Samstag, 27. Juni 2020

Hommage à Rossini (Sony)

Schon als Kind, als sie noch an der Hand der Mutter in die Münchner Staatsoper ging, hörte Raphaela Gromes gern Musik von Gioachino Rossini. Und weil sie diese Werke so liebt, widmete die Cellistin dem Komponisten ihr zweites Album: „Für all das, was er mir geschenkt hat, wollte ich ihm Dankeschön sagen“, berichtet die Musikerin im Beiheft. 
Leider fand sich von Rossini selbst nur eine einzige Originalkomposition für Violoncello und Klavier, Une larme aus den Péchés de vieillesse, gewidmet dem Cello-Virtuosen Graf Matvei Wielhorski, der das Stück gemeinsam mit dem Komponisten auch uraufgeführt hat. 
Im „Cello Compagnion“, einem Werk, das auf mehr als 700 Seiten die gesamte Literatur für das Instrument zusammenfasst, stieß Raphaela Gromes auf eine Komposition von Jacques Offenbach, die sie unbedingt mit in ihr Programm aufnehmen wollte: Hommage à Rossini nannte sich das Stück – doch wo waren die Noten? Im Druck erschienen jedenfalls waren sie nicht; und auch im Kölner Stadtarchiv waren sie nicht aufzufinden. Dort lag zwar ein Großteil des Nachlasses von Jacques Offenbach, aber beim Einsturz 2009 waren die Originale verloren gegangen. 
Normalerweise wäre die Suche an dieser Stelle beendet gewesen. Raphaela Gromes jedoch recherchierte weiter. Über einen französischen Musikwissenschaftler erhielt sie den Kontakt zu Offenbachs Nachfahren, die ebenfalls noch Dokumente aufbewahrten. Und so ließ sich aus dem Material, was sich in Paris, in Köln und in Stockholm fand, glücklicherweise am Ende die Partitur rekonstruieren. Dass dies ein Gewinn ist, steht außer Frage; das derart gerettete Werk erweist sich als eine Bereicherung für das Repertoire. Kein Wunder – schließlich war Offenbach ja selbst ein Violoncello-Virtuose. 
Komplettiert wird das Programm zudem durch die Variationen über ein Thema von Rossini von Bohuslav Martinů, Außerdem gibt es natürlich auch Musik von Gioachino Rossini, herrliche Melodien, für das Violoncello bearbeitet von Julian Riem, der Raphaela Gromes bei dieser Einspielung auch als sensibler Klavierpartner zur Seite gestanden hat. Bei den Stücken mit Orchester musiziert das WDR Funkhausorchester unter Leitung von Enrico Delamboye. 
Raphaela Gromes begeistert mit ihrem nuancenreichen Cellospiel. Sie musiziert auf einem kostbaren Instrument von Jean-Baptiste Vuillaume, und sie entlockt ihm einen so faszinierenden Klang, dass man die Sängerstimme überhaupt nicht vermisst. Die Solistin kombiniert intensiven Ausdruck mit hinreißender Brillanz. Ein phantastisches Album, unbedingt anhören!  

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