigenwilligen Werk zu erleichtern.
Charles Koechlin, obgleich mit Musik aufgewachsen, wollte eigentlich Ingenieur werden. Doch dann erkrankte er schwer an Tuberkulose, und musste seine Lebenspläne ändern. Er wandte sich der Musik zu, und studierte am Conservatoire, zunächst bei Jules Massenet, und dann bei Gabriel Fauré. Aber auch die Musik von Claude Debussy schätzte Koechlin sehr: „Il suffit parfois d'une seule mesure chez un génial confrère, pour nous ouvrir la porte sur des jardins enchantés, où nous pourrons très bien cueillir d'autres fleurs que les siennes“, so beschrieb er in seinen Memoiren die Inspiration, die er durch dessen Stück Mandoline erfuhr.
Das Werk von Charles Koechlin ist umfangreich, und umfasst nahezu alle Gattungen mit Ausnahme von Opern, Oratorien und anderer geistlicher Chormusik. Ein besonderes Faible hatte der Komponist für das Orchestrieren; diese Gabe nutzten auch seine Kollegen gern, so dass er beispielsweise Faurés Musik zu Pelléas et Mélisande oder Debussys Ballettmusik Khamma orchestrierte. Seine Erfahrungen in diesem Bereich gab er in dem vierbändigen Traité de l'orchestration weiter.
Schon im Jahre 2001 startete der SWR das Koechlin-Projekt; dabei arbeiteten der Stuttgarter Rundfunksender mit seinem Radio-Sinfonie- orchester, Dirigent Heinz Holliger und Otfrid Nies mit dem Archiv Charles Koechlin eng zusammen. Die beiden CD-Boxen zeigen, wie viele Facetten Koechlins Werk hat. Da wäre zunächst die Kammermusik, auf vier CD zusammengefasst – wobei der Komponist die Bläser offenbar sehr schätzte, insbesondere Klarinette und Flöten. Doch auch für Streichinstru- mente hat er etliche Werke geschrieben.
Koechlins magische Musik - oder: Fronarbeit im Zaubergarten
Entstanden sind die Aufnahmen im Laufe vieler Jahre. Auch die Liste der Mitwirkenden ist lang; sie reicht von Dirk Altmann, Klarinette, über Peter Bruns, Violoncello, bis hin zu Peter Thalheimer, Flöte. Die meisten Interpreten sind Mitglieder des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart und haben sich über viele Jahre mit dem Werk Koechlins beschäftigt.
Die Klavierwerke, auf drei CD, hat Michael Korstick eingespielt. Der Pianist wurde durch eine CD auf die Musik Koechlins aufmerksam: „Gleich mit den ersten Akkorden öffnete sich ein fremdartiger Zaubergarten voller süchtig machender Farben und Düfte“, berichtet er. Korstick fragte beim Archiv nach – und bekam von Otfried Nies ein Notenpaket. „Allerdings sind die feinsinnigen und farbigen, eine große innere Ruhe ausstrahlenden Klavierschöpfungen Koechlins für den Pianisten eine harte Nuss“, stellt Korstick fest. „Der stark orchestral konzipierte Satz kümmert sich nicht im geringsten um das mit zwei Händen Machbare, wirkt mit seinen extrem aufgefächerten Akkorden über weite Strecken wie das Particell eines Orchesterwerks, welches vom Pianisten erst in einem ,Griffplan' eingerichtet werden muss und zudem noch ganz eigene, hoch differenzierte Pedaltechniken erforderlich macht.“
Die Veröffentlichung mit den Orchesterwerken Koechlins enthält zahlreiche Weltersteinspielungen. Sie bietet einen breiten Überblick über Koechlins Schaffen, von den frühen Orchesterliedern über orchestrierte Werke anderer Komponisten bis hin zu seinen klanggewaltigen und üppig besetzten Spätwerken.
Koechlins Musikstücke beziehen sich oftmals auf Außermusikalisches, wie Literatur oder Filme. Am ehesten bekannt sind wohl seine Musikstücke zum Dschungelbuch von Rudyard Kipling, wie Chanson de nuit dans la jungle, Le Chant de Kala Nag oder Les Bandar-Log. Auf sieben CD erklingen die von 2000 bis 2012 aufgenommenen und veröffentlichten Produktionen des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart unter Heinz Holliger sowie La Méditation de Purun Bhagat, ebenfalls ein Dschungelbuch-Stück.
Als Zugabe gibt es jeweils ein umfangreiches Beiheft. Es enthält einen detailreichen Aufsatz von Otfrid Nies, der einen Überblick über Leben und Schaffen des Komponisten bietet. Nies setzt sich seit viele Jahren dafür ein, diesem Zeitgenossen von Debussy und Ravel mehr Beachtung zu verschaffen. Er hat dazu 1984 in Kassel das „Archiv Charles Koechlin“ gegründet, das mittlerweile über eine beeindruckende Kollektion an Dokumenten verfügt.
Mit Sorgfalt zusammengestellt: höchst informatives Beiheft
Otfried Nies und Robert Orledge, ebenfalls ein ausgewiesener Koechlin-Experte, haben dann ausführliche Anmerkungen zu den einzelnen Werken hinzugefügt. Diese werden gelegentlich durch Kommentare der beteiligten Musiker ergänzt. Außerdem sind die Texte sämtlicher Vokalwerke zu finden, und Kurzbiographien der Mitwirkenden – und all das auf Deutsch, Französisch und Englisch. Und als Zugabe gibt es obendrein noch Photographien von Koechlin. Soviel Sorgfalt ist selten; desto mehr ist der SWR zu loben, der diesen Aufwand treibt, um den Jubilar zu ehren und dem Musikfreund den Zugang zu seinem eigenwilligen Werk zu erleichtern.
Charles Koechlin, obgleich mit Musik aufgewachsen, wollte eigentlich Ingenieur werden. Doch dann erkrankte er schwer an Tuberkulose, und musste seine Lebenspläne ändern. Er wandte sich der Musik zu, und studierte am Conservatoire, zunächst bei Jules Massenet, und dann bei Gabriel Fauré. Aber auch die Musik von Claude Debussy schätzte Koechlin sehr: „Il suffit parfois d'une seule mesure chez un génial confrère, pour nous ouvrir la porte sur des jardins enchantés, où nous pourrons très bien cueillir d'autres fleurs que les siennes“, so beschrieb er in seinen Memoiren die Inspiration, die er durch dessen Stück Mandoline erfuhr.
Das Werk von Charles Koechlin ist umfangreich, und umfasst nahezu alle Gattungen mit Ausnahme von Opern, Oratorien und anderer geistlicher Chormusik. Ein besonderes Faible hatte der Komponist für das Orchestrieren; diese Gabe nutzten auch seine Kollegen gern, so dass er beispielsweise Faurés Musik zu Pelléas et Mélisande oder Debussys Ballettmusik Khamma orchestrierte. Seine Erfahrungen in diesem Bereich gab er in dem vierbändigen Traité de l'orchestration weiter.
Schon im Jahre 2001 startete der SWR das Koechlin-Projekt; dabei arbeiteten der Stuttgarter Rundfunksender mit seinem Radio-Sinfonie- orchester, Dirigent Heinz Holliger und Otfrid Nies mit dem Archiv Charles Koechlin eng zusammen. Die beiden CD-Boxen zeigen, wie viele Facetten Koechlins Werk hat. Da wäre zunächst die Kammermusik, auf vier CD zusammengefasst – wobei der Komponist die Bläser offenbar sehr schätzte, insbesondere Klarinette und Flöten. Doch auch für Streichinstru- mente hat er etliche Werke geschrieben.
Koechlins magische Musik - oder: Fronarbeit im Zaubergarten
Entstanden sind die Aufnahmen im Laufe vieler Jahre. Auch die Liste der Mitwirkenden ist lang; sie reicht von Dirk Altmann, Klarinette, über Peter Bruns, Violoncello, bis hin zu Peter Thalheimer, Flöte. Die meisten Interpreten sind Mitglieder des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart und haben sich über viele Jahre mit dem Werk Koechlins beschäftigt.
Die Klavierwerke, auf drei CD, hat Michael Korstick eingespielt. Der Pianist wurde durch eine CD auf die Musik Koechlins aufmerksam: „Gleich mit den ersten Akkorden öffnete sich ein fremdartiger Zaubergarten voller süchtig machender Farben und Düfte“, berichtet er. Korstick fragte beim Archiv nach – und bekam von Otfried Nies ein Notenpaket. „Allerdings sind die feinsinnigen und farbigen, eine große innere Ruhe ausstrahlenden Klavierschöpfungen Koechlins für den Pianisten eine harte Nuss“, stellt Korstick fest. „Der stark orchestral konzipierte Satz kümmert sich nicht im geringsten um das mit zwei Händen Machbare, wirkt mit seinen extrem aufgefächerten Akkorden über weite Strecken wie das Particell eines Orchesterwerks, welches vom Pianisten erst in einem ,Griffplan' eingerichtet werden muss und zudem noch ganz eigene, hoch differenzierte Pedaltechniken erforderlich macht.“
Die Veröffentlichung mit den Orchesterwerken Koechlins enthält zahlreiche Weltersteinspielungen. Sie bietet einen breiten Überblick über Koechlins Schaffen, von den frühen Orchesterliedern über orchestrierte Werke anderer Komponisten bis hin zu seinen klanggewaltigen und üppig besetzten Spätwerken.
Koechlins Musikstücke beziehen sich oftmals auf Außermusikalisches, wie Literatur oder Filme. Am ehesten bekannt sind wohl seine Musikstücke zum Dschungelbuch von Rudyard Kipling, wie Chanson de nuit dans la jungle, Le Chant de Kala Nag oder Les Bandar-Log. Auf sieben CD erklingen die von 2000 bis 2012 aufgenommenen und veröffentlichten Produktionen des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart unter Heinz Holliger sowie La Méditation de Purun Bhagat, ebenfalls ein Dschungelbuch-Stück.
Dienstag, 28. November 2017
Cavalli: Requiem, Grandi: Motets (Raumklang)
Als Francesco Cavalli (1602 bis 1676) einst spürte, dass sein Lebensende naht, ordnete er seine Angelegen- heiten. Er ging dabei so weit, dass er in seinem Testament präzise Anwei- sungen für seine Beisetzungsfeier- lichkeiten gab, und sein eigenes Requiem komponierte.
Cavalli war ein Musiker von europäi- schem Rang. Als Mitte des 17. Jahr- hunderts die Oper in Venedig in hoher Blüte stand, gehörte Cavalli zu den erfolgreichsten Opernkomponi- sten – 30 Werke dieser noch jungen Gattung sind von ihm überliefert. Doch auch der Kirchenmusik widmete sich Cavalli mit großer Ernsthaftig- keit. Mit 14 Jahren war er als Sänger in den Chor des Markusdomes aufgenommen worden und begann dort unter Kapellmeister Claudio Monteverdi und dem maestro del canto Alessandro Grandi seine musikalische Laufbahn. In späteren Jahren wirkte er dort auch als Organist und ab 1668 als maestro di capella.
Für sein achtstimmiges Requiem wünschte er sich eine große Besetzung. Neben dem kompletten Sängerensemble sollten auch zwei Violinen, vier Violen, zwei Zinken, zwei Theorben, Posaunen, Dulzian, Violone und drei Orgeln mitwirken. So üppig besetzt ist diese Einspielung mit dem Ensemble Polyharmonique nicht. Alexander Schneider, der Leiter dieses Solistenverbundes, hat sich für acht Sänger und Basso continuo entschieden; zu hören sind hier Juliane Laake, Bassgambe, Maximilian Ehrhardt, Arpa doppia, und Klaus Eichhorn, Orgelpositiv.
Diese Minimalbesetzung unterstützt allerdings die Aussage des Werkes in staunenswerter Weise. Denn anders als seine Opern schrieb Cavalli diese Totenmesse weniger für ein Publikum als vielmehr für die Ewigkeit. Sie ist ein Juwel musikalischen Gestaltungsvermögens und zeugt sowohl von der Gelehrsamkeit des Komponisten als auch von seiner Innovationskraft – die Cavalli freilich aus der Tradition schöpft, auf die er sich auch immer wieder bezieht.
Dennoch fühlt man sich immer wieder an Mozarts Requiem erinnert, auch wenn Cavallis Werk so gar nicht dramatisch ist. Hier wird nicht mit dem Tode gerungen, und vor der Hölle gezittert, hier erscheint der Tod eher als das letzte Hindernis vor der ewigen Seligkeit. Und so ist denn diese Musik von geradezu überirdischer Schönheit, und voller Trost. Den Gesangs- solisten und Musikern gelingt es wunderbar, diese Botschaft zu vermitteln. Ergänzt wird die Totenmesse durch Motetten von Alessandro Grandi.
Cavalli war ein Musiker von europäi- schem Rang. Als Mitte des 17. Jahr- hunderts die Oper in Venedig in hoher Blüte stand, gehörte Cavalli zu den erfolgreichsten Opernkomponi- sten – 30 Werke dieser noch jungen Gattung sind von ihm überliefert. Doch auch der Kirchenmusik widmete sich Cavalli mit großer Ernsthaftig- keit. Mit 14 Jahren war er als Sänger in den Chor des Markusdomes aufgenommen worden und begann dort unter Kapellmeister Claudio Monteverdi und dem maestro del canto Alessandro Grandi seine musikalische Laufbahn. In späteren Jahren wirkte er dort auch als Organist und ab 1668 als maestro di capella.
Für sein achtstimmiges Requiem wünschte er sich eine große Besetzung. Neben dem kompletten Sängerensemble sollten auch zwei Violinen, vier Violen, zwei Zinken, zwei Theorben, Posaunen, Dulzian, Violone und drei Orgeln mitwirken. So üppig besetzt ist diese Einspielung mit dem Ensemble Polyharmonique nicht. Alexander Schneider, der Leiter dieses Solistenverbundes, hat sich für acht Sänger und Basso continuo entschieden; zu hören sind hier Juliane Laake, Bassgambe, Maximilian Ehrhardt, Arpa doppia, und Klaus Eichhorn, Orgelpositiv.
Diese Minimalbesetzung unterstützt allerdings die Aussage des Werkes in staunenswerter Weise. Denn anders als seine Opern schrieb Cavalli diese Totenmesse weniger für ein Publikum als vielmehr für die Ewigkeit. Sie ist ein Juwel musikalischen Gestaltungsvermögens und zeugt sowohl von der Gelehrsamkeit des Komponisten als auch von seiner Innovationskraft – die Cavalli freilich aus der Tradition schöpft, auf die er sich auch immer wieder bezieht.
Dennoch fühlt man sich immer wieder an Mozarts Requiem erinnert, auch wenn Cavallis Werk so gar nicht dramatisch ist. Hier wird nicht mit dem Tode gerungen, und vor der Hölle gezittert, hier erscheint der Tod eher als das letzte Hindernis vor der ewigen Seligkeit. Und so ist denn diese Musik von geradezu überirdischer Schönheit, und voller Trost. Den Gesangs- solisten und Musikern gelingt es wunderbar, diese Botschaft zu vermitteln. Ergänzt wird die Totenmesse durch Motetten von Alessandro Grandi.
Montag, 27. November 2017
Actus Tragicus - Bach Cantatas BWV 106, 150,131, 12 (Alpha)
Schon vor einiger Zeit hatte das Ensemble Vox Luminis mit einer Veröffentlichung von Motetten aus dem sogenannten Alt-Bachischen Archiv – einer von Johann Sebastian Bach sorgsam zusammengetragenen Kollektion von Werken seiner Vorfahren – für Furore gesorgt. Nun haben sich die Sänger und Musiker unter der Leitung von Lionel Meunier dem Schaffen des jungen Bach zugewandt, und für Alpha Trauerkantaten aus seinen frühen Jahren eingespielt. Die CD beginnt mit Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit BWV 106. Kaum zu glauben, dass es sich bei diesem Actus Tragicus um ein Werk handelt, das Bach mit Anfang Zwanzig komponiert haben soll. Auch Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu Dir BWV 131 wird auf das Jahr 1707 datiert; es wird vermutet, dieses Meisterwerk der Textausdeutung könnte die erste Kantate Bachs überhaupt gewesen sein.
Die beiden Kantaten Nach dir, Herr, verlanget mich BWV 150 und Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen BWV 12 komplettieren die Einspielung. Vox Luminis interpretiert diese Trauermusiken in Minimalbesetzung – und das höchst eindringlich. Mein persönlicher Favorit ist hierbei der Actus Tragicus, vorgetragen von vier Gesangssolisten, zwei Blockflötisten, zwei Gamben und Orgel. Phantastisch!
Die beiden Kantaten Nach dir, Herr, verlanget mich BWV 150 und Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen BWV 12 komplettieren die Einspielung. Vox Luminis interpretiert diese Trauermusiken in Minimalbesetzung – und das höchst eindringlich. Mein persönlicher Favorit ist hierbei der Actus Tragicus, vorgetragen von vier Gesangssolisten, zwei Blockflötisten, zwei Gamben und Orgel. Phantastisch!
Sonntag, 26. November 2017
Spohr: Symphony No. 4 (Naxos)
Der renommierte Violinvirtuose Louis Spohr (1785 bis 1859) war auch als Komponist, Dirigent und als Musikpädagoge überaus gefragt und weithin berühmt. Allerdings sind seine Werke, mit Ausnahme vielleicht seiner Violinschule, nach seinem Tode der Vergessenheit anheim gefallen.
Dass dies bedauerlich ist, beweisen mittlerweile einige Aufnahmen. So ist bei dem Label Marco Polo in den 1980er und 1990er Jahren der erste vollständige Spohr-Sinfonienzyklus auf CD erschienen, eingespielt durch die Budapester Symphoniker bzw. die Slowakische Staatsphilharmonie unter Leitung des 2004 verstorbenen Dirigenten Alfred Walter. Diese Gesamtaufnahme, die auch heute noch erstaunlich frisch und inspiriert wirkt, ist nun bei Naxos wieder erhältlich.
Dass dies bedauerlich ist, beweisen mittlerweile einige Aufnahmen. So ist bei dem Label Marco Polo in den 1980er und 1990er Jahren der erste vollständige Spohr-Sinfonienzyklus auf CD erschienen, eingespielt durch die Budapester Symphoniker bzw. die Slowakische Staatsphilharmonie unter Leitung des 2004 verstorbenen Dirigenten Alfred Walter. Diese Gesamtaufnahme, die auch heute noch erstaunlich frisch und inspiriert wirkt, ist nun bei Naxos wieder erhältlich.
Piano Works by J. W. Hässler (Oehms Classics)
Die Inspiration zu diesem Aufnahme- projekt gab eine fehlerhafte Noten- edition: Im Jahre 2007 hatte Anthony Spiri eine CD mit drei Fugen, drei Fantasien und drei Sonaten von Wilhelm Friedemann Bach (1710 bis 1784) eingespielt. Allerdings wurde später festgestellt, dass drei dieser Werke gar nicht von diesem Komponisten, sondern von Johann Wilhelm Häßler (1747 bis 1822) stammten.
Dieser Musiker war der Sohn eines Erfurter Strumpfwirkers; die musikalische Ausbildung erhielt er von seinem Onkel Johann Christian Kittel, einem Schüler Bachs. Und so kam es, dass er stilistisch dem Kreis der Bach-Söhne zugerechnet wird – was, nebenbei bemerkt, aber auch für die hohe Qualität seiner Kompositionen spricht.
Häßler war als Pianist sehr erfolgreich. In London musizierte er mit Joseph Haydn, und in St. Petersburg wurde er dann durch Zarin Katharina die Große zum Hofkapellmeister ernannt. Im Jahre 1794 ließ sich der Musiker in Moskau nieder, wo er nicht zuletzt auch als Musikpädagoge wirkte. „Er ist sozusagen der Begründer der ,russischen Klavierschule'“, sagt Spiri, „denn Häßler hat die Tradition der Bach-Söhne, die im Westen unmittelbar auf Schumann und Mendelssohn nachgewirkt hat, im östlichen Europa hoffähig gemacht.“ Sein Schaffen wurde im Westen Europas allerdings nicht in demselben Maße gewürdigt.
Anthony Spiri hat bereits mehrfach Werke der Bach-Söhne auf CD veröffentlicht. Die beiden vorliegenden Aufnahmen zeigen einmal mehr, dass Musik aus jener Zeit zwischen Bachs Tod und seiner Wiederent- deckung durch die Romantiker unsere Neugier durchaus verdient hat – und dass man diese Werke auch auf dem modernen Konzertflügel wunderbar vortragen kann. Spiri wählte für die erste CD erneut drei Fugen, drei Fantasien und drei Sonaten des ältesten Bach-Sohnes Wilhelm Friedemann aus verschiedenen Schaffensperioden. Auf der zweiten ist dann Häßler vertreten, mit der Grande Gigue d-Moll op. 31, drei Sonaten, einer Fantasie c-Moll sowie der Sonata Fantasie C-Dur op. 4.
Dieser Musiker war der Sohn eines Erfurter Strumpfwirkers; die musikalische Ausbildung erhielt er von seinem Onkel Johann Christian Kittel, einem Schüler Bachs. Und so kam es, dass er stilistisch dem Kreis der Bach-Söhne zugerechnet wird – was, nebenbei bemerkt, aber auch für die hohe Qualität seiner Kompositionen spricht.
Häßler war als Pianist sehr erfolgreich. In London musizierte er mit Joseph Haydn, und in St. Petersburg wurde er dann durch Zarin Katharina die Große zum Hofkapellmeister ernannt. Im Jahre 1794 ließ sich der Musiker in Moskau nieder, wo er nicht zuletzt auch als Musikpädagoge wirkte. „Er ist sozusagen der Begründer der ,russischen Klavierschule'“, sagt Spiri, „denn Häßler hat die Tradition der Bach-Söhne, die im Westen unmittelbar auf Schumann und Mendelssohn nachgewirkt hat, im östlichen Europa hoffähig gemacht.“ Sein Schaffen wurde im Westen Europas allerdings nicht in demselben Maße gewürdigt.
Anthony Spiri hat bereits mehrfach Werke der Bach-Söhne auf CD veröffentlicht. Die beiden vorliegenden Aufnahmen zeigen einmal mehr, dass Musik aus jener Zeit zwischen Bachs Tod und seiner Wiederent- deckung durch die Romantiker unsere Neugier durchaus verdient hat – und dass man diese Werke auch auf dem modernen Konzertflügel wunderbar vortragen kann. Spiri wählte für die erste CD erneut drei Fugen, drei Fantasien und drei Sonaten des ältesten Bach-Sohnes Wilhelm Friedemann aus verschiedenen Schaffensperioden. Auf der zweiten ist dann Häßler vertreten, mit der Grande Gigue d-Moll op. 31, drei Sonaten, einer Fantasie c-Moll sowie der Sonata Fantasie C-Dur op. 4.
Reger und seine Zeit (MDG)
So hörenswert die Musik von Max Reger (1873 bis 1916) ist, so selten erklingt sie tatsächlich im Konzert. Das gilt nicht nur für seine Orgelwerke, sondern ebenso für die Chormusik. Der Kammerchor Opus Vocale, geleitet von Volker Hedtfeld, hat auf dieser CD im Gedenken an den hundertsten Todestag des Komponisten eine kleine, aber sehr feine Auswahl aus dem Schaffen Regers zusammengestellt. Sie macht zum einen deutlich, welch enorme Qualität diese Musik hat. Und sie zeigt zum anderen das Umfeld, in dem sie entstanden ist – mit ebenfalls sorgsam ausgesuchten Chorstücken von Anton Bruckner (1824 bis 1896), Johannes Brahms (1833 bis 1897) und Arnold Schönberg (1874 bis 1951).
Volker Hedtfeld führt seinen Profi-Projektchor mit sicherer Hand durch dieses anspruchsvolle Repertoire. Der Kammerchor Opus Vocale beeindruckt mit seinem absolut homogenen Chorklang, schier endlosen Spannungsbögen und dynamischer Flexibilität. Faszinierend!
Volker Hedtfeld führt seinen Profi-Projektchor mit sicherer Hand durch dieses anspruchsvolle Repertoire. Der Kammerchor Opus Vocale beeindruckt mit seinem absolut homogenen Chorklang, schier endlosen Spannungsbögen und dynamischer Flexibilität. Faszinierend!
Donnerstag, 23. November 2017
Paganini rediscovered (Dynamic)
Neuigkeiten von Niccolò Paganini? Luca Fanfoni hat in Archivbeständen danach gesucht, und was er dort gefunden hat, das ist nicht weniger als eine Sensation. Auf dieser CD präsentiert der Geiger nun seine Entdeckungen.
So waren die Variations de bravoure sur des Thèmes de Moϊse, de Rossini, sur la 4me Corde, nach dem wichtigsten Thema auch Sonata a Preghiera M.S. 23 benannt, bislang nur in Form von Orchesterstimmen als Autograph überliefert, aber es fehlten sowohl eine Partitur als auch der Solopart. Die einzige Quelle für den Geigen-Solopart war eine Bearbeitung für Violine und Klavier, veröffentlicht 1855 in Hamburg.
Bei einem Vergleich beider Notenmaterialien wurde festgestellt, dass in dieser Edition drei Abschnitte fehlen, gleich zu Beginn – und sie konnten nicht rekonstruiert werden, weil dafür keine Violinstimme vorlag. Luca Fanfoni hat gemeinsam mit seinem Sohn Daniele – ebenfalls ein exzellenter Geiger – bei Recherchen in der Biblioteca Palatina di Parma ein Manuskript mit dem Titel Preghiera del Mosè / di / Pagagini / Parte del Pianoforte entdeckt. Es enthielt eine vollständige Version, die sich zudem erfreulich nahe am Ochester-Original bewegte – und die solang vermisste Solostimme.
Fanfoni vermutet, dass diese Noten aus dem Bestand von Romeo Franzoni stammen, Geigenlehrer am Konservatorium zu Parma. Er war mit den Erben Paganinis eng befreundet. Von ihnen erhielt er auch verschiedene Manuskripte geschenkt, wie man in dem sehr informativen Beiheft nachlesen kann.
Auf dieser CD ist nun also Paganinis berühmtes Werk, das allein auf der vierten Saite der Geige zu spielen ist, erstmals wieder in seiner originalen Gestalt zu hören. Für die Aufnahmen durfte Luca Fanfoni zudem Paganinis Lieblingsgeige, die legendäre Cannone, spielen. Sie wurde 1742 oder 1743 in Cremona von Giuseppe Guarneri gebaut. Heute wird die Cannone im Palazzo Doria Tursi aufbewahrt, dem Sitz der Stadtverwaltung von Genua, und von einer Expertengruppe sorgsam betreut.
Nach einer Beschädigung im Jahre 1833 reparierte der Geigenbauer Jean-Baptiste Vuillaume das Instrument; er fertigte außerdem eine Kopie an, die Paganinis Schüler Camillo Sivori in späteren Jahren erwarb. Auch dieses Instrument ist auf dieser CD zu hören – gespielt wird es von Daniele Fanfoni bei den Drei Ritornellen für zwei Violinen und Violoncello M.S. 1. Dabei handelt es sich wohl um frühe Werke, die sich im Manuskript in der Biblioteca Casanatense in Rom befinden.
Die CD enthält dazu noch weitere Raritäten, wie die Sechs Präludien für Violine solo, das Capriccio (Andante) für Solovioline M.S. 54, das Rondo für Violine und Violoncello M.S. 63 und das Grande Concerto in e-Moll M.S. 75 in seiner ursprünglichen Gestalt, für Violine und Gitarre, und mit den Kadenzen von Franco Gulli. Musizierpartner sind hier Luca Simoncini, Violoncello, und Fabrizio Giudice, Gitarre.
So waren die Variations de bravoure sur des Thèmes de Moϊse, de Rossini, sur la 4me Corde, nach dem wichtigsten Thema auch Sonata a Preghiera M.S. 23 benannt, bislang nur in Form von Orchesterstimmen als Autograph überliefert, aber es fehlten sowohl eine Partitur als auch der Solopart. Die einzige Quelle für den Geigen-Solopart war eine Bearbeitung für Violine und Klavier, veröffentlicht 1855 in Hamburg.
Bei einem Vergleich beider Notenmaterialien wurde festgestellt, dass in dieser Edition drei Abschnitte fehlen, gleich zu Beginn – und sie konnten nicht rekonstruiert werden, weil dafür keine Violinstimme vorlag. Luca Fanfoni hat gemeinsam mit seinem Sohn Daniele – ebenfalls ein exzellenter Geiger – bei Recherchen in der Biblioteca Palatina di Parma ein Manuskript mit dem Titel Preghiera del Mosè / di / Pagagini / Parte del Pianoforte entdeckt. Es enthielt eine vollständige Version, die sich zudem erfreulich nahe am Ochester-Original bewegte – und die solang vermisste Solostimme.
Fanfoni vermutet, dass diese Noten aus dem Bestand von Romeo Franzoni stammen, Geigenlehrer am Konservatorium zu Parma. Er war mit den Erben Paganinis eng befreundet. Von ihnen erhielt er auch verschiedene Manuskripte geschenkt, wie man in dem sehr informativen Beiheft nachlesen kann.
Auf dieser CD ist nun also Paganinis berühmtes Werk, das allein auf der vierten Saite der Geige zu spielen ist, erstmals wieder in seiner originalen Gestalt zu hören. Für die Aufnahmen durfte Luca Fanfoni zudem Paganinis Lieblingsgeige, die legendäre Cannone, spielen. Sie wurde 1742 oder 1743 in Cremona von Giuseppe Guarneri gebaut. Heute wird die Cannone im Palazzo Doria Tursi aufbewahrt, dem Sitz der Stadtverwaltung von Genua, und von einer Expertengruppe sorgsam betreut.
Nach einer Beschädigung im Jahre 1833 reparierte der Geigenbauer Jean-Baptiste Vuillaume das Instrument; er fertigte außerdem eine Kopie an, die Paganinis Schüler Camillo Sivori in späteren Jahren erwarb. Auch dieses Instrument ist auf dieser CD zu hören – gespielt wird es von Daniele Fanfoni bei den Drei Ritornellen für zwei Violinen und Violoncello M.S. 1. Dabei handelt es sich wohl um frühe Werke, die sich im Manuskript in der Biblioteca Casanatense in Rom befinden.
Die CD enthält dazu noch weitere Raritäten, wie die Sechs Präludien für Violine solo, das Capriccio (Andante) für Solovioline M.S. 54, das Rondo für Violine und Violoncello M.S. 63 und das Grande Concerto in e-Moll M.S. 75 in seiner ursprünglichen Gestalt, für Violine und Gitarre, und mit den Kadenzen von Franco Gulli. Musizierpartner sind hier Luca Simoncini, Violoncello, und Fabrizio Giudice, Gitarre.