Sigiswald Kuijken hat mit seinem Orchester La Petite Bande nach den Brandenburgischen Konzerten nun auch die vier Orchestersuiten von Johann Sebastian Bach eingespielt. „Vor etwa dreißig Jahren haben wir diese Suiten mit der damaligen Besetzung von La Petite Bande in einer (sehr) großen Besetzung aufgenommen“, blickt Kuijken zurück. „Damals war ich so gefesselt vom reichen Klang des Lully-Orchesters in Versailles, (den wir zu dieser Zeit gerade neu entdeckt hatten...), dass ich in meinem Enthusiasmus auch die viel kompliziertere Musik Bachs im gleichen Klangkonzept auszuführen versuchte.“ Das habe schön geklungen, meint der Geiger, „doch nach meiner heutigen Ansicht spricht nichts mehr für eine so große Anzahl von Spielern, weder historisch noch musikalisch.“ Und so sind die Stimmen bei dieser Neueinspielung solistisch, maximal aber doppelt besetzt.
Diese schlanke Formation hat in der Tat Vorzüge. Das beginnt bei Details in der Stimmführung, wie der Auszierung. Besonders beeindruckt jedoch die enorme Transparenz und Durchhörbarkeit dieser Aufnahme. Und bei der Auswahl der Instrumente gibt es diesmal auch keine Kompromisse. Statt der Celli verwendet Kuijken den sogenannten Violone, eine Bassvioline, die bedeutend größer ist als das moderne Violoncello, und einen faszinierend satten Bassklang einbringt.
Die Trompetenpartien spielen Jean-Francois Madeuf, Jérôme Princé und Graham Nicholson auf „echten“ Naturtrompeten, ohne Hilfslöcher. Sie müssen daher wie zu Bachs Zeiten mit der Naturtonreihe ihrer Instrumente zurandekommen. Das Clarinblasen ist eine hohe Kunst; nicht umsonst waren seinerzeit Trompetenvirtuosen sehr angesehen und wurden an den Höfen auch entsprechend bezahlt. Die drei Solisten meistern Bachs heikle Trompetenparts so locker, als wären es Anfänger-Etüden - Respekt!
Musiziert wird flott, aber keineswegs hektisch, zwar mit tänzerischem Gestus, aber nicht wirklich als Tanzmusik. La Petite Bande zelebriert barocke Klangpracht, untersetzt mit protestantischem Qualitäts- bewusstsein. Ein ausgesprochenes Hörvergnügen, und in jedem Falle auch einmal mehr eine Referenzaufnahme.
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