Sonntag, 27. Juni 2021

Royal. Stefan Koim (Musicaphon)


 Königliche Klänge stehen im Mittelpunkt der zweiten CD von Stefan Koim. Der Gitarrist, der unüberhörbar ein Faible für spanische Spieltechnik hat, kombiniert auf diesem Album die berückende Musik des Renaissance-Lautenisten John Dowland (1536 bis 1626) mit bedeutenden Werken aus der Gegenwart. 

So stehen drei Lautenfantasien Dowlands neben dem Nocturnal after John Dowland op. 70 von Benjamin Britten (1913 bis 1976), acht Variationen über Come, heavy Sleep – wobei das Thema in diesem Falle erst ganz zum Schluss erklingt. 

Auf drei Tänze Dowlands folgt dann eine Komposition von Hans Werner Henze (1926 bis 2012): Royal Winter Music nimmt Bezug auf Figuren von William Shakespeare, und ebenfalls auf Dowlands Lautenmusik. Die Second Sonata on Shakespearean characters lässt Junker Bleichenwang, den Weber Bottom aus dem Sommernachtstraum (der trotz Eselskopf glücklich in Titanias Armen liegt) und die dem Wahnsinn verfallene Lady Macbeth auftreten. „die in diesem stück auftretenden dramatis personae treten durch den klang der gitarre hindurch wie durch einen theatervorhang“, schrieb Henze dazu. „mit ihren masken, ihren stimmen und gesten sprechen sie zu uns von großen leidenschaften, von zärtlichkeiten, traurigem, komischem, seltsamen dingen im leben der menschen, dahinein mischen sich flüsternd die stimmen der geister.“ 

Koim befreit sie aus den Buchseiten und bringt sie in unsere Zimmer. Sein Spiel ist magisch, dramatisch, ungemein lebendig. Alles wirkt schlüssig und unangestrengt, technische Komplexität scheint es für ihn nicht zu geben. Grandios. 


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