Dienstag, 30. März 2010

Adío Espana (Dorian)

Diese CD offeriert eine Einladung zu einer Zeitreise: The Baltimore Consort hat Musik eingespielt, wie sie um 1500 in Spanien erklang. Die iberische Halbinsel war damals offenbar eine kulturell überaus interessante Landschaft, denn dort lebten Juden, Christen und Mos- lems jahrhundertelang miteinan- der - was sich auch auf die Musik jener Zeit auswirkte.
Die Hochzeit zwischen Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II., dem späteren König von Aragon, im Jahre 1469 beendete allerdings diese kulturelle Blütezeit ziemlich abrupt. Denn die reyes católicos gingen entschieden gegen Juden und Mauren vor - und vertrieben innerhalb weniger Jahre alle Anders- gläubigen, die sich nicht taufen lassen wollten.
Aus der Musik freilich verschwanden ihre Spuren nicht so schnell, wie diese CD belegt. Noch um 1550 finden sich in den cancioneros Echos jener multikulturellen Vergangenheit - in Instrumentierung, Rhythmen, Harmonien oder auch schlicht in der Notation; so gelten die Mauren als die Erfinder der Tabulaturen.
The Baltimore Consort musiziert auf historischen Instrumenten bzw. ihren Nachbauten - und entführt seine Zuhörer in eine faszinierende Klangwelt. Die Überraschung dieser CD ist aber der brasilianische Countertenor José Lemos mit seiner klangschönen, kultivierten und exzellent geführten Altstimme. Man darf sehr gespannt sein, mit welchem Repertoire man ihn zukünftig wiederhören wird.

Sviatoslav Richter plays Franz Schubert / Oistrakh plays Beethoven, Leclair, Paganini (Idis)

Entdeckungen im Archiv: Hier sind zwei CD mit schönen alten Aufnah- men der russischen Ausnahme- musiker Swjatoslaw Teofilowitsch Richter und David Fjodorowitsch Oistrach. Aus dem Beiheft erfährt man wenigstens, wann und wo sie entstanden sind - und das wars auch schon. 
Richter spielt die Schubert-Sona- ten  in c-Moll D 958 (Budapest, 1958) und in a-Moll D 845 (Moskau, 1957) erstaunlich ver- halten-poetisch; eigentlich ist man ein kraftvolles bis romantisches Spiel von ihm gewohnt. 
Die Aufnahme des Beethoven-Violinkonzertes D-Dur op. 61 mit David Oistrach stammt aus dem Jahre 1960; er musiziert hier mit dem Orchestra Sinfonica di Milano della RAI unter Vittorio Gui. Außerdem enthält die CD Sonaten von Leclair, Locatelli und Paganini, aufge- zeichnet im Studio 1955 bzw. 1951, jeweils mit Wladimir Jampolski am Klavier. Diese Aufnahmen sind nicht Oistrachs "Best of", aber sie zeigen doch den typischen Oistrach-Ton - schlank, aber zugleich voll Wärme - und seine brillante Technik, die jedoch niemals Selbstzweck war. Ein faszinierendes Dokument, das Sammler erfreuen wird.

Sonntag, 28. März 2010

Fiesta - Simón Bolívar Youth Orchestra of Venezuela, Dudamel (Deutsche Grammophon)

Das Simón Bolívar-Jugend- orchester aus Venezuela spielt lateinamerikanische Musik - aber da geht der Bär ab! Satte Bläser- chöre, ein Schlagwerk, wie es im Konzertsaal selten zu hören ist, und dazu Streicher, die offenbar das Tanzen im Blut haben. Was für ein Programm, und was für ein Temperament! Hier ist Spielfreude pur zu erleben - was aber die Präzision nicht vermindert, mit der das Orchester agiert. Dudamel spielt mit Akzenten und Klang- farben, und die Jugendlichen folgen ihm mit Begeisterung. 
Die CD beginnt mit Silvestre Revueltas Sensemayá - einem Stück voll indianischer Anklänge, das mit seinen Dissonanzen insgesamt etwas aus dem Rahmen fällt. Die folgenden Werke sind rhythmusgetrie- bener, tänzerischer und zugleich oftmals bildhafter. Dudamel beweist Sinn für Dramatik, lässt aber auch die kantablen Stellen nicht in der allgemeinen Party untergehen. Die CD endet mit dem Mambo aus West Side Story - eine Referenz an Leonard Bernstein. Wer sich einen Eindruck von zeitgenössischer lateinamerikanischer Orchestermusik verschaffen will - diese CD sei empfohlen.

Orff: Der Mond / Die Kluge (EMI Classics)

Zwei köstliche Stücke von Carl Orff nach Märchen der Gebrüder Grimm in wundervollen histori- schen Aufnahmen. Da ziehen vier Gesellen in die Fremde, und in einem Nachbarland erleben sie erstmals den Mond. Weil der so praktisch ist, beschließen die Burschen, ihn zu stehlen und mit nach Hause zu nehmen. Das gelingt auch. Doch dann beschließt jeder von ihnen, "sein" Viertel mit ins Grab zu nehmen.
In der Unterwelt aber ist das Licht nicht willkommen, denn es weckt die Toten auf und sorgt für Unruhe - bis schließlich Petrus höchstselbst die Ordnung wieder herstellt. Orff nutzt die Geschichte, um allerhand Trubel zu inszenieren; es hat da neben den vier Burschen und dem Petrus noch einen Erzähler in bester Evangelisten-Tradition (sehr hörenswert: Rudolf Christ), schwungvolle Musik und großartige Chöre. Die Aufnahme stammt aus dem Jahre 1957. Es singen der Philharmonia Chorus and Children's Chorus, und es spielt bei beiden Werken das Philharmonia Orchestra unter Wolfgang Sawallisch.
Die Rolle des Erzählers übernimmt in Die Kluge das Volk, bestehend vor allem aus drei Vagabunden. Die Besetzung ist erstklassig. So ist als clevere Bauerntochter Elisabeth Schwarzkopf zu hören, ihren Vater singt Gottlob Frick. Prolog und Epilog spricht Orff höchstpersönlich - in seiner Gegenwart wurde 1956 Die Kluge eingespielt, so dass man davon ausgehen darf, dass die Aufnahme seinen Intentionen entspricht. Das Märchen ist bekannt. Auffällig ist, dass die scheinbar naiv erzählte Geschichte ziemlich schrill orchestriert ist - und dass Orff den König ziemlich bissig charakterisiert. Das Werk wurde 1943 in Frankfurt uraufgeführt. So harmlos wie Der Mond erscheint es nicht.

Samstag, 27. März 2010

Schütz: Psalmen Davids; Dresdner Kreuzchor (Berlin Classics)

Heinrich Schütz kam 1617 end- gültig an den Hof von Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen. Die Dresdner Hofkapelle war damals aufgrund der exzellenten Qualität ihrer Musiker weithin berühmt. Auch den Kreuzchor gab es damals schon. Und zwischen dem Kreuz- kantor, Magister Samuel Rüling, und dem Hofkapellmeister scheint schon bald eine enge Beziehung zu bestehen.
Rüling war der Beichtvater des Sagittarius. In seiner Motette Machet die Tore weit, die noch heute zum Repertoire der Kruzianer gehört, zitiert er Schütz. Und in den Psalmen Davids verewigte sich Rüling mit einem Glückwunsch-Epigramm. Die Sammlung, 1619 gedruckt, enthält 26 Konzerte für zwei bis vier variabel zu besetzende Chöre - und überträgt die venezianische Musizierpraxis, wie sie Schütz als Schüler von Giovanni Gabrieli kennenlernte, in ihrer ganzen Klangpracht auf Sachsen. Im Notenbestand des Kreuzchores finden sich diese Werke schon wenig später. 
Doch über Jahrhunderte haben Musiker bevorzugt die Stücke ihrer Zeitgenossen aufgeführt. Wer nicht mehr dazu gehörte, der wurde binnen kurzer Frist vergessen. Den Romantikern verdanken wir die Wiederentdeckung der musikalischen Vergangenheit. Und heute erklingen in den Konzerten wesentlich häufiger jene Schätze, die die Jahrhunderte im Archiv überdauert haben, als die Werke lebender Komponisten. 
Schütz geriet in Dresden nie gänzlich in Vergessenheit. Doch erst Rudolf Mauersberger, Kreuzkantor von 1930 bis 1971, ging syste- matisch an die Wiederentdeckung seines musikalischen  Nachlasses. Auch sein Nachfolger Martin Flämig hielt dieses Erbe sehr in Ehren, wie diese Einspielung von elf Stücken aus den Psalmen Davids belegt. Sie entstanden von 1973 bis 1975, und zeigen den Kreuzchor in exzellenter Form. Er wird begleitet von der Capella Fidicina Leipzig, einem Ensemble, das sich ganz der historischen Aufführungspraxis verschrieben hat.

Freitag, 26. März 2010

Robert und Clara Schumann: Klavierwerke aus Dresden 1845 - 1849; Tobias Koch (Genuin)

Das soll ein Schumann sein? Donnerwetter! Bei den Klängen reibt man sich verwundert die Augen. Die CD hebt an mit kräftig grollenden Bässen, und energisch schepperndem Diskant.
Die Vier Märsche op. 76 beginnen Mit größter Energie, und Tobias Koch lässt seinen Erard-Flügel von 1852 dementsprechend tönen. Damit beginnt zugleich eine musikalische Entdeckungsreise, denn das historische Instrument klingt in der Tat ganz anders als ein moderner Konzertflügel. Der Düsseldorfer Pianist entlockt ihm elegante, singende Passagen ebenso wie derbe, zupackende Momente, distanzierte, geradezu akademische Phrasen ebenso wie raunende, murmelnde Stimmungsbilder; der Erard-Flügel beeindruckt dabei stets durch die Transparenz und Strahlkraft seines Klanges. 
Tobias Koch hat für diese CD ausschließlich Werke aus den Dresdner Jahren des Ehepaares Schumann ausgewählt. Nach einer schweren Schaffenskrise und anschließendem gesundheitlichen Zusammen- bruch hatte sich Schumann während der Herbstmonate in der sächsischen Landeshauptstadt allmählich wieder stabilisiert; zum Jahresende 1844 zogen die Schumanns endgültig dorthin um. 
Und im Januar 1845 begann Schumann ausgedehnte Contrapunc- tische Studien, dem Vorbild Bachs nachspürend, den der Komponist zeitlebens als unerreichbares Vorbild betrachtete und zu dem er immer wieder in Krisensituationen Zuflucht nahm. Die CD bringt die Vier Fugen op. 72 - Schumanns Antwort auf Bachs Meisterwerke wie das Wohltemperierte Clavier oder Die Kunst der Fuge. Sie bringt aber auch Drei Präludien und Fugen op. 16 von Clara Schumann, ent- standen ebenfalls 1845 - und zwar nach Fugenthemen, die der welt- berühmten Pianistin wohl ihr Gemahl vorgegeben hat. Dieser Aufgabe entledigt sie sich eher akademisch und relativ kurz angebunden. Interessant aber sind ihre Präludien dazu, denn es sind kleine Meisterstücke, effektvoll konzipiert für die Konzertbühne, unter klug kalkuliertem Einsatz des Instrumentenklanges. Koch spürt ihren Ambitionen nach, und präsentiert gerade in diesen Werken eine ganze Palette an Klangfarben, die man dem Erard-Flügel nach dem ersten Höreindruck so gar nicht zugetraut hätte. 
Wie exzellent Clara Schumann mit den Klangmöglichkeiten eines solchen Instrumentes umzugehen wusste, das zeigt auch ihre Bearbeitung von vier der urprünglich für Pedalflügel bestimmten Kanonischen Studien aus op. 56: "Faszinierend in seinem durch- sichtigen, aufs Genaueste austarierten Stimmenverlauf, gibt das extrem weitgriffige, durchweg hochkomplizierte Arrangement zudem Kunde von der beeindruckend großen Spannweite von Claras Hand, von der ich mir im Zwickauer Schumann-Haus anhand eines Gips- abgusses ein authentisches Bild machen konnte", begeistert sich Tobias Koch. "Nicht zuletzt handelt es sich hier um imponierende Zeugnisse aus erster Hand für Clara Schumanns innige Vertrautheit mit den kompositorischen Intentionen ihres Mannes. Gleichwohl erstaunt ihre eigene fabelhafte, alle Möglichkeiten und Klangebenen des Instrumentes ausschöpfende pianistische Vorstellungskraft."
Der Kontrapunkt prägte auch ein weiteres Projekt Schumanns aus seiner Dresdner Zeit - die Waldscenen op. 82, entstanden 1848, die darauf gründen wie ein Baum auf seinem Wurzelwerk. Koch spielt das populäre Werk ohne den üblichen "romantischen" Puderzucker - und so wird in der Tat ein Hörerlebnis mit sehr viel Waldeinsamkeit daraus.
Vor der Revolution, die Dresden 1849 erreichte, floh die Familie Schumann aufs Land. Nach der Rückkehr des Komponisten in die von den Barrikadenkämpfen gezeichnete Stadt entstanden innerhalb weniger Tage die Vier Märsche op. 76 - "aber keine alten Dessauer", so schrieb Schumann an seinen Verleger, "sondern eher republica- nische". Pauken und Salven sind zu hören, zudem erklingen das Kugelgießer-Motiv aus Webers Freischütz und die Marseillaise - doch mit dem Marschrhythmus wird es nichts; die Revolution verliert sich in der Reflexion. Und in diesem Punkt erweist sich Schumann dann doch als Romantiker.

Junior-Klassik: Eine kleine Tiermusik (Decca)

Spätstens beim vierten Stück lassen die Kinder ihr Spielzeug liegen und lauschen ganz erstaunt: Da fliegt doch eine Hummel! Diese CD gehört ganz den Tieren, die durch diverse Musikstücke tapsen, schwirren oder auch schwimmen. Und manche davon tanzen auch, meinen die Kinder - der Elefant beispielsweise aus Camille Saint-Saens Carneval der Tiere, und natürlich auch die Schwäne aus Tschaikowskis Ballett Schwanensee. Sie entdecken amüsiert den Kuckuck mitten in einem Orgelkonzert Händels, und amüsieren sich über die Känguruhs, die Küken in den Eierschalen oder Die konzertierenden Frösche und Krähen aus Telemanns Alster-Ouvertüre. Die Aufnahmen sind jeweils kurz, und von hoher Qualität. So eignen sie sich exzellent dazu, klassische Musik mit Kindern zu entdecken. Ein cleveres Konzept, das auch den Praxistest mit Bravour bestanden hat.

Dienstag, 23. März 2010

Bach: Matthäus-Passion; Chailly (Decca)

Auch wenn die Leipziger zu Bachs Lebzeiten wenig mit dem Werk anfangen konnten - wer heute im Musikleben der mitteldeutschen Messestadt zu den führenden Köpfen zählt, der kommt um die Matthäus-Passion nicht herum. Bachs monumentale Passions- musik aber ist mittlerweile in derart vielen Varianten auf CD erhältlich, dass es schwierig erscheint, noch eine weitere Einspielung auf den Markt zu bringen. 
Als Referenzaufnahme gilt zumal die Aufnahme von 1970 mit dem Thomanerchor und den Kruzianern sowie dem Gewandhausorchester Leipzig unter den Gebrüdern Mauersberger, mit solchen Solisten wie Peter Schreier oder Theo Adam. Gewandhaus-Kapellmeister Riccardo Chailly hat das Werk dennoch mit seinen Musikern im vergangenen Jahr für das Label Decca erneut eingespielt. Das ist, wie schon gesagt, mutig - doch das Ergebnis vermag zu überzeugen; ich halte diese Aufnahme insgesamt für gelungen. 
Das Gewandhausorchester musiziert auf modernen Instrumenten, und in gar nicht so kleiner Besetzung. Chailly entschied sich für eine Interpretation, die sich einerseits streng an barocken Traditionen orientiert: Die Musik wird zum Medium im Dienste des Wortes, sie transportiert den Text und legt ihn zugleich aus. Andererseits erinnert Chailly hier und dort durchaus auch an die romantische Wiederentdeckung des Werkes - musiziert wird mit Leidenschaft, ab und zu auch einem Schnörkelchen und ausgesprochen häufigen Abweichungen vom Grundtempo. 
Die Tempi sind durchgängig flott gewählt; ob das sein muss, darüber ließe sich trefflich streiten. Allein in diesem Falle funktioniert dieses Konzept erstaunlich gut. Schon der Eingangschor zieht den Zuhörer mitten hinein in ein Geschehen, das wie ein Strudel alles in eine Richtung zwingt, und kein Entrinnen zulässt - bis schließlich der Schlusschor erklingt, alles vorbei ist, und auch die Gemeinde "mit Tränen" vor dem Grab Christi sitzt, wo sie der Auferstehung harrt. 
Die Solistenriege ist fast durchweg sehr jung und solide, aber nicht überragend besetzt. Bach war seinerzeit noch in der Lage, die Matthäus-Passion ausschließlich mit seinen Thomanern aufzuführen. Chailly nahm, und das ist eine kluge Entscheidung, den Tölzer Knabenchor hinzu. Die beiden Knabenchöre unterscheiden sich im Klang deutlich. Zwar verfügen die Thomaner in den Männerstimmen über ein profundes Fundament. Aber darüber schwebt ein Klang, den man - positiv formuliert - "ätherisch" nennen könnte. Die Gäste singen ebenfalls perfekt; aber sie klingen frischer, obertonreicher, und insgesamt deutlich runder. So wird die Doppelchörigkeit zum Erlebnis.

Montag, 22. März 2010

Bach: Organ Masterworks Vol. I; Kei Koito (Claves)

Die Organistin Kei Koito lebt in Lausanne. Dort unterrichtet sie seit 1992 am Konservatorium den künstlerischen Nachwuchs, und initiierte das Bach-Festival und den Grand Prix Bach der Stadt.
Auf der großen Schnitger-Orgel der Martini-Kirche von Groningen hat sie diese CD eingespielt, die offensichtlich Nachfolger haben soll. Für die vorliegende Aufnahme wählte sie etliche Werke aus Bachs Weimarer Zeit.
Das Programm ist ausgesprochen clever zusammengestellt. Koito startet mit Präludium und Fuge e-Moll BWV 548; es folgen Präludium und Fuge in A-Dur BWV 536/536a und in a-Moll, BWV 543. Zwischen diesen "Großwerken" erklingt dann jeweils die Orgel-Bearbeitung eines Kirchenliedes oder Chorals.
Das setzt nicht nur einen Rahmen, in dem die grandiosen Fugen um so stärker wirken. Koito nutzt diesen Kontrast zudem, um die unterschiedlichsten Register und damit Klangfarben dieses herrlichen Instrumentes zu demonstrieren. 
Bach selbst hat häufig Stücke transkribiert. So ist eine Orgelversion des vierten Satzes seiner Sonate für Viola da Gamba und Cembalo G-Dur BWV 1027 überliefert; Koito fügte noch den ersten Satz hinzu - und auch den ersten Satz der Sonate für Violine und Cembalo E-Dur BWV 1016 bearbeitete sie für Orgel. Wer das nicht weiß, dem wird diese Tatsache gar nicht auffallen. Auch das zeigt die hohe Qualität dieser Aufnahme; hier ist jede Phrase wohlstrukturiert, jede Registrierung bestens überlegt und jede Verzierung akzeptabel. 
Die CD endet mit der Orgelfassung des Kirchenliedes Schmücke dich, O liebe Seele BWV 654. Mendelssohn und Schumann hörten sie einst bei einem Konzert in der Leipziger Thomaskirche. Schumann zeigte sich beeindruckt: "Um den Cantus firmus hingen vergoldete Blätter- gewinde, und eine Seligkeit war dareingeschlossen, daß Du mir selbst gestandest, wenn das Leben Dir Hoffnung und Glauben genommen, so würde Dir dieser Choral alles neue bringen", so schrieb er. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

Sonntag, 21. März 2010

Loeillet: Flötensonaten (Naxos)

Der Familie Loeillet sind zahlreiche Werke für Blockflöte zu verdanken. Es ist nicht immer ganz einfach, die Urheber auseinanderzuhalten. Jean Baptiste Loeillet (1688-um 1720), der die Sonaten schuf, die auf dieser CD zu hören sind, nannte sich "de Gant", also "aus Gent", um sich von seinem Cousin gleichen Namens (1680-1730) zu unter- scheiden, der wiederum meistens John Loeillet of London genannt wird. Dessen jüngerer Bruder Jacob Jean Baptiste Loeillet (1685-1748) komponierte ebenfalls für das Instrument, das sich im Barockzeitalter großer Beliebtheit erfreute. 
Entsprechend virtuos sind viele der barocken Blockflöten-Sonaten; wer das Instrument in seiner Jugend - Spelemann, fang an! - als Einstieg in den Musikunterricht kennengelernt hat, der wird vermutlich staunend feststellen, dass man damit auch "richtig" Musik machen kann. 
Daniel Rothert, geboren 1975 in Cuxhaven, spielt seit seinem sieben- ten Lebensjahr Blockflöte. Er hat Blockflöte und Traversflöte studiert, und nach seinem Konzertexamen 2003 bei dem Label Naxos bereits die ersten hochgelobten Einspielungen von Werken Telemanns und Vivaldis vorgelegt. Seine Loeillet-CD dürfte ebenfalls mit großem Interesse aufgenommen werden. Denn Aufnahmen der Werke dieses Komponisten sind ohnehin rar. Und Rothert spielt seine diversen Blockflöten - durch alle Bautypen und Stimmungen hinweg - brillant; allenfalls etwas mehr dynamische Differenzierung würde man sich hier und da wünschen. Das gilt ebenso für das Continuo, das mit der jungen amerikanischen Cellistin Vanessa Young und Ketil Haugsand am Cembalo exzellent besetzt ist.

Chopin: Polonaises; Alex Szilasi on authentic Pleyel Piano (Hungaroton)

Wie haben Chopins Werke eigent- lich geklungen, als die Solisten noch nicht nahezu durchweg Flügel des Hauses Steinway gespielt haben? Welchen Einfluss hat überhaupt das Instrument, mit dem ein Komponist arbeitet, auf sein Werk?
Dass solche Fragen durchaus interessant sind, zeigen zwei CD aus dem Hause Hungaroton Classic: Alex Szilasi, ein exzellenter ungarischer Pianist, spielt Chopins Polonaisen und die Mazurkas ohne Opus-Nummern auf einem Flügel des Hauses Pleyel.
Diese Klaviermanufaktur wurde 1807 von Ignaz Josef Pleyel in Paris gegründet. Nach seinem Tode 1831 führte sein Sohn Camille den Betrieb weiter, und er etablierte zudem einen berühmten Salon, der zum Treffpunkt der Pariser Musikwelt wurde. Dafür ließ er eigens einen Konzertsaal, die Salle Pleyel, errichten. Zu den ersten Solisten, die dort 1832 musizierten, gehörten die 13jährige Clara Wieck - und Frédéric Chopin.
Die Flügel aus dem Hause Pleyel waren damals weithin berühmt für ihre leichtgängige Mechanik und ihren sonoren, warmen, samtigen Ton. Chopin war von den Instrumenten Pleyels so begeistert, dass er fürderhin nahezu ausschließlich sie spielte. Vom Klang her ist das schon ein Unterschied; auf dem historischen 280er Pleyel-Flügel, der zwischen 1886 und 1890 gebaut wurde und bei vorliegender Aufnahme zum Einsatz kam, ist spieltechnisch längst nicht das möglich, was ein moderner Flügel heute hergibt. 
Chopin selbst aber dürfte einen noch älteren Bautyp gespielt haben. Denn wenn ich meinen Augen und Ohren trauen darf, so handelt es sich bei diesem Instrument - leider ist aus dem Beiheft nichts zu erfahren - nicht mehr um einen Hammerflügel, sondern bereits um ein Exemplar, das über einen Gussrahmen und Filzhämmerchen verfügt. Dennoch zwingt dieses Instrument den Pianisten zur Präzision, und unterstützt diese durch einen kristallklaren, brillanten Sound. Chopins Werke klingen wie auf Hochglanz poliert; man hört die Polonaisen - seinerzeit nicht nur virtuose, sondern auch hoch- politische Stücke - wie durch eine Lupe. Szilasi spielt grandios. Er entlockt dem Instrument eine ganze Palette an Klangfarben, und zelebriert "seinen" Chopin teilweise humorvoll, mitunter pathetisch. Meine Empfehlung!

Samstag, 20. März 2010

Telemann: Sonate à cinque & quattro (Dorian)

Sonaten für vier oder gar fünf Instrumente aus der Zeit Telemanns sind echte Raritäten. Viel häufiger wurden solche Werke für ein oder maximal zwei Solo-Instrumente und Basso continuo geschrieben. 
Die Musiker des Ensembles Rebel haben auf dieser CD gleich acht derartige Werke zusammen- getragen - komponiert von Telemann für zwei Violinen, zwei Bratschen oder aber für Flöte/Blockflöte, zwei Violinen und Continuo. Das ist ein durchaus anspruchsvolles Programm; Telemann gehen die musikalischen Ideen ganz offenbar niemals aus. Da hört man "galante" französisch-höfisch anmutende Passagen ebenso wie den bäuerlichen Dudelsack. Ein Stück verlangt umgestimmte Violinen, die nicht nur derart scordatura, sondern obendrein teilweise auch noch pizzicato gespielt werden. Mitunter hat das Cello zudem einen auskomponierten Part, so dass man eigentlich sogar von einem Quintett bzw. Sextett sprechen könnte. Für Abwechslung ist also gesorgt - und wenn die Musiker etwas mehr dynamische Differenzierung gewagt hätten, wäre das eine grandiose CD geworden.

Donnerstag, 18. März 2010

Wagner: Parsifal (Berlin Classics)

Eine Runde alter Männer, in Ritualen und Formeln erstarrt - ein Schelm, wer Arges dabei denkt! und hoher Respekt vor dem Dirigenten Herbert Kegel, der 1975 in der DDR diese Einspielung von Wagners Bühnenweihfestspiel durchgesetzt hat. Den Ideologen des DDR-Regimes freilich war Wagners Parsifal aus ganz anderen Gründen suspekt. Die ganze Geschichte um den Gral, das Blut, Amfortas, Kundry und Klingsor und die Erlösung wird bis heute nur zu gern mit Blick auf Wagners antisemitische Schriften inter- pretiert. Die Experten streiten darüber gern und heftig.
Kegel hält sich aus solchen Debatten heraus - oder auch nicht, denn schon die Entscheidung für eben dieses Stück ist ja bereits durchaus ein Zeichen. So entschloss sich der Dirigent, Wagners Oper in ihrer Nähe zur Musik des 20. Jahrhunderts zu erkunden. 
Das Ergebnis ist noch heute hörenswert - und das nicht nur aufgrund der erstklassigen Besetzung. Genannt seien hier nur Theo Adam als Amfortas, Ulrik Cold als Gurnemanz, René Kollo als Parsifal, Gisela Schröter als Kundry, die Rundfunkchöre Berlin und Leipzig, der Thomanerchor sowie das Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig. Kegel meidet jegliches Pathos - und zeigt uns Wagners Werk in einer Leichtigkeit und Transparenz, die diesem Stoff derart perfekt entspricht, dass man sich diese historische Aufnahme noch heute gern anhört.

Sonntag, 14. März 2010

Thaous Ensemble - Gran Partita (K&K)

"Musik im Schloss" nennt sich eine Veranstaltungsreihe, die in der Schlosskirche von Bad Homburg beheimatet ist.
Dieser wunderschöne, intime Konzertsaal mit seiner Bürgy-Orgel, liebevoll saniert durch eine Bürgerinitiative, hat es den Tonmeistern Andreas Otto Grimminger und Josef-Stefan Kindler spürbar angetan. Mit ihrem Label K&K dokumentieren sie in der Serie "Castle Concerts" Konzerte in diesem phantastischen Raum - so auch dieses mit dem Thaous Ensemble. 
Das Bläseroktett hat sich ganz jener höfischen Tradition verschrieben, die zu Mozarts Zeiten als Harmoniemusik bezeichnet wurde: Unterhaltungsmusik, üblicherweise ziemlich anspruchsvoll, die von je zwei Oboen, Klarinetten, Fagotten und Hörnern vorgetragen wird. 
Mozart zeigte mit seiner Gran Partita, dass sich das Serenaden-Oktett mühelos zu einem Bläserorchester erweitern lässt - und dass sich aus scheinbar banalen Strukturen urplötzlich Melodiebögen erheben können, die einem den Atem verschlagen. Die Mitglieder des Thaous Ensembles zelebrieren seine Musik mit angemessenem Pathos. Als eine echte Entdeckung und Überraschung aber erweist sich die Sonatina No. 1 für 16 Blasinstrumente in F-Dur, AV 135, von Richard Strauss. Was für ein kleines Juwel - und es wird auch ganz traumhaft vorgetragen. Meine Empfehlung!

Bach: Oster-Oratorium (Philips)

Bachs Kantate Kommt, eilet und laufet BWV 249 in einer Aufnahme von 1958 - und trotz Mono- Aufzeichnung wird sehr schnell die außerordentlich hohe Qualität dieser Einspielung erkennbar. Das liegt in diesem Falle überwiegend an den Solisten Friederike Sailer (Sopran), Margarete Bence (Alt), Fritz Wunderlich (Tenor) und August Messthaler (Bass). Sie musizieren mit dem Stuttgarter Bach-Chor und Orchester unter Marcel Couraud.

Bach: Die Kunst der Fuge / Orgelkonzerte (Berlin Classics)

Zwei historische Aufnahmen aus fernen DDR-Tagen: Johannes Ernst Köhler (1910-1990) spielt Bachs Kunst der Fuge an der Hildebrand- orgel der Wenzelskirche zu Naum- burg, sowie die Orgelkonzerte Nr. 1, 3, 2 und 5 an der Silbermann- orgel der katholischen Hofkirche zu Dresden. 
Köhler wirkte als Organist zu St. Peter und Paul in Weimar, bekannter wohl als Herderkirche, und bildete dort zugleich als Professor an der Musikhochschule bis zu seiner Emeritierung 1975 zahlreiche Kirchenmusiker aus. Er galt nicht nur als großartiger Organist, sondern auch als vorzüglicher Pädagoge mit enormer Ausstrahlung. Leider erfährt der Käufer dieser CD von all dem nichts, denn es gibt kein Beiheft.
Die vorliegenden Einspielungen zeigen ihn als erfahrenen Musiker, kurz vor dem Ruhestand. Sie beeindrucken durch eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit, ohne dabei aber langweilig oder gar nach- lässig zu werden. Köhler registriert abwechslungsreich, einfühlsam und niemals auf oberflächliche Effekte bedacht; dennoch demonstriert er mit seinem Spiel zugleich die Möglichkeiten und Stärken des jeweiligen Instrumentes.

Bach: Matthäus-Passion; Münchinger (Decca)

Eine der wohl besten Aufnahmen von Bachs Matthäus-Passion. Das Solisten-Ensemble ist durchweg erstklassig: Peter Pears als Evangelist, Hermann Prey als Jesus, August Messthaler als Judas, Heinz Blankenburg als Petrus/Hohepriester/Pontius Pilatus, sowie Elly Ameling (Sopran), Marga Höffgen (Alt), Fritz Wunderlich (Tenor) und Tom Krause (Bass). Die Stuttgarter Hymnus-Chorknaben singen die Chöre inbrünstig, wenn auch nicht immer perfekt. Die Sänger werden begleitet vom Stuttgarter Kammerorchester, unter Leitung des legendären Karl Münchinger.  
Die Musiker achten sehr genau auf die musikalische Struktur von Bachs monumentalem Werk, das mit fast vier Stunden Musik ganz eindeutig nicht dafür gedacht war, sich in den Rahmen eines Gottesdienstes einzufügen. So kamen sie zu einer Interpretation, die bis heute Referenzrang hat. Dass diese Aufnahme aus dem Jahre 1964 stammt, stellt man beim Blick in das Beiheft mit Erstaunen fest.

Samstag, 13. März 2010

Fauré: Cello Sonatas (Naxos)

Ein Violoncello und ein Klavier - das ist eine ideale musikalische Kombination: Das Cello kann singen, fast wie eine menschliche Stimme, begleitet vom Klavier. Es kann aber auch den Continuo-Part übernehmen, und so das Tasten- instrument konzertieren lassen. Diese Rollen können durchaus beliebig oft und beliebig schnell wechseln, wie diese CD beweist. Und wenn die Solisten so exzellent gemeinsam musizieren, wie die deutsch-israelische Cellistin Ina-Esther Joost Ben-Sasson und der Pianist Allan Sternfield, dann garantiert allein das schon ein großartiges Musikerlebnis.
Diese CD enthält die Cello-Sonaten op. 117 und op. 109 sowie einige kleinere, aber großenteils sehr bekannte Stücke von Gabriel Fauré (1845-1924). Der französische Komponist, ein Schüler Saint-Saens, wirkte viele Jahre als Organist und lehrte Komposition am Pariser Konservatorium; zu seinen Schülern gehörten Maurice Ravel, George Enescu und Nadia Boulanger. Seine eigenen Werke aber sind im Konzert nur selten zu hören, da er überwiegend für kleine Besetzung komponierte - Kammermusik, Klavierstücke und viele, viele Lieder. Diese CD lädt dazu ein, einige dieser hübschen kleinen Werke wiederzuentdecken.

Bach - Violin and Voice; Hilary Hahn, Matthias Goerne, Christine Schäfer (Deutsche Grammophon)

"Meine erste Begegnung mit Bach für Violine und Gesangsstimme hatte ich im Alter von vier Jahren; nur wenige Monate zuvor hatte ich mit dem Geigenspiel begonnen", erinnert sich Hilary Hahn. "Mitten in einer Bachkantate trat ein Mitglied des Chores mit seiner Violine plötzlich vor und spielte ein Duett mit dem Sopran. Ich war verzaubert. Wie sich der Klang des Instrumentes mit der Singstimme verband, sie umströmte, war unglaublich, einfach magisch." 
Der Zauber Bachscher Polyphonie erscheint in diesen Arien mit obligater Violine unüberhörbar; insofern eignet sich eine Auswahl davon bestens, um auch Hörer zu beeindrucken, die bislang mit Bach-Kantaten wenig Berührung hatten. Und die Auswahl, die für diese CD getroffen wurde, hat durchaus Potential, in die Klassik-Top-Ten aufzurücken. Die Dramaturgie ist schlüssig - und die CD schließt selbstverständlich mit dem ergreifenden Erbarme dich aus der Matthäus-Passion. 
Dieses Stück freilich ist eigentlich für eine (dunkel timbrierte) Alt- stimme geschrieben; es erklingt hier in der Fassung für Sopran von Felix Mendelssohn Bartholdy. Christine Schäfer singt diese Arie sehr schlicht und ohne Opern-Attitüde. So wird sie zum krönenden Abschluss, wie vorgesehen. Bach liegt der Sopranistin ansonsten offenkundig wenig, und in der Höhe wirkt ihre Stimme angestrengt, eng und schrill.
Der Bariton Matthias Goerne hingegen verfügt in der mittleren und hohen Lage über ein berückendes, samtweiches Timbre. In aus- gesprochenen Bass-Partien hingegen kann er mich nicht überzeugen; so gerät die Arie Gebt mir meinen Jesum wieder, mit der der Judas der Matthäuspassion seinen Handel zurücknehmen möchte, ziemlich beliebig. Sein Ja, ja, ich halte Jesum feste aus der Kantate Ich lasse dich nicht BWV 157 hingegen - begleitet von einem durchaus vergnügten Zwiegespräch zwischen Traversflöte (Henrik Wiese) und Violine - gehört ohne Zweifel zu den stärksten Stücken dieser CD.
Hilary Hahn musiziert als Prima inter pares mit dem Münchner Kammerorchester unter Alexander Liebreich - schwungvoll, energisch und gut durchdacht. Das ist alles sehr solide und wird sein Publikum finden; aber unterm Strich ist es keine CD, die durchweg begeistert.

Bach: Messe in h-Moll (Berlin Classics)

Die Schlafwagen-Version von Bachs Hoher Messe. Um Miss- verständnissen vorzubeugen: Ich habe nichts dagegen, wenn sich ein Dirigent entschließt, das Tempo zurückzunehmen. Man muss das Kyrie durchaus nicht im Galopp absolvieren, auch wenn das derzeit weithin üblich zu sein scheint. Das gilt ebenso für alles, was danach kommt. Aber ich wünsche mir dennoch eine gewisse Spannung und Phrasierung. Was ich hier ertragen muss, ist musikalischer Brei, lauwarm und zähflüssig. Das hat Bach nicht verdient. 
Die Aufnahme verblüfft insofern, weil eigentlich alle Mitwirkenden renommierte Spezialisten für Alte Musik sind; und Dirigent René Jacobs hat wahrlich viele hochinteressante Aufführungen geleitet. Aber eine solche Interpretation wie die vorliegende war auch im Jahr ihrer Entstehung, 1992, nicht akzeptabel.

Bach: Magnificat / Osterkantate (Philips)

Zwei Uralt-Aufnahmen von 1958, also noch aus der Mono-Epoche. Doch diesen klanglichen Mangel machen sie wett durch eine enorme Musikalität und einen Schwung, den man bei mancher modernen Hochglanz-Einspielung vermisst. Es musizieren Friederike Sailer, Sopran, Margarete Bence, Alt, Fritz Wunderlich, Tenor und August Messthaler, Bass, Friedrich Milde, Oboe d'amore, Martin Galling, Cembalo sowie Stuttgarter Bach-Chor und Orchester unter Marcel Couraud. Schon allein um Wunderlich singen zu hören, erträgt man gern das wunderliche Erlebnis, keinen räumlichen Klangeindruck zu erhalten.

Leopold Godowsky: Walzermasken (Marco Polo)

Leopold Godowsky (1870-1938) war ein Weltbürger. Der Sohn eines Arztes aus einem Dorf nahe der litauischen Hauptstadt Vilnius reiste schon in seiner Jugend bis nach Amerika; er gastierte bereits als 15jähriger in Boston und New York. Nach einer Kanada-Tournee kehrte er dann nach Europa zurück, um bei Franz Liszt zu studieren.
Als er aus der Zeitung erfuhr, dass Liszt gestorben war, änderte er seine Pläne und ging nach Paris, wo er Camille Saint-Saens vorspielte, der als Pianist und Organist ebenso berühmt war wie als Komponist und Musikpädagoge. Bei ihm lernte er drei Jahre lang. Dann zog es ihn wieder hinaus in die Welt, und das ist durchaus wörtlich zu nehmen.
Die Walzermasken: 24 Tonfantasien im Dreivierteltakt für Klavier veröffentlichte er 1912. Der Zyklus lässt, sozusagen im Vorbeitanzen, die Heroen der Klavierliteratur grüßen. So erkennt man unschwer Schumann, Schubert, Brahms, Chopin, Debussy und Liszt - charmant und außerordentlich witzig erweist ihnen Godowski seine Reverenz. Und gleichzeitig demonstriert er augenzwinkernd die eigenen, überragenden pianistischen Fertigkeiten. Konstantin Scherbakov, ausgebildet entsprechend der virtuosen russischen Klaviertradition, hat an diesen geistreichen Späßen hörbar Vergnügen.

Freitag, 12. März 2010

Radek Baborák - Horn Concertos (Supraphon)

Tschechische Hornisten waren schon im 18. Jahrhundert in ganz Europa berühmt und gefragt. An diese große Tradition erinnert Radek Baborák, der sich schon in der Kindheit für das Instrument begeistert und dann als Jugend- licher nahezu alle einschlägigen Wettbewerbe gewonnen hat. Er war unter anderem Solohornist bei den Münchner und den Berliner Philharmonikern. 
Auf dieser CD spielt er gemeinsam mit dem Prager Kammerorchester Hornkonzerte tschechischer Provenienz. Denn auch wenn sie ihre Namen italianisiert haben - die Mozart-Zeitgenossen Antonio Rosetti (Anton Rössler?) und Giovanni Punto (Jan Václav Stich) stammten aus Böhmen, und sie waren zu Lebzeiten weithin bekannt.
Punto beispielsweise war ein hoch geachteter Virtuose, der in ganz Europa gastierte. Mozart widmete ihm seine Konzertante Symphonie Es-Dur KV 297B, Beethoven schrieb für ihn die Sonate F-Dur op. 17, und konzertierte gemeinsam mit ihm. Von Punto selbst sind unter anderem 16 Hornkonzerte überliefert, die von dem Solisten nicht nur schöne Töne, sondern auch schnelle Läufe und Arpeggien abfordern. Frantisek Xaver Pokorný hingegen war selbst kein Hornist. Er wirkte als Violinist in der Kapelle des Hauses Thurn und Taxis in Regens- burg, und komponierte eine Vielzahl von Stücken, beispielsweise die ältesten bekannten Konzerte für Klarinette - und Hornkonzerte für seine Tochter Beata, die 1780 erfolgreich mit ihrem Waldhorn vor dem verwöhnten Publikum im Concert Spirituel in Paris auftrat.
Radek Baborák bringen diese Virtuosenstücke niemals in technische Verlegenheiten. Da sitzt jeder Ton, in jeder Geschwindigkeit, in jeder Lautstärke und in jeder Tonhöhe. Eine CD, die begeistert - auch wenn man sich hier und da vielleicht etwas mehr dynamische Differenzierung gewünscht hätte.

Mittwoch, 10. März 2010

Carl Seemann plays Bach / Stravinsky (Deutsche Grammophon)

Carl Seemann, Jahrgang 1910, studierte Kirchenmusik in Leipzig; er war ein Schüler von Karl Straube und Günther Ramin. Nach dem Examen arbeitete er zunächst als Organist, bevor er seine Karriere als Konzertpianist startete. Seemann war berühmt für die Sachlichkeit seiner Inter- pretationen. Im Zentrum seines Klavierspiels stand stets die musikalische Syntax. Sein Bach klingt wie gemeißelt, was freilich den kleinen Stücken aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach jeglichen Charme nimmt. Und auch die Sechs kleinen Präludien BWV 933-938 stehen im Raum, wie aus Beton gegossen. Die Chromatische Fantasie und Fuge hingegen verortet der Pianist kühn im romantischen Stürmen und Drängen. Da dominiert, ganz entgegen Seemanns sonstigem Brauch, das Pedal, und es tauchen sogar Oktavgriffe auf, die so bei Bach nicht stehen. Man staunt: Das ist ganz 19. Jahrhundert; es klingt fast, als würde Liszt Bach spielen - das würde heute wohl keiner mehr so wagen. 
Eine weitere CD zeigt, wie sich Seemann der Moderne näherte. Sie enthält das Konzert für Klavier und Bläser sowie die Serenade in A und das Duo concertant von Igor Stravinsky, sowie eine bislang unveröffentlichte Aufnahme der Sonate für Violine und Klavier in g-Moll von Claude Debussy - die letztgenannten beiden Stücke spielt Seemann mit seinem langjährigen Kammermusik-Partner Wolfgang Schneiderhan.  Auch dies sind interessante musikhistorische Dokumente, Aufnahmen für Sammler, Kenner und Liebhaber.

Sonntag, 7. März 2010

Haydn: Italian Arias - Thomas Quasthoff (Deutsche Grammophon)

"Es ist wirklich faszinierend zu beobachten, wie Haydn auf der einen Seite den Gattungs- traditionen verpflichtet ist, auf der anderen Seite aber auch ganz bewusst neue Wege geht, indem er etwa die Texte ungewöhnlich subtil und präzise vertont", meint Thomas Quasthoff. "Aber vor allem: Diese Arien sind herrliche Musik, und sie machen mir mit jedem Mal, da ich sie singe, mehr Spaß." 
Das ist deutlich zu hören. Und es ist kein Wunder. Denn Joseph Haydn, bekannt eher für seine Streichquartette und Sinfonien, erweist sich in seinen Opern als ein Meister der musikalischen Charakterschilderung. Die Arien, die der Bariton für diese CD ausgewählt hat, entstammen zum überwiegenden Teil Buffo-Partien. Villotto, der Bauer aus La vera costanza, ist zwar reich, aber ein Trottel. Perrucchetto aus La fedeltà premiata ist ein schlimmer Schürzenjäger. Bonafede aus Il mondo della luna ist so einfältig, dass man ihm einreden kann, auf dem Mond lebten ebenfalls Menschen. In ihren Arien werden diese Typen vorgeführt, bis zur musikalischen Karikatur. Doch um diesen Buffo-Rollen Farbe zu geben, ist Quasthoffs Stimme nicht wandlungsfähig genug. Mir gefällt er in den Arien des Creonte aus L'anima del filosofo besser, weil er dort große Bögen singen kann, was ihm offenkundig liegt. Das Freiburger Barockorchester, geleitet von Gottfried von der Goltz, ist dem Sänger ein temperamentvoller, sachkundiger und zuverlässiger Begleiter bei seiner Entdeckungsreise durch ein weitgehend vergessenes Repertoire.

Marco Enrico Bossi: Complete piano trios (Tactus)

Dass im Italien des 19. Jahr- hunderts nicht nur Opern komponiert wurden, beweist die vorliegende CD.
Marco Enrico Bossi (1861 - 1925) war in erster Linie ein berühmter Organist, der auf seinen Konzert- reisen in ganz Europa, aber auch in den USA musizierte und den Kontakt zu vielen seiner Kollegen pflegte, so zu César Franck, Marcel Dupré oder Karl Straube. Er unterrichtetet zudem an den Konservatorien von Neapel, Venedig, Bologna und Rom. 
Bossi starb auf hoher See, auf der Rückfahrt von Konzerten in New York und Philadelphia. Er schrieb natürlich in erster Linie Stücke für Orgel. Doch auch für andere Besetzungen komponierte er. So macht uns diese CD bekannt mit seinen Klaviertrios. Es sind kraftvolle Werke in bester spätromantischer Tradition. Sie werden präsentiert vom Schubertrio - Giulio Giurato, Pianoforte, Roberto Noferini, Violine und Andrea Noferini, Violoncello.

Prokofiev: Romeo and Juliet for Brass Band (Naxos)

Die Eikanger-Björsvik Band spielt Prokofjews berühmte Ballettmusik: Romeo und Julia for Brass Band - geht das denn?
Wenn die Blechbläsersätze so clever das Original nachvollziehen wie in diesem Falle, funktioniert das sogar verblüffend gut. Um die Streicher und Holzbläser ansprechend zu ersetzen, haben sich die norwegischen Arrangeure viel einfallen lassen. Im Ergebnis fehlt es natürlich manchem Kontrast an Schärfe. Aber die einzelnen Stücke übersetzen Prokofievs Ideen unglaublich kunstvoll und gelungen.
Es ist ein großes Vergnügen, der Eikanger-Björsvik Band zu lauschen, die hier von Bjarte Engeset geleitet wird und bis hin zum feinsten Pianissimo rundum souverän musiziert - fantastisch! Aus dem Booklet erfährt man dann so nebenbei, dass es sich bei dieser Brass Band, die ohne Zweifel zu den besten der Welt gehört, um eine Amateurformation handelt. Man staunt, und wundert sich - wie müssen dann erst die norwegischen Profis spielen?!

Handel: Alexander's Feast (Naxos)

"Das Alexanderfest oder die Macht der Musik" gehört zu den wichtig- sten und noch immer beliebtesten Werken von Georg Friedrich Händel.
Es handelt sich dabei um die Ver- tonung eines Gedichtes von John Dryden, das auf eine Begebenheit Bezug nimmt, die über Alexander den Großen überliefert worden ist: Der Feldherr soll sich nach seinem Sieg über Darius, den König der Perser, im Vollrausch von der Hetäre Thais dazu hinreißen lassen haben, den Palast des Xerxes abzubrennen.
Naxos legt nun einen Konzertmitschnitt vor, der im Mai 2008 im Kloster Eberbach aufgezeichnet wurde. Es musizieren die Junge Kantorei und das Barockorchester Frankfurt unter Leitung ihres Gründers Joachim Carlos Martini, sowie Gerlinde Sämann (Sopran), Knut Schoch (Tenor) und Klaus Mertens (Bass). Leider fehlen in dieser Einspielung die für Händel typischen Instrumentalkonzerte, mit denen der Komponist die Handlung unterbrach, um das Publikum mit virtuoser "Pausenmusik" zu erfreuen. So ist das Konzert, das er einst zwischen den beiden Teiles dieses Oratoriums placierte, noch heute als das Konzert aus dem Alexanderfest bekannt. Auch ganz am Anfang, noch bevor die Handlung recht beginnt, und am Ende, vor dem Schlusschor, sind seinerzeit derartige Stücke erklungen. Es ist schade, wenn man heute glaubt, dass es sich dabei um Verzichtbares handelt.
Die Einspielung ist solide, aber nicht überragend; gelegentliche kleinste Patzer sind bei "echten" Konzerten nun einmal nicht zu vermeiden. Dafür bietet eine Live-Aufzeichnung in der Regel aber auch Live-Atmosphäre,und die Musiker wachsen oftmals über sich hinaus. Davon ist hier eher wenig zu spüren; man hat sogar den Eindruck, dass der Chor gelegentlich etwas schwächelt. Die Sopranistin allerdings fällt auf durch ihr schönes, strahlendes Timbre und überzeugende, intelligente Phrasierung. Auch das Orchester agiert solide, aber ziemlich brav. Schade. Von dieser Besetzung hatte ich mir mehr erhofft.

Christoph Schaffrath: Six Sonatas (cpo)

Christoph Schaffrath, geboren und aufgewachsen in dem sächsischen Städtchen Hohenstein, war seinerzeit als Musiker sehr erfolgreich: In jungen Jahren findet man ihn als Cembalisten am Hofe Augusts des Starken; dann wechselte er in die kleine, aber sehr feine Kapelle des preußischen Kronprinzen Friedrich nach Rheinsberg, und schließlich in den Dienst der Schwester des preußischen Königs, Anna Amalia, die unverheiratet blieb und in Berlin einen weithin gerühmten Salon führte. Sie spielte selbst exzellent Cembalo.
Die sechs Sonaten auf dieser CD lassen ahnen, warum der Komponist so beliebt war. Denn dabei handelt es sich um entzückende Duette, die von den Solisten des Ensembles Epoca Barocca auf Instrumenten jener Zeit gespielt werden. Schaffrath gelingt spielend der Balanceakt zwischen Kontrapunkt und galantem Stil; sein Duetto d-Moll für zwei Gamben, virtuos vorgetragen von Hartwig Groth und Jan Freiheit, bringt in seinen doppelgriffigen Passagen französische Noblesse nach Preußen. Ansonsten ist an all den Duetten stets ein obligates Cembalo mit beteiligt - was sich bis zum Duetto in C-Dur für zwei Cembali treiben lässt, ebenfalls brillant gespielt von Christoph Lehman und Christoph Anselm Noll. Auch zwei sehr hübsche Duette für Fagott und Cembalo enthält die CD, und jeweils ein weiteres für Oboe bzw. Violine und Cembalo. Sehr klangschön muszieren hier Sergio Azzolini, Allessandro Piqué und Margarete Adorf. Leider wird der Hörgenuss in manchen Stücken dadurch gestört, dass das Geklapper der Cembalo-Mechanik zu dominant wahrnehmbar ist.

Samstag, 6. März 2010

Hagen: Sonatas for Lute & Strings (Dorian)

Bernhard Joachim Hagen war der letzte große deutsche Lautenist. Er starb 1787 in Ansbach; und mit ihm endete eine Epoche. Die Laute jedenfalls wurde als reizvolles Instrument erst 200 Jahre später wiederentdeckt.
Hagen stammte offenbar aus einer musikalischen Familie: Sein älterer Bruder Peter Albrecht Hagen, aus- gebildet als Violinist bei Gemiani in London, war als Organist in Rotterdam erfolgreich. Bernhard Joachim Hagen hingegen kam in jungen Jahren als Violinschüler zu Johann Pfeiffer, dem  Kapellmeister des Bayreuther Hofes. 
1731 wurde Friedrich von Brandenburg-Bayreuth mit Wilhelmine, der ältesten Tochter des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I., verheiratet. Beide Kinder des Soldatenkönigs begeisterten sich für Musik - Friedrich der Große war bekanntlich ein exzellenter Flötist; Wilhelmine spielte Cembalo und, mit besonderer Hingabe, Laute. In Bayreuth angekommen, engagierte sie als erstes ein Hoforchester. Dort wurde auch Hagen tätig - als Geiger, nicht als Lautenist; bis an sein Lebensende blieb er Kammermusiker am markgräflichen Hof. Wie versiert er auch die Laute beherrschte, das zeigen allerdings seine Werke, die handschriftlich in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg überliefert sind. Sechs seiner Sonaten, für Laute und Streicher, fasst die vorliegende CD zusammen. 
Sie erweisen sich als Kabinettstücke allerersten Ranges, die an die Instrumentalisten enorme Anforderungen stellen. John Schneider- man, Laute, erweist sich als versierter musikalischer Partner der renommierten Barock-Violinistin Elizabeth Blumenstock. William Skeen übernimmt einen Cello-Part, der sich zumeist zwar darauf beschränkt, die tiefe Stimme der Laute mitzuspielen. Doch wer da glaubt, dieser Continuo-Part sei simpel, der irrt. Denn einfach ist an diesen Stücken rein gar nichts - das ist galante Virtuosenmusik vom Allerfeinsten, auf dem Wege zur Frühklassik, hier und da aufgepeppt mit einer Prise Empfindsamkeit. Jede dieser Sonaten ist ein Solitär, mit vielen funkelnden Facetten, die entdeckt werden wollen. Und die drei Solisten haben hörbar Vergnügen daran, diese Musik vor dem Museum zu retten. Der Zuhörer wird ihnen dabei dankbar folgen - er ist eingeladen zu einer Entdeckung, wie sie nur selten gelingt.

Musique baroque à la Cour Royale (K&K )

Barockmusik - nicht vom Königs- hof, sondern aus dem Kloster Maulbronn, gespielt dort im Mai 2001 in einem der berühmten Klosterkonzerte vom Wolfgang Bauer Consort. Auf dieser CD ist jeder Ton live; das schafft gigantisch Flair, was wiederum die nicht immer blitzsauberen Töne der Tutti-Streicher sowie einige andere Makelchen zu lässlichen Sünden werden lässt. 
Das Wolfgang Bauer Consort - das sind in diesem Falle Wolfgang Bauer, Trompete, Clemens Weigel, Violoncello, und Thomas Strauss am Cembalo sowie Sebastian Hamann, Solovioline,  Verena Sommer und Gerhard Urban, Violinen, Ingrid Albert, Viola, Thomas Jauch, Kontrabass, plus die Gastsolisten Ingo Goritzki, Oboe und Heidrun Laukemann, Flöte. Diese Mini-Besetzung spielt Torellis Sonata in D-Dur, G. 1, Bachs A-Dur-Konzert  BWV 1055/R, die Sonate Nr. 3 für Violine und Cembalo BWV 1016 und das Brandenburgische Konzert Nr. 2 in F-Dur, BWV 1047, die Sinfonia avanti il Barcheggio von Alessandro Stradella - und zum guten Ende das Sanssouci Trio "Momente eines königlichen Themas", eigens für das Ensemble komponiert von Bernhard Krol. Ein abwechslungsreiches Programm, mit vielen strahlenden Trompetensoli, aber auch traumhaft schönen Streicherpassagen, exzellent gespielten Holzbläser-Partien und einem stets ausgewogenen, zuverlässigen und temperamentvollen Continuo. Kurz und gut: Diese CD kann empfohlen werden.

Alma Mater - Musik aus dem Vatikan (Geffen Records)

Ein Orchester säuselt,  ein Chor singt Pseudo-Gregorianik - und dann ertönt, in sanfte Klänge eingebettet, die Stimme Seiner Heiligkeit höchstpersönlich. Die Kompositionen stammen von den Filmkomponisten Simon Boswell und Stefano Mainetti; sie werden professionell gespielt vom Royal Philharmonic Orchestra. Davon steht freilich nichts im Booklet, das sich gänzlich im Lobe Mariens erschöpft. Wer auf Weihrauch mit Puderzucker steht, der wird diese CD lieben. Wer sie kauft, der tut ein gutes Werk; das Label spendet pro verkauftem Tonträger einen Euro an die Stiftung "Ein Herz für Kinder". Und wenn man sieht, wie hartnäckig sich Alma Mater in den Klassik-Top-Twenty behauptet, dann freut man sich über die vielen netten Spender: Danke, Deutschland!