Montag, 10. August 2009

amor profano - Vivaldi Arias - Simone Kermes (Deutsche Grammophon)

Nach "amor sacro", einer CD mit Motetten von Vivaldi, legt Simone Kermes nun ein weiteres Album vor mit durchaus weltlichen Arien des Venezianers. Obwohl auch sie vom Venice Baroque Orchestra unter Andrea Marcon begleitet wird, unterscheidet sich diese Einspielung grundlegend von der Kozenas. Die Kermes beginnt furios, steigert sich, angefeuert durch das Orchester, bald zum Orkan, und zeigt nur in einigen wenigen Stücken, dass sie auch spannungsvolle, langsame Tempi durchaus zu gestalten vermag. In diesen Arien ist sie stark. Zwar gelingen ihr auch die schnellsten Koloraturen bestechend sauber. Doch mit der Strahlkraft der melodischen Stücke können die rasanten nicht durchweg mithalten. Man mag nicht hören, dass Singen Arbeit ist - und nicht daran denken, dass es tausender Stunden Tonleiterstudien bedarf, bis die Töne in einem solchen Tempo treffsicher perlen. Ein gewisses metallisches Timbre in der Höhe mag als Gestaltungsmittel durchgehen. -- Die stärkste CD der Kermes ist dies ganz sicher nicht.

Magdalena Kozena - Vivaldi (Deutsche Grammophon)

Ein Vater, der seiner Frau befohlen hat, sich selbst und seinen Sohn zu töten. Eine Mutter, die nicht nur von ihrem Mann verstoßen und aus dem Palast verjagt wird, sondern just in diesem Moment obendrein die Entführung ihres Sohnes beobachten muss. Ein junger Mann, der einen Befehl nicht befolgt hat, und nun im Gefängnis sitzt und seine Hinrichtung erwartet. Mit Leidenschaft spürt Mezzosopranistin Magdalena Kozena Menschen in Extremsituationen nach, und in Vivaldis Opern wurde sie reichlich fündig. Sie erweist sich als Meisterin der Melancholie, zeigt aber zugleich in einigen Stücken, dass sie auch die rasante Tour durchaus beherrscht. Der Bartoli freilich, der seinerzeit mit ihrem Vivaldi-Album der große Durchbruch gelang, mit ihrem Temperament und mit ihrem dunklen Timbre, liegt dies wohl besser. Magdalena Kozenas Stärke liegt hörbar in der großen, schmerzlichen Linie, spannungsgeladen, stimmungsvoll. Andrea Marcon und das Venice Baroque Orchestra tragen sie dabei, verzichten aber keineswegs darauf, eigene Akzente zu setzen. So entsteht ein in der Summe grandioses Album, das man immer wieder hören möchte.

Händel: Wassermusik - Concerto Köln (Berlin Classics)

Am 17. Juli 1717 ließ sich George I. von England von Whitehall nach Chelsea rudern. Und wer in London damals auf sich hielt, der setzte alles daran, den König auf dieser Lustpartie zu begleiten. Diese freilich wäre längst vergessen, wenn nicht auch ein Schiff mit Musikern unterwegs gewesen wäre, die drei eigens zu diesem Anlass komponierte Suiten spielten. Sie gefielen dem König so gut, dass er sie zweimal wiederholen ließ, berichten die Zeitungen.
Nicht nur dem König sagten die knackigen Musikstücke zu - Händels "Wassermusik", benannt nach dem Anlass ihrer Erstaufführung, gehört sozusagen zu den Klassikern der U-Musik. Und das Concerto Köln, bekannt als Spezialist für historische Aufführungspraxis, bläst und fegt in der vorliegenden Interpretation erstaunlich viel Staub davon. So lustvoll musiziert, so beschwingt dahingleitend, so leicht, spritzig und elegant hat man das noch nicht gehört. Da sitzt jeder Ton, da stimmt jeder Bogenstrich, und auch die Hörner zeigen sich jeglicher Herausforderung bestens gewachsen. Und als Zugabe bringt die CD noch zwei Sinfonien in B-Dur, entstanden wohl in jungen Jahren. Sehr erfreulich!