Sonntag, 11. Oktober 2009

Revisited - Joseph Haydn: Klavierwerke; Ragna Schirmer (Berlin Classics


Hier also kommt sie nun, die musikalische Meterware. U-Musik aus dem 18. Jahrhundert, komponiert für zarte Damenhände, geschaffen zum Amüsement im Salon.  Haydn allerdings wahrt ein gewisses Niveau selbst bei diesen klingenden Galanterien, die seinerzeit bestimmt dem Kontostand des Künstlers (und seines Musikverlegers) ebenso behagt haben werden wie der Fortepiano spielenden Damenwelt. Kunst geht nach Brot, und das ist ja auch keine Schande.
Dass man die zwei CD dennoch rundum mit Vergnügen anhört, ist Ragna Schirmer zu verdanken. Die Pianistin geht mit Neugier daran, Haydns Sonaten, Variationen und Menuette zu erkunden: "Mich interessiert, wie man in der damaligen Zeit  wohl verziert hat", erläutert Schirmer. "Es ist schwer, mit so wenigen Tönen umzugehen. Für mich macht aber dies das Spannende und die Herausforderung aus. Selbst wenn es bei Haydn einstimmig wird, steckt in dieser einen Linie so viel. Und das muss man mit Leben und Intensität füllen." Ragna Schirmer spielt die kleinen Stücke mit Esprit und Witz. Auch eine große Portion Virtuosität sowie ihr ausgeprägter Sinn für Klangfarben tun Haydns Werken gut. So kommt letztendlich keine Langeweile auf - das freilich ist bei reichlich anderthalb Stunden Musik "à l'usage des Dames" schon große Klavierkunst.

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