Als Georg Friedrich Händel, gerade 20 Jahre alt, 1706 in Italien eintraf, war in Rom die Aufführung von Opern verboten. Gar zu lasterhaft erschien dem Papst das Geschehen auf und sicherlich auch hinter der Bühne - doch die Musikfreunde in der ewigen Stadt wussten sich zu helfen: An die Stelle der Oper trat das Oratorium.
Händel schuf 1707 in Rom sein erstes Werk dieser Gattung - im Auftrag und nach einem Libretto des Kardinals Benedetto Pamphili. Es ist dem jungen Komponisten wirklich gelungen, und niemand sollte sich wundern, dass ihm viele der Melodien bekannt vorkommen: Händel selbst hat Il trionfo del tempo e del disignanno noch zweimal komplett wiederverwendet - 30 Jahre später in London als Il trionfo del tempo e della verita, und am Ende seines Lebens, als sein letztes Vokalwerk, als The Triumph of Time and Truth. Einzelne Arien daraus begegnen dem Opernfreund zudem in Händels Opern; so beispiels- weise jene Arie, die später als Lascia ch'io pianga in seiner Oper Rinaldo berühmt wurde.
Die Handlung ist sehr moralisch, und sie dreht sich um die Frage: Was passiert, wenn die Schönheit (Bellezza) von dem Vergnügen (Piacere), der Zeit (Tempo) und der Vernunft (Disignanno) umworben wird? Die Antwort kann sich jeder vorstellen, der sich mit dem christlichen Glauben auseinandergesetzt hat. Aber Händels Musik ist bezaubernd. Und diese Einspielung, ein Live-Mitschnitt aus Wigmore Hall, ist exzellent. Dazu tragen ganz wesentlich die vier vorzüglichen Solisten bei - Lucy Crowe, Anna Stephany, Hilary Summers und Andrew Staples, durchweg mit gut geführten und schön timbrierten Stimmen. Es musiziert die Early Opera Company unter Christian Curnyn, ein Orchester in nahezu solistischer Besetzung, von dem man sicherlich noch manche Überraschung erwarten darf.
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