Paul Abrahám (1892 bis 1960) kombinierte in seinen Operetten österreichische Tradition, zeitgenössischen Schlager, und moderne Klänge. Für seine Werke wurde der ungarische Komponist, der 1930 nach Berlin kam, vom Publikum in ganz Europa gefeiert. Doch ihm war nur eine kurze Frist beschieden: Die Uraufführung der Operette Ball im Savoy, die im Dezember 1932 stattfand, war für manche das letzte große kulturelle Ereignis der Weimarer Republik.
Ein Orchester, das durch eine Jazz-Band ergänzt wurde, eine kesse, mitunter sogar frivole Geschichte, und dazu Helden, wie sie sich die Regenbogenpresse nicht bunter ausdenken könnte – Ball im Savoy wirkt aus heutiger Perspektive wie ein Abgesang auf die Berliner Weltoffenheit in den „goldenen“ 20er Jahren. Dann kam das Jahr 1933. Und der Zauber war vorbei.
In jüngster Zeit sind etliche Werke aus jener Zeit, die so abrupt zu Ende ging, wieder für die Bühne entdeckt worden. Das gilt auch für Ball im Savoy. Auf dieser Doppel-CD ist eine Aufführung der Folks Operetta unter Anthony Barrese in englischer Sprache aus dem Jahre 2014 dokumentiert. Man hat viel Freude beim Anhören. Und man fragt sich, wie zeitgenössische Musik denn heute klingen würde, wenn sich seinerzeit bürgerliche Kräfte hätten behaupten können. Welch ein Verlust!
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