Ein Herrscher zu sein, das hat mitunter Härten. So war noch vor 200 Jahren das Reisen ganz sicher kein Vergnügen. Doch auch höfische Feierlichkeiten brachten gelegentlich Herausforderungen mit sich – zum Beispiel dann, wenn Huldigungen der Untertanen anstanden. Wie anstrengend so etwas werden konnte, das belegt diese CD – und die Musik darauf stammt von Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven, und nicht etwa vom Oberlehrer Schmidt.
Haydn schrieb sein Te Deum für Kaiserin Maria Theresia zwischen 1789 und 1800, auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Damals entstand auch beispielsweise Die Schöpfung. Die Gelegenheitskomposition brachte er routiniert zu Papier; sie ist angemessen pompös – und mit neun Minuten Spieldauer auch nicht zu lang.
Beethovens Kantaten dagegen sind Frühwerke, die zumindest zu seinen Lebzeiten niemals aufgeführt wurden. Sie sind von üppiger Länge, und haben einen Text, den man heute wohl besser nicht verstehen möchte. Die Trauerkantate auf den Tod Josephs II. schrieb er im Alter von 19 Jahren; die Kantate auf die Erhebung Leopolds II. zur Kaiserwürde ein Jahr später. Zur Krönung dieses Kaisers war Wolfgang Amadeus Mozart, k.k. Kammermusiker, eigens nach Frankfurt/Main gereist. Er starb ein Jahr später, mitten in der Arbeit an seinem Requiem. So manche harmonische Wendung, die man in Beethovens Trauermusik findet, erscheint übrigens ähnlich in Mozarts Werk. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass es für derartige Stücke seinerzeit musikalische Konventionen gab; da wir heute aber nur noch einige wenige dieser Werke kennen, sind uns diese Stan- dards nicht mehr selbstverständlich präsent.
Musikhistorisch betrachtet, sind die beiden Beethoven-Kantaten sehr interessant. Mit dem Adressaten dieser Werke bekommt man beim Anhören der Aufnahme dennoch Mitleid. Denn so könnte es ge- klungen haben, wenn Majestät einst unterwegs war in der Provinz, und sich lächelnd anhören musste, was die Untertanen so vortragen. Autsch!
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen